Habe einen original Buster Keaten Film auf historischen 35mm Zelluloid Filmmaterial- Sprengstoff?

4 Antworten

Ich würde mich ans Bundesarchiv wenden. Die kennen sich sowohl mit dem Wert und auch mit der Gefahr aus. Zelluloidfilme sind extrem gefährlich. Wenn die Rolle hochgeht, gibt es ein Inferno. Auf keinen Fall sollte man auf die Idee kommen, das Teil auf einem Projektor abzuspielen. Es gab erst vor kurzem eine Explosion bei einem Hobbyfilmer. Ergebnis: 2 tote Katzen, der Hobbyfilmer schwer verletzt und ein völlig ausgebranntes Reihenhaus. Hier haben wir es jedoch mit 35mm Kinofilm zu tun. Das ist einiges mehr als das, was da in dem Reihenhaus explodiert ist.

Das Zeug ist unberechenbar, zersetzt sich mit der Zeit autokatalytisch von selbst, wird dabei immer temperatur-und schlagempfindlicher, kann im Extremfall schon bei 38°C hochgehen. Auf keinen Fall die Rolle fallen lassen, dies kann zur Zündung reichen. In einem Tischfeuerwerk sind etwa 0,1g Nitrocellulose, die Rolle wiegt einige Kilo. Im ersten Weltkrieg hat man die Filme aus den Kinos geholt und zu Treibladungspulver für Granaten verarbeitet.

Ich glaube das reicht als Vergleich.

Der Transport und die Verpackung unterliegen dem ADR als Gefahrgut. Die Lagerung der 2. SprengV. Es ist ein sonstiger explosionsgefährlicher Stoff der Lagergruppe Ia.

Ich würde das Teil in einen Kühlschrank bei 6°C packen, der in einem kühlen, unbewohnten Raum mit großer Druckentlastungsfläche (z.B. Fenster)steht und der eine Brandschutztür hat. Die Glühlampe muss vorher aus dem Kühlschrank raus. Er darf auch keine Abtauheizung haben.

Niemals verdämmen, bei der Umsetzung von Zelluloid entstehen Drücke von bis zu 3000 bar, dem hält nichts stand.

Dann schnellstens das Bundesarchiv kontaktieren, die haben eine spezielle, ständig gekühlte Bunkeranlage und auch spezielle gekühlte Räume mit Anlagen zum Abspielen mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen und die können auch eine Spedition organisieren, die den Transport macht und die UN- Gefahrgutverpackungen besorgen.

Der Umgang damit ist was für Fachleute. Ich selbst bin Pyrotechniker, jedoch Zelluloid , besonders altes ist eine andere Dimension, als das mit dem man es normalerweise zu tun hat. Es ist einfach unberechenbar und das macht es so gefährlich. Selbst innerhalb einer Rolle kann die Temperatur-und Schlagempfindlichkeit an verschiedenen Stellen unterschiedlich sein.

Vielleicht ist es ja ein kultureller Schatz und kann dem Publikum zugänglich gemacht werden, dann jedoch als ungefährliche Videodatei oder als Sicherheitsfilmkopie...

Artikel "Feuerwerk im Archv": 

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83865283.html

Das ist doch kein Sprengstoff ! Na klar brennt das besser als anderes. Wer bitte zündelt an einem alten 35mm rum ? Und was du in Filmen zu Explosionen siehst - physikalisch vergessen ! Wenn du davon keine Mengen lagerst, Kriegste auch keine Probleme mit der Versicherung. Höchstens Grenze für Wertsachen prüfen.

schwartztechnik  07.12.2017, 01:02

Explosionen von Nitrocellulosefilm haben schon genug Tote gefordert. Solche unqualifizierten Antworten fördern Leichtsinn. Selbst das Bundesarchiv hat keine unbegrenzte Lagergenehmigung nach dem SrengG.. Warum nur??  Zum Versicherungsschutz kann ich nichts sagen, aber ich könnte mir vorstellen, dass die nicht zahlen, wenn man einen selbsttentzündlichen,  explosionsgefährlichen Stoff illegal lagert.

In Berlin soll es einen Film-Sammler geben, der angeblich auch kleinere Mengen Zelluloidfilm in einem speziellen Bunker privat legal lagern darf. Das hat mal ein Behördenmitarbeiter, der Explosivstoff-Lager kontrolliert, auf einem Pyrotechniklehrgang erzählt. Namen dürfen die aus Datenschutzgründen jedoch nicht nennen. aber er hat durchblicken lassen, dass da auch der "Blaue Engel" als Original gelagert ist. Das war aber noch vor dem BAM-Gutachten zum Bundesarchiv-Neubau. Durchaus möglich, dass die Genehmigung danach widerrufen wurde.

In Deutschland ist Copy and destroy angesagt und das ist auch gut so.  

uncutparadise  07.12.2017, 06:47

Was ist daran unqualifiziert ? Wenn er EINEN Film hat, gilt das weder als Sprengstoff noch gibt es Probleme mit der Versicherung.

schwartztechnik  09.03.2018, 15:50
@uncutparadise

Das Material selbst ist explosionsgefährlich und selbstentzündlich. Schon einige alte Dias haben dafür gesorgt, dass ganze Häuser abgebrannt sind. In dem Thread geht es aber nicht um einige Dias, die ein Feuer verursachen, sondern um 35mm Kinofilmrollen. Man kann nur hoffen, dass uncutparadise niemals derartiges Material in die Hände bekommt, denn dies wäre nach den Antworten eine ernste Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung.

uncutparadise  09.03.2018, 21:35

Nur weil ich es in die Hände bekomme, wird es gefährlich ?

Zumindest kann ich Aussagen zur Versicherung treffen 😉

Du solltest ihn alleine schon deswegen verkaufen, weil er extrem viel wert ist.

Explosiv ist Zelluloid jedenfalls. Früher durfte man zB mit Filmrollen keine öffentlichen Verkehrsmittel verwenden. Was die Versicherung zu sowas sagt, weiß ich allerdings nicht. Ist jedenfalls mittlerweile in vielen Ländern als Filmmaterial verboten.

Edit: Wikipedia sagt, dass Filme auf Nitrozellulose unter das Bundessprengstoffgesetz fallen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zelluloidfilm

Killbill24 
Fragesteller
 08.02.2016, 02:52

Sehr interessant! Danke für den Link. Muss anscheinend den Zustand prüfen. Was meinst Du mit sehr viel wert? Denke das es schwer ist, den richtigen Sammler zu finden.

p0ckiy  08.02.2016, 04:01
@Killbill24

Ich kann mir da keine Vorstellung machen aber ich denke schon, dass man für ein Original ordentlich Geld bekommt. Wenn er wirklich so alt ist wird er aber kaum noch abspielbar sein. Nitrozellulose verfällt sehr schnell. Wenn er anfängt, übel zu riechen, kann man ihn wohl kaum noch retten.

Du hast den Wert unter deinen Händen zerbröseln lassen. Das Stück was weg ist ist leider weg. trotzdem verkaufen,aber mach dich auf Fragen bezüglich des filmes bereit. Viele denken dabei an diebstahl ect....