Wenn Rache so falsch ist, warum haben dann so viele Menschen das Bedürfnis danach?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Rache läge in der Natur des Menschen. Ich bin generell dafür. 48%
Rache ist falsch und verwerflich. Immer. 28%
Weder falsch, noch verwerflich. Aber keiner soll verletzt werden. 24%

22 Antworten

War genau gibt es keine Möglichkeit, abzustimmen: Rache liegt in der Natur des Menschen und ist trotzdem verwerflich?

Warum muss alles, was früher gut war, heute noch gut sein? Rache ist genau in dem Moment überflüssig geworden, als wir Gesetze und Gesetzeshüter eingeführt haben. Denn nur deswegen haben wir das getan - es ist gesellschaftlich geregelte, gemeinschaftliche Rache.

Rache entsteht aus Wut, und Wut entsteht aus Verletzung. Und aus dem. Wunsch, dass Gerechtigkeit herrschen möge. Es ist ein einfach psychologisches Grundprinzip, nur wer wich gegen Verletzung wehrt, kann überleben.

Problem nur - da hätte jeder Mensch ein anderes Verständnis davon, wer wann verletzt ist, was gerecht ist und wer für was wie hoch zu bestrafen ist. So stechen verlassene Männer auch mal ihre Ex-Freundin ab oder ein Nachbar zündet das Haus des anderen an weil sein Busch übers Grundstück gewachsen ist.

Ist das berechtigte Rache, die du befürwortest und bei denen es allen besser geht und die Gesellschaft besser dran ist? Ich rate mal - nö.

DoctorInge 
Fragesteller
 12.03.2021, 07:06

Doch, du hättest schon abstimmen können. Hättest halt "Rache ist verwerflich" nehmen müssen und darunter schreiben, dass sie trotzdem in der Natur des Menschen liegt.

Ich bin ja auch nicht für Rache, die jemanden umbringt.

Ich schrieb ja auch "Rache...aber keiner soll verletzt werden".

Das mit den Gesetzen stimmt schon, aber es gibt auch genug Fälle, wo jemand nicht bestraft wird, obwohl er es eigentlich verdient hätte.

Man muss nur bspw eine Person hernehmen, die in der Kindheit vergewaltigt wurde und das dann verdrängt hat.

Als es ihr wieder hoch kam und sie den Täter anzeigen wollte, war die Tat verjährt und er hatte keine einzige Konsequenz mehr zu spüren.

Also da fände ich Rache ehrlich gesagt nicht verwerflich.

Das ist nur ein Beispiel.

Ein anderes wären Dinge, die du nicht beweisen kannst.

Natürlich soll man nie jemanden umbringen oder dauerhaft verletzen.

Ich kann aber auch nicht sagen, dass Rache generell verwerflich ist.

Solange sie in einem Rahmen geschieht, der weder tötet noch lange schädigt.

Wenn Rache so falsch ist

Das ist nur eine Behauptung von dir, dass Rache als so falsch angesehen wird.

warum haben dann so viele Menschen das Bedürfnis danach?

Das ist nur eine Behauptung von dir, dass viele Menschen ein Bedürfnis danach haben. Zum anderen bedeutet die Existenz einer Eigenschaft nicht, dass es sinnvoll ist sie einzusetzen. Menschliche Eigenschaften können auch nur existieren, um in Extremsituationen das Überleben zu sichern.

Aber kann es nicht sein, dass Rache eigentlich ganz natürlich für uns Menschen wäre?

Warum sollte es nicht natürlich sein? Die Natürlichkeit einer Sache sagt überhaupt nichts über ihre Sinnhaftigkeit aus.

Dass es gar nicht so verwerflich wäre, wie alle sagen?

Das ist nur eine Behauptung von dir, dass das alle sagen.

Dass wir uns eigentlich danach besser fühlen würden, wenn wir es täten?

Rache ist eine destruktive und gewalttätige Vergeltungsmaßnahme. Dass man sich danach besser fühlen würde ist eher eine Illusion. Gewalt ist ein Kreislauf aus verletzen und verletzt werden. In so einem Kreislauf ist kein Platz für nachhaltig gute Gefühle.

