Fachkraft Agrarservice. Infos, Arbeitszeiten, Gehalt?

4 Antworten

Leider sagst du nicht, wo du lebst.

In Bayern sind sehr erfolgreich tätig die "Maschinenringe".

Diese suchen ziemlich reißend Fachkräfte, die qualifiziert Großmaschinen bedienen. Rufe da mal einen Geschäftsführer an und lasse dir aus erster Hand was sagen.

kaltblueterin  13.09.2018, 19:46

Schon wahr, aber mal ehrlich: dann geh ich als 'bereits ausgelernter' gleich als Betriebshilfe zum MR, da weiß ich was ich verdiene, was ganz klar meine Aufgabenbereiche sind und schind mich nicht nochmal für einen ungeschützten Ausbildungsberuf ab (und das ggf noch zum Mindestlohn und bin dann quasi der Floggi/ Hausl für alles).

Das ist nicht nur in Bayern so, haben doch viele 'Agrarökonomen` frisch von der Uni so gar keine Ahnung,wie man einen Traktor bedient oder wie das praktisch mit dem Silo festfahren geht usw usf. Jeder Hans und Franz kann mittlerweile den sagenumwobenen Breakevanpoint berechnen, haben aber die Hosen gestrichen voll, wenns drum geht, Erntedrusch mit zwei Hängern von A nach B zu fahren....

Fachkraft für Agrarservice ist bestenfalls ein/e Landwirt/in, der/die tatsächlich für den gewerblichen Güterkraftverkehr die Prüfung abgelegt hat, wenn er/sie tatsächlich aus der Landwirtschaft kommt. Mehr nicht.

SophiaVomLand  13.09.2018, 23:17
@kaltblueterin

Sorry - jemand, der eine Chemielaborant-Ausbildung hat, ist noch längst nicht geeignet, einen Gülletrac zu fahren. Oder einen Horsch Mulchsaatgiganten. Oder einen Selbstfahr-Kartoffelroder. Oder einen Zuckerrübenroder oder oder.

Du solltest wissen, daß da schon alterfahrenen Bauern ab 45 der Kopf platzt und sie auf sowas nicht mehr raufwollen: Wo der Joystick regiert und der Satellit den Weg weist.

Wo man Datentransfers zwischen Computerschlagkartei und Großflächenstreuern macht...

Sowas braucht man nicht zu Schlafjobs herabreden - das sind sie nicht!

Die Landwirtschaft kann keine Penner auf Großmaschinen brauchen - sie braucht Leute, die rundherum durchblicken. Die viel selbstständig richtig machen, die auf dem Feld reparieren können, denen man High Tech für 150 000 Eu in die Hand geben kann. Die Pflanzenbaukenntnisse haben...

Fachkraft Agrarservice ist ein ordentlicher anerkannter Ausbildungsberuf mit dreijähriger (verkürzbarer) Lehrzeit.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, diesen anspruchsvollen Beruf mit guten Anstellungschancen schlechtzureden.

Henryettex  13.09.2018, 23:59
@SophiaVomLand

Fachkraft Agrarservice ist der Jockel, der bestenfalls nichts weiter kann, als große Maschinen zu bedienen. Wichtig ist dabei die Spiegelbrille auf der Nase, das Handy am Ohr und alle Rundumleuchten im Einsatz. Lohnkutscher. Mehr nicht. Sowas machen hier 17-jährige Ungelernte. Warum nicht gleich richtig Landwirt lernen? Da weiß man wenigstens, wofür man den Job macht. Und es ist nicht gar so stumpfsinnig wie Knecht beim LU.

kaltblueterin  14.09.2018, 03:00
@SophiaVomLand
Sowas braucht man nicht zu Schlafjobs herabreden - das sind sie nicht!

Ganz ehrlich? Ich war oft als Betriebshilfe auf anderen Höfen, mal größere,mal kleinere und immer da, wo junge und frisch ausstudierte das Ruder in der Hand hatten, war´s schwierig Zug reinzubringen, weil theoretisch zwar schon alles klappen müsste, praktisch aber nicht anwendbar bzw umsetzbar ist.

