Ursachen der Eurokrise - (einfache) Erklärung

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Die Finanzkrise begann in den USA, wo Banken auf Grund von Besitz von Häusern weitere Kredite vergeben hatten, die zunächst durch die Wertsteigerung der Häuser (angeheizt duch immer mehr Kredite von den Banken für kaufwillige Leute) gedeckt waren. Durch Zinserhöhungen konnten die Eigentümer ihre Kredite nicht mehr ohne weiteres bedienen. Also wurden schlechte Verbriefungen mit guten gemischt und als "Bündel" verkauft. Da diese aber nun doch zum großen Teil nicht bedient werden konnten, wurden die Häuser verkauft und der Wert der Häuser sank. Also wurden alle Papiere unsicher: faul.

Durch die faul gewordenen Papiere (wie oben beschrieben), die die kluge deutschen (und nicht nur deutsche) Banken** freiwillig** eingekauft hatten, weil sie sie für sichere Anlagen hielten (sonst hätten sie sie nicht gekauft), unter anderen auch sehr seriöse Bankpapiere von der Lehmann Brothers, also durch diese faul gewordenen Papiere mussten viele Banken diese als Verlust abschreiben.

Da die einzelnen Banken aber nicht wussten, wieviel solcher faulen Papiere in den Tresoren der anderen Banken lagen, misstrauten sie der Seriosität dieser Banken und der Geschäftsverkehr unter den Banken drohte zu erliegen. Dieses Stocken des Geldflusses wurde durch eine Bad-bank, wo diese fauelen Papiere geparkt werden konnten, und durch gleichzeitiges wieder zahlungsfähig machen durch frisches Geld der Bundeszentralbank und der EZB verhindert (über 1000 Mrd. Euro insgesamt) Dieses Geld wurde von den einzelnen Ländern durch Auflage von Schuldverschreibunben des Bundes (also jeder konnte sich diese kaufen zu einer Laufzeit und einem Zinssatz) am Geldmarkt plaziert. Da nicht nur unterschiedlich starke Wirtschaftsräume in Europa da sind sonder auch unterschiedliche Staaten, die auch über solche staatlichen Papiere ihre Zahlungsfähigkeit herstellen wollten, wurden die von den Anlegern (beraten durch die Rating Agenturen z.B. Standard and Poor's) unterschiedlich nach ihrer Wirtschaftskraft behandelt. Also zunächst kauften die Anleger die von den Südländern aufgelegten Papiere nicht. Dann wurden höhere Zinsen und auch kürzere Laufzeiten angeboten. Für die Staaten wurde das sehr teuer und bei Griechenland (vielleicht kommt jetzt auch noch Spanien nach) war die Lage so, dass auch mit einem hohen Zinssatz keiner mehr die unsicheren Papiere kaufen wollte. Es wurde von den Anlegern nicht erwartet, dass die Griechen diese mit ihrer schwachen Ökonomie zurückzahlen könnten.

Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf den Euro, weil die Anleger es sich einfach überlegten, ob sie ihr Geld weiter in Euro anlegen wollten, zumal für die griecheischen Staatsanleihen ein Schuldenschnitt von ca 50 % gemacht wurde. Das heißt, die Anleger bekommen nur etwa die Hälfte ihres gezahlen Geldes zurück. Es drohen noch andere Länder, in diese Situation zu kommen: Spanien und Portugal, ev. auch Italien. Deshalb ist wie oben angeführt der Euro gefallen. Ob man das nun eine Eurokrise nennen kann, überlasse ich jetzt mal deinem Urteil.

Übrigens du weißt ja, dass die Beendigung des Spardiktats namens Fiskalpakt weiteres Schuldenmachen bedeuten würde. Diese neuen Schulden müssten auch wieder bedient werden und würden auch wieder Zweifel der Anleger schüren, ob diese Länder seriös wirtschaften!

Die Ursachen sind im Grunde banal, nur will heute keiner mehr etwas davon wissen.

