Ist es dreist einem Bettler einen Gutschein statt Geld zu schenken?

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Ich finde es merkwürdig, dass man sich überhaupt überlegt, ob es dreist ist einem Menschen, dem es offensichtlich an allem mangelt, etwas zu Essen (bzw. einen Gutschein für selbiges) zu schenken.

Nicht nachvollziehbar sind die Aussagen, die hier viel DHs bekommen, dass man ihm Geld geben soll und es ihm überlassen soll was er kauft und wenn es ihn glücklich macht sich jeden Abend ins Koma zu saufen, dann finanziert man das halt. Er sei schliesslich ein erwachsener Mensch.

Ein Suchtkranker ist nicht mit den gleichen Augen zu sehen wie ein nicht-Suchtkranker. Ein Suchtkranker wird nämlich durch seine Sucht in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Er kann das aus meiner Sicht nicht steuern. Das ist nicht wie die Entscheidung, ob man heute mit dem Zug oder mit dem Auto in die Arbeit fährt. Die Realitätswahrnehmung dieser Menschen ist durch den Alkoholmissbrauch so verzerrt und bestimmt, dass sie nicht die gleiche Entscheidungsfreiheit zur Frage "Schnaps oder Brot" haben wie unsereins in der Frage "Käse oder Nuss-Nougatcreme aufs Brötchen".

Da wird ein freier Wille vorausgesetzt, den diese Menschen so nicht mehr haben.

MeineFrage1993  11.04.2013, 15:01

DH und danke! ich finde es auch unmöglich das die mit den meisten DH so verquer denken. natürlich sind es erwachsene menschen und die haben das recht selbst zu entscheiden.

aber ein essengutschein hilft wirklich denn er wird ihn nicht wegschmeissen nur weil er lieber geld für alk hätte. er wird etwas zu essen haben und so hat man ihm geholfen ob er daür dankbar ist oder nicht!

Luminol  12.04.2013, 08:21

Sehr richtig!

Terrorwanze  12.04.2013, 15:58
@Luminol

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. eine wirklich gute Antwort.

Zukunftsfigger  12.04.2013, 18:12

Aber es ist doch nicht jeder Obdachlose gleich ein Alki, jeder kann heute ganz locker jederzeit obdachlos werden und dann wäre ich auch froh was zu bekommen. Egal ob Gutschein, ein paar Cent oder ein Brötchen ! Und falls er Alki sein sollte kann man doch trotzdem helfen, der leidet doch auch ??!!

Panazee  13.04.2013, 13:05
@Zukunftsfigger

@Zukunftfigger

Ich habe nie gesagt, dass man einem Obdachlosen nicht helfen soll. Ich finde es nur verwunderlich, dass es hier welche gibt, die die Frage, ob es dreist ist einem Obdachlosen einen Essensgutschein zu geben, bejaht haben.

Wie kann es dreist sein etwas zu verschenken, mit dem der Beschenkte etwas anfangen kann?

Kajjo  13.04.2013, 00:19

DH!

Wer wirklich Hunger leidet und Hilfe braucht, wird sich definitiv auch über einen Gutschein für Nahrungsmittel freuen.

Wer sich da nicht freut, der hat es auch wirklich nicht verdient und leidet ganz offensichtlich nicht so, dass er Hilfe wirklich braucht.

anonlikestrains  13.04.2013, 02:38

"Ein Suchtkranker wird nämlich durch seine Sucht in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt."

Richtig. Und genau deswegen macht es keinen Sinn ihm den Alkohol vorzuenthalten. Dies soll keine Aufforderung dazu sein Obdachlosen den Stoff zu finanzieren, doch Süchtige haben wie du sagst keine Wahl und ein kalter Entzug ohne Hilfe auf der Straße ist lebensbedrohlich. Von heute auf morgen nichts mehr zu trinken, obwohl der Spiegel sonst konstant gehalten wurde ist aus medizinischer Sicht weitaus dramatischer als weiterhin eine gewisse Dosis zu sich zu nehmen.

Wenn ich einem Obdachlosen Geld gebe, kann er damit machen was er möchte, ob er sich nun ein Brötchen kauft oder Schnaps, das liegt bei ihm. Und ein extrem abhängiger Mensch würde eher versuchen den Gutschein zu verhökern, wenn er schon ein diesem Punkt angelangt ist. So errettet man sicher niemanden.

Außerdem darf man nicht vergessen, dass es mehr als nur Nahrung oder Alkohol gibt. Eventuell benötigt ein Obdachloser ein günstiges Paar Socken von Kik, weil strenger Winter herrscht, oder ein Paar Handschuhe. Er könnte auch einen Hund haben und sich eine Dose Hundefutter absparen. Das ganze ist weitaus vielfältiger als das man immer nur "die kaufen eh nur Schnaps" sagen kann.

