PKW Finanzieren oder Bar bezahlen - was macht auf lange Sicht mehr Sinn?

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Wird keine Finanzierung in Anspruch genommen, so könntest Du das Geld mit einer durchschnittlichen Rendite von 3-6% p.a. (nach Steuern) anlegen (14 Jahre sind ein guter Zeitraum, um dies zu erreichen), d.h. es wäre im Mittel wahrscheinlich ein Kaufkrafterhalt bzw. eine leichte Überrendite zu erreichen. Finanzierungskosten würden logischerweise keine anfallen, d.h. der Pkw würde im Fall eines Verkaufs am Ende einen Reinerlös bringen.

Wird eine Finanzierung in Anspruch genommen, so gibt es zwei Möglichkeiten: eine subventionierte Finanzierung über ein Autohaus oder ein gewöhnliches Darlehen für den Autokauf über eine Bank.

Der Weg über ein Autohaus bezieht den aktuellen Wert (Neupreis bzw. reduzierter Neupreis bei Vorführ-/Jahreswagen) und den hypothetischen Restwert nach einer Laufzeit (z.B. vier Jahre) mit einer gewissen Laufleistung ein. Derzeit ist die Erwartung der Restwerte relativ hoch für viele Marken, da der Gebrauchtwagenmarkt sehr eng ist. Der zu finanzierende Betrag wäre daher im Vergleich zu Marktsituationen mit einem zu erwartenden hohen Angebot an Gebrauchtwagen kleiner, d.h. die Finanzierung wäre relativ zu langzeitigen Durchschnitten gesehen günstig. Ob Du das Fahrzeug übernehmen möchtest, kannst Du dann nach vier Jahren entscheiden. Bis dahin hat die Inflation schon einen Teil des Betrags abgeschmolzen und wir können annehmen, dass in vier Jahren oder so die Inflation wieder mehr in die Gegend der 2% kommen könnte.

Die Autohausfinanzierung kann auch Rabatte gegen Zinssätze abwägen, d.h. geringe Rabatte ermöglichen eine 0%-Finanzierung, während höhere Rabatte eher zu einem marktgerechteren Zinssatz führen. Da der initiale Kapitaleinsatz minimiert werden soll, um möglichst von dem Stundungseffekt zu profitieren, wären 0%-Finanzierungen eher uninteressant.

Der Weg über ein gewöhnliches Bankdarlehen würde zunächst mal nur Kosten verursachen (Zinsen, auch wenn sie klein sind), jedoch auch ein Risiko, dass das Darlehen weiterzuzahlen ist, sollte das Fahrzeug einen wesentlichen Schaden erleiden. Die Inflation reduziert auch hier das Darlehen in Kaufkraft gemessen über eine längere Zeit.

Der Inflationseffekt greift jedenfalls, wenn Dein Einkommen tatsächlich mit der Inflation tendenziell steigt und als sicher gelten kann. Eine Arbeitslosigkeit auf die nächsten 14 Jahre ist schwer abzusehen, kann jedoch verhindern, dass die Darlehenstilgung funktioniert. Damit wäre zur Risikoabsicherung doch Dein verfügbares Kapital anzulegen, d.h. dies verhält sich insgesamt wie ein Swap des Darlehenszinses gegen die Performance eines Wertpapierportfolios, was an sich wieder ein Risiko darstellt.

Solange Finanzierungskosten für ein Fahrzeug nicht zu einem anderen Vorteil (z.B. einer Steuerminderung, der Abzugsmöglichkeit als Betriebskosten, das Erlangen einer Subvention) führen, sind alle Finanzierungskosten erst mal Kosten im Gegensatz zu keinen Kosten bei einer Begleichung des Kaufbetrags ohne Finanzierung.

Du solltest nun für die einzelnen Varianten Angebote einholen, um konkrete Werte für eine Gegenüberstellung zu erhalten. Die Attraktivität des Wegs über eine Autohaus-Finanzierung hängt auch stark von der Marke und der Art des Fahrzeugs ab. Mein wilder Verdacht wäre, dass in der aktuellen Marktlage die Reihenfolge so aussehen wird:

  1. Gewinner ist der Weg ohne Finanzierung, denn das Risiko ist gering und Du hängst nicht von Erwartungen über die Gehaltsentwicklung, die Zinsentwicklung oder die Gebrauchtwagennachfrage ab. Der gegenüber den anderen beiden Optionen gesparte Betrag läßt sich anlegen und liefert eine gute Rendite - insbesondere, da die Wertpapiermärkte noch im Ukraine- und Pandemie-Schock sind.
  2. Den zweiten Platz könnte die Autohausfinanzierung machen, da die Restwerte momentan für Verbraucher gut aussehen, d.h. die Finanzierungskosten geringer als im langjährigen Mittel ausfallen. Autohäuser und -hersteller wollen dringend postpandemisch Umsatz machen, d.h. es gibt hier ggf. attraktive Rabattangebote, insbesondere wenn Du nicht auf einem Neuwagen bestehst, sondern ein Fahrzeug im Alter von 3-12 Monaten nimmst.
  3. Den letzten Platz dürfte die Bankfinanzierung einnehmen, da hier ein Darlehen ohne wesentliche Sicherheiten zu gewähren ist. Der Zinssatz wird sich attraktiver gestalten, wenn z.B. eine Grundschuldbesicherung noch möglich ist, aber der wesentliche Nachteil besteht darin, dass das Darlehen eigentlich unabhängig vom Zustand des Autos abgeschlossen wird. Gibt es eine akute Wertminderung des Pkw, bleibt das Darlehen bestehen. Im Fall der Finanzierung über ein Autohaus greifen i.d.R. Mobilitätsgarantien.