Vor der EURO - Einführung lagen die Zinsen in Deutschland grob gesagt bei 6 %, in Italien bei 10 %, in Spanien bei 10 % , Griechenland - Anleihen waren quasi kaum vorhanden und wenn dann, zu Zinsen um die 12 %.

Nachdem feststand , wer in den EURO kam, hatten alle in etwa den gleichen Zinssatz.

Folgen um nur zwei Fälle zu nennen: Gigantische Staatsausgaben in Griechenland, Immobilienboom in Spanien, wo sich das Bauvolumen in nur 5 Jahren verdoppelte.

Das ausstehende Hypothekendarlehenvolumen in Spanien stieg von Januar 2001 mit 253,844 Mrd. Euro auf unglaubliche 1,018784 Billionen Euro im Dezember 2007

Das wäre ja dann noch gut gewesen, wenn die Gelder etwas erwirtschaftet hätten, haben sie aber nicht.

Das Geld wurde also schlicht verschleudert, weil es billig war und die Volkswirtschaften keine vernünftige Verwendung hatten.

Anders als in manchen südostasiatische Staaten fand sich schlicht keine produktive Verwendung, die diese Schulden hätten erwirtschaften können.

Und entgegen der landläufigen Meinung ( die es übrigens erst seit dem EURO so gibt ) sind flexible Wechselkurse auch für ärmere Länder nicht immer schlecht, denn eine fallende Währung verbilligt die Exporte.

Und natürlich wir wieder das Gegenargument kommen, das der EURO Deutschland nur nutzt.

Dann müssen uns die 20 Jahre davor aber ungeheuer geschadet haben, denn nahezu jede Währung hat sich gegenüber der DM seit 1970 nahezu geviertelt.

http://www.osnanet.de/nmzf/archiv/index.html

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

Zinsen EU - Staaten historisch - (Politik, Wirtschaft, Europa) Spanien Immobilienpreise - (Politik, Wirtschaft, Europa) DM - Dollar - Chart - (Politik, Wirtschaft, Europa)
dawala  04.06.2012, 04:53

Gigantische Staatsausgaben in Griechenland,

Womit deutsche Waren importiert wurden, oft genug durch Hermes-Bürgschaft gedeckt und oft genug waren es deutsche Waffen die geliefert wurden

Immobilienboom in Spanien, wo sich das Bauvolumen in nur 5 Jahren verdoppelte.

Wovon hauptsächlich deutsche und französische Banken massiv profitierten nachdem sie diesen Immobilienboom dort initiiert hatten

Nasdaq14  04.06.2012, 13:13
@dawala

Ich denke doch, das griechische und spanische Banken noch sehr viel größere Problem haben als deutsche.

Aber es ist natürlich klar:

Als typisch Deutscher haut man immer erst mal auf die eigenen Reihen, weil wir ja quasi qua Moral seit 60 Jahren immer die " Schuldigen " sind.

Ich frage mich letztlich nur:

Wenn Du zum Karstadt gehst und etwas kaufst, was Du letztlich nicht bezahlen kannst, oder bei einem Kredit falsche Zahlen hinsichtlich Einkommen ( Steuereinnahmen ) und Ausgaben, sowie Sicherheiten vorlegst, ist dann auch der Karstadt oder die Bank schuld?

Gerade die ach so toleranten gegenüber deiesen Ländern wären 2000 - 2001 die ersten gewesen die geschrien hätten, wie übergheblich es doch ist, den Peripherieländern keinen Kredit zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

Immofachwirt  04.06.2012, 15:30

Und natürlich wir wieder das Gegenargument kommen, das der EURO Deutschland nur nutzt. Dann müssen uns die 20 Jahre davor aber ungeheuer geschadet haben, denn nahezu jede Währung hat sich gegenüber der DM seit 1970 nahezu geviertelt.

