Fehlvorstellungen und Vorurteile gegenüber Anwälten?

2 Antworten

Keine guten Erfahrungen.

Zuletzt als Freund eines Mannes, der sich gegen Verleumdungen, Beschimpfungen und Gewalttätigkeiten eines anderen erwehren musste.

Fall 1: Der - ich nenne ihn mal Gegner - verschmierte eine Garage des Freundes mit "Mafia raus" zahlte die Miete nicht und ließ fristlose Kündigung und eine Räumungsklage über sich ergehen.

Die Sache passierte ungefähr April 20 und sein Anwalt deutete an, er könne im August damit rechnen, dass der Gegner räumen muss. Pustekuchen.

Der erste Termin war im Oktober. Erst danach fiel dem Anwalt ein, dass man wegen der Nichtzahlung der Miete erneut fristlos kündigen könnte.

Letzen Endes wurde der Gegner dann zum 31.12.2020 gekündigt.

Fall 2: Der Gegner hatte einen Achtzigjährigen mit einem Knüppel geschlagen vor Zeugen und ärztlich festgestellter Verletzung.

Der Strafprozess wurde abgewimmelt (Nachbarschaftsstreit), aber das hat nichts mit dem Anwalt zu tun. Der 80jährige erhob Schmerzensgeldklage, vertreten von dem gleichen Anwalt auf Anraten und Vermittlung meines Freundes. Der Anwalt beantragte ein Schmerzensgeld von Euro 5.000, "das er auch durchbekommen würde".

Die Sache ist noch nicht entschieden, aber die Richterin verlangte von den Parteien, sich zu vergleichen, soviel zum durchbekommen.

In beiden Fällen hat der Anwalt falsche Hoffnungen geweckt.

Da ich Anwalt bin, kann ich natürlich auf die Frage nicht wirklich eine Antwort geben. Ich weiß, dass gegenüber unserem Berufsstand viele Vorurteile existieren. Generell kann ich nur sagen, dass es einfach den Anwalt nicht gibt. Schon von den Verdienstmöglichkeiten her gibt es Anwälte die an der Existenzgrenze verdienen und andere Anwälte die nicht wissen wohin mit ihrem Geld. In dem Berufsstand ist eigentlich alles vertreten.

Es gibt Anwälte die stellen extrem hohe Rechnungen. Andere Anwälte sehr kleine Rechnung. Das Ganze wird in der Regel überhaupt thematisiert, da es bei uns eben nicht, wie etwa bei Ärzten, eine Versicherung gibt welche Zahlung erbringt, ohne dass die Zahlungen je bekannt werden.

Für den Rechtsstaat sind wir zwingend erforderlich. Ein Rechtsstaat ohne Anwälte ist einfach nicht denkbar. Jedem von uns kann es jederzeit passieren, dass ihm etwas vorgeworfen wird, was er möglicherweise gar nicht getan hat. In welcher Form auch immer. Auch muss der Bürger immer die Möglichkeit haben, sich gegen den Staat zur Wehr zu setzen. Auch hier geht es einfach nicht ohne Anwälte.

So, dies in aller Kürze meine Gedanken und jetzt schnell zu Gericht

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
NeedHelp886 
Fragesteller
 20.01.2021, 16:40

Hatten sie persönlich schonmal Kontakt mit Vorwürfen und Vorurteilen auf ihren Beruf bezogen?

Robert Mudter  20.01.2021, 17:01
@NeedHelp886

Erstaunlicherweise sehr selten. Als junger Anwalt hatte ich mal ein Arbeitgeber vertreten und die Arbeitnehmerin hat mich beschimpft, wie ich einen solchen Arbeitgeber vertreten könnte und ob ich denn überhaupt irgendwelche moralischen Grundsätze hätte. Ja, die Anwälte vertreten Parteien. Die Partei dich vertrete, nehme ich in Schutz. Ansonsten hatte ich persönlich eigentlich noch nie ernsthafte Vorwürfe oder Vorurteile. Ich bekomme dies eben nur immer mit.