Warum sieht die Gesellschaft es schlimm an mit mitte/ende 20 noch im Elternhaus zu wohnen?

11 Antworten

Hallo,

weil es in der Regel anders ist als du hier beschreibst. Den Satz "Ich wohne nicht bei meinen Eltern, die wohnen bei mir" hilft auch nicht, wenn man in seinem 15-20qm Kinderzimmer lebt, Mama weiterhin die Wäsche wäscht, putzt, einkauft, kocht, daheim lebt als würde man immernoch das 12jährige Kind sein. Nach hause kommt wie es einem passt, nachts um 2 Uhr noch mit Freunden eine Pizza in den Ofen schiebt, die Eltern weckt und die machen dann noch die Reste weg bevor sie morgens frühstücken können.

Und das ist das, was ich immer mitbekomme, wenn jemand mit Mitte 20 daheim lebt und mir - bis ich es mit eigenen Augen sehe - auch immer sagt, dass man ja eher wie in einer WG lebt. Vermutlich in so einer WG, wo einer nichts macht und der andere alles (was ich auch schon in WGs mit Gleichaltrigen erlebt habe).

Wenn man als daheimwohnende Kind wirklich einen fairen Anteil an Miete, Strom, Wasser, Heizung, Grundsteuer, Abfallgebühren, Putzmittel, Klopapier, Reparaturen, Investitionen (neue Waschmaschine z.B.), Nahrungsmittel, Gewürze, Öl, Versicherungen, Ersparnisse für spätere Renovierungen etc. etc. zahlt, dann ist es auch nicht billiger als daheimwohnend. Wer daheim "billiger" wohnt, tut das meistens auf Kosten der Eltern. Und das finde ich als erwachsener Mensch mit normalem Einkommen einfach nur unverschämt, unfair und dreist.

Es ist einfach das normalste auf der Welt mit seinem Geld auch seinen Lebenunterhalt zu zahlen und nicht "billiger" (was wie gesagt meist nur durch eine Subventionierung der Eltern möglich ist) daheim zu wohnen.

In südlichen Ländern herrscht eine hohe Arbeitslosenquote (insbesondere bei jungen Erwachsenen). Da müssen die Eltern unterstützen, weil es nicht anders geht. Abgesehen davon haben da auch die Eltern meist den Daumen drauf und man darf erst verheiratet ausziehen. Ist das in Deutschland so üblich? Nein! Hier ist das nicht üblich und die Arbeitslosenquote ist nicht so hoch und selbst wenn gibt es z.B. ab 25 Hartz4, damit die Eltern endlich von den Kindern "entlastet" werden. In Italien, Spanien etc. gibt es das gar nicht.

Ich finde nicht, dass amn mit 18 ausziehen muss. Man sollte dann ausziehen, wenn man sein eigenes Geld verdient und sollte dann aufhören den Eltern auf der Tasche zu liegen. Abgesehen davon ist es auch gut mal seinen eigenen Haushalt zu führen, mit allen Freiheiten und Eigenheiten, die man selbst eben so hat. Mit 30 sollte man aber auch nicht daheim wohnen und jeden samstag mit "Mutti" einkaufen gehen. Irgendwann wollen doch auch die Eltern bisschen mehr Freiheit und eigentlich auch als junger Erwachsener. Und wenn man eh alles daheim bezahlt/bezahlen würde und jeder kocht selbst und wäscht selbst, was ist der Sinn? Die Eltern essen um 19 Uhr Abendsbrot, das Kind kocht dann für sich um 20 Uhr selbst? Vermutlich wird sich dann eher so einspielen, dass man doch eben mit den Eltern mitisst am normalen Werktag. Wer sich so gar nicht abnabeln kann, hat eher mein Mitleid. Übrigens ist es auch nicht sinnvoll auszuziehen, aber dann jeden Abend mit Mama zu telefonieren (auch schon alles mitbekommen). Abnabelung kann daheim passieren und fehlende Abnabelung kann auch ausgezogen nicht passieren.