Ja genau das war der Fall. Deutschland war bis zur Einführung des Euros wirtschaftliches Schlußlicht in Europa mit hoher Arbeitslosigkeit und ausufernden Sozialkosten. Darum konnten die Arbeitgeber ja auch die Gewerkschaften mit diversen Jahren der Nullrunden an die Wand spielen, was letztlich zu einem realen Lohnverlust von 10% des Einkommens beigetragen hat. Aber so etwas lernt man in BWL-Seminaren nicht. Ebensowenig, wie den Unterschied zwischen Unternehmen und Staat. Leider.

Nasdaq14  04.06.2012, 20:27
@Immofachwirt

Ob sie dies aus Einnahmen oder durch neue Kredite tun, ist zunächst nachrangig.

Sehr interessant - Kredite immer weiter ablösen ist gleichwertig einen Kredit tilgen zu können.

Ja dann wird man die nächste im Immobilie kaufen, die Schulden an die Kinder weitergeben, an die Enkel an die Urenkel etc.

Wäre natürlich ganz im Sinne der Immobilienbranche, aber ich glaube das funktioniert bei einem Unternehmen eher nicht.

Bei einem Staat eigentlich auch nicht, es gibt da doch noch einen gewissen Zinseszinseffekt. - sonst wäre es ja auch egal, ob die Griechen 15 Prozent oder deutlich mehr zahlen.

Naja letztlich vervielfachen sich die Schulden ja " nur ".

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

TheKoko  04.06.2012, 20:49
@Immofachwirt

Darum wurden ja auch die Hartz Gesetze und natürlich auch Hartz IV eingeführt. Diese und die nullrunden führten dazu, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland sank und deutsche Unternehmen wieder wettbewerbsfähig wurden. Griechenland, Spanien und andere Länder haben solche Maßnahmen nicht vorgenommen und haben deshalb Probleme.

Snanifo  04.06.2012, 23:53
@TheKoko

Was hat denn dann der Arbeitsmann von der Wirtschaft, wenn die Löhne gesenkt werden um die Gewinne wieder besser sprudeln zu lassen? Du hast da einen prächtigen Widerspruch formuliert zwischen dem Nutzen der deutschen Wirtschaft und dem Nutzen für denNormalmenschen!

Immofachwirt  05.06.2012, 09:55
@Nasdaq14

@Nasdaq14

Du brauchst ja nicht gleich persönlich zu werden, nur weil du etwas offenbar nicht verstehst. Ich habe keineswegs behauptet, das es nur darauf ankommt Kredite abzulösen. Aber das ist für das Vertrauen der Kreditgeber von Belang.

Die Höhe der Schulden, sowie die Zinszahlungen, die sind für die Volkswirtschaft von Belang. Und dabei kommt es in erster Linie darauf an, dass die Neuverschuldung und die Zinszahlungen unter dem Wirtschaftswachstum liegen. Das Problem ist derzeit nur, dass man bei den öffentlichen Haushalten die Zinsen nicht berücksichtigt, wenn es um das Thema Neuverschuldungsgrenze geht.

Seit über 1000 Jahren sind die meißten Länder hoch verschuldet. Das wirft die Menschheit nun wirklich nicht zurück. Würde ein Land sich entschließen, die Schulden einfach nicht zurückzubezahlen, würde es keine neuen Kredite mehr bekommen und könnte nur noch von seinen Einnahmen leben. Das dies ein Land nicht umbringt, hat Argentinien eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Aber dazu muß man über den Tellerrand blicken können und die Zusammenhänge verstehen. Ich bin nicht der Auffassung, dass der eben beschriebene Weg die Lösung sein soll, aber es bedeutet keinesfalls den Untergang unseres Systems, wenn ein Land hohe Schulden hat. Denn auch hier spielt es eine Rolle, wofür die Schulden aufgenommen wurden.

Snanifo  08.06.2012, 00:46
@Immofachwirt

zu immofachwirt:

Klar bringt die teilweise Aberkennung der Schulden ein Land nicht um, aber, wie du schon richtig feststellst, überlegt sich doch jeder neue Anleger, in unsichere Papiere zu investieren.

