Warum hinterfragen nur so wenige den Schulzwang in Deutschland?

15 Antworten

Hallo imago8,

In fast allen anderen europäischen Ländern gibt es eine Bildungspflicht, die auch andere Formen der Bildung als den Schulbesuch zulassen: Homescooling, Unschooling, Freilernen. Deutschland ist da total rückständig und setzt mit Polizeigewalt durch, dass Kinder in die Schule gehen.

Aus deinem Blick ist es Rückständig, ja auch weil es schlich wohl in Deutschland noch keine Regelung dahingehend gibt wie man den mit den anderen Formen umgeht, denn es muss ja ein Zeugnis her und die Schule, welche es ausgestellt hat. Nächstes Problem ist das eben Zeugnis auf Basis von Schultests, deren Basis auf Wissen welches im Lehrplan steht basiert, den Plan bekommt wahrscheinlich ein Hauslehrer oder eine Familie nicht von den Behörden. Bedenke wie schwierig es für Schulen schon ist mal von Lehrplan abzuweichen, wenn dadurch Dinge welche im Plan verankert sind raus fallen könnten.

Es ist längst bekannt, dass Leistungsdruck, verglichen werden, bewertet werden...unsere Kinder nicht zu ihrem Potential führt, sondern zu Menschen macht die vorwiegend darauf trainiert wurden, Erwartungen anderer (Staat, Lehrer, Eltern) zu erfüllen.

Da kann man aber weniger den Schulen die Schuld geben da dies ein Gesellschaftliches Problem ist. Leider müssen oder verlangen Eltern auch noch das Lehrer deren Versäumnissen Erziehung nachholen und meckern wenn diese nicht deren Ideologien lehren. Siehe Beten in der Schule und all das religiöse. aufgrund der menge an Kinder und Ethnien, Altersstufen und dem Personellen mangel ist die Schule wahrscheinlich auch kaum in der Lage wirklich Schüler zu trainieren. bedenke das sie es bisweilen ja nicht mal hinbekommen die Schüler zu eben jenem Lernen zu bewegen. Nicht umsonst werden mitunter Schwänzer von der Polizei dort abgeliefert wenn es sein muss.

Sind die Deutschen etwa besonders autoritätsgläubig und fantasielos, dass sie sich nichts anderes vorstellen können und garnicht merken, wie dieses System die Menschenwürde untergräbt und unseren Kindern die Lust am Lernen verdirbt?

So blöd es ist, aber ja so in etwa ist es, wenn auch nicht sicher ob es Autoritätsglaube ist. Eine Untersuchung gab es glaube mal und die Sprach den deutschen schon so eine Macke, in der Art zu. Doch Dieter Bohlen sagte auch mal, das die Russen ihre eigene Eigenart haben. Wenn du es in Russland geschafft hast die Leute zu Fans zu machen dann bleiben die dir besonders lange treu, sprich du kannst dir bei denen wohl mehr Skandale erlauben als bei anderen Völkern, jenes macht sich wohl auch Putin und Co. zu nutze.

Liegt es daran, dass wir uns daran gewöhnt haben, unwürdig behandelt zu werden?

Ich fürchte ja. Denn verlange mal als Arbeitnehmer deine Rechte, du wirst von Kollegen, Chef und sonst wen angesehen als wollten sie sagen "Wie kannst du so was nur verlangen, oder erwarten?" Die Unmenschlichkeitsspirale dreht sich immer mehr in Richtung Sklaverei doch es macht keiner was. Es ist für Arbeitnehmer zumutbar 3 Stunden Pro Tag/180 Km Arbeitsweg aufzuwenden, aber für Arbeitgeber nicht zumutbar die Arbeitszeit um 5 Minuten zu verschieben, damit der Arbeiter einen Sichereren und kürzeren Weg nutzen kann. Das allein sagt schon einiges.

Wieso lassen wir es zu, dass unsere Kinder in der Schule unter Druck gesetzt und zwangsgenormt werden? Etwa weil wir es nicht anders kennen? Oder liegt es daran, dass wir unseren Kindern diese Freiheit nicht gönnen, weil wir sie als Kind auch nicht hatten? Haben wir etwa vergessen, was Würde ist?

Auch wenn ich das mit dem Normen eher bezweifle im Grunde, beim Rest, JA. Wenn wir unter unmenschlichen Zuständen aufwachsen nehmen wir das als Maßstab und alles was besser ist ist dann so was wie Luxus. Wobei es nicht mal mit "nicht gönnen" zu tun haben muss, mancher versteht einfach nicht das Problem. Die Menschen denken dann, ich bin mit Schlägen aufgewachsen und auch ein Produktiver Mensch geworden und es hat mir nicht geschadet.

