Was haltet ihr von der Regel dass man vor der Ehe kein Geschlechtsverkehr haben darf?

21 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
KEINE EHE VOR DEM SEX!  

Jungfräulichkeit wird oft völlig überbewertet. In ferner Vergangenheit war eine jungfräuliche Braut die Gewähr dafür, dass der frischgebackene Ehemann nicht versehentlich die Nachkommen eines Konkurrenten großzieht bzw. eine ledige Mutter ohne Versorger mittellos zurückbleibt. Daher haben praktisch alle Religionsstifter den vorehelichen Verkehr zur "Sünde" erklärt und entsprechend sanktioniert -was ja auch durchaus gut gemeint und mangels Alternativen der einzig mögliche Weg war. Daher hat diese Praxis und das Ideal der Enthaltung bis zur Ehe auch Eingang in viele Kulturen gefunden. Leider gibt es immer noch Kulturen, welche diese (und andere - ich sag nur "Ernährungsvorschriften") gut gemeinten jahrhundertealten Regeln bitterernst nehmen ohne diese in den Kontext der heutigen Zeit zu setzen - bis hin zum ("Ehren-")Mord... .  

Aus Sicht eines Religionsstifters ist Sex ja nur eine unerwünschte Ablenkung vom Wesentlichen (nämlich zu beten, missionieren usw.) und daher zähneknirschend zur Vermehrung (der Gläubigen) geduldet. Dies ist auch der Grund warum Verhütung, Abtreibung usw. meist ebenfalls verboten ist. Da man die Menschen in den Betten meist häufiger "Oh Gott!" rufen hört, als in Kirche, Tempel oder Moschee, lässt sich dieses Konkurrenz-denken gut nachvollziehen ;-)  

Dank Geburtenkontrolle, Safer Sex und Vaterschaftstest sind die eigentlichen Beweggründe für die Forderung nach Jungfräulichkeit längst obsolet. Jetzt geht es nur noch um den obskuren Begriff der "Ehre" - wobei meiner Meinung nach der wichtigste Beweggrund die Angst vor dem Vergleich ist ("Was ist, wenn meine Frau/mein Mann mit einem meiner Vorgänger mehr Spaß hatte...?").  

Interessant ist, dass dieses Ideal dann allerdings oft mit allerlei Doppeldeutigkeiten umgangen wird. So ist es manchen Muslimen gestattet eine Zeitehe einzugehen - d.h. ein Mann kann eine Frau (Prostituierte) für eine Stunde "heiraten" und verstößt so nicht gegen heilige Gebote. Viele Gläubige - auch in der christlich-amerikanischen "Purity-Bewegung" haben einfach bis zur Ehe ausschliesslich Oral- und Analverkehr und bleiben so "rein" und "jungfräulich" bis zur Ehe... . Sex ist ja auch etwas, was den Partner nicht "abnutzt" oder "entweiht" - warum also das ganze Bohei?  

Ob man also sein modernes Leben nach den Buchstaben uralter Schriften und Gebräuche richtet und ein schlechtes Gewissen haben muss, weil man nicht mehr lebt wie vor tausend und mehr Jahren, muss jeder für sich entscheiden bzw. sich überlegen, ob er sich von anderen Menschen (Pfarrer, Imam, Rabbi oder sonstwem) sein Leben diktieren lassen möchte.  

In Deutschland hast Du ab Deinem 14. Geburtstag das RECHT darauf Deine Sexualität selbst zu bestimmen. Deine Eltern - und natürlich erst recht irgendwelche religiösen Instanzen - haben diesbezüglich KEIN Mitspracherecht! 

