Als Steuerfachangestellter einen neuen Wege einschlagen?
Guten Tag,
ich bin 26 Jahre alt und arbeite aktuell als Steuerfachangestellter in einer mittelgroßen Kanzlei. Die Tätigkeit sagt mir leider überhaupt nicht mehr zu und ich frage mich jeden Morgen ob ich das die nächsten 40 Jahre aushalte, es ist einfach nichts für mich jeden Tag mich in den selben Stuhl zu setzen und 8 Stunden in einem Bildschirm zu gucken, mein Rücken sagt mir das unter anderem auch jeden Tag. Da meine Familie viel im sozialen Bereich tätig ist und ich dort eindeutig auch große Interesse habe, überlege ich meinen Job zu kündigen und mit dem Studium der sozialen Arbeit zu beginnen. Ich bin ein Mensch der einen Sinn in seiner Arbeit sehen muss und einer der Bewegung braucht.
Was sagt ihr dazu?
Schöne Grüße
1 Antwort
Eigentlich weißt du die Antwort schon selbst:
Du wirst kündigen und das Studium beginnen.
Es ist vollkommen legitim mit Mitte 20 ein Studium zu beginnen. Das Berufsleben ist lang, und ein Studium trägt in der Regel weiter als eine Ausbildung.
Dein Motiv der "Sinnorientierung" klingt plausibel, wenn das in deiner Familie offensichtlich vorgelebten Werten entspricht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen zuerst eine Qualifikation wählen, die materielle Sicherheit und ökonomische Unabhängigkeit von der Herkunftsfamilie wählen, und später im Leben, wenn grundlegende ökonomische Sicherheit erreicht ist, sich weiterqualifizieren, um andere Lebensziele zu erreichen bzw. dem Leben einen "Sinn" zu geben, der über das eigene, private Glück hinausgeht.
Was dagegen spricht weißt du auch schon selbst:
Mindestens drei Jahre mit deutlich weniger Geld als bisher.
Gehälter in dem von dir avisierten Berufsbereich liegen deutlich niedriger als in Kanzleien. Wahrscheinlich verdient man als Steuerfachangestellter ohne Studium auf die Lebensarbeitszeit gerechnet mehr als mit BA-Studium Soziale Arbeit.
Die finanziellen Einwände sollen keine Ausschlusskriterien sein. Es bringt dir auch nichts, wenn du als unglücklicher Steuerfachangestellter reich wirst.
Und möglicherweise gibt es für jemanden mit einer doppelten Qualifikation im späteren Berufsleben auch Positionen, wo sich der Steuerfachangestellte nochmal auszahlen kann. Darauf spekulieren sollte man aber besser nicht.
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass berufliche Entwicklung wesentlich ist für die Lebenszufriedenheit. Deshalb würde ich nie zum Stillstand raten.
Vielleicht gibt es ja auch ein Studienfach, das etwas lukrativere Aussichten bietet und trotzdem eine für dich befriedigende Antwort auf die Sinnfrage geben kann? (Im Durchschnitt am besten verdienen immer noch die Mediziner. Und als Arzt kann man durchaus auch die Sinnfrage beantworten, würde ich denken.) Oder zumindest ein etwas generalistischeres Universitätsstudium wie Soziologie, das einem mittelfristig auch den Weg in die etwas weniger operativen Berufsfelder und Leitungsfunktionen ebnet.
Aber prinzipiell: Soziale Arbeit ist ein großes Feld. Und auch in diesem Feld findet man ein ordentliches Auskommen, wenn es einem wichtig ist. Allzugroße Sorgen würde ich mir deswegen nicht machen. Die Nachfrage wird nicht abnehmen, und ein BA-Studium kann auch ein erster Schritt sein, um erstmal den Kopf aufzumachen und dann wieder weiterzusehen. Wie gesagt, das Berufsleben ist lang.
Danke für die guten Antworten, damit ich habe ich nicht gerecht!
Dürfte ich Mal ganz blöd nachfragen woher ihr euer Wissen nehmt und so strukturierte und sinnvolle Antworten zu liefern und was eure Motivation dafür ist ?
Sorry, aber habe ich mich schon öfter in solchen Foren gefragt. Finde es aber super nett!:)
Foren funktionieren durch eine Mischung aus altruistischen Motiven und Selbstvalidierung. Wikipedia ist der phänomenale Beweis, dass Menschen kollabieren können und wollen, wenn man sie nicht hindert.
Letztendlich macht es vielen Menschen Spaß anderen zu helfen. Auch eine Form der Sozialen Arbeit, wenn du so willst.
Um ehrlich zu sein sind die finanziellen Gründe, die einzigen, die mich zweifeln lassen, hat mir die Steuerbranche wohl beigebracht..obwohl ich schon mein Leben lang jemand war, der gesagt hat, dass ich nicht viel Geld brauche um Glück zu finden und so ist es auch. Danke für diese brauchbare Antwort:)