Mehr Geld ausgeben zum Steuersparen?

6 Antworten

Der Steuerberater meint dann sicherlich keine "sinnlosen Investitionen", sondern entweder vorgezogene sinnvolle Investitionen in die bestehende Firma. 

Oder verrechenbare Verluste in anderen Einkunftsarten: So ist es zum Beispiel möglich, sich etwa durch den Erwerb denkmalgeschützter Immobilien hohe Abschreibungsverluste für bestimmte Jahre zu sichern. Die Erträge der Immobilien sollen planmäßig erst später, wenn das persönliche Einkommen und damit der Steuersatz geringer ist, anfallen. Es gibt da eine ganze Branche, welche sich etwa die Auflage von Fonds zum Geschäftsmodell gemacht hat, welche zunächst hohe Buch-Verluste einfahren, die am Ende dann aber zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder neutralisiert werden.

Die Grundlage dieser angeblichen Steuersparmodelle ist dabei regelmäßig eher eine Steuerverschiebung: Die zu versteuernden Gewinne sollen in eine Zeit verschoben werden, in denen das persönliche Einkommen niedriger ist.

vincentx11 
Fragesteller
 09.12.2015, 09:56

Vielen Dank fürs Feedback. Gibt es auch für den Erwerb einer Eigentumswohnung aus dem privaten Bereich einen steuerlichen Vorteil? Z. B. das Anrechnen der Grunderwerbssteuer o.ä. – ein Zimmer in der ETW wird außerdem zu 100% beruflich genutzt.

marcussummer  09.12.2015, 10:00
@vincentx11

Eine selbst bewohnte Eigentumswohnung hat erst mal keine Auswirkungen auf die persönliche Einkommenssteuer, weil sie nicht zum Erzielen von Einnahmen gedacht ist. Anders wäre es bei Vermietung.

Die berufliche  Nutzung eines Zimmers KANN steuerlich relevant sein. Entweder bei Selbständigkeit (da fragst du am besten deinen Steuerberater) oder als Arbeitnehmer, wenn das häusliche Arbeitszimmer zwingend erforderlich ist.

vincentx11 
Fragesteller
 09.12.2015, 10:01
@marcussummer

Danke für dein Feedback!

Dirk-D. Hansmann  10.12.2015, 06:08
@vincentx11

Ich erinnere mich an Fälle, da haben wir den Wert eines Arbeitszimmers so weit wie möglich runter gerechnet. Um eben nicht im Zeitpunkt der Geschäftsaufgabe einen hohen Entnahmegewinn zu versteuern.

Daher ist auch Dein Hinweis auf den Steuerberater von enormer Wichtigkeit! Um entweder möglichst alles in die Betriebsausgaben zu bekommen oder eben nur einen Teil. Da muss individuell abgewogen werden.

Geld ist nützlich, wenn es arbeitet. Deshalb muss es in Bewegung bleiben. Das kostet unterm Strich weniger als ein Sparkonto für "schlechte Zeiten".. da geiert sich das Finanzamt dann drauf..

Die Anschaffungen sollte jeder auch so planen, dass sie Sinn machen. Auch müssen diese dem Finanzamt gegenüber glaubwürdig sein.

In Deiner Frage hast Du bereits die richtige Antwort geliefert.

Allerdings kann gerade die Investition in Immobilien steuerlich sinnvoll sein. Dazu ist aber eine Immobilie notwendig, die eine positive Wertentwicklung nimmt.

Aber auch der Einzelunternehmer, der einen hohen Steuersatz hat, sollte über eine Änderung der Rechtsform nachdenken. Ob GmbH oder GmbH & Co steht dann wieder zur Entscheidung.

Letzteres kann in der Gewerbesteuer gut sein, ersteres durch die Verschiebung der Einkünfte in Gehalt und Zinserträge durch Gewinnausschüttungen. Ob man hier auf die Anwendung von Sparerfreibetrag setzt oder die Abgeltungssteuer ist jährlich neu zu entscheiden bzw für mehrere Jahre zu planen.