Bei der Argentinienkrise hast du allerdings nicht bedacht, dass der Verbleib in der internationalen ökonomischen Gemeinschaft von IWF, Weltbank und auch wichtigen Nationen weiterhin gewollt war. Argentinien konnte nach Vereinbarungen über einen Schuldenschnitt auch wieder Bonds auflegen, die auch gekauft wurden. Also nix mit nur noch von Einnahmen leben! Die Argentinier bleiben weiterhin unter der Schuldenknute von internationalem Kapital und IWF!

Wofür werden denn die Schulden aufgenommen? Doch um im eigenen Land ein Kapitalwachstum in Gang zu bringen. Das weiß man halt erst dann, wenn man die Schulden aufgenommen hat und in entsprechende Projekte investiert. Erst dann stellt sich raus, wie in Griechenland und auch Argentinien, ob die Investitionen sich in der internationalen Konkurrenz, die ja irgendwie dasselbe macht, am Markt bewährt hat. In einer Konkurrenzwirtschaft wie der unseren gibt es selbstverständlich Gewinner, aber auch Verlierer! Ich würde sagen systemimmanent.

Weil einige Staaten nicht einmal die nötigen Aufnahmekriterien für die gemeinsame Währungszone erfüllt haben und es immer wieder zu Vertragsbrüchen kam.

Die Staatsbilanzen einiger Mitgliedsländer wurden, mit dem Wissen aller Beteiligten manipuliert, man hat sich nicht an die festgeschriebenen Grenzen der Neuverschuldung gehalten und es gab keine entsprechenden Kontrollinstanzen. Und bei einem der wichtigsten Vertragsbestandteile, der Nichtbeistands-Klausel (Haftungsausschluss im Notfall) wusste man von Anfang, dass diese nur schwer einzuhalten wäre, wegen der möglichen Höhe Folgekosten. Und genauso kam es ja auch... Die Finanzkrise 2008 war dann der Katalysator, der diese ganzen Verfehlungen schrittweise offenbart hat. Und anstatt sich mit nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeiten auseinander zu setzen, die allen Beteiligten (Staatshaushalte, Steuerzahler, Finanzinstitute) gleichermaßen gerecht werden, wurden in erster Linie immense Summen zur Stützung der Banken aufgebracht, ohne diese später für ihr Fehlverhalten entsprechend zur Verantwortung zu ziehen.
Daraufhin gerieten viele Staaten selbst in Zahlungsschwierigkeiten und benötigten Hilfsgelder, die nicht mehr vorhanden waren. Da eine direkte Staatsfinanzierung durch Notenbanken nicht möglich ist, mussten sich die Staaten dieses Geld zum großen Teil von den Geschäftsbanken leihen, wenn die dafür nötige Bonität noch vorhanden war. Dementsprechend hoch fielen die Zinsen aus. Die Banken erhielten einen Teil des benötigten Geldes zu einem Niedrigzinssatz (unter 2 Prozent) von der EZB.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass Politik und Finanzwirtschaft gleichermaßen für das bestehende Szenario verantwortlich sind. Erkennbare Konsequenzen wurden bisher kaum gezogen. Im Gegenteil man wirbt schon wieder dafür den angeschlagenen Bankensektor finanziell zu stützen. Gleichzeitig möchte man aber den Griechen am liebsten jede weitere unnötige Unterstützung verwehren, weil diese nicht länger bereit sind dieses System auf Kosten der Steuerzahler mitzutragen. Dafür werden sie von der EU und dem IWF öffentlich an den Pranger gestellt und politisch unter Druck gesetzt. Vor diesem Hintergrund sollten wir uns ganz ernsthaft fragen, wer eine Unterstützung verdient hat, das betrogene Volk oder unfähige Banken.

Leider kann man bei Kommentaren keine Grafiken anfügen.

Der Argumentation der " großen Unterschiede " sowohl der Reallohnentwicklung als auch der Exportüberschüsse kann man wohl kaum folgen, wenn man sich die Mühe macht mal die etwas älteren Statistiken anzuwenden.

