Wüstenrot: Bankkaufmann vertriebsorientiert - Arbeitsbedingungen, Arbeitsanforderungen, _realistisches_ Gehalt, work-life balance?

3 Antworten

Ich glaube ,  daß es
schwer oder gar fast unmöglich ist bei der Wüstenroth Karriere zu machen.

Du bekommst ein Büro und ein Kundenstamm zugeordnet. Dein
Gehalt ist vom persönlichen Erfolg abhängig. 
Bei der Bank hast Du zumindest ein festes Gehalt, egal wieviel Du
verkaufst. Bei der Wüstenroth bestimmst Du alleine Durch Dein Verkaufserfolg
Dein Gehalt. Wenn Du glaubst, daß Du in Deinem Büro warten kannst bis die
Kunden kommen, dann hast Du Dich getäuscht. Währenddessen bei der Bank noch die
Kunden an den Schalter kommen hast Du bei der Wüstenroth gar kein
Schalterverkehr und kaum Kundenbesuch. Du mußt auf irgend einer Art und Weise
dafür sorgen daß sie entweder zu Dir ins Büro kommen oder sie zu Hause besuchen
dürfen. Wie Du das anstellst ist alleine Dein Problem.  Mit Sicherheit wird Dir keiner Kunden abgeben.
Jeder hat sein Bezirk und kümmerst sich um eingehende Anrufe. Leider kannst
bzw. darfst Du nur Produkte der Wüstenroth verkaufen. Wie gut und
konkurrenzfähig die sind, musst Du noch herausfinden. Währenddesen ein Makler
Zugriff auf alle Produkte im Markt hat, bist Du mit Deiner
Wüstenrotproduktpalette eingeschränkt. Daher musst Du Gründe finden, warum sie
gerade Deine Produkte kaufen sollen und nicht das evtl. bessere
Konkurenzprodukt.  D.h. wenn es nicht
gleich beim ersten Gespräch zum Vertragsabschluß kommt prüft der Kunde die
Konkurrzenz, dann siehst Du schlecht aus, es sei denn Dein Produkt ist besser,
was ich anzweifle.  Um also viel geld bei
der Wüstenroth zu verdienen mußt Du sehr viele Verträge schließen. Schon mal
daran gedacht, daß es an potentiellen Kunden fehlen kann? Du bist nicht der
erste der die Bestandskunden betreut. Das haben vor Dir schon zig Leute
gemacht. Meinst Du das wissen die Kunden nicht auch, wenn sie jedes Jahr von
einem neuen Verkäufer angesprochen werden. Was will der Verkäufer denn nun
schon wieder. Noch mal ein Produkt abschließen, obwohl man schon zwei hat?
Warum haben denn die anderen Verkäufer bei der Wüstenroth aufgehört, wenn das
Gehalt denn doch so attraktiv sein soll. Einen attraktiven Job gibt man doch
nicht einfach so auf. Wahrscheinlich darum, weil es kaum noch was zu verdienen
gibt. Daher muss man Dir ja den Job mit so viel Geld schmakhaft machen, denn
sonst gibt es kaum noch Gründe bei denen anzufangen. Persönlich habe ich lieber
ein festes Gehalt und muß mich nicht um verkaufszahlen kümmern und verdiene etwas
weniger und zahle in die Rentenkasse ein, als daß ich erfolglos versuche bei
der Wüstenroth Karriere zu machen.

Du kannst Dir merken, wenn es leicht ist einen Job zu bekommen, dann ist es umso schwerer viel Geld damit zu verdienen, denn dann steckt da irgendwo der Wurm drin. 

Die Vorteile des HGB84 liegen eher beim Unternehmen als bei dir, du darfst nicht vergessen, du musst dann wie ein selbständiger eine Steuererklärung machen und auch entsprechend steuern zahlen! Ebenso musst du dich krankenversichern! Und das "leistungsbezogene" Gehalt musst du ja erstmal verdienen, dh du musst Produkte der Wüstenrot verkaufen, die eine entsprechend hohe Provision abwerfen

Die Vorteile wurden ja schon genannt, Stichwort "Selbstständigkeit".Darin liegen aber auch die Nachteile:Es ist kein "Gehalt", sondern es handelt sich um Einnahmen aus gewerblicher Tätigkeit.

Damit geht einher, dass man sämtliche Aufgaben und Abgaben, die normalerweise beim Arbeitgeber anfallen, bei dir anfallen, z.B. ganz simpel die eigene Lohnbuchhaltung. Ich habe es für mich so visualisiert:Die Einnahmen entsprechen weder dem Netto- noch dem Bruttogehalt, sondern dem Bruttogehalt zuzüglich sämtlicher arbeitgeberbezogener Lohnnebenkosten und zuzüglich aller nicht übernommener Sachkosten, die die Arbeitsstelle verursacht.

Bei 3.000 € Brutto wären beim Angestellten ja beispielsweise 18,9% Rentenversicherungsbeitrag fällig, wovon jeweils die Hälfte der Arbeitnehmer und die andere Hälfte der Arbeitgeber trägt: Also 283,50 € für jeden. Vom Brutto wird dem Angestellten nur seine Hälfte abgezogen.

Als selbstständiger HGBler bist du i.d.R. auch rentenversicherungspflichtig, zahlst aber von deinen Einnahmen den gesamten Rentenkassenbeitrag allein, also die kompletten 567 €.

Um auf ein netto zu kommen, was 3.000 € brutto entspricht, solltest du einen Umsatz von 4.000 € - nach Sachkosten - anpeilen. Sachkosten verursacht hier wohl vor allem das Kfz. Das müsste aber auch ein Angestellter vorhalten. Ansonsten werden ja scheinbar Technik und ähnliches gestellt.

Wie schaut es mit Werbung und Marketing aus? Wer trägt diese Kosten?

Als HGBler werden sämtliche Produktivitätsrisiken auf dich abgewälzt, dafür hat man eben nach oben hin unbegrenzte Verdienstmöglichkeiten. Die 50-70 Tausend € sind als Umsatz durchaus realistisch. Das entspricht wahlweise jeweils:

- ca. 170 Lebensversicherungen á 20 TEUR Gesamtbeitragssumme

- ca. 200 Bausparverträgen á 30 TEUR Bausparsumme

- ca. 20 Baufinanzierungen á 150 TEUR Volumen

pro Jahr.

Also zum Beispiel als Finanzierer eine Finanzierung pro Woche und dazu jeweils entsprechendes Zusatzgeschäft. Da steckt dann aber schon richtig Arbeit dahinter ... und kein Urlaub!