Warum zahlen so viele noch Kirchensteuer, obwohl sie nie in die Kirche gehen?

6 Antworten

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Möglichkeiten:

  • man bleibt drin weil man nicht drüber nachgedacht hat das man ebensogut auch austreten könnte
  • man bleibt drin, weil "Familientradition", "Was denken denn sonst die Verwandten/ Nachbarn/ Vereinsmitglieder"
  • man bleibt drin, weil die Eltern dem (noch jungen erwachsenen) Nachwuchs einimpfen "Du arbeitest für eine kirchliche Einrichtung, du musst da drin bleiben um den Job behalten zu können", oder "Bleib in der Kirche, wenigstens auf dem Papier - dadurch hast du größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt"
  • ...

Meine persönliche Erfahrung:

  • Ein Elternteil von mir bestand drauf das es wichtig sei weiterhin Mitglied der Kirche zu sein, weil das meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt (Pflege und Betreuung) wesentlich erhöhen würde
  • Ein Elternteil von mir war auch immer sehr bedacht darauf was Nachbarn und Verwandte denken oder sagen könnten
  • Und ich hatte in meinem Erwachsenenleben lange Zeit garnicht an die Möglichkeit gedacht einfach austreten zu können. Ich finde, man bezahlt doch auch nicht freiwillig monatlich Fittnesclub-Beitrag ohne hinzugehen, oder?
dermarkus123 
Fragesteller
 16.06.2021, 22:58

Die Kirche züchtet sich die Mitglieder ja schon im Kindesalter heran, so dass man die Mitgliedschaft als Normalität betrachtet und manche wohl wirklich nicht groß drüber nachdenken. Würde man mit 18 gefragt werden „Unterschreibste hier, dann darfst du für XX€ im Monat mit Omas Sonntagsmorgens in der Kirche Märchenlieder singen“ würde das wohl kaum einer einwilligen.

Ich glaube nicht an den Religionsfirlefanz, bin aber Steuerchrist.

Die Kirchen haben, wenn auch schwindend, noch immer einen gesellschaftlichen Wert. Sie agieren überall, also auch bei dir in der Nähe. Sie spenden Menschen seelischen Beistand und geben Halt. Sie unterhalten Kindergärten, Altersheime, Krankenhäuser, Friedhöfe, Gemeindezentren. Sie geben Menschen Arbeit und Lohn. Und sie generieren sehr viel ehrenamtliches Engagement.

Helefant  17.06.2021, 08:24

Unser katholisches Krankenhaus schickt mir allerdings immer eine deftige Rechnung. Denn kirchliche Kindergärten, Altersheime, Krankenhäuser etc. werden genauso von Staat und Gemeinden finanziert wie private.

Und für die 'Beschäftigung' von ehrenamtlichen Mitarbeitern braucht man fast kein Geld ;)

RobertWeemeyer  17.06.2021, 08:37
@Helefant

Dass kirchliche Einrichtungen genauso finanziert werden wie private, stimmt nicht. Das kann man zum Beispiel in § 36 des Kinderbildungsgesetzes NRW nachlesen: Während eine Kita in Trägerschaft einer Elterninitative ("armer Träger") 3,4 % der Kosten selber aufbringen muss, sind es bei einer Kirchengemeinde ("reicher Träger") 10,3 %, also das Dreifache.

Helefant  17.06.2021, 08:43
@RobertWeemeyer

'Normale' Träger wie AWO, Gemeinden etc. müssen mindestens genausoviel für ihre Kindergärten bezahlen wie die Kirchen auch. Und 10,3 % ist ja auch nicht wirklich so viel. Hauptsächlich werden Kindergärten von den Gemeinden finanziert, und auch die Eltern müssen einen Beitrag leisten.

(1)Wegen den Konsequenzen:

-Keine Beerdigung am örtlichen Friedhof.

-Keine Hochzeit, Taufe usw.

-Jobverlust, Jobchancen

-Man kann kein Trautzeuge sein

-Kind bekommt keinen Platz an der Schule oder Kindergarten

-Ausschluss aus Vereinen

und vieles mehr.

(2) Faulheit

(3) Soziale Ausgrenzung durch Gläubige. Spielt in kleinen Dörfern eine Rolle.

Rockige  16.06.2021, 23:12

Eine Hochzeit "muss nicht" unbedingt in der Kirche stattfinden. Standesamtlich muss man eh, theoretisch reicht das aus.

Wenn man dennoch vorhat kirchlich zu heiraten, bespricht man das als Paar einfach mit dem zuständigen Pfarrer. Hier und da gibts Zwischenlösungen oder Schlupflöcher.

Man kann sein eigenes Kind taufen lassen ohne selbst Mitglied zu sein.

Und spätestens wenn das Kind 14 ist entscheidet es sowieso selbst, kann sich also auch taufen und konfirmieren lassen (beispielsweise) - egal ob die Eltern einer Konfession angehören oder nicht.