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

Reallöhne vor und nach dem EURO - (Politik, Wirtschaft, Europa) Nettoexporte Deutschland vor und nach dem EURO. - (Politik, Wirtschaft, Europa)

Es gibt keine Euro-Krise.

Der Euro ist in keiner Weise in Gefahr. Insofern gibt es auch keine Euro-Krise. Denn sollte der Euro an Wert weiter verlieren, werden insbesondere die Deutschen noch mehr Kapital aus dieser Situation schlagen, als sie ohnehin schon tun. Ein schwacher Euro bedeutet insbesondere für Unternehmen eines Landes, dessen Wirtschaft exportorientiert ist, volle Auftragsbücher und steigende Umsätze. Für den Staat bedeutet dies billigste Kredite, die insbesondere dann zu Buche schlagen, wenn man teure Kredite durch günstige Kredite ablösen kann.

Wenn es eine Krise gibt, dann gibt es eine Bankenkrise. Insbesondere in den USA haben die Banken in den 90-gern und Anftang dieses Jahrtausends leichtfertig ungesicherte Kredite an Privatbürger vergeben. Als dann die Kredite zu platzen drohten, hat man das Risiko gestreut und die gefährdeten Kredite mit anderen Krediten in einen Topf geworfen und diese Pakete an andere Banken verkauft. Wie nicht anders zu erwarten war, platzten die leidigen Kredite und die Banken, welche solche Pakete gekauft hatten, gerieten in finanzielle Schieflage. Sie trauten sich nicht mehr untereinander, was ja verständlich ist, wenn man mehr oder weniger auf diese Weise betrogen wurde.

Die Länder mußten den Banken Liquiditätshilfen gewähren, da wie gesagt die Banken untereinander sich kein Geld mehr verliehen (ist bis heute noch so). Dadurch stieg die Schuldenbelastung der Länder kräftig an. Gleichzeitig mußten die Länder teure Wirtschaftsprogramme auflegen, da die Banken auch der Wirtschaft keine günstigen Kredite mehr zur Verfügung stellten.

Das alles führe dazu, dass insbesondere wirtschaftlich schwächere Länder ihren Zahlungsverpflichtungen kaum mehr nachkommen konnten und diese nur noch mit neuen treuren Schulden gewährleisten konnten. Die Banken ließen sich das Ausfallrisiko dieser neuen Kredite (Anleihen) mit einem Risikozuschlag (hohe Verzinsung) abfedern, was die Krise in den betreffenden Ländern noch verschärfte. Hinzu kam, dass einige Investoren (Banken, Versicherungen und Hedgefonds) darauf spekulierten, dass die EU diese Länder nicht fallen läßt. Das führte zu noch höheren Zinsen und bei den betreffenden Ländern zu einer noch höheren Verschuldung.

Da insbesondere Frau Merkel und Ihre Gurkentruppe keinen Schimmer von solchen Dingen haben und viel zu lange zögerten um den Markt zu beruhigen, führte es schließlich dazu, dass die Banken an der Sicherheit des Euros zweifelten (also genauer gesagt daran, dass die Länder keine neuen Kredite mehr erhalten und somit ihre Schulden nicht mehr tilgen können) und erneut gegen diese Länder spekulierten, was die Lage noch zusätzlich verschlimmerte.

Da eine Dummheit selten allein kommt, bestand Frau Merkel noch auf ein eisernes Spardiktat bei den betroffenen Ländern, wie seinerzeit (1929) der Unglücksrabe Brüning (http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Br%C3%BCning). Das führte in einigen Ländern zum Zusammenbruch der Wirtschaft, womit die Einnahmequellen des betreffenden Landes trotz (sinnloser) Sparanstrengungen zunichte gemacht wurden.

