Führungskraft - Positionswechsel nach Burn Out?

3 Antworten

Ich kenne deine Fragestellung aus meiner beruflichen Praxis sehr gut und weiß auch genau deshalb, dass es immer sehr schwierig ist eine pauschale Antwort, geschweige denn eine pauschale Empfehlung, zu geben.

Ich werde versuchen dir einfach einige Stichworte hinzuwerfen.

Um die Führungsrolle abzugeben bedarf es, unabhängig von dem finanziellen Aspekt, immer einiger Vorüberlegungen. Deine genaue Position und Verantwortung ist nicht bekannt. Je nach Zuschnitt des Unternehmens, Konzerns kann hier deine Reputation betroffen sein. Dies ist letztendlich auch eine Frage der Außendarstellung. Ein weiterer Gesichtspunkt in diesem Zusammenhang ist dein Lebenslauf. Es muss verhindert werden, dass eine solche Perspektivenänderung - lass es mich einmal so nennen - dazu führt dass dies im Lebenslauf sich als Karrierebruch darstellt. Dies wiederum auch vor dem Hintergrund, dass gefühlt deine Zukunft nicht bei deinem jetzigen Arbeitgeber liegt.

Dass du über die Abgabe der Führungsrolle nach denkst und dir selbst mangelnde Führungskompetenz vorwirfst hängt erst einmal mit deinem Selbstbild zusammen. Warum immer auch, ist dieses davon überzeugt, dass ein introvertierter Mensch keine Führungskompetenz haben kann. Schon dies halte ich erst einmal für falsch. Letztendlich musst du für dich überlegen, warum du diese negative Sichtweise auf dich selbst hast. Ich kann dir nur allgemein von den vielen Führungskräften berichten, die ich in meiner beruflichen Laufbahn schon betreut habe, dass Introvertiertheit und Führungskarriere sich definitiv nicht ausschließen. Es scheint mir, dass hier andere Faktoren, die möglicherweise mit dem neuen Team zusammenhängen, ihr eine Rolle spielen.

Burnout ist eine gravierende Angelegenheit. Ich werde jetzt über dieses Krankheitsbild nicht philosophische Ansichten verbreiten. Letztendlich zeigt mir diese Beschreibung jedoch, dass du in deiner jetzigen Situation einfach sehr unzufrieden bist und Wunsch und Wirklichkeit nicht zusammenpassen.

Insgesamt kann ich mir durchaus vorstellen, dass eine Neuorientierung für dich ein Weg sein könnte. Meine Erfahrung ist, dass der Weg zurück von der Führung in die Hierarchieebenen darunter aus verschiedensten Gründen nur sehr schwer darstellbar ist. Gerade aufgrund der Tonalität deiner Frage scheint mir dies für dich eher nicht infrage zu kommen. Ich würde mir vielleicht sogar überlegen proaktiv Aufhebungsverhandlungen einzuleiten. Ich gehe davon aus, dass auch der Arbeitgeber von der Situation wenig begeistert sein wird. Auch dies muss natürlich sehr gut überlegt werden und im Zweifel musst du die Rechtsberatung deines Vertrauens konsultieren.

Wie geschrieben, einige Puzzle Steine für deinen Entscheidungsprozess. Dir alles Gute Und alleine dadurch, dass du schon so intensiv über alles nachdenkst bist du auf dem richtigen Weg

hellokitty1989 
Fragesteller
 22.02.2018, 19:37

Vielen Dank für das ausführliche Feedback!

Hallo,

deine mögliche Versetzungsoptionen innerhalb des Betriebes nach Genesung solltest du mit deinem Arbeitgeber klären.

Bei Deiner BU Versicherung würde ich einen Leistungsantrag stellen, nach neues Rechtssprechung müssen die auch leisten, wenn das Einkommer einer anderen Tätigkeit unterhalb 80% deines bisherigen Einkommens liegt.

Gute BU Versicherer machen das, der nicht wollte, wurde erfolgreich vor dem BGH verurteilt, einem Arzt der Ärzte nach seinem BU Leistungsfall beantragte und rente bezog, weil sein Einkommen nur 75% betrug, eine Altenpflegerin in Neubrandenburg schaffte es ebenso, da Sie jetzt im Innendienst eines ambulanten Dienstes im Innendienst und einem 73% Einkommen klar kommen muss.

