Zunächst mal solltest Du auf Kalenderjahre abgrenzen. Relevant als Einkommen ist der jeweilige Gewinn, d.h. der Umsatz (Summe der positiven Einkünfte) minus Ausgaben (z.B. für Internet, Arbeitszimmer, Software, Domainmiete). Es geht nicht darum, wann Geld ausgezahlt wird, sondern wann Geld auf Deinem Konto eingeht. Ob das Paypal oder ein gewöhnliches Girokonto ist, spielt dabei keine Rolle.
Um welche Art von Freelancing geht es denn genau?
Es gibt hier sechs Themenbereiche, die zu beachten sind:
Punkt 1: ab einem eigenen Einkommen von 485 EUR im Monat (2023) bist Du nicht mehr in der Krankenversicherung familienversichert, sondern musst eine eigene Krankenversicherung abschließen. Diese Grenze hast Du noch nicht erreicht.
Punkt 2: Sozialversicherungen (für Rente, gegen Arbeitslosigkeit) sind für Selbständige nicht Pflicht, d.h. hier ist zunächst mal auch alles in Ordnung.
Punkt 3: Einkommensteuer fällt erst ab einem Einkommen von 10.908 EUR im Jahr (2023) an. Effektiv ist der Betrag noch etwas höher, wenn Du Ausgaben für Krankenversicherung etc. geltend machst. Diesen Betrag hast Du jedoch nicht erreicht, d.h. für 2022 fielen keine Steuern an. Wenn 2023 im gleichen Rahmen bleibt, fallen hier auch keine Einkommensteuern an. Solange Du in diesem Rahmen des Grundfreibetrags bleibst, bleiben die Einkünfte steuerfrei.
Punkt 4: Kindegeld erhalten Deine Eltern unabhängig von Deinem Einkommen, solange Du minderjährig bist. Auch hier sind also keine Konsequenzen zu erwarten.
Punkt 5: Geschäftsbedingungen von Paypal und Websites, die gewerbliche oder freiberufliche Leistungen anbieten, setzen die Geschäftsfähigkeit voraus, d.h. die Volljährigkeit. Erfüllst Du diese Voraussetzung nicht, so verletzt Du die AGB der jeweiligen Anbieter bzw. Dienstleister. Diese können gegen Dich im einfachsten Fall durch Account-Sperrungen oder weitergehend mit Schadensersatzforderungen, wenn ein Schaden entstanden ist, vorgehen. Auch die Geschäftspartner, für die Du Dienstleistungen erbracht hast, können Verträge rückabwickeln, wenn herauskommt, dass Du minderjährig bist und warst. Mit etwas Glück hat das keiner bemerkt und Du kannst durch Liquidation der Accounts das Problem beseitigen.
Sprich auch mit Deinen Eltern darüber, damit diese zumindest im Nachhinein ihre Genehmigung geben können und dadurch diesen Punkt in gewisser Form heilen.
Punkt 6: der schwerwiegendste Punkt, der bereits im letzten Bereich anklang, bezieht sich auf Deine mangelnde Geschäftsfähigkeit. In Deutschland (nicht aber in Österreich) könntest Du mit Zustimmung Deiner Eltern und des Familiengerichts tatsächlich eine beschränkte Geschäftsfähigkeit erlangen. Deine bisherige Tätigkeit zeugt von einem gewissen Erfolg und ggf. auch von einer gewissen Sorgfalt (hoffe ich jetzt mal), so dass die Voraussetzungen dafür gegeben sein könnten. Als Minderjährige kannst Du Deine Arbeitsleistung nicht ohne Zustimmung der Eltern zur Verfügung stellen. Du kannst keine Verträge schließen. Das bezieht sich auf gewerbliche wie auch auf freiberufliche Tätigkeiten.
Auch hier solltest Du mit Deinen Eltern sprechen. Generell finde ich es positiv, wenn sich jemand bereits mit 16 Jahren für selbständige Tätigkeiten interessiert und mit Freelancing Geld verdienen kann, denn das bereitet einen sicher besser für die zukünftige Berufslaufbahn vor, als nur in der Schule Lehrstoff zu absorbieren. Es gibt dabei jedoch auch Risiken und daher ist der Prozess der Genehmigung etwas komplizierter.
Bis das alles geklärt ist, solltest Du nicht die Tätigkeiten fortsetzen.