Die Landwirtschaft kann keine Penner auf Großmaschinen brauchen

können diese ja teils gar nicht. Ein 'Penner', der vernünftig fährt und ggf. auch mal was richtet, ist Gold wert grad in der Saison.

 sie braucht Leute, die rundherum durchblicken. Die viel selbstständig richtig machen, die auf dem Feld reparieren können, denen man High Tech für 150 000 Eu in die Hand geben kann. Die Pflanzenbaukenntnisse haben...

Den zeigst mir, der studiert hat und aufm Feld einen Häcksler, einen Drescher, einen Hydraulikschlauch, eine Schwungscheibe oder einen Knüpfer richtet. Das muss eine/r sein, der entweder bereits iwie aus der LWS kommt und Ahnung von der Technik hat, das findest heute nicht mehr leicht/gar nicht, schon gar nicht wenn man selbst so jemand ist und jemanden bräuchte.

Die heute Technik (egal ob selbstfahrender Güllezug oder GPS-navigierter Pflanzenbau) ist jetzt auch nicht sooo schwierig, dass man da vorher ein Studium braucht, wohl aber eine ein- bis zweitägige Einweisung, was technisches Vorwissen unumgänglich macht.

Und dennoch: Fachkraft für Agrarservice nennt sich (fast) jeder selbstständige Lohnunternehmer, Schlepper-, Drescher- oder Häckslerfahrer.

SophiaVomLand  14.09.2018, 09:20
@kaltblueterin

Ich kann diese ganze Negativität, diese Wolke an Vorurteilen nicht begreifen.

Du unterstellst mir irgendwas mit "Studierter kann keine Schwungscheibe richten". Das ist doch Blödsinn, es geht nicht um Unis und Fachhochschulen.

Fachkraft Agrarservice ist ein hundsgewöhnlicher geregelter dreijähriger Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz mit Abschlußprüfung.

Wer diesen Berufsabschluß hat, ist ein Facharbeiter und kein Bimbo. Und er ist in keinster Weise schlechter anzusehen als ein gelernter Landwirt.

ich bin momentan am überlegen, ob ich nochmal eine zweite Ausbildung machen soll. Ich bin jetzt 22 und habe eine Ausbildung als Chemikant und arbeite auch seit fast 3 Jahren ausgelernt in dem Beruf.

Prinzipell ja, je mehr man weiß, desto besser ist es.

Jetzt ist es aber so, dass mir die Arbeit keinen Spaß mehr macht und ich mich jeden Tag da hin quäle und innerlich schon mehrfach gekündigt habe.

Weniger gut. Aber finde erst mal heraus, was du eigentlich willst.

Da ich mich sehr für Agrartechnik interessiere, für die Maschinen aber auch für den Pflanzenbau und so, und ich den Bereich auch für mich sinnvoller finde, als meine jetzige Arbeit, in der ich einfach Produkte herstelle, die aus ungesunden und giftigen Rohstoffen bestehen und eigentlich gar nicht so super wichtig sind im Vergleich zu Landwirtschaftlichen Produkten, überlege ich, ob ich eine Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice machen soll.

Nun, die "Giftlerei" wird niemals ganz wegfallen, denn Saatgut o.ä. wird immer irgend wie gebeizt oder behandelt werden müssen, eben so die Ernte die ohne Behandlund auch nicht ewig haltbar ist oder eben auch Mais, der ständig und immer weiter entwickelt/manipuliert wird. Das muss sein, sonst haben die Landwirte iwann kein vernünftiges Saatgut mehr, will ja doch jeder Landwirt irgendwo das Maximum heraus holen.

Außerdem würde ich gerne wissen, wie das mit den Arbeitszeiten aussieht

Wie immer: wenn man dich braucht, fullpull und wenn nicht Gleitzeit im Halbtagskraftbetrieb, entsprechend dann auch die Zahlung, logisch hoffe ich doch schwer.

