Vertrag für Rüruprente beitragsfrei stellen, darf die Versicherung dann weiterhin Gebühren verlangen?

3 Antworten

Ich weiß nicht wie Du auf 40% Fondskosten kommst.

Jeder DWS Premium Vertrag (auch der für die Basisrente) funktioniert so:

Es wird die kalkulierte Beitragszahlungsdauer der erstmalig vereinbarten Monatsrate hochgerechnet.

Beispiel:

mtl. Rate 50 Euro, Eintrittsalter 30, Rentenalter 65 also 50x12x35 (Beitragx12Monatex35Jahre) entspricht: 21.000 geplanter Einzahlungssumme.

Aus dieser Summe werden die Kosten und die Abschlußprovision des Vermittlers berechnet. Diese Abschlußkosten werden auf 5 Jahre verteilt und von den Einzahlungen einbehalten. Nach diesen 5 Jahren fallen (bei gleichbleibender Rate) keine weiteren Abschlußkosten an. Die Belastung ist also in den ersten 5 jahren relativ hoch und danch fällt sie weg.

Wenn der Vertrag innerhalb der ersten 5 Jahre beitragsfrei gestellt wird (Beispiel nach 2 Jahren) dann werden in den folgenden Jahren (3./4./5. Jahr) keine Abschlußkosten berechnet und der Vermittler muß einen Teil der Provision, die er schon bei Abschluß erhalten hat, zurückzahlen.

Sollte der Anleger danach wieder Zahlungen leisten dann muß er eine Abschlußgebühr in Höhe von 3% auf alle seine Zahlungen leisten.

Hat er die ersten 5 Jahre die Abschlußgebühr gezahlt dann sind seine 50 Euro Beiträge für die nächsten 25 Jahre von Abschlußgebühr befreit (er hat sie ja schon am Anfang bezahlt).

Und dann wäre noch der Fall daß der Anleger nach irgendeinem Zeitpunkt nach Abschluß seine Beiträge erhöht. In dieisem Fall fallen für alle Zahlungen die über die monatlichen 50 Euro hinausgehen eine Abschlußgebühr von 3% an.

Beispiel: Der Anleger leistet seine Sparleistung von 50 Euro montlich und am Ende des Jahres will er seine Steuer drücken und 1.000 Euro separat einzahlen. Dann fallen für diese 1.000 Euro einmalig 30 Euro an Kosten an.

Neben diesen Abschlußkosten fallen noch relativ geringe jährliche Kosten an.

Es gibt unter https://www.dws.de/planen/loesungen/dws-basis-rente-premium/

Musterberechnungen und genaue Angaben über die Kosten. Auch müsstest Du entsprechende Unterlagen mit Deinem Vertrag erhalten haben. Ich weise hier auf die Musterinformationsblätter unter dem Link hin.

Es gibt darüber hinaus eine garantiertes Kapital zur Rente (also wenn die Welt untergeht und keine Rendite aus der Geldanlage erzielbar war) in Höhe von 90% Deiner Einzahlungen.

Langer Rede kurzer Sinn: 40% Kosten ist eine Fehlinterpretation.

Hier noch ein paar Gedanken zur Sinnhaftigkeit eines Rürupvertrages:

Für einen Selbstständigen der nicht in die Rentenversicherung einzahlt ist ein Rürupvertrag deutlich zu empfehlen. Direkte steuerliche Entlastung und Vorsorge für sein Alter sind sinnvoll. Die Gestaltung entspricht auch der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine lebenslange Rente und keine Vererbbarkeit der Rente. Damit ist die Rente deutlich höher als wenn eine Vererbung des Restkapitals vereinbart worden wäre. Auch kann er die Sparleistung variabel seinem Einkommen anpassen. Läuft das Geschäft gut zahlt er mehr ein wenn nicht halt weniger.

Sollte man DWS nehmen? Auf jeden Fall. Im Vergleich zu anderen Alternativen wie fondsgebundene Lebensversicherung sind die Kosten deutlich klarer und geringer und die Auswahl der Fonds ist sicherer weil verwaltet (ist ein extra Thema).

Warum sind die Kosten am Anfang so hoch?

Nun das ist eine Frage die man dem Vermittler stellen sollte. Die DWS bietet das Standardmodell also alle Kosten am Anfang zahlen und der Vermittler bekommt sofort (egal ob der Kunde den Vertrag durchhält oder nicht) seine volle Abschlußprovision aber auch die Alternative die Abschlußkosten halt nicht in den ersten 5 Jahren aufzublähen sondern mit den monatlichen Raten zu zahlen.

Ein Vermittler der sich damit auskennt und eine langjährige Beziehung zu seinem Kunden sucht würde ihm das erklären und die Konstruktion ändern.

