Darf mein Ausbilder mir Aufgaben geben die ich nach der Arbeit erledigen muss?

6 Antworten

Ich sehe hier zwei Grundsätzlichkeiten, die gegeneinander wirken:

Erstens dein Recht auf Erholung verankert im ArbZG bzw. JArbSchG.

Andererseits dein Recht auf richtige Ausbildung (Paragraph 1 Abs. 3 BBiG). Dies ist auch eine Pflicht des Ausbildenden (Paragraph 14 Abs. 1 Nr. 1 BBiG).

In der Argumentation würde m.E. das Erreichen des Ausbildungsziels durchschlagender sein, wenn nicht dauerhaft die Wochenenden in Anspruch genommen werden. Es sei hierbei - nur hypothetisch angeführt, da Infos fehlen - gesagt, dass man davon ausgehen muss, dass du nicht dauerhaft an der Präsentation saßt und dir die Zeit einteilen konntest. Somit nicht der direkten Weisung unterlagst, wie es im Betrieb gewesen wäre. Auch ist davon auszugehen, dass es selbst dein Anspruch ist zu lernen. In der Berufsschule müsstest du ebenfalls zuhause Aufgaben erledigen, die zu deiner Ausbildung zuträglich sind. Selbst unter der Betrachtung der engen Grenzen der Jugendschutzes nach dem JArbSchG würde einmaliges Beauftragen wohl in der Interessenabwägung nicht stärker ins Gewicht fallen, als das Ziel die Ausbildung zu bestehen. Wichtig ist vor allem der zeitliche Anteil und die Wiederholung des Vorgehens.

Eine abschließende Entscheidung würde natürlich nur ein Richter fällen.

Punkto 1:

Er kann dir Aufgaben geben wie er will solange diese in der Arbeitszeit oder als Überstunden angerechnet werden und diese dem Ausbildungsziel zuführend sind.

Punkto 2:

Setzt mal deine Prioritäten strait. So eine Aufgabe bekommt man damit man was für seine Ausbildung macht. Du willst doch irgendwann mal eine "Fachkraft" sein oder nicht? Selbst wenn es eine Disziplinarische Maßnahme war wird das seinen Grund gehabt haben.

Überlege dir mal was für ein Glück du mit einer Ausbildungsstelle hast. Arbeite darauf hin und hinterfrag nich jede Kleinigkeit sondern lern mal zu spuren!

Darf er das machen?

Warum erledigst Du die Aufgabe nicht einfach?
Das bringt Dir mit Sicherheit mehr Vorteile, als ihm mit irgendeinem Paragraphen das Gegenteil zu beweisen.

Ich gehe davon aus, dass das durchaus zulässig ist. Immerhin ist der Ausbilder Dein Ausbilder. Auch dazu muss man sich erst einmal qualifizieren. Und Du lernst nicht Bäcker. Könnte also also in Ordnung sein:

https://www.gesetze-im-internet.de/bbig_2005/__13.html

Ja, warum sollte er das nicht dürfen?

Ich erkenne das Problem nicht wirklich. Muss man immer auf irgendwelchen gesetzlichen Vorgaben reiten?

Es wird Dir im späteren Berufsleben immer mal passieren, dass Du Überstunden leisten musst oder ein Projekt zuhause beendest.

Gehst Du dann später auch zum Chef und sagst, dass Du die Arbeit nicht beenden kannst?

Was ist denn das für eine große Präsentation, die Du über das Wochenende in drei Tage nicht beenden kannst?

KnusperPudding  20.03.2017, 10:05


Ich erkenne das Problem nicht wirklich

Wenn man durch die Ausbildung einen Vertrag zu einer 40 Stunden-Woche hat, diese aber deutlich überschritten werden soll, ist es durchaus nachvollziehbar, dass der Fragesteller hier genau wissen möchte, was er mit sich machen lassen darf und was nicht.

Bei so einer Aufgabenstellung sieht es mir jetzt z.B. auch nicht danach aus, als dürfe sich der Fragesteller die Überstunden aufschreiben lassen, sodass diese entweder vergütet oder mit Freizeitausgleich abgebaut werden könnten.

ChristianLE  20.03.2017, 10:07
@KnusperPudding

Wenn man durch die Ausbildung einen Vertrag zu einer 40 Stunden hat, diese aber deutlich überschritten werden soll, ist es durchaus nachvollziehbar, dass der Fragesteller hier genau wissen möchte, was er mit sich machen lassen darf und was nicht.

