Wechsel der Flagge bei privatem Segelschiff?
In der Dokumentation Maidentrip wechselt Laura Dekker ihre Flagge von den Niederlanden zu Neuseeland mit der Begruendung sie fuehle sich mehr als Neuseelaenderin da sie dort geboren wurde. Nun ist die Flagge eines Schiffes ja auch immer die Schutzmacht welche das Schiff rechtlich beschuetzt, kann man diese einfach nach Gutduenken wechseln?
Wenn ich zum Beispiel ein Segelboot in Grossbritannien kaufe, das Schiff dort registriere und unter dem Union Jack fahre, koennte ich dann nach Lust und Laune beim naechsten Hafen (nicht in Deutschland) die Flagge wechseln?
6 Antworten
Im Flaggenrecht wird unterschieden zwischen registrierungspflichtigen Schiffen und anderen.
Yachten sind in aller Regel zu klein, um Registrieungspflichtig zu sein. Sie brauchen keinen Heimathafen zu haben und noch nicht einmal einen Namen.
Nach https://www.gesetze-im-internet.de/flaggrg/BJNR000790951.html ist bei privaten Schiffen unter 15m es freiwillig, ob man ein Flaggenzertifikat beantragt. Erst darüber gelten zwingend die Vorschriften bis hin zu Bußgeldern. Und nur auf Kauffahrteischiffen (sog. "Berufssschiffe") gelten an Bord besondere Befugnisse für den Kapitän etc.
Flaggenrechtszertifikat kostet 75 Euro und hat kein Mensch. Und nur dann bist Du verpflichtet, Namen des Bootes und Heimathafen (den Du Dir ausdenken kannst) auf dem Schiff anzugeben.
Ansonsten darfst Du die Bundesflagge führen, wenn es Dein Boot ist und Du Deutscher bist.
Nein, Schiffe ohne Registrierungspflicht brauchen zumindest auf Seeschiffahrtsstraßen keinen Heimathafen und keinen Namen. Bitte nenne sonst die Rechtsvorschrift. Binnen gibt es Sonderregelungen, aber wir reden nicht von Binnen.
Und ich bleibe dabei: die wenigsten haben ein Flaggenzertifikat. In meinem Club vielleicht 5%. Ist keine Vorschrift und fragt auch keiner in Skandinavien nach.
Das Führen der Flagge ist im Völkerrecht und im nationalen Flaggenrecht geregelt. Ein Schiff muss seine Flagge nicht zeigen, außer gegenüber Kriegsschiffen und Polizeeinheiten. Wenn es sie zeigt, muss es die sein, wo das Schiff registriert ist.
Im konkreten Fall kann ich mir aber nicht vorstellen, dass jemand Lust hatte, diese symbolische Handlung mit juristischer Haarspalterei zu stören. Völkerrechtlich gesehen ist das Problem auch nicht wirklich groß.
@segler1968
"Yachten sind in aller Regel zu klein, um Registrieungspflichtig zu sein. Sie brauchen keinen Heimathafen zu haben und noch nicht einmal einen Namen."
De jure hast du recht. Aber:
Nach schwierigen Verhandlungen mit dem Bundesverkehrsministerium haben der Deutsche Segler Verband und der Deutsche Motoryachtverband eine behördliche Registrierungspflicht abgewendet. Nach den Vorstellungen des Ministeriums wäre analog zu den Kraftfahrzeugen ein Art Bootssteuer eingeführt worden.
Stattdessen haben die Wassersportverbände DSV, MYV, ADAC die Berechtigung bekommen, hoheitlich aussehende und anerkannte Registrierungen durchzuführen. Und man geht davon aus, dass auch jeder sein Schiff in einer solchen Weise registriert (sonst dräut Ungemach seitens des Ministerium). Also Name und Heimathafen am Schiff.
Somit gibt es drei Registrierungsmethoden:
1) Schiffszertifikat: Eintragung in ein Schiffsregister bei dem Amtsgericht einer Hafenstadt (z.B. Regensburg). Dies ist ein wasserdichter Eigentumsnachweis wie die Eintragung eines Grundstücks beim Grundbuchamt. Gilt unbegrenzt.
