Wie seriös sind die Einschätzungen von Ratingagenturen für Fonds, zB Morningstar?

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Morningstar und andere Rating-Agenturen haben gewisse definierte Methodiken, nach denen sie Analysen durchführen, um Fonds zu bewerten. Da können z.B. eingehen

  • Alter eines Fonds
  • Anlageuniversum und Strategie eines Fonds
  • Diversifizierungsgrade
  • relative Performance zur Peer Group
  • relative Performance zu Benchmarks
  • absolute Performance des Fonds
  • Volatilität
  • Kenngrößen, die die Downside-Risiken des Fonds beschrieben
  • Verläßlichkeit von Aussagen des Fondsmanagements
  • Markterwartungen für das Anlageziel des Fonds

Wenn man das alles verkuddelt und eine abschließende Rating-Bewertung erstellt, dann steckt dort so viel an Details aggregiert darin, daß man nicht mehr unterscheiden kann, wo diese Bewertung nun genau herkommt. Das ist die Kunst der Rating-Unternehmen.

Was jedoch schlimmer wiegt: das ist doch keine belastbare Aussage für die Zukunft, höchstens ein Indiz einer plausiblen Annahme.

Beispiel: Bankaktien waren bis zur Finanzkrise in allen möglichen Dividendenfonds stark enthalten. Solange die Dividenden fließen (Blick auf die Vergangenheit), ist alles in Butter und schön. Ein einzelnes fundamentales Ereignis kann diese Bewertung ad absurdum führen, wenn nämlich genau diese Branche den Fall nach unten antritt und es nicht mehr opportun ist, hier schwerpunktmäßig zu investieren.

Ratings sind also nur eine Indikation, die durchaus seriös und nachvollziehbar (wie beispielsweise bei Morningstar, Feri, FWW, etc.) erstellt wird, aber nur begrenzt für die Zukunft aussagekräftig ist. Man kann solchen Risiken der Zukunftsprojektion eigentlich nur durch Diversifikation und ggf. Absicherungsinstrumenten und -methodiken begegnen.

Nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise, Lehman Papieren und ähnlichen Vorkommnissen gilt für mich:

"Traue nur noch Ratings, die Du selbst erstellt hast" (eine meiner Haupttätigkeiten ist die Erstellung von Ratinganalysen für KMU).

Im Ernst, eigentlich sollten die Agenturen gute Arbeit leisten, aber leider sind die häufig auch durch Beraterverträge mit den Unternehmen verbandelt und es ist nicht auszuschließen, dass diese Interessen Einfluß haben.