Den Faktor der Inflation würde ich nur begrenzt einbeziehen, denn bei einer Inflation von 6% ist eine vergleichbare Gehaltsentwicklung unwahrscheinlich. Es könnte sich daher die Schere nur noch weiter öffnen und im Endeffekt sogar für eine Realverteuerung der Finanzierung im Laufe der ersten 5-10 Jahre sorgen. Du kannst die Inflation daher eigentlich nur als Chance in Wertpapierentwicklungen berücksichtigen, solltest nicht jedoch das Risiko annehmen.

Ich bin gespannt, welche Angebote Du bekommst und wie Du Dich entscheiden wirst.

PS: Ich habe mich nach Vorliegen konkreter Angebote für ein Elektrofahrzeug (Q4 e-tron) dafür entschieden, ein Leasing über den Hersteller anzunehmen und den aktuell hohen Rabatt zu nutzen. Der Vertrag läuft über vier Jahre und ist incl. Subventionen etc. günstiger als die erwartete Entwicklung aufzulösender Wertpapierpositionen bzw. ein Darlehen über eine andere Bank. Nach vier Jahren werde ich das Fahrzeug zurückgeben und ein anderes Fahrzeug nehmen. Damit profitiere ich vom jetzt engen Pkw-Markt (hohe Restwerte, geringe Finanzierungskosten) und in Zukunft von den dann besseren Marktangeboten für Elektrofahrzeuge, denn diese sind heute ja noch etwas begrenzt. Außerdem umgehe ich das heute noch deutlich bestehende Risiko von Batterielebensdauern. Sprechen wir in 10 Jahren nochmals, ob die Strategie aufgegangen ist. Man weiß das irgendwie immer erst im Nachhinein.

Abgesehen davon, dass ich das "gesparte" Geld zwischenzeitlich anlegen könnte.

ja, mit den Erträgen würde sich die Zinslast reduzieren, aber die Erträge sind derzeit absolut nicht einzuschätzen. Einen sicheren Ertrag gibt es aktuell nicht.

Bezieht man bei einer Finanzierung über einen längeren Zeitraum von beispielsweise 84 Monaten (7 Jahre) die Inflation mit ein, so werden die Raten relativ zu meinem Gehalt geringer - vorausgesetzt mein Verdienst steigt über die Zeit.

Die Rate für die Finanzierung bleibt gleich, wenn sie (bzw die Zinsen) über die gesamte Laufzeit festgeschrieben ist/sind, reduziert aber dauerhaft die zur Verfügung stehende Liquidität. Steigt das Einkommen nicht analog der Inflation, und/oder die Zinsen sind nicht bis zum Laufzeitende festgeschrieben, relativiert sich diese Annahme unter Umständen ziemlich schnell wieder.

“Barkauf“ durch Finanzierung über eine andere Bank muss man vergleichen, da die Konditionen der Autobank oft günstiger sind, als die einer Fremdbank.

Eigenkapital würde ich durchaus einsetzen, kommt aber auf die Höhe an, was zur Verfügung steht. Wenn du das Auto selber voll bezahlen kannst, und noch weiter Eigenkapital zur Verfügung steht, dann würde ich das Auto direkt bezahlen. Oder alternativ einen Teil selber bezahlen und den Rest finanzieren.

Je nach Entwicklung der Inflation, wird das nicht eingesetzte Eigenkapital ja unter Umständen auch weniger wert…

Wenn die Inflation bzw die Rendite auf der eingesparte Eigenkapital höher ist als der Zins kann eine Finanzierung günstiger sein.

Allerdings ist das eher theoretischer Natur, denn den entscheidenden Punkt sprichst du ja im letzten Satz an. Bei einem Barkauf solltest du vermutlich einen besseren Preis herausschlagen können als wenn du über die herstellereigene Bank finanziert.

Für 14 Jahre ein Auto? Gibt es dann noch Zapfsäulen? Gibt es dann noch Autos mit Lenker? Ich sehe da jedenfalls etwas Dynamik drin und bin froh, dass ich alle drei Jahre ein neuens habe.

Deine Frage ist eher einfach: der Zins, den du zahlst ist direkt mit der Rendite des Geldes, das du einsetzen würdest vergleichbar. Liegt die zu erwartende Rendite höher, solltest du auch dann finanzieren, wenn es die Schufa nicht fördert und etwas Umstände macht.

Unterschätzt wird nämlich gerne, dass man von nicht ausgegebenem Geld auch mal viele Monate die Raten (nicht nur eines Autos sondern auch einer Immobilie) zahlen kann. Im Notfall (Krankheit, ....) bekommst du auf die Schnelle kein Konsumentendarlehen. Du kannst das Auto wenn mit den Reserven gekauft, also nur verkaufen. Finanzieren ist sicherer.

Hallo, danke für deine Antwort.

Wenn Finanzierung, dann über externe Bank und als Barkäufer auftreten.

Das wäre jedenfalls der Plan.