2) Flaggenzertifikat ausgestellt vom Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie, gilt 8 Jahre
3) Internationaler Bootsschein, ausgestellt vom DSV, DMYV, ADAC, gilt 2 Jahre.
Nach Lust und Laune nein, dass glaube ich nicht. Wie das exakt gesetzlich geregelt ist weiß ich nicht, aber was ich weiß ist das ein in Deutschland registriertes Schiff nur unter deutscher Flagge segeln darf. Es gibt sogar ein sogenanntes "Flaggenzertifikat". Ausserdem müssen Berufsschiffe zwingend eine deutsche Flagge am Heck führen. Also einfach eine andere Flagge aufhängen ist so nicht zulässig. Wie das nun aber Laura Dekker bzw. Holland und Neuseeland oder GB aussieht, dass weiß ich nicht.
Laura Dekker besitzt auch die neuseeländische Staatsangehörigkeit; sie wurde dort geboren und in Neuseeland bekommt man dann automatisch die Staatsangehörigkeit.
Du kannst nicht nach Gutdünken eine Flagge an dein Schiff hängen. Du musst die Flagge deines Heimatlandes führen, also gemäß deiner Staatsangehörigkeit.
Wenn du in Großbritannien ein Schiff kaufst, dann musst du es in Deutschland registrieren und die deutsche Flagge führen.
Auf offener See brauchst du keine Flagge zeigen, es sei denn ein offizielles Schiff (Küstenwache etc.) kommt dich besuchen.
Hat nichts mit Staatsangehoerigkeit des Bootsbesitzers zu tun, sondern mit dem Eintragungshafen des Bootes.
Üblicherweise wird das Boot in einem Hafen des Heimatlandes registriert und dann fährt man diese Flagge.
Ausflaggen ist eine Alternative, die gemacht wird um die Steuern des Heimatlandes zu sparen. Dann registriert man sein Boot in Delaware oder sonstwo , muss aber dort üblicherweise eine Pseudofirma gründen, auf die dann das Boot eingetragen wird.
Ja, aber Ausflaggen sei nie im USA gemacht, der Steuer ist auch dort hoch. Ausflaggen Laende sind im Allgemein in Afrika oder Asien.
Liesl, das Ausflaggen nach Delaware ist eine der billigsten und populärsten Möglichkeiten, Steuern zu sparen. Vor allem Türken und Israelis machen es gerne, deshalb siehst du im östlichen Mittelmeer so viele US-Flaggen. Über die Gebühren wirst du staunen:
http://yacht-registrations.com/delaware-yacht-registration/
http://www.dnrec.delaware.gov/fw/Boating/Pages/Delaware_Boating_Registration.aspx
Damit du nicht auf falsche Gedanken kommst: Auf unserem Schiff haben wir die deutsche Flagge.
Außerdem zahlt man für Yachten keine Steuer, also gibt es auch nichts zu sparen...
Du hast keine Ahnung.
In Deutschland zahlt man 19 % Mehrwertsteuer.
In anderen Ländern (ich habe die Türkei und Israel als Beispiel genannt) zahlt man immense Luxussteuern auf Yachten. Daher diese "Ausflaggindustrie".
"Flaggenrechtszertifikat kostet 75 Euro und hat kein Mensch. Und nur dann bist Du verpflichtet, Namen des Bootes und Heimathafen (den Du Dir ausdenken kannst) auf dem Schiff anzugeben."
Falsch. Viele Yachteigener haben das Flaggenzertifikat, denn es ist ein Eigentumsnachweis und es gilt länger als der nur 2 Jahre gültige Bootsschein, den beispielsweise der ADAC ausstellt.
Jedes Schiff hat Name und Heimathafen anzugeben. Binnen (z.B. Bodensee) oft auch eine amtliche Registrierungsnummer.
Dich möchte ich sehen, wenn du ohne Schiffsname und Heimathafen am Schiff in der Welt herumfährst und von der Coast Guard kontrolliert wirst.
Deine "hilfreiche Antwort" geht reichlich an der Realität vorbei.