Angst vor Kündigung bei Burn Out?

5 Antworten

In jedem Zug gibt es eine Notbremse...

... und so sollte man es auch bei der eigenen Gesundheit sehen! @Mireilles hat es im Prinzip sehr gut dargestellt. Medikamente und weitermachen bis man endgültig umfällt, macht keinen Sinn! Das wird einem hinterher sowieso nicht gedankt.

Da Du ja nicht selbst der Betroffene bist, @DasRelikt, berichte ich jetzt von einem nahezu identisch gelagerten Fall...: Ein weitläufiger Bekannter unserer Familie war ebenfalls in verantwortungsvoller Position bei einer lokalen Zeitung (stressig wie dieses Geschäft oftmals ist). Dort hatte er genau das erlebt, was bisher hier beschrieben wurde. Da er nicht gegengesteuert hatte, verschlimmerte sich die Situation von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, und gipfelte dann tatsächlich in einer arbeitgeberseitigen Kündigung. Den darauf folgenden monatelangen Kündigungsschutzprozess hatte er zwar gewonnen, doch war (wie in den meisten Fällen dieser Art) das Vertrauensverhältnis zwischen den Parteien so zerrüttet, dass eine Wiedereinstellung nicht in Frage kam. Diese wäre ohnehin nicht machbar gewesen, da der AN dem erneuten psychischen Druck gar nicht Stand gehalten hätte. Unglücklicher Weise kam verschärfend dazu, dass ihm seine Ehefrau nicht die Unterstützung zukommen lassen hat, die sie seinerzeit vor dem Traualtar versprochen hatte. Sie machte ihm (teilweise natürlich aus berechtigter (?) Sorge um die Zukunft) zusätzlich schwere Vorwürfe. ==> Zwei Wochen später ist dieser Mann mit seinem Auto auf einer Landstraße auf gerader Strecke tödlich verunglückt - angeblich Herzinfarkt während der Fahrt! - Ich war auf der Beerdigung - einfach schrecklich :-((

So, was soll man Deinem Kollegen jetzt raten? Ich würde "die Flucht nach vorn" antreten. Und zwar würde ich mir einen Termin für ein Personalgespräch auf höchst möglicher Ebene (bei gleichzeitiger Information der nächsten Disziplinarvorgesetzten) besorgen und das Problem offen vortragen. Und zwar SOFORT ! Wenn dem Unternehmen auch nur irgend etwas an dem Mitarbeiter liegt, und es auf der anderen Seite auch seine Fürsorgepflicht ernst nimmt, muss hier dringend versucht werden, eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung zu finden. Das könnte z.B. sein: A) Ein sog. "Sabbatical year", um die Schaffenskraft wieder herzustellen, oder B) eine Reduktion der Verantwortung, oder C) eine Reduktion der Arbeitszeit etc. pp., nicht zuletzt um dadurch den notwendigen Effekt der "eigenen Auszeiten" zu erzielen.

Sollte dies (gemeinsam mit dem Arbeitgeber) wider Erwarten nicht gelingen, bleibt natürlich die Möglichkeit, die Auszeit über die "ärztliche Schiene" zu erzwingen. Hier kenne ich einen anderen Fall, bei dem es gelungen ist, den AN über die sog. "Stufenweise Wiedereingliederung" wieder an ein vernünftiges Maß seiner Arbeitsbelastung heranzuführen. Hier hat allerdings der Arbeitgeber gut mitgespielt.

Das war mein Beitrag... Deinem Kollegen alles Liebe und Gute wünscht: Nightstick

Er sollte keine Angst haben zum Arzt zu gehen. Bei "Burn-Out" gibt es nicht nur den Krankenschein als Variante. Es gibt auch noch andere Methoden, die man zumindest ausprobieren kann.

Zum einen geht natürlich eine ambulante Therapie. Viele Therapeuten bieten für Arbeitnehmer auch Termine in den Abendstunden oder am Wochenende. Zum anderen kann man natürlich eine Behandlung mit Antidepressiva probieren. Ganz wichtig ist allerdings, dass er anfängt für sich selbst fürsorglich zu sein. Sich Auszeiten zu nehmen. Das muss nicht direkt Urlaub sein, sondern mal eine Radtour, oder eine Stunde Radfahren als Feierabendsritual. Wochenendausflüge, Sportvereine die am Wochenende trainieren, Museumsbesuche, ein Auflug zur Dokumenta - da gibt es sehr viel. Das klingt alles furchtbar banal, aber genau diese Art von Ausgleich ist sehr wichtig um Burnout vorzubeugen oder es abzumildern.

Nun kann es allerdings sein, dass ein Arzt ihm anraten wird, sich stationär behandeln zu lassen. Einfach krankschreiben und zu Hause bleiben ist nicht sinnvoll, soger sehr kontraproduktiv. In solchen stationären Aufenthalten lernen die Patienten übrigens auch hauptsächlich sich selbst gegenüber fürsorglich zu sein und sich Ausgleich zu verschaffen...

