Warum hassen alle die GEMA?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo The Blues!

Wenn ich mir die Beiträge dieser Diskussion hier ansehe, dann gibt es nur eine Antwort: Die Leute hassen die Gema, weil sie keine Ahnung haben, was die eigentlich macht, wer wie davon profitiert, wie sie sich finanziert.

Ich bin Komponist und Gema-Mitglied. Wenn ich hinter allen Aufführungen meiner Musik hersuchen müsste, den Leuten Rechnungen schreiben müsste, mahnen müsste und, und, und, dann könnte ich meinen Beruf gleich an den Nagel hängen!

Dass Komponisten, die lange im Geschäft sind und wirklich davon leben, kann man doch als Begründung gelten lassen, dass sie höher bewertet werden, als die vielen One-Hit-Komponisten. Mit Sicherheit gibt es immer Diskussionsbedarf um die Verteilungsgerechtigkeit. Da aber die Verteilung mit dem Inkaso der Gema überhaupt nichts zu tun hat, die beiden Seiten vollkommen getrennt verhandelt werden, kann man die Verhandlungen über die Verteilungsgerechtigkeit doch auch den Leuten überlassen, die innnerhalb der Gema darüber bestimmen. Und das sind die Komponisten und die Verlage.

Was die Musikindustrie macht, hat mit der Entlohnung der Komponisten nichts zu tun.

Du solltest als Musiker aber im Blick haben, dass nichts wichtiger ist, als vor Publikum live zu spielen. Wer meint, er könnte vom Albenverkauf leben, liegt falsch!

Gruß Friedemann

Danke dir für die Antwort!

Alles was ich in den letzten 10 Jahren an Musik kennengelernt habe, habe ich über YouTube kennengelernt. Die Veröffentlichung von Songs über YouTube war für meinen Tonträger- und Konzertkartenkauf zu 100% entscheidend. Wer seine Songs nicht über YouTube veröffentlicht, verdient somit kein Geld an mir....und da bin ich bestimmt kein Einzelfall! Daher: weg mit der GEMA, da sie den Wettbewerb behindert und den Künstlern die beste Möglichkeit nimmt, für sich zu werben!

Ich kann da nur für mich persönlich sprechen...

Ich würde niemals eine Katze im Sack kaufen. Früher - in meiner Kindheit - hatte ich Radio gehört und Fernsehen geguckt, um tolle Musik und andere Sachen aus dem Kulturbereich kennenzulernen. Und ab und zu hatte ich mich dann - NACHDEM mir etwas ausgesprochen gut gefallen hat - in ein Musikgeschäft (damals Plattenladen) begeben, um ein heißbegehrtes Stück zu erwerben, damit ich das so oft ich will spielen kann, nicht bloß einmal in der Woche oder im Monat im Radio zu hören kriege.

Heute hat sich am Prinzip nichts geändert, aber am Medium, über das Interesse geweckt wird. Heute habe ich weder Radio noch Fernsehen, aber Internet. Wenn ich im Alltag Musik höre, dann über Youtube. Wie früher Radio und Fernsehen. Wenn ich Interesse für etwas bekommen soll, dann MUSS es ZWINGEND zuerst frei über Youtube kennenzulernen sein! Es GIBT SONST KEIN INTERESSE, basta!

Jetzt zur GEMA: Diese Einrichtung ist diejenige, die dafür sorgt, daß ich schon lange hauptsächlich nur noch Amateur-Musik höre und Amateur-Videos gucke. Alles andere wird von denen strikt blockiert. Ich KANN UNMÖGLICH Interesse bekommen für die ...ich glaube es waren so 90-95% sämtlicher Top-Titel auf der Welt, die von der GEMA blockiert werden.

Tja, dann: Phffff

Gut: Manchmal, wenn mir Wartezeit gerade nichts ausmacht, weil ich einen (Internet-)Videoabend einlege (kommt selten genug vor) und eh noch jede Menge nebenbei gucke und lese, schalte ich einen GEMA-Unblocker ein und kann dann DOCH MAL den einen oder anderen Titel im Original hören. Wobei diese seltenen Ereignisse mitnichten dazu führen, daß ich mich für die Originale begeistere. Weil die Cover-Versionen zu einem guten Teil besser sind als die Originale. Mitunter kommen solche Bands dann sogar mal nach Deutschland. Boys Avenue war zum Beispiel Ende letzten Jahres hier, wenn ich das recht in Erinnerung hatte. Eine relativ junge Aufsteiger-Band, die viel mit phantastischen, jungen Sängerinnen zusammenarbeitet.

