Mietfrei wohnen im Alter durch Investition in ein Eigenheim oder in Miete bleiben und dafür regelmäßig hohe Sparbeträge in Fonds an sparen, was ist effektiver?

6 Antworten

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Du stellst hier im Forum Regelmäßig gute Fragen. Wobei ich meine, die Antwort gibst Du Dir dabei auch meist selber.

Auch diese Frage musst Du Dir letztendlich selber beantworten.

Kaufen, bedeutet neben Einsatz von Eigenkapital und Mittel für den Kapitaldienst auch Rücklagen für den Werterhalt. Dafür wohnst Du mietfrei, jedoch nicht kostenfrei.

Weiter in Miete wohnen, bedeutet Flexibilität. Wenn die Kinder ausziehen, könnt Ihr Euch leichter umorientieren. Bei rentablen Anlagen könnt Ihr Kapital aufbauen für Rente oder Altersgerechtes Eigentum.

Es gibt Ihr kein richtig oder falsch. Es bleibt eine Frage Eurer individuellen Lebensziele. Auch die Frage nach den Wohnkosten ist abhängig von Eurem Anspruch an Wohnqualität, Konsum- und Sparverhalten.

Man könnte jetzt große Berechnungen anstellen, aber ich denke man kann es auch kurz machen.

  1. Wenn man statt einer Miete, in welcher Höhe auch immer, nur die Nebenkosten zahlen muss, ist es schon mal leichter.
  2. Keiner weiß, wie hoch in Zukunft die Zinsen und Inflationsraten sein werden.
  3. Sicher scheint nur zu sein, dass die Renten, im Verhältnis zu den dann aktuellen Löhnen geringer werden.

Daraus ist für mich der Rat eindeutig, Eigentum schaffen, anstatt das Geld anzulegen und auf Erträge zu hoffen, die dann später die Miete abdecken.

In der Situation solltet ihr natürlich ein Leben lang als glückliche Mieter leben also schöne Urlaube machen, das Leben in vollen Zügen genießen und vielleicht am Ende noch eure Kinder unterstützen, anstatt einem Enkel ein altes Haus zu vermachen.

Auf das, was sicher kommt (Auszug der Kinder) und auf das, was vielleicht irgendwann ganz überraschend kommt (Trennung, Todesfall, Berufsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit) seid ihr als Mieter mit Reserven und ohne Schulden wesentlich besser gerüstet. Vor allem kommen viele Punkte, die euch bei einem Haus immer wieder die Reserven kosten (neue Heizung, Dach, ...) als Mieter gar nicht. Wenn der Vermieter in der Instandhaltung zickt, sucht ihr euch einfach eine dann zu euren Bedürfnissen wesentlich besser passende Wohnung. Dazu kommen manche Gründe für Berufsunfähigkeit bei Mietern wesentlich seltener vor. So ein Haus und Handwerker können einem den letzten Nerv rauben!

Der aktuelle Bauboom sollte (muss nicht) für die heute über-40-jährigen reichen, um sie ein Leben lang mit günstigen Mietwohnungen und vor allem Häusern zu versorgen. Es wird ja gebaut, als ob es umsonst wäre, obwohl es noch nie so teuer war. Vielleicht bricht der Markt auch so zusammen, dass du in zehn Jahren das Haus, das jetzt 350.000€ kostet für 100.000 € kriegst. Nur willst du es dann wahrscheinlich auch nicht.

Wen du (ehrliche) 2 % des Kaufpreises als jährlichen Reparatur- und Instandhaltungsaufwand einrechnest, rechnet sich - jedenfalls derzeit - Mieten von Anfang an und fast überall. Das abbezahlte Haus kann euch jahreweise durch die Reparaturen ausgerechnet in Rente wesentlich mehr kosten als eine dann zu euren Bedürfnissen passendere Wohnung in wesentlich besserer Lage. Nämlich (dann) dort, wo man alles ohne Auto machen kann und die Ärzte oder auch die Enkel in der Nähe hat.

Dazu kommen vermutlich noch einige persönliche Bedenken. Wie lebt ihr euch dort ein? Sind die Nachbarn bzw. deren Kinder im richtigen Alter und vor allem: wie weit wird der Schulweg, denn die Schule wechseln wollen die nicht.