Trauzeuge: Vorsichtshalber vorab mit dem zuständigen Pfarrer sprechen. IdR muss der Trauzeuge aber weder dem gleichen Glauben angehören noch überhaupt einer Religion angehören. Aber wie gesagt, zur Sicherheit die Rücksprache mit dem Pfarrer.

Mit den Kindergärten ist das so eine Sache.... selbst konfessionslose Kinder können dort aufgenommen werden. Letztlich entscheidet der Platz in der Warteliste in der ein Kind sich befindet.

An Konfessionsschulen (also katholische, evangelische) können auch Kinder angemeldet werden die nicht diesem Glauben angehören oder gar konfessionslos sind. Die Eltern des Kindes müssen sich aber im Klaren sein das ihr Kind entsprechend an den typischen glaubensbedingten schulischen Veranstaltungen und Unterrichtsfächern teilnimmt.

verreisterNutzer  17.06.2021, 12:11
@Rockige

Ich sprach ja auch von kirchlichen Hochzeiten. Es gibt ja Leute die an Gott glauben, aber die Pedophilie nicht verteidigen wollen. Selbst Atheisten mögen das Heiraten in Kirchen mit dem ganzen TamTam. Und obwohl die Kirche sich nicht schämt, das Geld der Atheisten anzunehmen, also Steuergeld, verweigern sie die Hochzeit.

Das was du zu Schulen sagst ist Schmarrn. Wer an eine katholische Schule will hat ein Riesenproblem wenn er konfessionslos ist. Mittlerweile gibt es manche Schulen ndie darüber hinwegsehen wenn der Schüler Jude oder Moslem ist. Konfessionslose haben aber nach wie vor keine Chance. Und das obwohl Schulen und Kindergärten zu 95% vom Staat finanziert sind.

Du redest das ganze doch nur schön. "Als konfesionsloser Trauzeuge vorab mit dem Pfarrer sprechen". Musst du da nicht selber über dich lachen?

Helefant  17.06.2021, 08:26

Diese Lüge, dass konfessionslose nicht beerdigt werden würden, hat man mir in der Kindheit auch erzählt. Wo sollen die denn rumschimmeln, wenn sie nicht beerdigt werden?

verreisterNutzer  17.06.2021, 12:03
@Helefant

Das ist keine Lüge. Du wirst auf einem kirchlichen Friedhof kaum Atheisten finden. Die liegen alle woanders.

Auch wenn die Angehörigen sich wünschen, dass die Toten auf dem örtlichen Friedhof liegen, ist dies nur in den seltensten Fällen möglich.

Z.b. Durch hohe Spendengelder an die katholische Kirche.

verreisterNutzer  17.06.2021, 12:52
@Helefant

Keine Ahnung was das für eine Seite ist, aber sie geben zumindest mal zu dass es möglich ist. Beispiele dazu kenne ich genug. So wurde mein Opa auf einem staatlichen Friedhof beerdigt, weil sich die Kirche weigerte ihn als Konfessionslosen auf geweihten Boden zu legen. Das Doppelgrab in dem meine Oma alleine liegt, hat sich die Kirche dennoch bezahlen lassen.

Jene die bei Kirchlichen Trägern arbeiten haben z.B das Problem, dass wenn sie aus der Kirche austreten, den Job verlieren können

Weil sie nicht aus der Kirche ausgetreten sind.

dermarkus123 
Fragesteller
 16.06.2021, 22:49

Ja klar, aber warum tun sie das nicht, wenn es nur unnötig geld kostet

GutenTag2003  16.06.2021, 22:52
@dermarkus123
  • Raucher geben Geld für unnötige Zigaretten
  • Alkoholiker für Alkohol
  • Autofahrer für Benzin für unsinnige Fahrten
  • usw.

Warum sollte da die Kirchensteuer ein großes Problem sein ?

Rockige  16.06.2021, 23:17
@GutenTag2003

Raucher und Alkoholiker geben das Geld für ihren "Stoff" aus weil sie das direkt konsumieren wollen.

Autofahrer geben Geld für Sprit aus, weil dieser Sprit der Garant dafür ist das ihr Auto sie sonstwohin bringt.

Jemand der Mitglied einer Kirche ist, sich aber nicht damit beschäftigt und auch keine der entsprechenden Veranstaltungen besucht - dessen Mitgliedschaft also nur noch rein auf dem Papier vorhanden ist - gibt Kirchensteuer aus ohne auch nur irgendeinen nennenswerten Nutzen daraus ziehen zu können. So gesehen also regelrecht rausgeworfenes Geld.

Und unterschätz mal nicht die Höhe der Kirchensteuer. In einem Jahr hat das bei uns ganz schön geschockt (und das war dann letztlich der Endauslöser für unsere Entscheidung auszutreten)

GutenTag2003  17.06.2021, 06:11
@Rockige
(und das war dann letztlich der Endauslöser für unsere Entscheidung auszutreten)

Das darfst Du ja machen.

Mancher denkt, geht vielleicht davon aus für seine Kirchensteuer täte auch etwas für sein Seelenheil und würde z.B. Bedürftige damit unterstützen und helfen.

... und sein Glauben hat ja nichts mit dem Kirchgang zu tun.