Lohnerhöhungen obwohl nicht in der Gewerkschaft?

8 Antworten

Warum sollte man da einer Gewerkschaft beitreten, wenn die anderen als Nichtmitglieder in der Gewerkschaft, auch davon profitieren ?

Damit der AG auch in Zukunft Lohnerhöhungen nach Tarifabschluss zahlt.

Wenn der AG nur den Gewerkschaftsmitgliedern die Lohnerhöhung zahlen würde, wären ruckzuck 100 % der Mitarbeiter in der Gewerkschaft.

So besteht die Möglichkeit, dass immer mehr AN aus der Gewerkschaft austreten, da man ja alles was im Tarifvertrag festgelegt wird auch bekommt ohne den monatlichen Beitrag zu bezahlen.

Irgendwann stellt der AG fest, dass er aus dem Arbeitgeberverband austreten will und die Gewerkschaft keine Chance auf wenigstens einen Haustarif hat, da mittlerweile zu wenig AN Gewerkschaftsmitglieder sind und somit Streik kein Druckmittel wäre.

Dann gibt es für alle AN evtl. "Nichts" und das trifft auch alle. Das sollten sich die Kolleginnen und Kollegen mal überlegen, die meinen andere sollen bezahlen, man selbst will nur profitieren.

Davon mal abgesehen bieten die Gewerkschaften für den Beitrag ja auch noch andere Dinge (Beispiele bei der IGM) Rechtsberatung, Rechtsbeistand bei Gericht, Freizeitunfallversicherung, Unterstützung im Todesfall, kostenfreie Seminare .......

Man sollte die Gewerkschaft nicht nur auf die Lohnerhöhungen reduzieren. Unser Betrieb ist nicht im AG-Verband, es gilt auch kein Tarifvertrag. Allerdings schätzt unser Betriebsrat die Beratung und die Infos der IGM. Wir sind deshalb vor Jahren komplett IGM-Mitglieder geworden und werben auch neue Mitglieder.

Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis wir dann einen Haustarifvertrag schließen können, der Anfang ist allerdings gemacht.

Aber genau diese Denkweise der nicht GW-Mitglieder (ich trage nichts bei, reicht wenn der Kollege das tut, will aber provitieren) trägt dazu bei, dass es langsamer als gewünscht geht.

Gemeckert wird nur immer, dass nicht nach Tarif bezahlt/Einkommen erhöht wird. Erwidert man dann, dass das daran liegt, dass wir noch zu wenige Gewerkschaftsmitglieder haben, ist bei diesen Herrschaften ganz schnell Ruhe.

So kann das Unternehmen doch viel leichter einen Keil zwischen beide Gruppen treiben und hofft so, dass viele aus der Gewerkschaft austreten, was die Position des Unternehmens stärkt.

Zudem könnte ich mir vorstellen, dass es EU-Recht bezügl. Ungleichbehandlung widersprechen könnte.

Kuestenflieger  09.05.2018, 16:25

So kann der AG den guten Leuten mehr zahlen für mehr als Normleistung !

Rein theoretisch müsste jeder AN, der nicht in der Gewerkschaft ist, selbst mit dem Betrieb verhandeln. Das ist aber für ein Unternehmen gar nicht zu machen.

Also zahlt es lieber auch an Nichtgewerkschafter das neu verhandelte Gehalt.

Dazu kommt vielleicht dann doch die alte marxistische Idee, dass gleiche Arbeit auch gleich bezahlt gehört.

Dann der Gleichheitsgrundsatz in der EU.

Wirklich etwas erreichen tun die Gewerkschaften aber auch nicht. Sie verhindern keine Stilllegung, keine Auslagerung, keinen Stellenabbau; diese Zeiten sind vorbei.

Und kann ein Gewerkschaftsboss, der ein sechsstelliges Jahresgehalt bekommt, Deine Interessen angemessen vertreten? Es geht auch hier um Migliedsbeiträge, um Geld und Pöstchen, s. Dieselskandal bei VW. Mächtige Gewerkschaftvertreter auch im Aufsichtsrat (der den Vorstand überwachen soll) haben mitgemacht - bzw. nichts gemacht.

Für Gewerkschaften sind nur AN in Großbetrieben interessant, nicht die Bäckereifachverkäuferin im Dorfladen.