Deine Eltern sorgen in den ersten rund 20 Jahren Deines Lebens für Dich - aber für das Glück der folgenden 60/70 Jahre bist DU ALLEIN verantwortlich. Irgendwann musst Du dich zwischen Liebe und Pflicht (z.B. den Eltern zu gehorchen) entscheiden. Kein Mensch kann Dir garantieren, dass Du mit Deinem jetzigen Freund auf ewig glücklich wirst - aber wer es nicht versucht wird sich auf ewig die Frage stellen, ob man mit ihm nicht doch glücklich geworden wäre. Vielleicht ist auch erst der zweite oder dritte Mensch, auf den Du dich einlässt, "der Richtige" - meist kann man das erst nach ein paar Jahren beurteilen, wenn die erste Verliebtheit abgeklungen ist und man sich dem Alltag gemeinsam stellen muss. Blöd, wenn man dann schon verheiratet ist und eine Trennung kompliziert wird... . Rein rechtlich darfst Du ab 14 Sex haben und sobald Du 18 bist, kannst Du alleine entscheidest wen Du heiratest, wo Du wohnst - und wer z.B. Deine Kinder sehen darf. Meiner Erfahrung nach kann man ohne Eltern prima zurechtkommen - aber ohne einen Partner, den man liebt sehr viel schwerer!  

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein begrüßen es, wenn die Frau/der Mann auch noch andere Erfahrungen hatte, denn sonst fragen sich viele erst später, wie es denn mit einem anderen Partner wäre und gehen irgendwann fremd... . Da Sex auch ein wichtiger Faktor in einer Beziehung ist (auch wenn einige Moralapostel und Fantasie-Romantiker dies immer wieder bestreiten), sollte man sich auch im Bett verstehen. Hier den Partner erst zu heiraten und dann herauszufinden, ob man die gleichen Vorstellungen von gutem Sex hat, ist als würde man an der Schiessbude versuchen einen Treffer zu landen - blind und mit nur einem Schuss. Viel Glück dabei... .  

Die Vorstellungen einer romantischen Hochzeitsnacht zweier Jungfrauen ist in der Praxis dann auch weit weniger romantisch als verkrampft, bemüht und peinlich - dann lieber eine(n) Partner(in) mit Erfahrung.  

Seid nett aufeinander!  

R. Fahren  

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
RefaUlm  09.11.2020, 10:22

Ich bin ganz deiner Meinung!

Was das Thema Sex angeht sind wir beide wirklich oft derselben Meinung auch wenn deine Antworten immer so ausführlich ausfallen sprichst du mir jedes mal aus der Seele 😁👍

RFahren  09.11.2020, 11:31
@RefaUlm

Danke für die "Blumen"!

Ich vertrete die Meinung, dass ein Fragesteller, der sich mit solchen Fragen herumschlägt, mehr verdient, als ein oder zwei Sätze - auch wenn diese vielleicht spontaner, origineller oder "witziger" sind, als die Auszüge aus meinen Büchern...

Seid nett aufeinander!

R. Fahren

RefaUlm  09.11.2020, 11:34
@RFahren

Damit hast du vollkommen Recht und es ehrt dich, das du nicht nur so denkst sondern es auch umsetzt ☺️

Du musst da logisch rangehen!

Warum war die Regel wann sinnvoll?

Vor allem war die Regel zu Zeiten sinnvoll, als es keine zuverlässigen Verhütungsmittel gab und Ehe die Versorgung von Frau und Kind sicherte. Hätte die Frau also vor der Ehe Geschlechtsverkehr gehabt, wäre der Ehemann nicht sicher, dass er der Vater der Kinder wäre und könnte sich daher eher weigern, Frau und Kinder zu versorgen und das könnte den wirtschaftlichen Ruin bzw. Hunger für Frau und Kinder bedeuten. Also verfügte man, dass vor der Ehe keiner heiraten könnte und Ehebruch eine Sünde sei, damit der Vater sicher sein konnte, dass er wirklich als einziger als Vater in Frage kam und Frau und Kinder versorgen würde.

Das wäre jedenfalls mein Ansatz.

