Verletzung im Bus = Eigenschuld?
Hallo zusammen,
ich hatte gestern einen Unfall im Bus - der Busfahrer hat sämtliche Kurven zu schnell und zu scharf genommen und meinen Kopf hat es in einer dieser Kurven gegen die Fensterscheibe geschlagen (Schädelprellung + Bänderüberdehnung im Nacken). Andere Fahrgäste sind in diesem Moment von den Sitzen auf den Boden gefallen.
Die Polizei teilte mir mir dass ich hier keine Anzeige wegen Körperverletzung gegen den Busfahrer (oder die Busgesellschaft) machen kann, da es mein eigenes Risiko ist wenn ich in einem Bus verletzt werde. Ich bin stabil gesessen (also ich stand nicht ohne mich festzuhalten, hätte also nicht mehr für meine Sicherheit tun können). Ist dies so korrekt?
Ich kann es mir nicht vorstellen, aber mir wurde auch nicht näher erläutert wieso dem so sei. Akzeptiere ich wirklich bei Einstieg in den öffentlichen Nahverkehr dass der Busfahrer unsicher fahren und mich ohne Repressalien verletzen darf?
Sie haben letztendlich nur sehr widerwillig eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung aufgenommen, da ich den Busfahrer über den Unfall informiert hatte und im mitgeteilt hatte ich bin verletzt.
(Anwalt wird noch hinzugezogen sobald ich wieder fit bin. Ich dachte hier gibt es aber vielleicht auch rechtsfitte Leute die mir vielleicht gleich sagen können "ja stimmt so")
Danke für jede Information
8 Antworten
Hallo,
Wenn der Busfahrer die Kurven zu schnell und zu scharf genommen hat, so besteht die Möglichkeit der Strafbarkeit dieses Verhaltens, welches eine fahrlässige Körperverletzung im Sinne des § 229 StGB darstellen kann.
Mit dem zu schnellen und scharfen Abfahren von Kurven hat der Busfahrer Sie nämlich möglicherweise fahrlässig an Ihrer Gesundheit geschädigt. Fahrlässigkeit ist definiert als das Außerachtlassen der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt, was man dem Busfahrer - je nach den Umständen des Einzelfalles - durchaus anlasten kann. Insbesondere das Umfallen der anderen Fahrgäste und die Tatsache, dass Sie sich trotz stabiler Sitzposition verletzt haben, würden diese Vermutung unterlegen. Diese Umstände sollten Sie nachträglich gegenüber der Polizei schriftlich schildern und auf entsprechende Ermittlungen bestehen. Sie sollten auch beantragen, dass Sie über den Ausgang des Verfahrens in Kenntnis gesetzt werden (§ 406d I StPO). Die Ermittlungsbehörden haben die Amtspflicht, einem entsprechenden Tatverdacht nachzugehen und den Sachverhalt umfassend auszuermitteln. Der Verweis der Polizeibeamten auf ein angeblich eigenes Risiko geht meines Erachtens fehl.
Abgesehen von der strafrechtlichen Komponente können Ihnen durch den Vorfall zivilrechtliche Ansprüche gegen den Busfahrer und/oder das Busunternehmen erwachsen sein. Ein vertraglicher Haftungsausschluss für Körperschäden ist in aller Regel nicht bzw. nur in engen Grenzen wirksam, sodass ich Ihnen insbesondere diesbezüglich empfehlen würde, einen Rechtsanwalt mit der Prüfung Ihrer Ansprüche zu beauftragen.
Gern geschehen. Alles Gute Ihnen!
Das müsstest du dann aber beweisen können. waren die Haltevorrichtungen defekt? Oder warum hast du nicht für einen festen Stand /Sitz gesorgt?
Wurden andere Personen auch verletzt? Oder lag es eher daran, dass du während der Fahrt mehr auf dein Handy geachtet hast, als auf deine Sicherung?
naja ich kann nur mit meinen 4 Buchstaben sitzen, mehr Sitzen als Sitzen kann ich nicht ;) Tut mir Leid dich zu enttäuschen ich war nicht im Handy, mir Gegenüber saß eine andere Person (4er Sitz) An der hätte ich mich nicht festhalten können. (und über Sitzen sind keine zusätzlichen "Haltegriffe")
Ob die anderen auch aktiv verletzt waren kann ich nicht beurteilen, das gefallene Ehepaar hat danach nur den Busfahrer zur Schnecke gemacht und sind dann ausgestiegen.
Wäre aber praktisch wenn man sich mit den Arschbacken noch am Sitz festkrallen könnte
Davon abgesehen: Selbst wenn z.B. vor mir eine Haltevorrichtung für meine Hände gewesen wäre: Die Hände hätten mich ebenfalls nicht festhalten können und meinen Kopf und Nacken davon abgehalten zur Seite zu schlagen. Meinen gesamten Körper hat es nach rechts gedrückt
Zur eigentlichen Frage kann ich leider nicht bestimmt was sagen.
Aber eine Anzeige kannst du immer stellen und die Polizei darf dich nicht davon abhalten. Du musst auch nicht sagen welcher Tatbestand zutrifft. Nämlich das ist Sache der Polizei bzw der Staatsanwaltschaft.