Hinweis: Ich behaupte nicht, dass Schule für alle Kinder schlecht ist. Meine Frage dreht sich um die Freiheit, zu wählen, WIE man sich bilden möchte. Wer in die Schule gehen möchte, soll das weiterhin tun können. Aber wer in der Schule nicht oder schlecht lernen kann, soll die Freiheit haben, sich auch anders zu bilden.

Um mal die Eingangsfrage zu beantworten, es ist auch so das die meisten Menschen schlicht wohl keine Zeit haben sich auch darum zu kümmern, da sie neben Job und allem anderen schlicht mehr als ausgelastet sind. Zudem wenn du auf Privat Lehrer gehen würdest, kommen da wieder die Kosten. Zudem kommen die oben genannten Gründe welche wohl eine Rolle spielen.

Allerdings zweifle ich etwas dran das es bei Hausunterricht besser laufen würde, auch was das Thema Normen von Kindern angeht. Der Unterschied wäre mitunter nur das die Familie direkt den Druck ausübt. Zudem hat ein Kind bei Hausunterricht den Nachteil das der Kontakt zu anderen Kindern eingeschränkter ist und somit die Möglichkeit Freundschaften aus anderen schichten zu schließen auch. Es besteht die Gefahr das ein Kind in einer Geschlossenen Gesellschaft (Clan, Familie) Konditioniert wird.

MfG PlueschTiger

Imago8 
Fragesteller
 23.08.2018, 12:07

Danke für die differenzierte Betrachtung!

Schnurzl42  27.08.2018, 23:53

Das Problem mit den Abschlüsssen ist schon lange geklärt: Du kannst als Externer jeden Schulabschluss machen.

PlueschTiger  28.08.2018, 08:59
@Schnurzl42

Ich habe nur den Eingangstext gelesen, doch stellt das mir die Frage was bei der Art die Trennung und Einschränkung von Studium Berechtigung bei Hauptschule, Realschule und Gymnasiale Stufe , wenn selbst einer ohne Schule, bei Positiven Ergebnis der Prüfung Studieren könnte, oder habe ich da was falsch verstanden?.

PlueschTiger  28.08.2018, 09:24
@Schnurzl42

Wenn jemand einen Hauptschulabschluss hat, kann er Studium vergessen, der bekommt nirgends einen Platz weil nicht die Berechtigung. Dazu brauchst du mindestens Fachoberschulreife oder höher. Es sei denn ich irre mich.

Wenn man nun als Externer seine Prüfung mit Guten Noten schafft, dann kann man wenn ich das richtig verstanden haben alles Studieren, als hätte man den höchsten Schulabschluss, allgemeine Hochschulreife.

Sollte ich beides Richtig verstanden haben ist die Trennung der einzelnen Abschlussarten für die Berechtigung des Studiums unsinnig, oder sehe ich das falsch?

smedio  28.08.2018, 13:29
@PlueschTiger

Die Staffelung der Abschlüsse ist bei externen Prüfungen gleich der der "regulären" Prüfungen. Wenn ein schulfrei aufwachsender Mensch also ein Universitätsstudium beginnen möchte besteht er eine (externe) Abiturprüfung oder überzeugt mit seiner Person oder geht in ein anderes Land. In den USA gibt es Unis, die Studienplatzkontingente für unbeschulte Menschen vorhalten.

PlueschTiger  28.08.2018, 16:56
@smedio
Die Staffelung der Abschlüsse ist bei externen Prüfungen gleich der der "regulären" Prüfungen.

Also entsprechend des Ergebnisses bekommt der den entsprechenden Abschluss?

Wenn ich aber in der Grundschule nicht die entsprechenden Leistungen habe dann kann ich nicht aufs Gymnasium, wodurch bereits Einschränkungen sind. Allerdings kann ich auf einer Gesamt und Realschule doch auch die Allgemeine Hochschulreife bekommen, wodurch sich mir die Frage stellt: "Was ist der Sinn des Gymnasiums?"

smedio  28.08.2018, 17:07
@PlueschTiger

Du kannst von der Grundschule auf die Realschule oder auf das Gymnasium gehen. Von der Realschule kannst du auch auf das Gymnasium wechseln, genau wie du vom Gymnasium auf die Realschule wechseln kannst. Eine allgemeine Hochschulreife erlangst du nur durch das Ablegen des Abiturs.

PlueschTiger  28.08.2018, 17:22
@smedio

Was ist denn dann die Oberschule? Beispiel: Fachoberschulreife. Mit Gymnasium kann es nichts zu tun haben da dies nur bis 10 bzw. 13 Klasse geht. Ist Oberschule dann das Abitur? Die Frage zum Gymnasium stellt sich mir immer noch, was ist dessen Sinn?