DoctorInge 
Fragesteller
 12.03.2021, 07:21

Behauptung, Behauptung, Behauptung, ...

Das ist überhaupt nicht weit hergeholt.

Natürlich wird Rache von den meisten als falsch angesehen. Sonst würde man nicht bei jeder Gelegenheit, bei der es um diese geht, eingeimpft bekommen, dass Rache total falsch sein.

Wenn nicht so viele Menschen das Bedürfnis danach hätten, gäbe es fast keine Straftaten und wesentlich kleinere Gefängnisse.

Viele "müssen" nur keine mehr nehmen, da das Gesetz das erledigt, wenn man den Schädiger anzeigt.

Zu deinem letzten Absatz:

Man muss bei Rache nicht immer Gewalt anwenden. Man kann auch Rache nehmen, bei der kein Blut fließt und keiner mit einem blauen Auge nach Hause geht.

Du musst mich jetzt nicht davon abhalten, welche zu tätigen. Das war nur eine Interessensfrage.

Aber ich finde es ehrlich gesagt zu einfach gesagt, dass Rache absolut nie Zufriedenheit schafft, weil Gewalt und so.

Was auch keine Zufriedenheit schafft ist, wenn Menschen mit derben Ungerechtigkeiten davon kommen, ohne den geringsten Hauch einer Konsequenz zu spüren.

DreiGegengifts  12.03.2021, 07:35
@DoctorInge
Das ist überhaupt nicht weit hergeholt.

Wer sagt dass es weit hergeholt ist?

Wenn nicht so viele Menschen das Bedürfnis danach hätten

Wörter wie "viel" sind nutzlos, weil sie undefiniert sind. Ist viel mehr als 50%? Mehr als 5%?

Viele "müssen" nur keine mehr nehmen, da das Gesetz das erledigt, wenn man den Schädiger anzeigt.

Der deutsche Gesetzgeber verübt keine Rache. Beschäftige dich mal mit den Strafzwecktheorien.

Man muss bei Rache nicht immer Gewalt anwenden. Man kann auch Rache nehmen, bei der kein Blut fließt

Körperliche Gewalt ist nur eine Teilmenge innerhalb der Gesamtmenge. Von daher ist der zweite Satz zwar korrekt aber der erste Satz bleibt falsch.

Was auch keine Zufriedenheit schafft ist, wenn Menschen mit derben Ungerechtigkeiten davon kommen

Der Ausgleich von Ungerechtigkeit muss gar nichts mit Rache zu tun haben. Siehe auch unserer Strafzwecktheorien.

DoctorInge 
Fragesteller
 12.03.2021, 07:50
@DreiGegengifts

Du wirst jetzt wahrscheinlich auch wieder alles extra hinterfragen, was ich in diesem Kommentar schreibe.

Aber du könntest auch mal ein bisschen nachdenken, was gemeint sein könnte. Ich will hier jetzt keine Romane schreiben, deshalb halte ich es schlicht.

Wer sagt....

Du. Da du behauptest, es wäre alles einfach nur eine Behauptung von mir.

Wörter wie "viel"...

Nein, sie sind nicht nutzlos. Normalerweise kann ein User einschätzen, ab wann etwas "viel" ist.

Mal eher sind nicht 5 % damit gemeint. 😒

Der deutsche....

Weiß ich auch. So war es aber nicht gemeint. Ich dachte, du kapierst, ohne dass ich es extra dazuschreibe, dass die Konsequenz an sich gemeint war, die folgt.

Beschäftige dich...

Muss ich nicht. Weil es so einfach nicht gemeint war.

Körperliche... (der Absatz)

Der zweite soll stimmen, der erste nicht. Das ist nicht wahr, das ist einfach nur deine Meinung.

Eine Rache kann auch bedeuten, jemandes Auto anzusprühen. Das fällt nicht unter Gewalt.

Der Ausgleich...

Wenn jemand polizeilich nicht belangt wird, aufgrund von Beweismangel oder Verjährung, bleibt einem wohl nichts anderes übrig, wenn man die Ungerechtigkeit ausgleichen will.

Siehe auch....

Die nützen nichts, wenn der Ersttäter da gar nicht erst hinwandert.

DreiGegengifts  12.03.2021, 10:41
@DoctorInge
Du. 