Das ist schon sehr hilfreich danke. Ich bin eigentlich auch davon ausgegangen, dass sie so etwas erstmal aufnehmen müssen und es dann anderen Instanzen obliegt zu entscheiden ob der Verdacht final zutrifft :(
Die Begegnung mit der Polizei war eh etwas schwierig weil ich mich ständig rechtfertigen musste. Sie hatten mich z.B. dreimal gefragt warum ich denn das Kennzeichen nicht fotografiert hatte - ich hatte weder mein Handy in der Hand und bin danach mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gefahren worden. Ich denke die haben das in keinster Weise ernst genommen obwohl ich heulend mit Schmerzen und Krankenhausunterlagen vor denen stand
Hm, merkwürdig. War das ein größeres Revier? Auf dem Dorf? Man kann in solchen Fällen auch um den Schichtleiter bitten (sowas wie der Vorgesetzte) und ganz zu Not auch mal das Wort "Dienstaufsichtsbeschwerde" fallen lassen.
War das ein Linienbus? Dann kann man ja sehr genau anhand der Linie, der Uhrzeit und dem Abgleich der Dienstpläne den entsprechenden Fahrer herausfinden - also die Polizei.
Der Vorgesetzte stand mit dabei :( Nein in München sehr zentral
Ja, wir können auf die Minute sagen wo wir waren (bzw. mein Freund, der dabei war und dann direkt einen Transport ins Krankenhaus besorgt hat) Also die Ermittlung an sich sollte nicht so schwer werden sofern das Busunternehmen natürlich seine Unterlagen pflegt. Also zumindest nicht schwerer oder einfacher als mit Kennzeichen
Na wenn du auch noch nen Zeugen hast und ein Attest vom KH dann ist das wirklich sehr merkwürdig. Vielleicht nochmal hingehen und mit dem Dienststellenleiter sprechen. Oder der Öffentlichkeitsabteilung der Münchner Polizei über das fehlende bürgernahe Verhalten der Beamten berichten.
Okay das werde ich machen danke. Der Zeuge hat sie gar nicht interessiert, sie wollten nur wissen "wieso mein Lebensgefährte nicht ebenfalls mit dem Busfahrer in dem Moment diskutiert hat" (ich hatte ihn auf das Fahrverhalten angesprochen und mitgeteilt dass ich meinen Kopf angeschlagen hatte und er hat nur Gegenargument dass das gar nicht sein kann dass ich jetzt verletzt bin). Die Frage fand ich dann auch total unangebracht weil das aus meiner Sicht rein gar nichts mit dem Sachverhalt zu tun hat und damit impliziert hat dass mein Freund ja auch mal was hätte sagen sollen weil ich allein hab nicht gereicht
der Busfahrer hat sämtliche Kurven zu schnell und zu scharf genommen
komisch, gerade dann hält man sich fest
auf den Trichter den Busunternehmer zu informieren bist nicht gekommen
(Schädelprellung + Bänderüberdehnung im Nacken).
durch Krankenhaus attestiert? oder übertrieben
"komisch, gerade dann hält man sich fest" In der Luft oder wie? Es war ein 4er Sitz, dort gibt es vor und hinter einem Nichts zum festhalten
"auf den Trichter den Busunternehmer zu informieren bist nicht gekommen" Doch die versuchen gerade den Fahrer zu ermitteln
"durch Krankenhaus attestiert? oder übertrieben"
Attestiert.
Sonst noch irgendwas sinnvolles zu sagen? Schick dir auch gern das Krankenhausblatt.
einen 4er Sitz nur ganz hinten. Der Fahrer lässt sich doch leicht ermitteln - über den Busunternehmer. du bist von A nach B gefahren. Dem wurde die Tour zugewiesen.
viele Busse sind per GPS vernetzt und die Route nachvollziehbar - mit Geschwindigkeit und div. Haltestellen
Das hat nichts mit der Frage zu tun aber danke. Es geht darum ob die Polizei die Aufnahme einer Anzeige verweigern darf mit der Aussage "da sind sie selbst schuld"
das ist die große Frage; was sagt die Polizei - Fahrlässige KV, gegen den Fahrer kannst auf jeden Fall zivilrechtlich vorgehen.
Busfahrer sind angehalten entsprechend der Strasse u. Witterung angepasst zu fahren.
selbst eine Anzeige bei der Pol. dürfte gestellt werden, bei Sinniger Fahrweise wäre der Unfall nicht passiert. von daher - durchsetzen
https://www.bilder-upload.eu/bild-09dcff-1582207266.jpg.html
BITTE SCHÖN
Jetzt etwas intelligentes zu sagen?
Würde auch zum Anwalt gehen.
Kann gut möglich sein, daß deine Krankenversicherung dir einen Fragebogen schickt um herauszubekommen, ob sie deine Krankenkosten zurück holen könnte. Dann gib mal an was du erlebt hast.
Die Polizei hat garnichts zu bestimmen. Die sollen nur die Anzeige aufnehmen, dokumentieren und mehr nicht. Sie war schließlich nicht dabei und darf grundsätzlich keine Wertung abgeben.
Vielen Dank, ich werde hier definitiv noch einmal auf die Polizei zugehen