Wie sind eure Erfahrungen mit Chefarzt und Einzelzimmer-Versicherungen?

3 Antworten

Vollkommen richtig, es geht bei den privaten Krankenhauszusatzversicherungen nicht nur um eine Chefarztbehandlung. Das wird von den meisten immer noch leider falsch verstanden. Schuld daran ist natürlich, dass sich die Versicherungen hier unklar ausdrücken.

Bei einer Krankenhauszusatzversicherung geht es um die sogenannten Wahlleistungen. Das bedeutet, dass man die Möglichkeit hat, sich seinen behandelten Arzt selbst auszuwählen. Und dass kann dann in dem Fall auch ein Speziallist sein, der kein Chefarzt ist. Oder eben schon.

Ob Einbettzimmer wichtig ist, muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, diese Versicherung ist nicht existenziell wichtig, denn auch rein gesetzlich Versicherte werden normal behandelt. Sie haben in manchen Fällen eben nicht unbedingt das Recht, sich ihren behandelten Arzt auswählen zu können.

Wer darauf Wert legt, der sollte Sie eine Versicherung abschließen. Der Rest kann darauf verzichten.

Warauf man aber beim Abschluss achten sollte, kann man in dem Artikel nachlesen: www.onverso.de/4-tipps-zur-krankenhauszusatzversicherung/

Hallo Zusammen, alle Antworten sind sehr auffschlussreich und haben leider eine Gemeinsamkeit: Fehlinterpretation. Das ist nicht schlimm, aber ich trage gern zur Aufklärung bei.

Stationäre Zusatztarife heißen lediglich umgangssprachlich Einbettzimmer / Chefarzt oder Zweibettzimmer / Chefarzt. Dieser Sprech ist in den Köpfen der Menschen verankert, weil die Versicherer vor Jahrzehnten das Thema genau so platt beworben haben und Tarife umgangssprachlich. Unterm Strich wird aber etwas Negatives suggeriert - nämlich der Porsche fahrende Chefarzt, der eh keinen Plan hat und nur kurz vorbei schaut und das Liegen in einem Einbettzimmer, was als Luxus empfunden wird. Wäre das der oberflächliche Sinn dieser Tarife, wäre ich völlig bei Ihnen. Der Sinn ist aber ein viel weitreichenderer.

Stationäre Zusatztarrife gewährleisten für den Versicherten in erster Linie eins: die bestmögliche stationäre medizinsche Versorgung! Dazu gehört es, sich das Krankenhaus z. B. bei einer geplanten Behandlung frei aussuchen zu können. Das gilt auch für den behandelnden bzw. operierenden Arzt. Der Chefarzt spielt hier gar keine Rolle. Vergessen Sie den. Insbesondere bei schweren oder chronischen Erkrankungen oder Unfällen ist es mitunter lebenswichtig, sich von einem Spezialsiten operieren zu lassen, der eine sehr hohe Erfolgsquote hat und sein Handwerk versteht. Dieser befindet sich meistens nicht in der Umgebung des Wohnortes des Patienten. Man muss diesen Arzt also heranholen oder in das Krankenhaus gehen, wo dieser Spezialist praktiziert. Gute stationäre Zusatztarife sorgen für den Transport und übernehmen die Kosten, welche Ihre Krankenkasse nämlich in diesem Fall nicht bzw. nicht voll übernimmt. Zudem rechnen diese Koryphäen deutlich höher ab, als es die Kasse zulässt, was automatisch dazu führt, dass Sie als Kassepatient ohne Zusatzversicherung diesen Arzt komplett selbst zahlen müssten, wenn dieser Sie behandeln soll. Das kann sich jedoch kaum jemand leisten. Insofern hilft eine stationäre Zusatzversicherung enorm weiter. Insbesondere wenn es ein Tarif ist, der auch über den 3,5fachen Höchssatz der Gebührenordnung für Ärzte erstattet.

Ich gebe Ihnen recht. Für eine Lappalie wie einen Beinbruch oder eine Mandel-Op benötigt man eine solche Police nicht. Wird man aber schwer krank, akut oder chronisch oder hat einen Unfall und muss ins Krankenhaus, dann kann der Anspruch auf eine deutlich bessere Versorgung als die der GKV (ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich) mitunter sogar Leben retten oder Leiden lindern. Das ist keine Übertreibung. Beispiele aus der Praxis gibt es genug. Und teuer sind diese Policen mittlerweile auch nicht mehr.

Warum ich so dahinterstehe? Ein Freund von mir ist vor 4 Jahren in den Schweizer Alpen mit seinem Snowboard schwer verunglückt. Dank seiner Zusatzpolice konnte ein Gefäßchirurg aus Bern eingeflogen werden, der sofort eine Not-Op durchführen konnte. Nach 6 weiteren lebensrettenden Operationen, war mein Kumpel endlich stabil und konnte im Koma genesen. Die wussten erst gar nicht, das er Zusatzversichert ist und hatten ihn schon abgeschrieben. Haben ihn einfach ins Koma versetzt und standen dann rum und haben überlegt, was man machen kann und ohne Rücksicht auf uns zu nehmen, darüber fabuliert, wie lange es wohl dauert, bis er verblutet. Gott sei Dank hat sich seine Freundin an die Zusatzversicherung erinnert. Die haben dort angerufen, sich eine Kostenübernahmeerklärung eingeholt und dann gemerkt ... Oh der hat ja Privatpatientenstatus. Die Versicherung war es übrigens, die auf den Spezialisten hingewiesen hat und dafür gesorgt hat, dass der ins Unfallkrankenhaus kommt. Das Krankenhauspersonal selbst war völlig überfordert mit der Situation. ... Mein Freund war in einen Baum gestürzt und hatte sich beide Arme komplett aufgerissen.

Von daher sorry für den langen Text, aber man sollte sich mit dem Thema wirklich individuell befassen und sich überlegen, ob einem die Gesundheit nicht ein paar Euro wert ist. Alles rennt rum und versichert sein Smartphone oder seine Brille oder die Zähne, aber wenn es ums eingemachte geht, ist man plötzlich geizig. Passt doch nicht zusammen, oder?

Aus Erfahrung halte ich das für Geldverschwendung: Als Kassenpatient landet man längst nicht mehr in Schlafsälen. 2-Bett-Zimmer sind auch für Kassenpatienten der Standard.

Und Chefarztbehandlung bedeutet nicht, dass sich der Professor selber der Sache annimmt. Ich habe vor Jahren bei einem Angehörigen erlebt, dass zu einer angeblich vom Chefarzt durchgeführten und später auch so abgerechneten Anästhesieberatung vor der Operation ein Mediziner von knapp 30 Jahren erschien. Und dafür soll man dann extra bezahlen?