Auf jeden Fall: wenn er sich nicht bald um sich selbst kümmert, in welcher Form auch immer, dann endet so eine Depression bzw. Erschöpfung ganz schnell in einer Auszeit die ein Jahr oder länger andauern kann. Und mit dem Wissen im Hinterkopf, sollte das Abwägen ganz leicht sein: ist es ein Job mir wert, dass ich meine Gesundheit derart nachhaltig schädige?


Kündigen bei Krankheit ist mWn schon irgendwann möglich. Genaueres weiß ich da allerdings nicht, da wissen hier aber sicher andere.

Gut, was ich jetzt vergessen hatte, ist ein wichtiges Detail: Er meinte wohl, dass ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten ziemlich intensiv verlief, aber eher im negativen Sinne. Da sind Sätze gefallen wie "Ich überlege mir grad, dir mal Urlaub zu geben, damit die Stimmung im Team wieder besser wird" und sowas. Also auf gut deutsch: Er hat ihm mehr oder weniger direkt und unverblümt zu verstehen gegeben, dass er wohl zumindest eine grosse Mitschuld an der derzeit schlechten Stimmung trägt. Wirklich "Lust" hat er neben dem ganzen Druck, den er ohnehin schon hat, da natürlich nicht mehr, wieder arbeiten zu gehen. Zudem wurde ihm mitgeteilt, er hätte den Respekt bei den Leuten verloren (als Mitarbeiter in Führungsposition wohl gemerkt). Wo soll da noch der Anreiz sein, weiter zu machen? Da kommt ja wirklich alles irgendwie zusammen.

kündigen ist schon möglich, aber wie gesagt, die gesundheit sollte im vordergrund stehen, allerdings den druck, wenn man familie u schulden hat versteh ich auch, so ein burn out kann wirklich schnell zur totalen erschöpfung führen, ich würd alles abwägen und schleunigst provesionelle hilfe, wie gesagt auch ambulant, in anspruch nehmen, alles gute....

Unsere Arbeitswelt ist leider immer mehr der Ansicht, dass man mit Druck jede beliebige Arbeitsleistung und jeden Erfolg erzwingen kann Für eine gewisse zeit bringt Druck auch Erfolg, aber langfristig erhöht sich die Krankheitsrate udn der Anteil von psychischen Erkrankungen nimmt drastisch zu. Google liefert dazu jede Menge Nachweise.

Weiterhin unterliegt unsere Arbeitswelt dem Irrtum, dass man möglichst selten krank sein darf und sich auch unter schlechten gesundheitlichen Umständen lieber noch zur Arbeit schleppt. Dafür hat man schon den Begriff "Präsentismus" geprägt. Dabei haben Untersuchungen ergeben, dass Präsentismus rund doppelt so hohe Kosten verursacht, wie Krankheitstage. Auch hier liefert Google zum Beispiel das hier:

http://www.booz.com/de/home/Presse/Pressemitteilungen/pressemitteilung-detail/49542837

Eine relativ kurze Erkrankung kann arbeitsrechtlich gesehen kein Grund für eine Erkranlun sein. Nach dem Sozialgesetzbich IX müste der Betrieb bei einer Erkrankung von mindestens 6 Wochen ein Gespräch führen, um zu klären, ob betriebliche gründe zu der Erkrankung geführt haben können. Dabei geht es aber in erster Linie, diese Umstände zu verbessern und weniger, den Beschäftigten wegen seiner Erkrankung anzuprangern. Er muss sich also nicht unmittelbar wegen einer Kündigung Gedanken machen. Allerdings ist dennoch die Frage, ob die Situation für ihn weiterhin erträglich ist.

"In der Jugend runinieren wir unsere Gesundheit, um Geld zu verdienen. Und im Alter geben wir es aus, weil wir sie wiederbekommen wollen."

Das muss nicht sein, wäre aber auch nicht ungewöhnlich. Kündigungen aus Krankheitsgründen sind in der heutigen Arbeitswelt gang und gäbe.

Wenngleich ich der Meinung bin, dass in so einem Fall kein Arbeitgeber vor Gericht eine Chance hätte. Kommt ja ohnehin auf den Kündigungsgrund an. Gerne wird ja sowas wie "Rationalisierung" als Grund genommen. Doof aber, wenn der Job dann doch wieder besetzt wird. Dann kann man ja vor Gericht aktiv werden.

@DasRelikt

Die Frage ist, ob er für so einen Rechtsstreit überhaupt die Kraft hat momentan...

@DasRelikt

Ein Arbeitgeber, der einen AN wegen Krankheit kündigen möchte, wird genügend andere "Gründe" finden, um das wasserdicht zu machen.

"Kündigungen aus Krankheitsgründen sind in der heutigen Arbeitswelt gang und gäbe."

So einfach geht das aber in diesem Fall nicht.