Er würde in dem Vertrag die monatliche Mindestsumme vereinbaren (ich glaube 25 Euro) und dann nach einem Monat den Vertrag auf beitragsfrei stellen. Wenn dann der Kunde danach eine neue Abbuchung mit der DWS vereinbart fallen keine hohen Abschlußkosten in den ersten 5 Jahren an sondern nur jeweils 3% auf die eingezahlten Beiträge. Das ist für den Kunden deutlich besser aber natürlich bekommt der Abschlußvermittler nur über die Dauer zu seinem Geld.

Für Angestellte unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze zur gesetzlichen Rentenversicherung macht Rürup nur sehr eingeschränkt Sinn. Es gibt für diese Gruppe bessere Altersvorsorgemodelle.

Das war jetzt sehr viel und ich hoffe Du steigst noch durch. Das alles hätte Dir Dein Vermittler erklären sollen.

lohepudel 
Fragesteller
 30.04.2019, 02:55

Der Vertrag läuft bereits seit 2008. Die Abschlusskosten fallen nicht mehr an. Trotzdem machen die laufenen tariflichen Kosten und Fondsgebühren rund 40 Prozent der jährlich einbezahlten Summe aus! Bei 600 € Beitrag im Jahr zahle ich rund 83 € Fondsgebühren und 156 € laufende tarifliche Kosten. Die Abschlussgebühren sind nicht mehr vorhanden. Mir kommt dies schlicht zu hoch vor.

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detlef32  01.05.2019, 10:56
@lohepudel

Hast Du meinen Link geöffnet, die Vertragsbedingungen herunter geladen und nachgerechnet? Die Berechnung, Vertragsart usw. würde mich interessieren.

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lohepudel 
Fragesteller
 01.05.2019, 18:22
@detlef32

DWS ist in der Tat günstig. Ich muss mal schauen ob ich wechseln kann.

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Hanseat  05.05.2019, 16:32

HDI, nicht DWS. Nur der Fonds ist von der DWS.

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detlef32  09.05.2019, 13:47
@Hanseat

Kläre Deine Fragen direkt mit der HDI ab und frage warum sie Dir 40% Gebühren pro Jahr berechnen und wie Du das Geld bei ihnen oder sonstwo zu 0% Gebühren anlegen kannst. Also z.B. aus dem Fonds aussteigen und in den Deckungsstock gehen.

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Azwat  30.12.2020, 15:28

Lohepudel hat offensichtlich recht. S.u. Ich kenne so einen Rürupvertrag mit immerhin 1.200 € jährlichen regelmäßigen Einzahlungen, der angesichts der Kosten und der konservativen Etf-Anlagestrategie Jahrzehnte braucht, um ins Plus zu kommen. Und das für lächerlich wenige Kröten Monatsrente ab dem Alter von 67 Jahren. Dann besser vorher sterben und die Hinterbliebenen bekommen einen noch Recht hohen Restbetrag

Für Makler ist man mit dem Wunsch "Rürupvertrag" gefundenes Fressen.

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Du bist auf die wohl schlechteste Form der Alterssicherung herein gefallen. Mit der Rüruprente begräbt man sein Geld und zwar für immer und ewig. Eine Kündigung ist nicht nur in der Regel, sondern immer unmöglich.

Die Kosten der Verwaltung des Vertrags entstehen ja auch bei Ruhen des Vertrags.

Zulässig sind Gebühren. Über die Höhe hätte man sich ja vor Abschluss erkundigen können.

lohepudel 
Fragesteller
 27.04.2019, 12:03

Danke. Wird für die Beitragsfreistellung nicht üblicherweise eine einmalige Gebühr verlangt? Sonst könnte es ja theoretisch passieren, dass der Vertrag aufgrund der laufend hohen Gebühren ins Minus rutscht in Laufe der Jahre.

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detlef32  28.04.2019, 12:40
@lohepudel

Der Vertrag kann nicht ins Minus rutschen. Und es wird für eine Beitragsfreistellung auch keine Gebühr verlangt.

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detlef32  28.04.2019, 12:43

Schlechstes Form? Nein.

Ja - an das Geld kommt man nicht mehr heran. Es hat die gleiche Konstruktion wie die gesetzliche Rente. Es ist insolvenzgeschützt, nicht vererbbar und es ist für die Rente reserviert. Das ist der Sinn der Angelegenheit. Der Selbstständige soll seine Rücklage für das Alter nicht angreifen können.

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DWS Top Dividende ist unrentabel? Einer der wenigen aktiven Fonds, die ich mag. :o

Diese würde ich aufgrund der sehr hohen laufenden Kosten (rund 40 Prozent der jährlich einbezahlten Summe für Fondskosten und laufende tarifliche Kosten) gerne beitragsfrei stellen.

Kann es sein, dass die Abschluss und Vertriebskosten noch nicht getilgt sind?

Hast du die Beiträge auch steuerlich angesetzt? Was war die Motivation für den Abschluss?

Kann die Versicherung dann weiterhin irgendwelche Gebühren verlangen oder ruht das eingezahlte Geld bis zur Rente gebührenfrei in den Aktienfonds?

Das Geld arbeitet weiterhin, Kursgewinne, Dividenden aber auch Gebühren laufen weiter.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung