hohes Lagergeld bei Importsendung

2 Antworten

In deinen Ausführungen erkenne ich eine Serie von Anfängerfehlern, die einem gestandenen Importeur nicht passiert wären. Auf den Kosten, die entstanden sind und durch Vernichtung oder Zurücksendung entstehen werden, bleibst du sitzen. Das der Zoll nicht mit Privatpersonen arbeitet, stimmt so nicht, allerdings ist deine Sendung gewerblich und deshalb ist für alle Beteiligten davon auszugehen, dass du die Spielregeln kennst und einhältst, deshalb treffen dich die aufgelaufenen Kosten auch mit voller Härte. Es ist unmöglich, dir in drei Zeilen alle Nuancen des Imports zu erklären, aber ein Tipp dennoch. Melde ein Gewerbe an, beantrage dann EORI, lass dir eine Kundennummer von TNT oder DHL geben, verschiffe deine Kleinsendung mit diesen Anbietern und lass auf der Handelsrechnung gleich die Zolltarifnummer mit aufführen. Dann läuft alles etwas einfacher. Auch die werden dich mit diversen Servicekosten belasten, aber das sollte insgesamt billiger werden als deine Ersterfahrung. Ich wage dennoch die Prognose, dass deine Unerfahrenheit dich weiterhin viel Geld kosten wird, weil du weiterhin in offene Messer laufen wirst. Vertrau dich einem Profi-Importeur an, gewähre ihm seine Marge und stelle auf Eigenregie um, wenn dein Laden läuft. Dann kannst du dir die Expertise selbst einkaufen.

koksdinosaurier 
Fragesteller
 13.11.2014, 10:35

Danke für die Antwort. Gewerbe ist angemeldet, EORI beantragt und auf der Invoice oder Airway Bill sind, denke ich, die Zolltarifnummern vermerkt. TNT und DHL würden also die Zollabwicklung erledigen? Auch große? Das war wie gesagt erstmal eine Testsendung.

chickenorpasta  13.11.2014, 14:41
@koksdinosaurier

ja, machen die. Für große Sendungen suchst du dir gleich einen Spediteur, der Importabwicklungen macht und kaufst die Sendung FOB. Wenn der Spediteur pfiffig ist, ist das die halbe Miete. Sei dennoch darauf gefasst, dass es in der Abwicklung immer zu Schwierigkeiten kommen kann, die jedes Mal zu Lasten der Ware gehen.

SpediHAJ  13.11.2014, 22:34
@chickenorpasta

Hinweis: Bei "FOB" hast Du die Wahl des Spediteurs und kannst Dir im Vorfeld Beratung und Angebote einholen!

Ich hoffe es ist nirgendwo ein Tippfehler von Dir bezüglich Kosten und Sendungsgewicht, denn für mich geht da aus Erfahrung einiges nicht zusammen. Alle Preise, die ich unten nenne, sind netto - es sei denn ich schreibe etwas anderes.

  1. Staplergebühr: Für ein 24 kg Paket dürfen keine Staplerkosten anfallen - dass kann per Hand transportiert werden. Lass es Dir an die Lagergrenze bzw. die Ausgabefläche bringen, den Rest des Weges bis zum Auto kannst Du es selber tragen.

  2. Lagergeld: 750 Euro für - Stand gestern - 20 Tage (der Eingangstag ist lagergeldfrei), für eine Minimum-Sendung. Da komme ich rechnerisch auf 37,50 Euro pro Tag. Das wäre mehr als überzogen. An "meinem" Flughafen wären 15 Euro für eine Minimum-Sendung schon teuer, aber lassen wir mal meinen Flughafen raus und sagen mal 20 Euro pro Tag als maximale Summe. Man könnte jetzt noch diskutieren, ob man ab 25. oder ab 28.10. Lagergeld bezahlt (der Eingangstag der Sendung ist überall kostenfrei) - vorher konntest Du ja nicht reagieren, da Du keine Kenntnis von der Sendung hattest, also dürfte kein Lagergeld anfallen. Wenn der Spediteur korrekt arbeitet, müsste er das berücksichtigen.

  3. Du schreibst nicht, was der Spediteur für die Zollabwicklung haben will - wnen es eine Summe zwischen 40 und 75 Euro ist, ist das ok. Liegt es drüber, würde ich mir (vermutlich nur gegen eine Zessions-Gebühr des Spediteurs von ca. 25-30 Euro) den Ausgabeschein, AWB und Handelsrechnung geben lassen, um die Zollabfertigung beim Zollamt selber zu machen. Du kannst dem Spediteur ja erklären, dass er das Pfandrecht bezüglich der anderen, später noch zu verhandelnden sonstigen Kosten (inkl. Lagergeld) ausüben kann. Dann würde ich mit dem Zoll reden, dass man Dir hilft, denn Du hättest mit dem Spediteur - den Du Dir nicht ausgesucht hast, das solltest Du ruhig erwähnen - "Probleme". Die Unterlagen hast Du ja dann, die EORI-Nummer auch, die Zolltarifnummer weißt Du (steht auf dem AWB??? Das wäre sehr ungewöhnlich! Auf der Handelsrechnung schon eher...) (ich würde unter 9018 9084 00 0 eintarifieren, "andere mediznische Instrumente, andere, hier: Chirurgische Instrumente aus Edelstahl" (oder einfacher Stahl??? Kann ich mir bei medizinischen Instrumenten im Moment nicht vorstellen...). Zoll fällt dafür nicht an, nur 19% Einfuhrumsatzsteuer; allerdings auf Warenwert plus Frachtkosten gemäß AWB.) Macht der Spediteur die vErzollung kannst es sein, dass er noch eine Vorlageprovision von 3% kassieren will - obwohl dass aufgrund der vermutlich zu leistenden Barzahlung (beim Zoll zahlst du auf jeden Fall bar!) nicht gerechtfertigt wäre, denn der Betrag fällt heute beim Zoll an und er bekäme ebenfalls heute das Geld von Dir.