Fazit: Die Verschuldung eines Landes ist nicht das Problem der Finanzwirtschaft. Wichtig ist, dass die betreffenden Länder in der Lage sind, fällige Gelder zurückzuzahlen. Ob sie dies aus Einnahmen oder durch neue Kredite tun, ist zunächst nachrangig. Dies wird erst dann wichtig, wenn die Banken das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Regierung(en) des Währungsgebietes verlieren. Dazu hat Frau Merkel durch ihre zögerliche Haltung und ihrem unsinnigen Spardiktat wesentlich zu beigetragen. Und das ist die eigentliche Krise.

knechtlord  04.06.2012, 17:57

Danke für eine sachliche Analyse jenseits von Verschwörungstheorien. Das wird übrigens noch witzig für Deutschland so in den nächsten 1-2 Jahren. Merkel forciert ja neuerdings eine extreme Austeritätspolitik. Könnte interessante Auswirkungen auf eine vom Export abhängige Wirtschaft wie Deutschland haben. Bisher hat ja Deutschland enorm von diversen Konjunkturpaketen weltweit profitiert.

Andererseits hat sie auch keine Wahl, weil die Alternativen wirklich nur Geld drucken + massive Inflation(das findet Berlusconi zb. super) oder Währungsreform sind um die Schulden loszuwerden. Wobei ich persönlich an den dritten Weg glaube, also eine Art Süd-Euro, der an den Nord Euro gekoppelt ist.

Immofachwirt  04.06.2012, 18:34
@knechtlord

dritten Weg glaube, also eine Art Süd-Euro, der an den Nord Euro gekoppelt ist.

Diese Hans-Olaf-Henkel-Theorie ist so überholt, wie seine übrigen belanglosen Meinungen. Was hilfreich wäre ist, ein politisches Europa mit einer vom Volk gewählten Regierung und natürlich, so wie bisher auch, geregelten Transferleistungen zwischen Reichen und Ärmeren Staaten.

Die Konservativen sind zu opportunistisch (kurzsichtig) um zu begreifen, dass mit einem großen Vermögensgefälle lediglich kurzfristig Zeit gewonnen ist, die Armut aber immer dort hingeht, wo Reichtum vorhanden ist. Das was man sich bei einer Abschottung heute vermeintlich erspart, zahlt man morgen doppelt und in dreifacher Menge mehr, wenn man den Zustrom stoppen will, oder der eigene Export zu sehr verteuert wird, weil die Währung ja jetzt so hart ist.

Snanifo  04.06.2012, 23:33
@Immofachwirt

Was die Härte betrifft, ist der Euro immerhin von über 1,40 auf ca 1,20 gegenüber dem Dollar gesunken.

Zu deiner Erklärung oben: Die Bankenkrise ist nicht durch eine Leichtfertigkeit der Vergabe von ungesicherten Krediten entstanden. Zumindest steckt diese "Leichtfertigkeit" in dem normalen Geschäftsgebaren von Banken. Du wirst doch nicht die Banken der ganzen USA für dumm erklären wollen, dass sie leichtfertig ihren Ruin riskieren. Diese von den Banken ausgegebenen Verbriefungen von Krediten und auch die gebündelten Kredite mit guten und schlechteren Wertpapieren haben immer einen Kurs, der mal steigt, mal sinkt. Das normale Geschäftsgebaren von Anlegern ist, dieses Steigen und Fallen von Wertpapieren für sich zu nutzen, also kaufen, so lange sie steigen, und verkaufen, bevor sie fallen. Übrigens gibt es bei uns inzwischen auch Kreditangebote von Banken, die ohne Schufaauskunft gewährt werden. Was würdest du da dazu sagen?

Was die Eurokrise mit Frau Merkel zu tun hat, ist mir bei dir auch nicht ganz klar geworden. Mein Erklärungsversuch ist unten nachzulesen.

Immofachwirt  05.06.2012, 09:31
@Snanifo

@Snanifo

Der Euro war bei seiner Einführung bei knapp 80 Cent gelegen. Im Vergleich dazu steht er auch mit 1,20 noch sehr stark da.

Die Banken in den USA (wo auch die Deutsche Bank nicht unbeteiligt war) sind keineswegs dumm, aber gierig und im Bezug auf die Vergabe von Krediten und den Ankauf dieser Zertifikate sehr leichtfertig gewesen. Eigentlich sind sie das sogar immer noch, aber das ist ein anderes Thema.