Panazee  13.04.2013, 13:07
@anonlikestrains

deswegen macht es keinen Sinn ihm den Alkohol vorzuenthalten.

Wo steht irgendwas von vorenthalten? Es ist doch ein Unterschied, ob ich einem etwas vorenthalte, oder ob ich ihm das nicht finanziere.

Was würdest du denn machen, wenn du eine Heroinsüchtige Tochter hättest? Würdest du der auch ihre Sucht finanzieren, weil ein Entzug ja schon ganz schön krass wäre?

anonlikestrains  13.04.2013, 17:00
@Panazee

Es geht hier nicht darum einen Süchtigen in seiner Abhängigkeit zu Unterstützen und jemandem den Entzug zu verwehren, daher ist das Argument mit der heroinabhängigen Tochter auch nichtig. Es gibt einen Unterschied zwischen einem kontrollierten Entzug unter Aufsicht und einem unfreiwilligem, kalten Entzug der jemandem das Leben kosten kann. Wenn jemand Geld erhalten hat und sich in so einer Situation befindet, kann er dann selbst entscheiden was er tut.

Kanini 
Fragesteller
 14.04.2013, 02:15
@anonlikestrains

****Glaubst Du also, dass er einen unfreiwilligen, kalten Entzug machen muss, nur weil ich ihm einen Gutschein statt Geld schenke? Interessant.

Kanini 
Fragesteller
 14.04.2013, 02:15
@anonlikestrains

****Glaubst Du also, dass er einen unfreiwilligen, kalten Entzug machen muss, nur weil ich ihm einen Gutschein statt Geld schenke? Interessant.

Kanini 
Fragesteller
 14.04.2013, 02:15
@anonlikestrains

****Glaubst Du also, dass er einen unfreiwilligen, kalten Entzug machen muss, nur weil ich ihm einen Gutschein statt Geld schenke? Interessant.

Kanini 
Fragesteller
 14.04.2013, 02:15
@anonlikestrains

****Glaubst Du also, dass er einen unfreiwilligen, kalten Entzug machen muss, nur weil ich ihm einen Gutschein statt Geld schenke? Interessant.

Also, ich finde deine Idee gar nicht mal so schlecht. Heutzutage weiss man gar nicht mehr, wer noch "seriös" bettelt und wer nicht. Es gibt Leute, die hatten viel Pech im Leben und sitzen deswegen auf der Strasse. Es sind Leute, die, wie du schon beschrieben hast, Geld sofort für Alkohol oder Drogen ausgeben. Und dann gibt es noch ganze Banden, wo die Bettler das Geld einem Hintermann geben müssen. Mir tun die Leute auch immer leid. Ich denke auch immer, dass Geld geben der falsche Weg ist. Ich glaube, ich würde so jemandem auch eher was zu essen schenken oder irgendwas warmes, wenn es Winter ist. Halt Dinge, die sie wirklich gebrauchen können und wo man mit gutem Gewissen sagen kann, dass man wirklich etwas Gutes getan hat

Von einem Straßenmusiker wissen wir natürlich, dass er KEIN Alkoholiker ist, wenn wir dem 20 cent in den Kasten werfen.

Und die von Steuern finanzierten Sozialhilfen kommen natürlich auch nur denen zugute, die das Geld nicht in Alkohol und Drogen umsetzen, und auch niemand käme auf die Idee, dass es Eltern gibt, die ihr Kindergeld in eigene Bedürfnisse investieren und für Kinder manchmal nicht einmal das Nötigste bleibt.

Nein, du kannst den Menschen nicht in den Kopf schauen, aber gar nichts zu tun ist auch kein Ansatz (Gib dem "Gratler" kein Geld, der versäuft's bloß)

Dein Denkansatz allein find ich ist schon ein Hinweis darauf, dass du da über eine ganz bestimmte Personengruppe pauschal sehr einseitig denkst. Einen Ansatz wie "wenn ich dem jetzt einen Gutschein gebe für ein Wurstbrötchen, dann mag der vielleicht keine Wurst, bei Fisch genauso, und wenn der eine Laktoseallergie hat, kommt ja auch kein Käse in Frage, soll ich ihn einfach mal fragen, was er lieber möchte?" wäre das ein Menschlicher Ansatz gewesen.

Darüber nachzudenken, was der "Bettler" über einen denkt, wenn man den jetzt bevormundet oder nicht ist meiner Meinung nach eins dieser "Erste-Welt-Probleme". Wenn wir uns bevor wir überhaupt mal helfen Gedanken darüber machen, ob das Bevormundung ist, was man am Ende über uns denkt etc... Das ist ja nicht der Kern der Hilfe.