 

Deswegen habe ich gefragt, wie umfangreich die Präsentation ist.

 

KnusperPudding  20.03.2017, 10:26
@ChristianLE

Ich weiß nicht, ob der Umfang der Präsentation eine große Rolle spielt: Aus der Frage und den Details lässt sich heraus lesen, dass der Ausbilder hier bereits fest damit geplant hat, dass der Aufwand hierfür drei Tagen entspricht. (Was jedoch für den FS nicht ausreichend war).

In aller Regel soll die Ausbildung eben genau dem dienen: Ausbildung. Und nicht dem Azubi übers Wochenende Straf oder Übungsaufgaben aufzubrummen. 

Während meiner Ausbildung habe ich auch Dinge hingenommen, die nicht immer "einwandfrei" waren, nach dem Motto "Lehrjahre sind keine Herrenjahre". Habe jedoch in der Berufsschule von Kollegen gehört, die Regelrecht gemobbt oder ausgebeutet worden sind.

Es kann in sämtlichen Betrieben mal dazu kommen, dass Überstunden geleistet werden müssen, das ist auch nicht anzuzweifeln oder negativ zu bewerten, aber dann muss es einen entsprechenden Ausgleich geben. 

Zudem sollten Überstunden auch gerechtfertigt sein - Was ich bei einer Präsentation über das WE nicht so ganz nachvollziehen kann.

Auch nach meiner Ausbildung höre ich aus dem Bekanntenkreis regelmäßig von Fällen, bei denen Azubis über sämtliche Grenzen hinaus schikaniert werden. 

Der FS wird sicherlich einen guten Grund haben, und ich gehe davon aus, dass es auch eine Vorgeschichte gibt. - Ich finde es sehr bitter, dass so viele Antworten hier einfach nur mit Unverständnis reagieren.

ChristianLE  20.03.2017, 10:50
@KnusperPudding

Der FS wird sicherlich einen guten Grund haben, und ich gehe davon aus, dass es auch eine Vorgeschichte gibt. - Ich finde es sehr bitter, dass so viele Antworten hier einfach nur mit Unverständnis reagieren.

 

Ich habe meinem Auszubildenden auch mal eine Aufgabe für das Wochenende mitgegeben. Diese hatte den Umfang von ca. 1-2 Stunden und war mal etwas besonderes.

Darüber freut sich der Auszubildende auch mal.

Ob der Ausbilder 3 Tage eingeplant hat, kann ich hier nicht erkennen.

Vielleicht hat der FS einen guten Grund, allerdings kann er sein Anliegen trotz der Unklarheiten nicht konkretisieren.

 Ich finde es sehr bitter, dass so viele Antworten hier einfach nur mit Unverständnis reagieren.

 

Das mag unfair sein, ist aber der Einstellung einer Vielzahl von Auszubildenden in Deutschland geschuldet.

Ich bekomm hier Jahr für Jahr eine Krise. Von meinen aktuell 5 Auszubildenden ist gerade einer wirklich geeignet.

Bei den anderen erkenne ich eine extreme Unselbständigkeit, Respektlosigkeit und null Motivation für den Beruf.

Hauptsache die Woche schnell rumbringen und dann Wochenende wieder Party machen.

Aber das ist ein anderes Thema.

KnusperPudding  20.03.2017, 11:19
@ChristianLE

Das mag unfair sein, ist aber der Einstellung einer Vielzahl von Auszubildenden in Deutschland geschuldet.

Fairerweise muss ich sagen: Das gibt es natürlich auch. 

Es können Missstände auf beiden Seiten sein: Ausbildungsbetrieb / Auszubildender.

Ich stimme in sofern zu, dass der FS mit etwas mehr Details raus rücken könnte, sodass man seine Situation besser nachvollziehen kann. - Aber vermutlich gibt es auch hierfür einen Grund. - Wie Dinge, die peinlich unangenehm oder demütigend sind.

Ich wollte mich Beispielsweise am 'Anfang' im sozialen Berufsfeld Orientieren, durch schulische Maßnahmen war ich ein halbes Jahr in diversen Einrichtungen als Praktikant. Das Mobbing und die Demütigungen, die ich dort erlebt habe, erzähle ich auch nicht gerne, sodass ich mich sogar schämte, mit meiner Lehrerin darüber zu reden.

Ob der Ausbilder 3 Tage eingeplant hat, kann ich hier nicht erkennen.

Das leite ich aus der Behauptung ab, dass die "Drei vorgeschlagenen Tage" dem Fragesteller nicht gereicht haben, die Aufgabe komplett zu lösen. - Der Ausbilder, der die Aufgabe gestellt hat, wird sich über den Umfang im Klaren sein.