Ich hoffe, du hast einen kompetenten Betreuer (Versicherungsmakler) weil wir unsere Mandanten bei der Antragstellung helfen.

Beste Grüße

Dickie59

hellokitty1989 
Fragesteller
 22.02.2018, 19:35

Vielen Dank für dein Feedback. Ich behalte das im Hinterkopf, aber wie es nach dem Gespräch mit meinem Chef aussieht, scheint es das Problem erstmal nicht zu geben :-)

Ich fange mal vorne an. Auf die Stelle als Führungskraft hast du dich vermutlich beworben und hast dir das schwierige Feld der Menschenführung auch zugetraut.

Für jemanden, der sich selbst als introvertiert bezeichnet, schon ungewöhnlich in meinen Augen.

Also hängt dein Burn Out eher mit dem neuen Team zusammen. Nach längerem Krankenschein ist dein AG evtl. verpflichtet dir ein BEM Gespräch anzubieten.

http://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsschutz/Gesundheit-am-Arbeitsplatz/betriebliches-eingliederungsmanagement.html

Einen Rat kann ich dir nicht geben, dafür müsste man deinen Chef kennen. Evtl würde er sich über eine ehrliche Ansage von dir freuen und mit dir gemeinsam eine Lösung suchen. Vielleicht sucht er dann aber auch die nächste Gelegenheit um dich los zu werden?

Eine andere, Tätigkeit wird auch wohl mit einem anderen Gehalt verbunden sein. Nur muss im Betrieb dann auch eine alternative Stelle vorhanden sein. Du solltest also, wenn du so ein Gespräch suchst, auch einen Vorschlag anbieten können.

Du kannst dich natürlich auch der offenen Kritik deines Teams stellen, evtl mit Hilfe eines Mediator. Nur solltest du dir überlegen, inwieweit du hier noch „änderungsfähig“ bist.

Um die BU Versicherung zu bemühen, müsstest du ja auch berufsunfähig sein und dies müsste von einem Arzt bestätigt werden. Die Versicherung springt eher nicht ein um dir einen Lohnverlust auf Grund anderer Aufgaben auszugleichen.

Gesundheit geht vor Karriere.

hellokitty1989 
Fragesteller
 21.02.2018, 22:32

Danke für dein Feedback! :-)

Ich bin als Mitarbeiterin in das Unternehmen eingestiegen und dann innerhalb des neuen Teams aufgestiegen. Die Situation war dann eine ganz andere, daher hat das eigentlich recht gut geklappt und ich kam persönlich damit klar, auch wenn die Führung an sich für mich nie eine Berufung war.

Mein Chef steht hinter mir und ich schätze es nicht so ein, dass er mich loswerden möchte. Das Gespräch suche ich auf jeden Fall (bin ca. 4,5 Wochen AU gewesen), werde aber erstmal nicht zu konkret mit Entscheidungen/ Wünschen, da ich selber noch zu unklar bin.

verreisterNutzer  21.02.2018, 22:48

Das SGB IX zielt auf Menschen mit Behinderungen, was hier m.E. nicht der Fall ist.

Demzufolge wäre ein Betriebliches Wiedereingliederungs-Management seitens des Arbeitgebers freiwillig, und eine adäquate, leidensgerechte Stelle muss er (wenn nicht vorhanden) ohnehin nicht schaffen.

Ich kenne einen Fall, in dem der Arbeitgeber (statt zu helfen) Abmahnungen erteilt hat, weil er den Mitarbeiter loswerden wollte. Der Fall endete tragisch.

(Zitat): "Gesundheit geht vor Karriere" (Zitat Ende)

Das ist vollkommen richtig. Die Fragestellerin sollte das offene Gespräch mit seinem Arbeitgeber suchen. Fruchtet das nicht, sollte er sich um eine leichtere Arbeit bei einem anderen Arbeitgeber bemühen.

Ich wünsche der Fragestellerin alles Gute.