Der Vergleich Miete zu Belastung bei Hauskauf hinkt immer. Wer denkt an die 2 %, wer an das eingesetzte Eigenkapital, das nicht nur Rendite bringt sondern auch (schwer einzuwertende) Sicherheit schafft. Ich kenne Leute, die für 900 € Miete im Monat wohnen aber spielend 2.500 € Miete ausgeben könnten und das bei einer gekauften Wohnung auch machen würden (nur reicht das in München auch in 30 Jahren nicht, eine mit "der" (also für 2.500 €/Monat) gemieteten Wohnung abzubezahlen). Wenn ihr euch verändern wollt, würde ich im Umfeld schauen, ob sich für wesentlich mehr Geld was passendes zu mieten findet. Das geht auch schneller als ein Haus zu bauen. Wenn ihr weniger werdet, kann man sich etwas neues suchen.

Grundsätzlich ist es nicht rentabel zur Miete zu wohnen. Wenn man sich das für 25 Jahre ausrechnet, kann man in der Regel dafür bauen. Allerdings nicht in einer Großstadt oder in dessen Nahbereich, da dort die Preise für Grund und Boden entsprechend hoch sind.

Man darf natürlich nicht ein 150QM Eigenheim mit einer 150 QM Wohnung vergleichen. Allerdings legt man sich mit einer Immobilie fest, wo man in den nächsten Jahren wohnen will. Der Arbeit nachreisen/ nach-ziehen kann man dann nicht so ohne weiteres. Es gibt aber auch Leute die das erfolgreich durchgezogen haben. Ein Freund von mir (Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr) hat das erfolgreich parktiziert. Der wird alle paar Jahre versetzt aus Sicherheitsgründen. Er lässt sich sobald er die Versetzung hat sofort am neuen Standort ein Eigenheim bauen und beauftragt Makler das bestehende Haus zu verkaufen. Hat bislang x mal geklappt mit Gewinn.

Bislang ist hier bei den Antworten niemand auf die scheinbar attraktive Fonds-Sparvariante (bei der Mietwohnungsalternative) eingegangen. Daher will ich dazu etwas zur Vorsicht sagen: Die später mal eintretenden (hoffentlich mindestens hoch so wie erwarteten) Erträge werden allesamt besteuert. Nichts ist langfristig so ungewiss wie die Kapitalertragsbesteuerung, was sich in den letzten 10 Jahren deutlich gezeigt hat.

Über den derzeit jährlichen Sparerpauschbetrag von € 801/Ehepartner kann man da nur lachen. Werbungskosten zählen dabei nicht mehr. Die bis vor kurzem noch gültige Fondsbesteuerung für Fondsinvestments von vor 2009, verschlechtert sich ab dem 01.01.2018. Das hätte sich 2007/8 auch niemand vorstellen können.

Die momentane Abgeltungsteuer von "nur" 25 % (plus ....) auf Kapitalerträge ist manchem populistischem Politiker und Abgeordneten (letztere bekommen ja nach wenigen Dienstjahren sorgenfrei eine garantierte Altersversorgung, besser als für alle anderen Rentner) ein Dorn im Auge, so dass er zum Stimmenfang die Besteuerung mit dem persönlichen Steuersatz proklamiert (auch wenn es da noch bestimmte Modifikationen geben müsste).

Unabhängig davon wird Dir auch niemand eine Gewähr für die Inflationsraten für die nächsten 50 Jahre geben können. Aber selbst wenn die o.a. Erträge mit der Inflationsrate steigen sollten, zahlst Du Kapitalertragsteuern auf diesen Inflationsanteil.

Du musst bei Deinen Fonds-/Aktien-/ETF-Investments schon Superglück haben, wenn Dir die Nettoerträge für Deine Altersvorsorge dann noch Freude machen. Natürlich kann man dann für einen Teil des Vermögens auch einen Entsparplan machen, so dass rechnerisch die Sparvermögen am Ende (welches Jahr bitte?) auf Null ist.

