Angelogen oder doch Richtig? Gehalt bei BMW als Bandarbeiter...

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Oh, da kennt sich aber jemand aus mit dem öffentlichen Dienst! Die Zeiten, in denen man sich im ÖD sicher fühlen konnte, wie in Abrahams Schoß, sind lange vorbei. Die öffentlichen Kassen sind leer und deswegen üben sich die Verantwortlichen immer öfter und sehr gerne in – sagen wir mal – "kreativen Lösungen": Outsourcing, Zertifizierung, Benchmarks, Beratungsfirmen… sind da die Schlagworte. D.h. Leute werden aus der "Firma" rausgedrängt, und oft als Billiglöhner in firmeneigenen Tochterunternehmen weiter beschäftigt, sie bekommen Leute vor die Nase gesetzt, die ihn ständig auf die Finger schauen, ob sie das auch richtig machen, um irgend ein zweifelhaftes Zertifikat zu bekommen, betriebsinterne Abteilungen werden miteinander verglichen und dann werden auch noch externe Beratungsfirmen für Millionenbeträge beauftragt, im Grunde genommen nur den Vorwand für betriebsbedingte Kündigungen zu schaffen. Ganz häufig versucht man so, im öffentlichen Dienst Privatwirtschaft zu "spielen". Das heißt es werden marktwirtschaftliche Konzepte angewandt und das im Umfeld öffentlich-rechtlicher Regularien. Das muss schief gehen. Die Lohnentwicklung bleibt im öffentlichen Dienst seit Jahrzehnten hinter der Preisentwicklung zurück. Das, was Du wahrscheinlich als automatische Lohnerhöhung bezeichnest, nennt sich im Bürokratendeutsch "Bewährungsaufstieg". Dahinter steckt der Gedanke, dass ein Arbeitnehmer mit zunehmender Betriebszugehörigkeit immer erfahrener und damit effizienter wird. Den gibt es exakt fünf Mal (tatsächlich eher viermal, da die Einstiegsstufe meist übersprungen wird) und die Zeitabstände wachsen mit jedem Mal an. Die Realitäten zeigen daher, dass es heute schwierig ist überhaupt auf eine so lange Betriebszugehörigkeit zu kommen. Was Du als Lohnerhöhung definierst, kann man auch umgekehrt sehen, nämlich als Diskriminierung von Mitarbeitern die Jünger (und leistungsfähiger), aber unerfahrener sind und von Leuten, die häufig den Betrieb wechseln (müssen). Und zum Thema "kein Leistungsdruck im öffentlichen Dienst" kann ich nur sagen, dass ich da ganz andere Erfahrungen machen. Ich arbeite zum Beispiel in einer Dienststelle, in der ein Vorgesetzter – immerhin Mitglied des 3-köpfigen Direktoriums – in einem „Teamcoaching“ geäußert hat, dass er mehr als fünf Krankheitstage pro Kalenderjahr nicht akzeptieren würde. Das kann man nun als leere Drohung definieren, da er hier arbeitsrechtlich keinerlei Möglichkeiten hat dies durchzusetzen, aber das Team hat sich das nicht bieten lassen und wurde darauf (als „Unruheherd“) zerschlagen. Die Zahl der „akzeptierten“ Krankheitstage scheint übrigens vollkommen willkürlich zu sein, da in anderen Bereichen auch schon zwei Tage genannt worden. Thema Outsourcing: kürzlich wurde in unserem Haus eine Reinigungsdienstleistung neu ausgeschrieben und bei dem Auftragsvolumen ist eine europaweite Ausschreibung obligat. Die Gewichtung wurde hier, was absolut branchenunübliche ist, 70:30 % ausgeschrieben, was bedeutet, dass die Ausschreibung zu 70 % nach Preis und zu 30 % nach Qualität gewichtet wird. Außerdem wurde, der ansonsten übliche, Betriebsübergang nach § 613a BGB nicht verlangt. Dies hätte bedeutet, dass die Beschäftigten vom neuen Arbeitgeber/Auftragnehmer zu gleichen Bedingungen übernommen werden müssen. Große Teile der Belegschaft des alten Anbieters waren schon seit Jahrzehnten in unserem Haus beschäftigt, ursprünglich sogar direkt bei uns und dann durch die diversen Ausschreibungen immer wieder bei den Nachfolgeanbietern. Diese Leute mussten sich jetzt erneut bewerben und wenn sie dann die Bewerbungskriterien erfüllten auch eine sechsmonatige Probezeit in Kauf nehmen. Reinigungskräfte sind häufig Schwarzafrikaner deren Aufenthaltsgenehmigung an das Vorhandensein eines Arbeitsverhältnisses gekoppelt ist und einige von ihnen waren deswegen akut von Abschiebung bedroht. Und das alles nur, um noch ein paar Euro zu sparen. Der vorherige Anbieter hat übrigens nach eigenen Aussagen, während der Vertragslaufzeit 3.000.000 Euro Verluste gemacht. Dies waren nur einige Beispiele dafür, wie "gemütlich" es inzwischen im öffentlichen Dienst zugeht. Die "Sicherheit" die früher viele Arbeitnehmer in den öffentlichen Dienst gelockt hat, ist heute überhaupt nicht mehr gegeben. Sachgrundlose Befristungen (ein Sachgrund ist z. B. Schwangerschaftsvertretung, befristete Projekte…) sind heute an der Tagesordnung, teilweise werden sie auf wenige Monate beschränkt. Und noch ein großes „Lockmittel“ ist nun zusätzlich am wanken: die betriebliche Altersvorsorge. In Bundes- und Landesbetrieben ist das die VBL und bei kirchlichen und freigemeinnützigen Trägern die so genannten ZVK‘s. Diese werden paritätisch geführt und die Arbeitgeberseite sucht nach Winkelzügen, die einen Ausstieg ermöglichen. Ich könnte jetzt noch seitenlang weiter schreiben über Pflegenotstand, sachgrundlose Befristungen, VBL/ZVK und und und. Aber das lässt (glücklicherweise) der Systemadministrator nicht zu. Kann man alles googeln...