  4. Rede noch mal mit dem Spediteur (am Besten gleich mit dem Abteilungleiter bzw. Chef (je nach Göße der Spedition) über das Lagergeld und frag ihn ganz freundlich, ob ihm da evtl. ein Tippfehler untelaufen sei. Frag auch, wer der Handlingagent der Airline ist, ruf den mal an und frag, wie hoch bei ihm die Lagergelder sind - ganz allgemein, da hast Du dann eine Vergleichsbasis, und wenn überhaupt würde ich nur minimal mehr bezahlen und auf den Handlingagenten verweisen, denn Lagergelder werden üblicherweise "gemäß Auslage" berechnet. Weise auch darauf hin, dass das eine Mustersendung ist, und Du später weitere Bestellungen machen willst, die, bei angemssenen Preisen, auch über ihn laufen könnten. Allerdings wird ihn das Argument vermutlich nicht besonders beeindrucken, da es häufig von den Kunden verwendet wrid. Aber erwähnen schadet nicht.

  5. Der Zoll arbeitet auch für Privatpersonen - das erlebe ich jeden Tag. Bei Gewerbetreibenden empfiehlt (!) er allerdings intensiv die Einschaltung eines Spediteurs, da evtl. verschiedene Bestimmungen zu berücksichtigen sind, die du gar nicht alle kennen kannst. Trifft aber für Deinen speziellen Fall nicht zu. (Ich unterstelle mal, dass die Waren weder aus dem Iraq, Syrien, Krim oder Sewastopol kommen - da gäbe es dann Beschränkungen und/oder Verbote). Wie gesagt, bitte ihn höflich; du kannst ja auch Deine konkreten Erfahrungen mit der Online-Verzollung berichten und erklären, an welcher Stelle Du wie gescheitert bist. Da müsste es eigentlich eine - einmalige - Lösung geben (auf die Einmaligkeit/Ausnahme würde ich unbedingt verweisen!)

Zurückschicken ist keine Option - die Rücksendekosten einschließlich Wiedereinfuhrverzollung im Versendungsland trägst Du! Vernichtung unter zollamtlicher Aufsicht kostet ebenfalls Geld - und die Ware ist futsch und zerstört. Schlechte Idee. Zumal Du das Lagergeld trotzdem zahlen musst!

Viel Erfolg bei den Verhandlungen!

SpediHAJ  14.11.2014, 08:39

Korrektur zu Punkt 2: Lagergeld bei uns am Airport ist so um die 3-4 Euro/100 kg/Tag, Minimum 6-8 Euro/Tag (je nach Handlingagent). Mehr als 10 Euro Minimum/Tag solltest Du nicht zahlen müssen. Sorry für den Irrtum!

Hinweis: Die Einfuhrumsatzsteuer ist selbstverständlich Mehrwertsteuer-frei, das wäre ja ne Doppel-Zahlung!!

koksdinosaurier 
Fragesteller
 14.11.2014, 12:42
@SpediHAJ

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Bin gestern nach Frankfurt gefahren und habe alles selbst erledigt. Sobald man sich einigermaßen in "Cargo City" auskennt, ist das kein Problem. Habe insgesamt 49€ an Lagergeld bezahlt. Ware war sogar zollfrei. Der Spediteur hat sich auf meine Nachfrage scheinbar falsch erkundigt bzgl. Lagergeldes in einer "Tabelle" von der Cargofirma.

SpediHAJ  14.11.2014, 12:53
@koksdinosaurier

Ja, FRA-Cargo City ist riesig, aber "keine Angst vor großen Tieren"... :-) Der Zoll ist kooperationsbereit (wenn man freundlich auf ihn zugeht) und 49 Euro Lagergeld ist absolut realsitisch und normal! Ich glaube der Spediteur hat das Lagergeld pro Stück des Bestecks gerechnet - oder so... :-) Ich selber arbeite an einem anderen Flughafen, habe aber viel Kontakt mit FRA.

Trotzdem beim nächsten Mal am Besten vor der Bestellung Angebote reinholen - manchmal rechnet es sich, die Zollabfertigung und Zustellung einen Spediteur machen zu lassen, dann spart man die Zeit und den Aufwand, sich um alles selbst zu kümmern. Aber das muss jeder selber entscheiden.