Gottesbild vom alten und vom neuen Testament?

10 Antworten

Weshalb ist das so ?

Falsche Frage.
Richtige Frage: Weshalb wird Gott im AT und NT (teils) unterschiedlich dargestellt ?
Antwort: Das ist eigentlich nicht genau beantwortbar.
Die Feststellung, daß das "Gottesbild" nie fix war und sich gestaltet/entwickelt hat oder auch zeitweise extrem widersprüchlich (auch innerhalb des AT!) von den Autoren präsentiert wurde beantwortet ja die Frage nicht wirklich. Die Ursachen dafür sind vielfältig.

Einen Anhalt AT zu NT hat man aber in der grundsätzlichen Lehre wie der Wille Gottes zu erfüllen sei um in das "Paradies" bzw. das "Reich Gottes" zu gelangen.
Im AT wurde gelehrt, daß viele Gebote, Gesetze und Vorschriften (welche angeblich von Gott gegeben) zu beachten sind welche schriftlich festgelegt sind ("Alter Bund").
Im NT gibt es nur 2 "Gebote" - eigentlich nur eins - dessen Beachtung zum Reich Gottes führt.
Dies kann aus keiner Schrift ersehen werden sondern ist den Menschen (von Gott) in den Sinn und das Herz gegeben. ("Neuer Bund")
Die Schrifthörigkeit hat also keinen Platz mehr und damit auch nicht das "Bild" eines Gottes, welcher (angeblich) Gehorsam gegenüber einer Schrift fordert.
welche das Innere des Menschen nicht berührt.
Wenn also der Mensch aufgrund seiner gerechten Gesinnung (in dem er sich dem öffnet was sein Gewissen ihm eingibt) und des sich daraus ergebenen Handelns "bewertet" wird, dann hat auch ein Gottesbild keinen Platz, welches dem nicht entsprechen würde.
Die Botschaft Jesu ist durchgehend im Sinne des "Neuen Bundes" . Das einzige "Gesetz" ist das "Liebesgebot" (im weitestem Sinne)
Wie könnte dann daneben ein Gottesbild bestand welches hinter dem gewünschten "Menschenbild" zurücksteht ?
Das geht garnicht.

Weshalb wird ständig erzählt, dass das so ist?

Es stimmt nicht.

"Liebe deinen nächsten, denn er ist wie du" steht in den fünf Büchern Moses.

Hingegen haben die Christen ihr "neues Testament" immer wieder als Rechtfertigung verwendet, um Tod und Folter zu säen...

Ganz einfach, weil du nur das übernimmst, was man dir erzählt.

Nur mal ein Beispiel:

2. Mose 34,6 Und der Herr ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der Herr, der Herr, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue;

Neues Testament

Galater 6;7 Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. 8 Denn wer auf sein Fleisch sät, der wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird vom Geist ewiges Leben ernten.

Hebräer 10; 28 Wenn jemand das Gesetz Moses verwirft, muss er ohne Erbarmen sterben auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin; 29 wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird derjenige schuldig erachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat? 30 Denn wir kennen ja den, der sagt: Die Rache ist mein; ich will vergelten!, spricht der Herr, und weiter: Der Herr wird sein Volk richten. 31 Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!

Es ist und bleibt der gleiche Gott, egal ob altes oder neues Testament.

Sowohl das alte, als auch das neue Testament sind kein zusammenhängendes Buch eines einzigen Autors, sondern einzelne Bücher, Psalmen, Sprüche von vielen verschiedenen Autoren, die zu verschiedenen Zeiten verfasst wurden.

Erst später wurden sie als Buch zusammen getragen.

Von daher kann es da zu Interpretationsunterschieden kommen.

Die Lehre des liebenden Gottes wurde dann erst durch Jesus verbreitet.

wiele  25.03.2020, 22:11
Die Lehre des liebenden Gottes wurde dann erst durch Jesus verbreitet.

Nein, die Lehre des liebenden Gottes wurde schon durch das AT verbreitet - z.B. durch Jesaja.

Rosenmary  25.03.2020, 22:19
@wiele

Aber nicht überwiegend.

wiele  25.03.2020, 23:06
@Rosenmary

Wenn Du die einzelnen Verse zählst - vielleicht. Hast Du sie gezählt und gegenübergestellt?

Was genau zählt eigentlich wozu?