Die Finanzwirtschaft funktioniert seit einigen Jahren nicht mehr aufgrund von Fakten, sondern aufgrund von Meinungen. Daher sind Anleger verunsichert, wenn das mächtigste Land in Europa zögert und zaudert, wenn es um die Stabilität der Währung geht. Denn damit wird unterstellt, dass man nicht gewillt ist, die Währung zu stützen. Es wird, als Folge dieses verantwortungslosen Verhaltens der Regierung, gegen die Währung spekuliert. Das hat Frau Merkel zu verantworten.

Das von Merkel durchgedrückte sinnlose Spardiktat, hatte in einigen Ländern, insbesondere in Grlechenland zur Folge, dass die Wirtschaft zusammenbrach und somit die Einnahmen des Staates. Dieser Einbruch der Steuereinnahmen kosteste Griechenland mehr Geld, als das gesamte Sparpaket. Mit anderen Worten, wäre die Verschuldung z. B. von Griechenland derzeit nicht so hoch wie sie ist, wenn gar kein Spardiktat von Merkel durchgedrückt worden wäre. Diese ahnungslose Dame hat nämlich eine Kleinigkeit übersehen. Nämlich die Binsenweisheit, dass man eine Kuh, welche man melken möchte, auch füttern muß.

Snanifo  07.06.2012, 06:38
@Immofachwirt

Erstens wurde er 1999 mit knapp 1,20 $ eingeführt, sank dann bis gegen Ende 00 auf ca 0,80 und stieg bis zur Geldausgabe auf knapp unter 0,90 $. Danach hatte er einen starken Aufstieg bis 2008 bis auf 1,60 $. Ob du nun diese Absenkung auf 1,20 $ heute als weich oder hart bezeichnen willst, ist mir egal. Auf jeden Fall ist es Unsinn zu leugnen, dass es Probleme mit der Währung (übrigens nicht nur mit dem Euro)gab, wenn Staaten billionenschwere Stützprogramme für ihre Währung aufgelegt haben, und das nicht nur aus Jux und Dollerei!

Gierig sind die Banken immer, das ist ihr normales Geschäftsverhalten. Ob sie leicht fertig waren, stellt sich bei Spekulationen immer erst im Nachhinein heraus. Zu gelungenen "leichtfertigen" Spekulationen, die es zweifellos auch gibt, sagt man im Nachhinein "da gehörte eine gute Portion Mut und Risikobereitschaft dazu", und lobt diese Eigenschaften! Dass sie, die Banken immer noch so sind, habe ich als Hinweis auf die Normalität ihres Verhaltens genommen, auch wenn du das Thema nicht ansprechen willst.

Aufgrund von Fakten funktioniert die Finanzwirtschaft sowieso nie, sondern aufgrund der Interpretation von Fakten. Wie soll man denn die maßlose Geldschöpfung der USA beurteilen? Kann man denn dieser Währung noch trauen? Sind das nicht lauter Luftbuchungen? Oder soll man lieber in den Euro gehen, der ev. und da stimme ich dir zu, durch Sparprogramme in Gefahr ist, das Geschäft abzuwürgen? Eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Von den Folgen für die arbeitende Bevölkerung will ich dabei noch gar nicht reden!

Übrigens drohte Griechenland schon vor dem Sparpaket die Insolvenz bzw. der Staatsbankrott. Übrigens hat nicht nur Frau Merkozy was vergessen, sondern du auch: Die Kuh in Griechenland steht in Konkurrenz zur Kuh in Deutschland. Und wenn die Kuh in Griechenland diese Konkurrenz verloren hat, dann tut man der Kuh in Deutschland nichts Gutes, wenn man ihr Futter wegnimmt und es an die Verliererkuh verfüttert.

Die Verarmung ihrer Bevölkerung, die sie jetzt den anderen andient, hat Deutschland übrigens schon im Vorgriff in der Folge der Agenda 2010 von Schröder vorgenommen. Wie gesagt: Pest oder Cholera!