Ist man wirklich von morgens bis spät nachts ununterbrochen unterwegs oder wird man mal abgelöst?

Ja das kommt drauf an wo du bist. Ein Großbauer sagen wir mal mit Schweinefarm und Biogasanlagen(und entsprechendem Personalstamm) wird gesetzlich verpflichtet sein, dich irgendwo abzulösen und dir deine Pausen zu gönnen, ein 'Standartbauer' hat weder das Geld, noch das Personal noch die Zeit, noch die Verpflichtung dich abzulösen, wenn der Stundensatz stimmt. Fazit: entweder ruhige Kugel schieben oder Kohle machen ;-)

Bekommt man in der Erntezeit dann Überstunden, die man evtl. ausbezahlt bekommt, oder dann als freie Tage nutzen kann?

Jein. Du arbeitest dann, wenn du gebraucht wirst und wenn nicht, hat man i.d.R. seine Pflichtsunden (kann Gleitzeit sein, kann halbtags sein, kann stundenweise bzw auftragslagemäßig sein oder nach individueller Vereinbarung)

Gibt es hier vielleicht jemanden, der in dem Beruf arbeitet und mir diese Fragen beantworten kann?

Ich zb :-)

Vielleicht auch ein paar Meinungen wie euch die Arbeit so gefällt?

Nun, ich will offen und ehrlich sein. Habe vorher im Büro (Vorzimmerdame) bei einem bayr. Automobilhersteller gearbeitet mit allem, was man sich so wünschen kann als AN: Gleitzeit, 150%Gewinnausschüttung, Urlaubsgeld, Festanstellung unbefristet, sehr guter Chef, Urlaubsanspruch 30 Tage und last but not least: erträgliche Kollegen.

Das alles hat mich aber nie wirklich erfüllt; heute, dank meinem Mann, bin ich Landwirtschaftsmeisterin, bewirtschafte aktiv knapp 100ha mit allem was dazu gehört und wir betreiben u.a. eine kleine Pferdepension, eine Spedition und haben was auf die Beine gestellt mit unseren ehem. Viehbetrieben.

Ich bin frei, freue mich jedes Mal in unsere neuen Schlepper zu steigen und zu wissen: in 14 Stunden ist mein Werk vollbracht. Ich mach es gern ,alles auch wenns manchmal anstrendeng ist, so fahre ich gern zum Bodenproben nehmen mit der Cross raus, helfe (wie bereits von Sophia angesprochen) beim Silo festfahren aus oder miste auch mal Kuhställe.

Landwirt/in (genauso wie Jäger/in) muss Berufung sein, darf also niemals Beruf sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Mit der Ausbildung wechselt man nur die Firma - und schon ist man mit dabei in der Produktion für unschädliche Produkte der Land -und Viehwirtschaft . Bundesweit werden dafür sicher genügend Chemikanten gesucht !

Man muß sich nur selbst bemühen .

gammel85 
Fragesteller
 12.09.2018, 22:40

Das stimmt natürlich. Das ändert aber nichts an dem Umstand, dass mir die Tätigkeit eines Chemikanten einfach keinen Spaß mehr macht. Und ich habe schon in zwei Firmen gearbeitet, die unterschiedlicher nicht sein könnten, also es liegt definitiv nicht nur an der Firma.

Kuestenflieger  12.09.2018, 22:48
@gammel85

ok , kennst noch nicht sehr viel in der Bandbreite des Berufsbildes ?

Erntezeit geht 24 Std - wenn das Wetter mitspielt - bei allen Ackerfrüchten und auch bei Baumfrüchten !

Fachkraft Agrarservice? Laß die Finger davon! Was willst Du damit machen? Beim LU stumpf die Miete festwalzen, wochenlang? Mais kutschen, wochenlang? Lerne lieber richtig Landwirt. Da wird auch der Kopf gefordert. Fachkraft Agrarservice ist Landwirt für Arme (und Doofe).

kaltblueterin  13.09.2018, 19:32

XD !!