Rosenmary  25.03.2020, 23:19
@wiele

Es geht um den Gesamteindruck. Ich habe meine Antwort geschrieben und möchte mich nicht hierfür rechtfertigen. Danke

Rosenmary  25.03.2020, 23:22
@Rosenmary

Ich schrieb, Jesus hat das mit der Liebe erst VERBREITET. Nicht, dass vorher keine Rede davon war.

wiele  25.03.2020, 23:32
@Rosenmary

Es geht nicht um eine Rechtfertigung! Es geht darum, wie verglichen wird. Das kann man auf verschiedene Arten tun.

Dass Du das Gefühl hast, es sei so wie Du schreibst, glaube ich Dir.

Wenn ich frage, was wozu zählt, denke ich zum Beispiel auch an die Bergpredigt. Die ist aber teilweise eher eine Verschärfung des AT.

Rosenmary  25.03.2020, 23:45
@wiele

Es geht mir eigentlich nur darum, dass das neue Testament durch Jesus "Werbung" für den liebevollen Vater den Eindruck erweckt, dass Gott im NT liebevoller ist. Weil Jesus immer wieder darauf hinweist.

Das AT kommt mehr wie eine Art historischer Bericht über die Völker rüber, über die Herrscher, die Kriege, die Nöte... Gott wirkt da eher wie ein ständiger Begleiter auf mich.

Wie Richter, Gesetzgeber usw.

Im NT geht es vorrangig um Jesus und das Verbreiten von Liebe. Die Historie, Politik usw befinden sich hier weiter im Hintergrund. Das ist meine Wahrnehmung. Ich habe seit der Schule nicht mehr in der Bibel gelesen. Dort haben wir uns aber intensiv damit befasst.

wiele  26.03.2020, 00:23
@Rosenmary

Ja. Es gibt - biblisch gesehen - verschiedene Zeitalter. Im Moment befinden wir uns im Zeitalter der Gnade. Dies wurde zur Zeit Jesu eingeläutet.

Das Alte und Neue Testament bilden eine Einheit und sind deshalb miteinander verbunden. Bei der Bibel handelt es sich also um ein Buch, das aus 66 einzelnen Büchern besteht (die 39 Bücher das AT und die 27 Bücher des NT). Deshalb sollte man keine Wertung vornehmen.

Das Alte Testament etabliert Prinzipien, die im Neuen Testament veranschaulicht werden. Das Alte Testament enthält viele Prophezeiungen die im Neuen Testament erfüllt werden. Das Alte Testament liefert Geschichte über ein Volk, während das Neue Testament sich auf die Person fokussiert. Das Alte Testament zeigt den Zorn Gottes gegen Sünde (mit kurzem Blick auf Seine Gnade); das Neue Testament zeigt die Gnade Gottes gegenüber Sündern (mit kurzem Blick auf Seinen Zorn).

Das Alte Testament sagt einen Messias voraus (Jesaja 53), und das Alte Testament offenbart wer der Messias ist (Johannes 4,25-26). Das Alte Testament zeigt Gottes Gesetz auf, das Neue zeigt wie Jesus, der Messias, das Gesetz erfüllt (Matthäus 5,17; Hebräer 10,9). Im Alten Testament handelt Gott meist mit Seinem auserwählten Volk, den Juden; im Neuen geht es hauptsächlich um Gottes Umgang mit Seiner Gemeinde (Matthäus 16,18).

Das Alte Testament sah das Paradies für Adam verloren; das Neue zeigtwie das Paradies wiedergewonnen wurde durch den zweiten Adam (Christus). Das Alte Testament verkündet, dass der Mensch durch seine Sünde von Gott getrennt wurde (1. Mose) und das Neue Testament verkündet, dass die Beziehung zwischen Mensch und Gott wieder hergestellt werden kann (Römer 3; 6). 

Das Alte Testament legt also die Basis für das Kommen des Messias nieder, der sich Selbst geopfert hat für die Sünden der Welt (1. Johannes 2,2). Das Neue Testament zeichnet den Dienst von Jesus Christus auf und schaut zurück, auf was Er getan hat und wie wir darauf reagieren müssen. Beide Testamente eröffnen den gleichen heiligen, barmherzigen und gerechten Gott, der Sünde verdammt und sich wünscht Sünder zu retten durch das Sühnopfer. In beiden Testamenten eröffnet sich Gott selbst für uns und zeigt uns, wie wir zu Ihm kommen können durch unseren Glauben (1. Mose 15,6; Epheser 2,8).