Junge Leute teure Autos?

Bsp. Golf 7 GTI, seat Leon Fr, Audi a/s/rs3, hyundai i30n...

Das sind zu 95 Prozent finanzierte oder geleaste Fahrzeuge. Meist kommt das böse Erwachen mit den Jahren, wenn die Raten nicht bezahlt werden können oder der Leasingvertrag ausläuft. Ein mir freundschaftlich verbundener etwa Gleichaltriger (wir sind um die 30) hatte sich vor ein paar Jahren den VW-Arteon "geholt", in dem er mich mal mitgenommen hat und ich war ganz beeindruckt, wie er als normaler Industriekaufmann sich so ein Geschoss (es war die Top-Ausstattung) holen konnte. Es ging nicht lang gut, da er die Kosten nicht im Griff hatte; heute sitzt er meines Wissens nach im Golf 4. Ich kann noch mehr solcher Storys erzählen.

Die restlichen fünf Prozent fallen auf betagte, aber entweder sehr sportlich-aggressiv oder groß und wuchtig aussehende Fahrzeuge, die viele Kilometer haben und etliche Vorbesitzer sowie technische Defekte und Fehlermeldungen, die mit dem im Handschuhfach stets gelagerten Laptop einfach weggeklickt werden - und so was fällt der meist doch eher mäßig an Autos interessierten Allgemeinheit, obwohl der Anschaffungspreis beim Schotterplatz-Ali weit unter 10000 Euro liegt, eben auch als "fette Schleuder" auf, obwohl es bei Licht besehen eine alte Gurke ist: Stichwort Mercedes Coupé, schwere BMW oder noch mehr Audi. Die S-/RS-Sportmodelle sind schon ein ganz guter Anhaltspunkt.

Ich habe mir mit 22 tatsächlich auch einen Mercedes C180 Classic Automatik gekauft, gebraucht, gut gepflegt, aber das war ein Auto, auf das ich seit meiner Ausbildung konsequent hingearbeitet habe und mir erst kaufte, als klar war, ich kann mir nicht nur den Kaufpreis leisten, sondern auch fachgerechten Service und Reparaturen in der Mercedes-Werkstatt und alle anderen Posten, die mit Geld zu tun haben. Ich fahre den übrigens neun Jahre später immer noch, hat jetzt 275.000 pannenfreie Kilometer hinter sich. Der grüne Benz war 2013 aber auch ein Auto, wo mir die Frage gestellt wurde, ob der Chef zu viel zahlt oder ich jetzt arrogant geworden sei (ich fuhr vorher einen alten Ford Mondeo aus den 90ern für 800 Euro, der aber auch top-zuverlässig war). Deutschland ist letzten Endes eine Neidgesellschaft und man kann es nie allen recht machen.

Du hast schon recht, es gibt Leute, die haben kaum den Führerschein, oder auch noch nicht, und fahren Autos für die sich ein normaler Mensch Jahrelang krumm machen muss.

Ich denke auch, dass dies meisten mit Leasingvertrag bzw. mit reichen Eltern funktioniert. Aber als erstes Auto sollte man auf jeden Fall einen guten Gebrauchten nehmen, bei dem auch mal ein kleiner Schaden nicht allzu weh tut. Man ist ja sowieso dann noch in der Lern- und Gewöhnungsphase. Deshalb sollte man auch nicht gleich einen Sportwagen nehmen mit 350 PS, es reichen max 110 PS vollkommen.

Ich babe damals das Auto von meiner Mutter übernommen, einen Suzuki Baleno. Sie hat den schon 15 Jahre gefahren, und ich hatte ihn dann auch noch paar Jahre. Hier und da eine Schramme reingefahren, aber am ende hat mir jemand in einer Kreuzung auf der Bundesstraße die Vorfahrt genommen und ich hatte einen total-Schaden. Hätte ich dann schon einen Mercedes oder BMW gehabt wäre das schon schmerzhaft gewesen.

Ich arbeite in einem großen und bekannten Autohaus. Ich kann dir sagen, dass in meinen 4 Jahren wo ich da jetzt arbeite noch keiner ein hochwertiges Fahrzeug von BMW, Audi oder Mercedes direkt gekauft hat. Alle haben es geleast oder auf ihre Firma laufen lassen. Du kannst also davon ausgehen dass 90% der Neuwagen auf den Straßen Geleast, Finanziert sind und eigentlich der Bank gehören oder dem Autohaus. Bei Autos leben

"Alle Kredit? Leasing? Reiche Eltern?"

Ja.

Ich hab für sowas eine Familie...