Nein, man muss kein Mitglied sein, evtl. aus zwei Gründen: Vertretung bei einer Behinderung oder beim Vorruhestand. Aber da kann auch der Betriebsrat helfen, der NICHT aus Gewerkschaftern bestehen muss!

Ursusmaritimus  09.05.2018, 07:55

...und der AG der Bäckereifachverkäuferin ist im Arbeitgeberverband und dein Betriebsrat handelt die Vorruhestandsregelungen aus?

Nicht alles was die Gewerkschaften tun und tun können ist perfekt, aber wir haben als AN keine bessere Interessenvertretung! Oder kannst du eine benennen?

ramay1418  09.05.2018, 19:25
@Ursusmaritimus

Ach Leute, darum geht es doch gar nicht! Es ist den Gewerkschaften ja nicht verboten, sich auch um die "kleinen" Leuten auf den Dörfern und in den Kleinbetrieben zu kümmern.

Nur springt da nicht viel für die Funktionäre raus. Und tatsächlich fühlte ich mich durch ver.di nicht mehr wirklich vertreten, nachdem diese die DAG/VL geschluckt hatte.

Den Gewerkschaften laufen ja wohl nicht umsonst die Mitglieder davon. Nokia, Opel, Karstadt, der Verkauf von Kaufhof an Rover & Lakes, die vor Jahrzehnten den Gewerkschaften gehörenden Betriebe wie Neue Heimat - nein, Gewerkschaften hatten ihre Berechtigung in der Zeit der Industrialisierung, deshalb sind sie immer noch den Großbetrieben verhaftet.

Aber heutzutage, wo Klein- und Kleinstbetriebe gegründet werden, ist kein Platz mehr. Klar, da müssten sich die AN selbst wieder neu organisieren. Das Problem ist, das niemand, der heute seine Arbeit aufnimmt, jemals wieder 40 oder 50 Jahre im gleichen Betrieb sein wird.

Da wird es schwer mit einer schlagkräftigen Organisation, aber wäre das kein Feld für die Funktionäre? Lohnt sich wahrscheinlich nicht. Und wenn ich richtig informiert bin (ich habe es nicht gegengecheckt, weil es für mich uninteressant ist), wurde sogar beim DGB in Frankfurt eine betriebsinterne Gewerkschaft der DGB-Angestellten gegründet, weil diese mit den Machenschaften des DGB nicht einverstanden waren.

Vielleicht kann da mal jemand in irgendeinem Archiv der Frankfurter Zeitungen recherchieren.

Kuestenflieger  09.05.2018, 16:26

Herr HARTZ war auch Boni behafteter VW _ Betriebsrat !!!

ramay1418  09.05.2018, 19:14
@Kuestenflieger

Nach meinem Kenntnisstand war Peter Hartz nie Betriebsrat bei VW, sonder Personalvorstand. Er hatte allerdings dem VW-Betriebsratsvorsitzenden Geld zukommen lassen, was etwas anderes ist.

Das ist aber auch egal, da es es sich ja nur um eine plakatives Beispiel handelt. Ein Betriebsratsvorsitzender lässt sich von einem Manager schmieren; kein Ruhmesblatt für die Gewerkschaft.

Wenn die AG nur an die Gewerkschaftsmitglieder die Lohnerhöhung bezahlen würden, was glaubst du wieviele in der Gewerkschaft wären?

Wenn niemand mehr in der Gewerkschaft ist fragt der AG die Gewerkschaft wen sie eigentlich vertritt!

Die Gewerkschaft ist die Interessenvertretung der AN und Dämme baut man bevor die Flut kommt!

Wenn ich ein intelligenter Unternehmer bin, dann zahle ich freiwillig den mit der Gewerkschaft ausgehandelten Lohn auch den Nichtgewerkschaftern denn ich will ja nicht, daß alle sofort in die Gewerkschaft eintreten. Außerdem erzeuge ich damit auch gleich ein Streitobjekt zwischen Gewerkschaftern und den Anderen wo die Gewerkschaft schlechter wegkommt: Der blöde Gewerkschafter zahlt immer Mitgliedsbeiträge und HA die Lohnerhöhung krieg ich auch ! Und das Unternehmen ist mir eventuell freundlicher gestimmt als einem Gewerkschafter.

Apfelkind86  09.05.2018, 09:49

Bei Tarifverhandlungen kann man sich das nicht aussuchen und nach Tarif werden ja nicht nur die Gewerkschaftsmitglieder bezahlt.