Kuhlmann26  28.08.2018, 21:52
@PlueschTiger

Schau Dir doch mal als Beispiel für Schulabschlüsse ohne Schulbesuch den Fall Moritz Neubronner an:

https://youtu.be/9Lkpl2O7YM8

Welche Schulabschlüsse zum Abitur berechtigen, sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Für ein Studium braucht man in aller Regel das Abitur.

Hinterfragen ist generell keine Stärke des Deutschen oder vielleicht das Menschen. "Das haben wir schon immer so gemacht." "Das hat uns auch nicht geschadet."

Allerdings widerspricht der Schulzwang bundesdeutscher Schulgesetze zahlreichen Grundrechten und Rechtsgrundsätzen und sollte schon daher ausrangiert werden. Er widerspricht dem Gebot der Achtung der Menschenwürde, der freien Entfaltung der Persönlichkeit, dem Schutz der Familie, der Freizügigkeit, dem Verbot von Zwangsarbeit, dem Subsidiaritätsprinzip. Alle Argumente, die bisher für den Schulzwang vorgebracht wurden, entbehren einer rechtlichen und einer wissenschaftlichen Grundlage. Alle diese Argumente basieren auf Gewohnheit und Nicht-Hinterfragen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Freitags fällt die Schule aus, da sind wir mit dem Gretelchen auf Klima-Demo. 👍

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sobald man lesen und schreiben kann ist man geeignet sich jedes Wissen anzueignen, das man haben möchte.

Soweit ich das sehe ist es niemandem verboten, sich außerhalb der Schule weiterzubilden.

Die Freiheit, sich auch anders zu bilden existiert also schon längst.

Nur: wer nutzt sie denn?

Wenn Dich das derzeitige Schulsystem nervt werde Lehrer und/oder Politiker und ändere was Du kannst.

Es spricht ja nichts dagegen sowohl eine Schul-als auch Bildungspflicht zu haben.

Sind beides ja Dinge, die man wunderbar miteinander verbinden kann. Wenn man will...

warehouse14

Hallo!

An und für sich ist die Grundidee der Schule gut und viele Kinder gehen auch gern zur Schule, treffen dort Freunde, die sie ggf. ein Leben lang an ihrer Seite haben und freuen sich drauf.

Das schlechte Image liegt mehr an Mobbing, inkompetenten Lehrern, fragwürdigen Absichten und veralteten oder konzeptlosen Lehrplänen aus dem Gedankengut der grauen Herren, die in ihren Ministerien viel zu weit weg vom Schuss sind und nicht abschätzen können, was die Schule auf dem Land wirklich braucht ------> aber andererseits haben Eltern auch oft sehr eigene Ansichten. Ich bin mit einigen Lehrern quer durch alle Schultypen befreundet und was man da als wegen Elternarbeit so hört, spottet jeder Beschreibung: Viele Eltern haben oft Ansprüche von der Schule, die nicht erfüllbar sind und gehen wegen winzigen Anlässen auf die Barrikaden.

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und andererseits: Es steht jedem frei, die Schule zu wechseln wenn es nicht gut läuft oder man sich schlecht behandelt fühlt. Der sogenannte "Gastschulantrag" oder Antrag auf Schulbezirkswechsel ist eine Pro-Forma-Sache, die meist mit Goodwill behandelt wird.

Man kann nie sagen, dass die Schule per se schlecht ist, aber man kann auch nicht sich rausnehmen die Schuld für die Lage nur bei Eltern oder Kindern zu suchen. Es gibt Schulen wo sehr gute Bildungsarbeit geleistet wird, so wie es auch das Gegenteil gibt. Man muss differenzieren!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Imago8 
Fragesteller
 22.08.2018, 15:42

Bitte meine Frage genau lesen. Ich habe extra darauf hingewiesen, dass ich nicht denke dass die Schule per se schlecht ist. Und auch der Rest.... Schulwechsel...Ansprüche der Eltern...geht an meiner Frage leider vorbei.

rotesand  22.08.2018, 15:45
@Imago8

Ich habe die Frage tatsächlich genau gelesen, die Antwort aber auch auf die Allgemeinheit bezogen - sehr oft hört man, wie schlecht die Schule sei und erhält irrwitzige oder keine (!) Begründungen dafür.

Sicher sind die Deutschen besonders obrigkeitshörig und oftmals auch unflexibel in ihrem Denken und glauben, dass es schon richtig ist bzw. "man eh nix ändern kann" und sicher trifft das auch auf die Schulebene zu, doch geht es oft genug auch in blindes Schimpfen über. Anscheinend gibt es leider nur zwei Extreme, blinden Gehorsam und unbegründetes Zetern... ich merke das oft auch in anderen Fällen.

Ich habe eine gewisse Vermutung, wo es hier mit der Zeit hingehen soll auch wenn ich andere Kommentare/Meinungen hier lese, aber das artet mir dann auch zu sehr aus bzw. wird mitunter tendenziös, was ich als Pragmatiker unsachlich finde.