Ferner geht es auch um erbschaftsteuerliche Überlegungen, wenn Vermögen ins Betriebsvermögen eingebracht werden. Wie in einem Kommentar bereits angedeutet, kann dieses aber auch andere Nachteile mit sich bringen. Daher sind Pauschalaussagen eigentlich nie hilfreich.

Es gibt drei Arten von Steuerberatern, hat mir einer mal gesagt. Die erste Gruppe sorgt für eine korrekte Steuerdeklaration, die zweite Gruppe verschiebt Steuerzahlungen in die Zukunft und man kann Zinsvorteile generieren. Die dritte sorgt dafür, dass die Steuerlast über den Gesamtzeitraum möglichst gering ausfällt.

Dabei ist es allerdings auch immer eine Frage von Gestaltungsmöglichkeiten, welches der drei vorgenannten Vorgehensweisen sinnvoll bzw. möglich ist.

Nicht sinnvoll ist es natürlich unwirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Braucht ein Unternehmen ein Fahrzeug und er kann im Rahmen der Angemessenheitsprüfung sich zwischen 10.000 Euro und 120.000 Euro Betriebsausgabe entscheiden, dann ist der Kauf für 120.000 Euro vermutlich unwirtschaftlich.

Allerdings wird ein Auto-Narr dies anders sehen. Er wird dann lieber das richtig teure nehmen und kann dann relativ günstig vielleicht sein Traumauto fahren. Also hier müssen auch die privaten Bedürfnisse in die Betrachtung mit rein.

Also was ist besser? Der Kauf eines Autos in der privaten Vermögenssphäre oder im Betrieb.

Das kann aber auch bei einem Gebrauchtwagen interessant werden. Vielleicht entscheidet man sich dann für die km-Erstattung von 30 Cent, statt das Fahrzeug betrieblich zu kaufen. Dabei sind aber immer noch andere Vorschriften zu beachten. Notwendiges Privatvermögen? Gewillkürtes Betriebsvermögen oder notwendiges Betriebsvermögen.

Aber gerade die ohne Vorsteuerabzug gekauften Fahrzeuge machen da immer wieder echte Probleme.

Denken kann man auch an die steuerlich ach so tollen Leasing-Fahrzeuge. Freiberufler kauft nicht großes Auto, sondern macht Leasingvertrag mit hoher Leasing-Sonderzahlung. Hier muss man aber dann wirklich bis zum Verkauf eines Fahrzeuges Prognosen berechnen. Also auch ob der Leasing-Wagen privat oder betrieblich zum Vertragsablauf gekauft werden soll oder kann.

Diese Beispiele alle nur zu dem Zweck, zu verdeutlichen: Es ist wichtig sich von Pauschalurteilen nicht begeistern zu lassen.

Oft höre ich, dass Selbstständigen vom Steuerberater empfohlen wird mehr Geld auszugeben.

In der Tat.

Wie seht ihr das?

Genau so wie du.

Es gibt Ausgaben die man zwingend tätigen muss. Bei diesen Ausgaben versuche ich natürlich so lang legal möglich und irgendwie vertretbar diese als Betriebsausgaben zu deklarieren und aus dem "Brutto" zu bezahlen.

Ich habe seit über 10 Jahren z.B. keinerlei Büromaterialien mehr aus meinem Nettoeinkommen gekauft. Handykosten werden zu 80% anerkannt, selbst wenn ich 1-2 mal im Jahr Essen gehe mit der selben Person, geht das durch. Vom KFZ rede ich mal gar nicht.

Aber um Steuern zu sparen mehr auszugeben halte ich für totalen Schwachsinn, da es keine Steuersätze von mehr als 45% zzgl. Soli gibt. Erhöhe ich meine Betriebsausgaben um 100,- € pro Jahr, spart mir das maximal 45,- € Steuern ein. Ich habe dadurch aber nicht 100,- € mehr in der Tasche.

Hallo vincentx11,

eine solche Vorgehensweise kann in unserem Steuersystem Sinn machen, allerdings sollte die Investition natürlich nicht sinnlos sein.

Die Empfehlung zu einem sinnlosen Kauf seitens des Steuerberaters ist nicht seriös. Eine vorgezogene Investition dagegen schon.