Ich persönlich sehe es als schlimm an, wenn man eigentlich eigenständig wohnen KÖNNTE, aber lieber aus Bequemlichkeit daheim bleibt oder auch weil man ja "Kosten sparen" kann (wie gesagt, Kosten spart man in der Regel auf Kosten der Eltern). Eltern, die ihrem Kind auch keinerlei Wunsch mitgegeben hat, auch mal ohne Mama und Papa zu wohnen, haben in meinen Augen die falschen Werte mitgegeben oder haben Angst vor dem "Empty-Nest-Syndrom". Meist sind da beide Parteien zu abhängig voneinander und wollen beide nicht los lassen. Und das wird von Jahr zu Jahr schlimmer, nicht besser. Und dann sind die Eltern vielleicht schon 60, sie werden kränklicher und haben sich natürlich auch dran gewöhnt, dass das Kind mal die Gardinen runter macht, die Blumen hin und her trägt. Und dann zieht das Kind nach 30-40 Jahren aus (weil dann doch der Wunsch da ist) und dann sind die Eltern auch in einer Krise... Und dann bleibt man eben noch länger und noch länger. Und mit viel Glück zieht dann der Ehepartner noch mit ein (wenn er/sie dabei mitmacht).

Aber natürlich wie überall: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Hallo!

Hierbei geht es weniger um Materielles, sondern
vielmehr ums Abnabeln und Selbständig-werden, den Kampf im Leben aufnehmen, mutig leben, eigene Wege gehen, Eigenständig-sein ......

Es ist nun mal nicht möglich, eigene Fähigkeiten und Eigenschaften, die dazu nötig sind, im Elternhaus anzuwenden, weil man sie da nicht braucht.

Es geht auch nicht darum, möglichst schadenfrei und risikolos durchs Leben zu kommen, sondern eher darum, mit möglichst vielen verschiedenen Situationen zurecht zu kommen, und das kannst du im Elternhaus alles nicht erleben, sondern nur in der weiten Welt draußen.

Aber warum?

Ich verstehe deine Ansicht schon, aber so richtig tief begreifen wirst du alles erst, wenn du dich vom Elternhaus abnabelst, um eigene Wege zu gehen.

Es ist ein erhabenes Gefühl, alleine zurecht zu kommen, frei zu sein, es macht auch Spaß, eigene Kräfte zu testen und zu spüren.
Dir macht dies alles vielleicht eher zu schaffen und Sorgen, was jedoch nicht heißt, dass du diesen Schritt je bereuen bzw. scheitern wirst.

Es gibt im Leben verschiedene Lebensphasen und man sollte sie zur rechten Zeit durchleben, um sich weiter zu entwickeln und zufrieden zu sein.

Insgeheim wünscht du es dir vermutlich eh, dass du freier und selbständiger wärst .... ;-)))

es kommt doch mehr auf die persönlichkeit und die lebensziele eines menschen an, ob er (bis wann?) im elternhaus wohnt.

wenn der übliche weg mit eigener familie gründen, selbständig werden usw. hinter den vorteilen zurückstehen und es dabei ein intaktes, ungestörtes verhältnis mit den eltern gibt, dann sollte das jeder so halten, wie er/sie es mag.

aber trotzdem wird die mehrheit der menschen, die mit der volljährigkeit auf eigenen füßen stehen, solche situationen immer für "schräg" ansehen, z.b. "ödipus-komplex"

Warum sieht die Gesellschaft es schlimm an

Macht sie das? Vielleicht machen sich andere Sorgen, bei "Pension Mama" nur zur Unselbständigkeit verleitet.
Natürlich lernt an auch bei den Eltern auch nach dem Kindes- und Jugendalter viele Dinge. Es ist aber niemals das Gleiche wie "allein entschieden", "selbst gemacht" , "selbst verbockt" ...
Egal in welchem Alter, zu Hause bleibt man auch mit 20, 30, 40 "unser Kind".

Das ist nicht "schlimm", nur kennt die Gesellschaft wohl genügend Beispiele, dass sich Kinder, die (@Sonja66 hat es schön mit Abnabeln beschrieben) nicht ein selbständiges Leben führen, ein Lebenlang zuerst von Mama und Papa versorgt werden, dann Mama und Papa pflegen, um dann mit vielleicht 60 frei aber nahezu hilflos sind.

Die "Gesellschaft" macht sich immer Gedanken. Ein Mann, der mit 30 nicht verheiratet ist, ist doch schwul, eine junge Frau, die mit 25 noch keinen hat, mit der stimmt doch was nicht .... So ist es eben auch mit dem Wohnen bei den Eltern.

Nachdenken sollte man immer über so ein "Gerede" aber auch nicht das machen, was andere von einem erwarten. Das ist dann genau so unselbständig.

"Lass die Leute reden ..." ( "Die Ärzte" haben es treffend zum Ausdruck gebracht).

Mir wird immer wieder geraten auszuziehen. Aber warum?

Das ist der Neid der zwangsläufig Ausgestoßenen!

Leben Siei dort und unter den Umständen, wo und wie Sie sich wohl fühlen!