Kann es nicht sinnvoll sein, Wertpapiere (ETF) bei günstigem Kursverlauf zwischenzeitlich zu verkaufen?

5 Antworten

Es hängt halt immer von Deiner Einschätzung ab. Falls Du kurzfristig eher negative Aussichten für den Wert siehst, kann man durchaus verkaufen und später wieder einsteigen, wenn man dann wieder von dem Wert überzeugt ist.

Das Thema mit der Abgeltungssteuer würde ich nicht so hoch hängen und nicht als Grund heranziehen nicht aktiv zu werden. Wenn Du das Spielchen immer wieder wiederholst, zahlst Du zwar insgesamt mehr Steuern, hast aber auch mehr Gewinn, denn bekanntlich zahlt man nur Steuern auf Gewinne.

Insgesamt hängt es also mehr von Deiner Markteinschätzung ab und wenn diese dann tatsächlich eintrifft und Du bist entsprechend aktiv geworden, dann hast Du alles richtig gemacht. Aber halt genau da liegt das Risiko, denn Du weisst erst hinterher, ob Deine Einschätzung richtig war.

Alternativ könntest Du auch nur den Gewinn rausnehmen und diesen dann später bei niedrigeren Kursen wieder investieren und als es doch gegen Deine kurzfristigen Aussichten hoch geht, wärst Du immer noch dabei. Allerdings ist das keine so logische Strategie, denn entweder ist man überzeugt vom weiteren Anstieg, dann bleibt man komplett drin oder man ist nicht überzeugt, dann sollte man alles verkaufen. Den gewinn abschöpfen wäre so nen Zwischending, wenn man sich nicht ganz sicher ist, wo dir Reise kurzfristig hingeht.

Eine weitere Möglichkeit wäre ein sogenanntes Trailing Stoploss Limit. Hier zieht bei steigenden Kursen das Stoplimit automatisch mit dem aktuellen Kurs nach oben mit und wenn es runter geht bleibt der zuletzt eingeloggt Verkaufskurs bestehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Zunächst einmal musst Du Dich davon verabschieden, dass es irgendeine Bedeutung für den Verkauf hat, ob Du ein Wertpapier früher schon einmal gekauft hast oder zukünftig wieder kaufen möchtest. Jeder Kauf und Verkauf stellt eine Gesamttransaktion dar. Die Summe aus allen solchen Transaktionen sollte über die Zeit deutlich positiv sein.

Du kannst daher natürlich ein Instrument, das mit einer Position für 5.000 EUR gekauft wurde und auf 6.000 EUR steigt, auch gleich verkaufen. Von der Mitnahme von Gewinnen ist noch keiner arm geworden.

Du solltest Dich nur dann auch nicht darüber ärgern, zukünftige Kursanstiege (wenn die Position beispielsweise im Wert auf 8.000 EUR gesprungen wäre) zu verpassen.

Genauso unsinnig ist es, bei fallenden Kursen auf eine Verlustposition nachzukaufen, um "den Einstandskurs" zu reduzieren. Der Einstandskurs wird mit dem Kauf festgelegt. Kaufen würdest Du ein Instrument nicht, um etwas aufzuhübschen, sondern weil Du dem Instrument eine mittel- bis langfristige Kurssteigerung zutraust.

Die Kostolany-Methode mit der Schlafpille funktioniert in volatilen Märkten nicht so gut. Du kaufst, wenn ein Instrument eine interessante Perspektive bietet. Du verkaufst, wenn sich diese Perspektive nicht mehr so attraktiv darstellt. Analog wird nachgekauft, wenn trotz bereits gestiegenen Kursen die Perspektive weiterhin auf gute Gewinne durch Kurssteigerungen deutet. Eine Position, deren Perspektive sich verschlechtert, stockt man nicht noch weiter auf, sondern reduziert oder verkauft sie.

Durch die Wahl eines z.B. ETF kannst Du die Wahrscheinlichkeiten etwas verschieben. Ist der MSCI World bereits 30% gefallen, dann wird er wahrscheinlich auf 10+ Jahre auch wieder irgendwann 50% höher liegen. Die Auswahl der Instrumente erfolgt so, dass die Annahme von Kurssteigerungen sehr wahrscheinlich zutrifft. Nur solche Wertpapiere eignen sich auch für Sparpläne, denn sie mitteln den Einstandskurs, aber der sollte tendenziell stetig steigen. Ein stagnierendes oder fallendes Papier ist für einen Sparplan ziemlich sinnlos, wenn Du nicht damit rechnest, dass sich die Lage zumindest mittelfristig in Kurssteigerungen dreht.

Grundsätzlich ja, aber ...

Es kann durchaus Sinn machen, besonders auch in Hinsicht auf die Steuer, um den Freibetrag geschickt mitzunehmen. Das ist aber immer mit Kosten verbunden. Auch wenn du bei einem vermeintlich kostenlosen Broker bist und sei es nur der Spread zwischen Geld- und Briefkurs.

Deshalb mußt du dich darüber en Detail informieren und dann mit spitzem Bleistift ausrechnen, ob sich das wirklich lohnt

Die Abgeltungsteuer und die Transaktionskosten sind ein Grund von solchen Zwischenverkäufen abzusehen.

Vor allem aber ist es die Psychologie. Niemand weiß bekanntlich, wie lange Hoch- und Tiefphasen an der Börse dauern. Die Gefahr ist da, dass man zu früh aussteigt und viel zu spät wieder einsteigt. Dann wird aus dem Vorteil ein Nachteil, aus dem Gewinn ein Verlust.

Es ist halt spekulativ. Aber was Sinn machen kann, du Verkaufst und Kaufst zu selben Preis wieder, um evtl. Freibeträge auszunutzen, sofern Sie noch nicht ausgeschöpft sind. Das reduziert deine Steuerlast beim finalen Verkauf.

Das was du beschreibst,bwürde ich tatsächlich mit einem Stop Loss umsetzen. Und dann bei weiter fallenden Kursen wieder nach und nach neu einsteigen. Vorausgesetzt natürlich, das was Gandalf geschrieben hat (Positive Prognose) ist vorhanden.