Heute haben wir Verhütungsmittel und Sex bedeute nicht zwingend Schwangerschaft. Und Ehen sind, außer in streng religiösen Familien, oft nicht lebenslang gedacht und auch bei einer Scheidung wird die Frau versorgt, die Kinder bekommen Kindergeld, die Frau arbeitet meist selbst und ist nicht auf Versorgung durch den (ersten) Mann angewiesen. Und viele Männer wollen auch Sex, aber keine Kinder. Damit dürfte es für sie egal sein, ob die Frau, die verhütet hat, vorher mit anderen Männern geschlafen hat oder nicht. Im Einzelfall kann man natürlich aus "sentimentalen Gründen" (man möchte der/ die Erste sein) Enthaltsamkeit vor der Ehe vorziehen.

Nur was passiert, wenn einer der Partner früh stirbt und der andere erneut heiraten möchte? Der ist dann schon "befleckt" und damit "weniger wert" oder was?

Fragenstel1er  09.11.2020, 00:28

Sind wir schon an einem Punkt angekommen wo Ehen nicht mehr lebenslang gedacht sind ? Traurig sowas, die Ehe bedeutet nichts mehr heutzutage, heute Heiraten Gleichgeschlechtliche oder Leute heiraten einen Gegenstand und jetzt auch noch das, traurig.

Tasha  09.11.2020, 00:43
@Fragenstel1er

Wenn du mit 20 eine/n 20järige/n heiratest und er/ sie mit 25 Jahren stirbt, würdest du dann ernsthaft den Rest deines Lebens allein verbringen wollen, selbst wenn du über 80 werden könntest? Was wäre, wenn du dich wieder verliebe würdest?

Was ist mit den leider möglichen Fällen, in denen Gewalt in der Ehe vorkommt? Würdest du das dann ertragen, nur weil deine Religion dir lebenslange Ehe vorschreibt? Was wäre, wenn sich die Gewalt auch gegen die Kinder der Beziehung richtet? Ertragen, weil man sich "fürs Leben gebunden" hat, oder Scheidung, und sich und die Kinder vor dem gewalttätigen Partner (der weiblich oder männlich sein kann) schützen?

Fragenstel1er  09.11.2020, 00:50
@Tasha

Ich meine die Mentalität mit der man daran geht, man sollte nicht sagen das Ehen nicht für immer bestimmt sind. Wenn die der Mann oder die Frau fremdgeht, ist das ein Scheidungsgrund.

Finde ich totalen Schwachsinn, Sex ist etwas ganz natürliches und gerade wenn ich jemanden heirate möchte ich vorher wissen ob wir sexuell miteinander harmonieren, sollte dies nicht der Fall sein, dann würde ich diese Person niemals heiraten und genau das ist saß Problem, was dann viele solcher Beziehungen belastet: Sexuelle Frustration und Flaute im Bett, Sex wird dann zu etwas das man halt aus Pflicht und nicht wie es eigentlich sein sollte, das man es aus Lust aufeinander, miteinander hat

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Blödsinn.

Schlicht und einfach. Ist eine dumme Drangsaliererei.

Es ist, im Gegenteil, ein Vorteil wenn etwas Erfahrung vorhanden ist. Mann ( Frau) weiß worauf es ankommt und wer zu einem passt.

Wozu der Jungfrauenwahn gut sein soll ist mir ein Rätsel.

Davon halte ich nichts, weil das besonders in heutiger Gesellschaft zu viele Probleme führen könnte. Wie zb eine ungewollte Schwangerschaft oder sowas. Ich finde es einfach besser nach der Ehe, weil es macht meiner Ansicht viel mehr Spaß und es wäre auch langweilig, wenn man davor schon Erfahrung gemacht hat

Rheniumfluorid  09.11.2020, 16:07
weil es macht meiner Ansicht viel mehr Spaß und es wäre auch langweilig, wenn man davor schon Erfahrung gemacht hat

Woher willst du das wissen?