Rat2010  05.01.2018, 11:59

Wie du schreibst ist die Steuer der Zukunft nicht sicher. So wenig wie sicher ist, ob der Höchststeuersatz eines Steuerpflchtigen im Alter über 25 % liegt oder ob zukünftige Änderungen mit einer Erhöhung der Freibeträge (vielleicht auch nur auf Ältere) kommen.

Deinen Blick in deinen Glaskugel in Ehren aber wenn man über die Besteuerung von Erträgen auf Wertpapiere in der Zukunft spekuliert und das als Argument gegen diese Anlageform ins Rennen führt, sollte man auch über die Zinsentwicklung für Darlehenszinsen, die Bevölkerungsentwicklung, die Entwicklung des Immobilienmarktes und die Entwicklung des Wohnens an sich spekulieren.

So wie Autos eventuell sehr schnell faktisch wertlos werden, weil neues kommt, kann das in vielen Regionen auch mit Immobilien in weit größerem Maße als heute schon kommen. Empirica vermutet heute in der SZ einem Rückgang der Immobilienpreise in bestimmten Regionen von 35 %. Wenn Banken darauf reagieren (müssen, EU-Richtlinie? (du hat mit der Glaskugel angefangen!)), also den Beleihungswert dem tatsächlichen anpassen und Zusatzsicherheiten verlangen, hat man ein Problem.

Das Sicherheitsargument spricht für Mieten! Dass eine Immobilie - was die finanzielle Berechenbarkeit anbelangt - ein Abenteuer ist, kann dir jeder bestätigen, der eine hat und nicht ausreichend Reserven besitzt. In Wertpapiere legt man Geld an, das man hat! Schwankung oder auch Änderung der Steuergesetzte ist derjenige gewöhnt. In Immobilien legt man (gehebelt) Geld an, das man vielleicht in Zukunft verdienen wird. Passiert etwas außerplanmäßiges, wird das für den Eigentümer schnell existenziell!

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LittleArrow  05.01.2018, 16:51
@Rat2010

Wenn du meinst, dass ich über die Entwicklung der Steuergesetze spekuliere, dann hast Du mich leider nicht richtig verstanden.

Ich habe nur den ca. 10-jährigen historischen Trend der Steuerpolitik in Richtung Kapitalerträge wiedergegeben und für wenige weitere Jahre prognostiziert. Die diesbezügliche Steuerpolitik zeigt keine Schwankungen auf, wie die Zinsentwicklung oder der Immobilienmarkt, sondern leider eine negative Stetigkeit für Sparer und Vorsorger.

Bei selbstgenutzten Immobilien darf jeder selbst entscheiden, wann er bei welchen wirtschaftlichen und/oder persönlichen Umgebungsfaktoren einsteigt. Über den Ausstiegszeitpunkt denkt man vor dem Erwerb selten nach. Die selbstgenutzte Immobilie hindert manche(n), einen neuen, besseren Job in der Ferne aufzunehmen. Sie wird im fortgeschrittenen Alter zu groß, weil die Kinder ausgezogen sind und bei der Kaufplanung die Umwandlungmöglichkeit in teils eigengenutzt und teils vermietet nicht berücksichtigt wurde. Im Alter kommen dann noch altersbezogene Wohnungshindernisse hinzu (typisch hierfür sind die idR treppenreichen Reiheneigenheime).

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Rat2010  05.01.2018, 23:28
@LittleArrow

Die Extrapolation einer Entwicklung der Steuergesetzgebung auf die nächsten zwanzig oder mehr Jahre ist ebenso wenig zielführend wie die der Zinsentwicklung, der Inflation oder der Lohnzuwächse.

Für mich ist es Spekulation.

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LittleArrow  07.01.2018, 17:03
@Rat2010

Gut, Dir muss ich ja auch nicht weiterhelfen, denn Du hast Deine Schäfchen im Trockenen;-)

Ich habe ja auch von Ungewissheit der kommenden Kapitalertragsbesteuerung geschrieben. Vielleicht kommt demnächst eine Verschärfung oder erst später. Das Potential habe ich aufgezeigt. Aber was ist Deine Schlussfolgerung zu Deinem eigenen Kommentar dessen, was alles nicht zielführend ist? Welche Annahmen wären zielführend für den Fragesteller?



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