Kann man mit Immoblien aus Zwangsversteigerungen auch gute Objekt kaufen?

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goldgraber: Ich war jahrelang als Gläubigervertreter überregional unterwegs, habe mir vor den Zwangsversteigerungsterminen die Objekte angeschaut, teilweise auch mit den säumigen Darlehensnehmern in ihren Wohnungen gesprochen und mit Maklern, beteiligten Bank- und Bausparvertretern und Rechtspflegern diskutiert. Vor meinem ersten Immobilienkauf jagte ich selbst nach Schnäppchen, allerdings erfolglos.

Der Unterhaltungszustand der Objekte war größtenteils eher mangelhaft, wie du selbst schreibst ungepflegt. Ich erinnere mich, einmal bin ich gar nicht erst auf meinem Auto ausgestiegen, ein kurzer Blick auf Vorgarten, Haustür und Außenputz reichte aus. Die Gründe der Vernachlässigung liegen größtenteils auf der Hand: wem das Wasser bis zum Halse steht und die Zwangsversteigerung droht, investiert nicht mehr.

Filets waren selbstverständlich auch dabei. Der große Sitzungsaal war überfüllt mit Interessenten (und neugierigen Nachbarn), vornehmlich jedoch Maklern. Teilweise lagen die Steigpreise über den Verkehrswerten - zur Freude der anfangs skeptischen Gläubigervertreter von Schornsteinhypotheken.

Da kann ich Dir von einem haarsträubenden Fall berichten, den ich zum Glück nur aus der Sicht des Rechtsberaters kenne: Jemand ersteigert ein Haus das von außen einen gepflegten Eindruck macht. Das Wertgutachten zeigt keine gravierenden Mängel. Leider hatte der Gutachter Hausschwammbefall übersehen. Das Haus ist Abrißobjekt. Der Schaden für den Ersteigerer hatte eine sechsstellige Höhe. Und wer haftet dafür? Niemand! Nicht der Eigentümer, nicht der Gläubiger, nicht die Justiz und noch nicht einmal der nachlässige Gutachter. Das kann passieren. Wer sich nicht 100%-ig auf dem Gebiet auskennt, soll besser die Finger von Zwangsversteigerungen lassen.

Auch wenn die Objekte äußerlich gut aussehen kann man böse Überraschungen erleben. Beispiel ein früherer Nachbar von mir: Objekt selbst gebaut und bewohnt ca. 5 jahre lang. Junges Ehepaar hat es ersteigert. Als der insolvente Unternehmer über Nacht ausgezogen ist, hat er sämtliche Bepflanzungen im Garten, Steckdosen, Schalter, Gastherme, Wasserhähne mitgenommen und ca. 10m3 Sperrmüll hinterlassen. Die Frau hat dann bei der Übernahme weinend im Auto gesessen. Der neue Eigentümer hat sich dann mit den Gläubigern geeinigt, die haben alles bis auf Gartenbepflanzung auf Ihre Kosten herrichten lassen musste dazu allerdings erheblichen Druck ausüben. Der Insolvente Unternehmer ist verschwunden vermutlich nach Ungarn.

Gestern erst habe ich wiedermal ein Wohnung ersteigert. Und das ist bei weitem nicht meiner erste. Fast immer hatte ich Glück und habe super-günstig sehr schöne Wohnungen erworben. Einmal war eine Messie-Wohnung dabe, aber nach der Räumung war auch das ein schönes Objekt. Also es gibt definitv auch gute Objekte!!! Das dumme ist halt nur, daß Du die Katze im Sack kaufst, denn meistens ist eine Besichtigung nicht möglich und selbst der Gutachter hat das Objekt oft nicht von innen gesehen. Also ein wenig Lottospielen ist immer dabei, leider nur mit sehr hohem Einsatz.

Du wirst überrascht sein aber. Die Objekte kommen aus finanziellen Gründen in die Zwangsversteigerung! Im häufigsten Fall ist irgendwas passiert, wegen dem sich der Eigentümer die Raten nicht mehr leisten kann. Das kann im Objekt oder in der Person des Eigentümers liegen. Wenn es (für den Ersteigerer erst mal positiv) im Eingeümer leigt, kann es bis zu Zwangsversteigerung schnell oder langsam gegangen sein. Wenn langsam, hat der Eigentümer sein Geld natürlich eher für die Rate als für Instandhaltung des Objektes eingesetzt. Wenn schnell lage es hoffentlich nicht am Objekt, dass es so schnell gegangen ist.

Im besten Fall ist die Zwangsverstiegerung das Ergebnis einer Scheidung, bei der keine der beiden Parteien das Haus halten kann oder will. Dann kann das ahaus auch in gutem Zustand sein.

Meine Erfahrung ist, dass dann eher selten ein Schnäppchen zu machen ist.

Üblicherweise sind jedenfalls hier in München, wahrscheinlcih aber überall eine Menge Profis bei einer Versteigerung, die ein Schnäppchen zumindest für jemanden, der kein Handwerksmeister ist, sehr unwahrscheinlich machen.