Nö, Behauptungen sind Behauptungen. Also schlecht oder gar nicht verargumentierte Aussagen. Die können weit hergeholt sein oder auch nicht.

Nein, sie sind nicht nutzlos. Normalerweise kann ein User einschätzen, ab wann etwas "viel" ist.

Nö. Für die einen ist viel, wenn es über Durchschnitt ist. Für andere ist viel, wenn es häufig in der BLÖD stand. Für wieder andere ist es viel, wenn es mehr ist als an anderen Orte oder zu anderen Zeiten. Für wieder andere ist es viel, wenn die Sonne gerade nicht scheint.

Ich dachte, du kapierst, ohne dass ich es extra dazuschreibe, dass die Konsequenz an sich gemeint war

Nö, weil das was vollkommen anderes ist. Rache ist eben nicht gleichzusetzen mit Konsequenz. Du hast doch schon selbst festgestellt, dass Rache im Gegensatz zu unserem Rechtsstaat kritisch betrachtet wird. Rechtsstaatliche Konsequenz ist eben etwas vollkommen anderes als Rache.

Eine Rache kann auch bedeuten, jemandes Auto anzusprühen. Das fällt nicht unter Gewalt.

Selbstverständlich ist das Gewalt. Gewalt ist jede Handlung und jeder Vorgang, der einem anderen Schaden zufügt. Dazu zählt auch die Zerstörung fremden Eigentums.

Die nützen nichts, wenn der Ersttäter da gar nicht erst hinwandert.

Wandern? Ersttäter? Du sprichst in Rätseln.

Rache läge in der Natur des Menschen. Ich bin generell dafür.

Also da ist die Psychologie eigentlich sehr eindeutig und bis heute eine der (sehr wenigen) unumstrittenen Theorien Freuds (Die Kulturtheorie): Er stellt die Frage, weshalb wir kulturell & moralisch verbieten müssen (macht er am Inzesttabu fest), wenn wir psychologisch gar nicht die Lust hätten, diese Sache zu begehen. Er leitet deshalb ab: überall dort, wo Tabus herrschen, gibt es eine psychologische Lust, die Tat dahinter zu begehen. Man kann das als ein einfaches physikalisches Prinzip verstehen: Kraft und Gegenkraft.

Das heißt... Ja, in uns - naturgemäß - ist das angelegt, Rache auszuüben. Dennoch sind ja moralische Werte etwas, das Kulturen entwickelt haben, um sich gegenseitig zu schützen und weiterzukommen. Das heißt Freud leitet auf diese Weise daraufhin, dass Kulturmoral sehr sinnvoll ist, nur an mancher Stelle misslingen kann, wenn es zu psychischen Störungen kommt (z.B. dann, wenn das Kredo "Du musst immer anständig sein" so weit reicht, dass man sich permanent unvollkommen und wertlos vorkommt)

Weder falsch, noch verwerflich. Aber keiner soll verletzt werden.

Das hört sich so an, als hätte der Mensch das Bedürfnis, immer das Richtige zu tun.

Rache entspricht dem Verursachungsprinzip und sollte ein Maß kennen. Also kalt sein. Beachtet sie keine Prinzipien, ist sie das falsche Verhalten.

Rache ist per se nichts falsches aber wie Rachegedanken entstehen schon.

Jeder Mensch hat ein eigenes Verständnis für Gerechtigkeit, und wenn etwas nicht diesem Verständnis entspricht wird es als Ungerecht aufgefasst. Das bedeutet Rache ist abhängig von dem was eine Person für sich selbst als noch OK empfindet und was nicht und ist damit eine Art Selbstjustiz welche, wie man wissen sollte, nicht erlaubt ist und gegen das Gesetz ist. Aus genau dem selben Grund gibt es auch die Rachespirale, da die eine Seite ihre Rache für gerechtfertigt hält, die andere aber nicht und sich somit Rächen will und umgekehrt.

Rache an sich bedeutet also dass man sich in seiner Vorstellung von Gerechtigkeit gestört fühlt und somit zeugt sie auch von Menschlichkeit.

Dennoch ist der Weg dahin nicht in Ordnung da man seine eigenen Ansichten über das Gesetz stellt.