Gleichzeit versagen wir Menschen an andere Stelle notwendige Hilfe (anständig Bezahlte Jobs im Pflegebereich oder ein Mindesteinkommen, ob nun durch Lohn oder gegenfinanziert sei mal dahingestellt).

Und an wieder anderer Stelle haben wir nichts gegen Bevormundung und wehren uns nicht dagegen (prestigeträchtige Bauprojekte auf Steuerkosten, Kirchliche Einrichtungen, die der Steuerbezahler finanziert, aber sich dennoch frei der Willkür der Kirche aussetz).

Das DRK verkauft die Kleider, die du in die Tonne wirfst am andern Ende der Welt an die vermögenderen unter den Ärmsten und deutsche Kriegsmaschienerie tötet obdachlose Kinder in fast allen Teilen der Welt und wir finanzieren das auch noch, und du machst dir hier Gedanken über die Wahrnehmung eines Mannes...

Sei mir nicht böse, aber ich find, dass du da derart kompliziert rangehst etwas amüsant.

Geh zu ihm hin und frag, was er aufm Brötchen haben will und dann bring ihm ab und an mal eins mit, meine Güte. Das ist ein Mensch wie du! Du musst dir von uns nicht sagen lassen, dass das einer ist. Und außerdem ist das gleich mal ein Ansatz den wir uns als Gesellschaft mal hinter die Ohren schreiben sollten: Auch die Menschen am unteren Ende der Leiter sind keine anderen Menschen, als die drüber. Da kann man genauso hingehen und was fragen wie im Restaurant nachm Klo zu fragen oder einen Passanten nach dem Weg. Vielleicht im ersten Moment etwas unangenehm, aber doch nichts hoch Philosophisches...

Gekränkt denke ich nicht, wenn er wirklich für Essen bettelt, ist er für einen Gutschein oder etwas zu essen dankbar. Bei unserem Bahnhof betteln auch viele für Kleingeld für eine Fahrkarte, wenn man dann anbietet ihnen eine kaufen zu gehen, lehnen sie das Angebot aber ab und verlangen Geld. Das sind dann oft Abhängige, die sich Geld für die nächste Dosis Heroin oder für ein paar Flaschen Bier zusammenkratzen. Zum Glück aber sind aber nicht alle Menschen die betteln müssen so.

In den USA ist es ja nichts unübliches, sich in einem Restaurant die Essensreste verpacken zu lassen & mit zu nehmen. Ich hatte noch ein ganzen California Club Sandwich mit ein paar Pommes übrig, es mir einpacken lassen und dann einem Obdachlosen eine Ecke weiter geschenkt. Der freute sich darüber wirklich herzlich!

Wer betteln geht, muss sich selbst gezwungener Massen schon so heruntersetzen und seine Würde dafür opfern, dass er nicht mehr gekränkt ist durch einen Essensgutschein. Ich denke er wird es als grosszügige Geste anschauen. Wenn er darüber nachdenkt, wird er merken, was für ein aufmerksamer Mensch du bist, denn alleine schon dass du dir Gedanken machst wie du ihm helfen kannst, zeigt das.

Mein Gott... Klar kann das sein, dass er das in Alkohol umsetzt, aber es ist ja seine Sache und eventuell seine Süchte (Zigaretten, Alkohol). Man wird ihn, wenn er süchtig ist, nach was auch immer, sowieso nicht davon befreien können. Das muss er nämlich selbst. Und nochwas.. Jemand, der sich freiwillig auf den kalten Boden setzt und die Hand aufhält, hat garantiert ne Menge hinter sich. Sowas macht man nicht aus Spaß. Diese Menschen sind sehr arm dran und meist auch nicht mehr zu retten... Es gibt ja genug Einrichtungen, die diesen Menschen helfen könnten, aber die meisten haben sich schon aufgegeben und eine Sucht ist leider auch eine Krankheit und kaum und wenn dann auch nur durch eigenen, eisernen Willen heilbar.. Wenn ich schon den Spruch höre: "Hier in Deutschland muss keiner auf der Straße sitzen!" kommt mir schon alles hoch. Diese Menschen würden sich bestimmt besser fühlen, wenn man mal auf ihre Bedürfnisse eingehen, oder sie mal verstehen würde. Ist doch egal, ob er sich Alkohol davon kauft, oder nicht... Lasst sie doch in Ruhe, denn sie haben ja eh nichts mehr.. verstehe nicht warum sie immer wieder aufs neue Ihre Würde verlieren müssen. Aber Kanini, ich verstehe Deinen Ansatz.. und mit Sicherheit war er gut gemeint. Aber ich denke es würde den Zweck (leider) verfehlen..