Dass unter anderem auch Arbeitgeber versuchen, die im Vertrag vereinbarten Arbeitszeiten zu strecken, habe ich auch selbst schon erlebt und erlebe es regelmäßig an anderen Auzbis der Firma. - Was allerdings oft einfach 'hingenommen' wird.

PS: Mein Respekt, gleich fünf Auszubildende zu managen.

ChristianLE  20.03.2017, 11:49
@KnusperPudding

OK, wobei ich diese Mobbing Geschichten doch immer als klare Ausnahme sehe. Selbiges gilt für die Ausbeutung von Auszubildenden (funktioniert in meiner Branche aufgrund des erforderlichen Fachwissens auch gar nicht).

Vielleicht mache ich auch nur den Fehler, dass ich von mir auf andere Ausbilder schließe.

Wie gesagt, meine Azubis bekommen auch mal Sonderprojekte über das Wochenende. Da ich mir der rechtlichen Situation aber bewusst bin, würde ich sie nicht dazu zwingen, wenn sie nicht wollen.

Auf der anderen Seite kann mich aber auch keiner zwingen, sie nach Ablauf der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis zu übernehmen ;-)

Für mich ist das immer ein Geben und Nehmen. Meine Azubis bekommen schon mal einen Bonus (Früher in den Feierabend gehen, oder morgens mal später kommen, wenn am Vorabend die Lieblingsband live in der Stadt gespielt hat), auf der anderen Seite will ich hier aber dann auch mal einen Einsatz über die normale Arbeitszeit hinaus sehen.

Zuckerbrot und Peitsche halt ;-)

Gibt es den Einsatz des Azubis nicht, gibt es auch keinen Bonus.

KnusperPudding  20.03.2017, 16:47
@ChristianLE

So wie von dir beschrieben ist es natürlich Wünschenswert. - Und in so einem Ausbildungsverhältnis wäre es dann auch kein "Grund" sich mit einer entsprechenden Frage die GF-Community damit zu beauftragen.

Ich hatte in der Ausbildung (Fachinformatiker) Kollegen, denen hat der Geschäftsführer aufgebrummt die Winterreifen zu montieren oder den Rasen zu Mähen. 

Ich selbst wurde zu Kunden-Einsätzen geschickt, bei denen sich die Anfahrt  mehr als verdreifacht hat ohne eine Gutschrift der Arbeitszeit. - Und dies Regelmäßig. (Normalerweise hab ich eine Anfahrt zum Büro von 30 Minuten, Zu diesem Kunden fast zwei Stunden).

Es gibt Dinge, die sind nicht so prickelnd, aber man nimmt sie hin, wenn sonst alles passt. - Auch wenn manche Sachen schon Grenzen überschreiten.

Eine andere Freundin, die derzeit noch in Ausbildung ist, hat als Ausbilder eine Frau, die wirklich ernsthafte Psychische Probleme hat. Um das eigene Ego aufzupolieren werden eben regelmäßig die Azubis schikaniert und regelrecht gemobbt. Verbale ausfälle wie: "Du bist wertlos, und niemand will etwas mit dir hier zutun haben".

Wenn diverse Limits überschritten sind, kommt dann eben der Gedanke auch auf: "Ich müsste doch irgendwo im Recht sein, muss ich mir das alles bieten lassen?"

Vermutlich sehe ich das deshalb mit anderen Augen. Obwohl solche Zwischenfälle eher nicht in der Mehrheit vorkommen.

ChristianLE  21.03.2017, 08:55
@KnusperPudding

 Um das eigene Ego aufzupolieren werden eben regelmäßig die Azubis schikaniert und regelrecht gemobbt. Verbale ausfälle wie: "Du bist wertlos, und niemand will etwas mit dir hier zutun haben".

 

Warum lässt man sich so etwas gefallen? In solchen Fällen - erst recht wenn es Zeugen gibt - würde ich mich sofort an die Geschäftsführung wenden.

Solche Geschichten werden mittlerweile sehr ernst genommen.

Es stellt sich bei solchen Dingen, egal ob Rasenmähen, weite Anfahrten, Mobbing, etc., immer die Frage, warum man nicht dagegen vorgeht.

Es gibt hier immer noch die zuständige Kammer, die man damit konfrontieren kann.

Diese wird dann prüfen, ob der Ausbilder im Sinne des BBiG persönlich geeignet ist.