Und Du darfst dreimal raten, was passierte: Ja, UNMITTELBAR nach ihrem Deutschland-Auftritt wurden ihre Videos (na ja: ein Teil davon) von der GEMA gesperrt. Seitdem kann ich die wieder nur noch wahrnehmen, falls ich mal wieder einen der GEMA-Unblocker-Warteabende einlege. Was selten - einmal im Vierteljahr - geschieht.

Das Begeisterungs-Level für gesperrte Inhalte sinkt rapide auf eisiges Niveau.

==============

So macht die GEMA ihre - nein: EURE, DEINE - Kundschaft kaputt.

Und deshalb mögen wir die GEMA so sehr. Weil sie den Konsumenten die Begeisterung zerstört und den Produzenten die Kundschaft.

Die Künstler verdienen nicht viel an der GEMA.

Ja, die Kunden sind geizig und viele Leute schätzen Musik nicht mehr wert. Gleichzeitig hat die Musikindustrie es verschlafen, sich zeitig mit den neuen Medien auseinanderzusetzen, was dazu geführt hat, dass es bereits Tauschbörsen gab, als ein Downloadshop wie iTunes noch nichtmal erdacht war.

Ein viel größeres Problem mit der GEMA ist aber, dass die Art und Weise, wie ihre Gelder ausgeschüttet werden, sehr zu Lasten der "kleinen" Mitglieder gehen. Es wird eben nicht gerecht verteilt.

Wenn also ein Konzertveranstalter 500 Euro an die Gema für das Konzert einer Newcomer Band an die Gema entrichtet, kommen vielleicht 50 Euro davon bei der Band an. Schuld ist ihr niedriger Pro-Faktor. Die übrigen 450 Euro versickern im großen Topf der „unverteilbaren Gelder“ oder werden aufgewendet für die üppige Bezahlung aufgeführter Hits und Gassenhauer mit hohem Pro-Faktor. Eine verquere und unsoziale Idee, die vielen Kritikern zufolge dem Gedanken des Urheberrechtsgesetzes widerspricht.

Quelle: http://www.fr-online.de/kultur/streit-um-gema-gebuehren-gema--der-club-der-oberen-3400,1472786,16472672.html

Für mich ist das ein Logikfehler.
Sobald eine Newcomer Band abgespielt wird, bekommt sie ja gleichzeitig einen höheren Pro-Faktor und bekommt die 450€ dadurch wieder rein. Oder nicht?

@TheBlues

Für mich wiederum sind das 2 Logikfehler ;)

  1. Ja, der Profaktor erhöht sich sicherlich leicht. Doch was ist mit Bands aus weniger populären Genres oder Bands, die schlicht und einfach nie den großen Durchbruch schaffen: Diese werden u.U. niemals einen so hohen Pro-Faktor erreichen, dass sie "gerecht" entlohnt werden, geschweige denn die zuvor abgegebenen Einnahmen selbst von anderen Künstlern zu bekommen.
  2. (Und das ist der viel wichtigere Punkt) Mit deiner Aussage rechtfertigst du, dass es okay ist, dass weniger beliebte Künstler die großen mitfinanzieren. Und in meinen Augen geht das gar nicht.

Übrigens ist die Aussage, dass man als Profimusiker auf die GEMA angewiesen ist, ebenfalls falsch. Wenn du als Studio- oder Livemusiker arbeitest, dann hast du mit der GEMA gar nichts zu tun, denn die vertritt nur die Urheber (Komponisten). Dein Honorar ist also von GEMA-Beiträgen unabhängig. Viele kleinere Bands, Labels und Interpreten, die ich gerne höre, sind übrigens gar keine GEMA-Mitglieder. Es geht also auch ohne ;)

@DoTheBounce

Ein Beispiel.

Es gibt 100 Personen. Davon hören 80 Pers. die Frosch-Band, 18 hören die Igel-Band und eine Person hört die Elefanten-Band. Es sind insgesamt genau 1000€ zu vergeben.
Wenn jetzt eine weitere Person die Elefanten-Band hört, haben wir zwei verschiedene Rechnungnen:

  1. Jede Person die eine Band hört bezahlt die Band direkt dafür. Auf diese Weise hätten wir pro Person 10€, das heißt die Elefanten-Band würde 20€ bekommen.

  2. Jede Person bezahlt an jede Band - je nachdem von wie vielen Personen sie gehört wird - mehr oder weniger. Die Elefanten-Band wird von zwei Personen von hundert gehört, d.h. ein fünzigstel ist ihr Anteil. Wenn wir jetzt von der gesamten Geldmenge 1000€ ausgehen, und davon ein fünfzigstel nehmen, kommen wir überraschenderweise wieder auf 20€