Endlich mal einer, der es auf den Punkt bringt. Mit dem ÖD, VBL, ZVK danke dafür.

Sifi31 !!!

@Sifi31

Hey Bettman001, melde dich mal vielleicht können wir über PN´s uns weiter austauschen in Sachen ÖD. Freue mich immer wenn jemand auch ahnt und weiß was da noch alles auf uns zukommen wird. Würde mich freuen. Danke im Voraus. Ich bin wohl zu neu hier und finde nicht wie ich dich anschreiben kann oder vielleicht muss ich erst einen gewissen Status erwerben.

Sifi31 !!!

Ich selbst bin 21 und arbeite bei einem großen Automobilhersteller in Baden Württemberg. Bin in der Produktion (Band) tätig und hab ne 35 Stunden Woche. Dafür bekomm ich im Monat ca. 2200-2300 Netto mit Schichtzulage (Früh und Spätschicht). Jemand der das selbe in der Dauernachtschicht macht bekommt nochmal ein paar hundert Euro mehr. Weihnachtsgeld gibts 55% des Bruttolohns. Zwei Prämien im Jahr einmal ca. 2000Brutto die andere ca. 7000 Brutto. Urlaubsgeld kommt auch noch dazu. Beklagen kann man sich da nicht :P Im laufe des Jahr kommen auch nochmal ein paar Zuschläge dazu (Flexibilitätszulage, 3% mehr Leistungszuschlag.....) sodas ich dann bei ca. 2500 Netto im Monat seien werde.

also 1600 euro +schichtzuschlage wäre extrem wenig, netto verdient man bei grossen autoherstellern zwischen 2500 und 3000 eur plus weihnachsund urlaubsgeld und prämie.sehr viel weniger wird man in den neuen bundesländern auch nicht bekommen!

jaja sicherlich. Ich glaub du kennst den Unterschied zwischen netto und brutto nicht. 3000 € netto, das wär ja mal wahnsinn

Allso ein BMW-Fliesbandarbeiter in einem bay. Werk ist normalerweise in der Entgeldgruppe Era5b (IGM TARIF PLUS BMW ZULAGEN)eingruppiert das heisst mon. 3180 € brutto +ca.200€ netto Schichtzulagen (bei wechselschicht Früh+Spät), dann kommt noch weihnachtsgeld(3180€),urlaubsgeld(2500€)und Gewinnausschüttung(8250€ im jahr 2014) dazu.Das Macht ca.14000€ Brutto Sonderzahlungen + ca.38000€ Brutto Lohn. Also ein BMW-FLIESBANDARBEITER hat im Jahr 52000€ brutto +2400€ netto schichtzulagen.Ergibt ein netto Durchschnittsgehalt von mon.3000€ und diese angaben sind korrekt da ich ich selbst SO EIN ARMER BMW-LER bin.

aber sicherlich als gelernter Facharbeiter allen möglichen Stunden Zulagen... das wär ja sonst astronomisch :~| weist du auch, was ein Arbeiter ca. verdienen würde, der über Zeitarbeit angestellt ist? also ebn nicht zur stammbelegschaft gehört.

aber sicherlich als gelernter Facharbeiter allen möglichen Stunden Zulagen... das wär ja sonst astronomisch :~| weist du auch, was ein Arbeiter ca. verdienen würde, der über Zeitarbeit angestellt ist? also ebn nicht zur stammbelegschaft gehört.

"für nur 6 h?????d.h 30h die woche -BANDARBEIT- nur autos mit unterboden schutz spachteln!!" Du hast wohl noch nie in der Produktion, am Band, oder im Schichtsystem gearbeitet... Ich kann zwar nur von meinen Erfahrungen als Ferienjobler bei Daimler in den Semesterferien sprechen, aber glaub mir: Dafür dass die wechselnden Schichten dir jeden Lebens-Rhythmus rauben, du jeden Tag einfach nur hundemüde und sau fertig bist, und dir durch die eintönige, monotone und Körper belastende Arbeit, je nachdem was du machen musst, noch deinen Körper kaputt machst, ist das Gehalt völlig angemessen. Brauchst dich nicht verschaukelt zu fühlen. Sie muss ihr Leben lang einen ziemlich belastenden Job machen, der ihr Gehalt durchaus rechtfertigt. So jung wie sie ist wird sie das noch nicht belasten, aber red mal mit ihr wenn sie das 30 Jahre lang durchgezogen hat. In der Produktion zu arbeiten ist kein Zuckerschlecken. Ich schließe mich einem der vorherigen Antworter an: Mach mal nen Ferienjob bei BWM für so 4 oder 6 Wochen, dann wird du deinen gemütlichen Job im ÖD zu schätzen lernen.