Urheberrecht bei Animation von Büchern?

3 Antworten

Na was denkst du warum Filmemacher von Verlagen Filmrechte kaufen müssen, wenn sie einen Roman adaptieren wollen?

Natürlich brauchst du die Lizenzen. Neben den Verfilmungsrecht brauchst du auch das Bearbeitungsrecht (denn die filmischen Versionen sind ja immer adaptiert und damit eine Bearbeitung) und das Recht zur Verwendung des Titels.

Es gibt - auch im Netz - reichlich Kommentare und Urteile zur Frage, in welchen Fällen

welcher § des UrhG zutrifft:

Hier mal eine kurze Einführung: Was ist eine freie Benutzung? Ansonsten noch "freie Benutzung" guugeln.

Interessant ist - literarisch wie juristisch - der langjährige Zwist zwischen Heiner Müller und den bekannt pingeligen Brecht-Erben.

Gruß aus Berlin, Gerd

Ich bin kein Fachmann. Aber da du etwas nutzt - zumal potenziell kommerziell - wäre es schon besser, wenn du auch die Lizenz dazu hättest. Vor allem auch dann, wenn du es veränderst, so dass es am Ende evtl. nicht mal mehr dem entspricht, was der Erschaffer beabsichtigt hatte. Quellenbenennung ist natürlich obendrein zwingend erforderlich. Also gehst du auf Nummer Sicher, wenn du dir entweder Stoffe suchst, die definitiv gemeinfrei sind - dir lebende Autoren suchst, die du um Genehmigung bitten kannst - oder dir am allerbesten eigene Geschichten ausdenkst. Das Leben erzählt mehr als genug davon. Anderenfalls kann es auch mal verdammt schnell verdammt teuer werden.

hereforhelp 
Fragesteller
 29.05.2021, 08:23

Danke für die rasche Antwort!

Ja, werde mich wahrscheinlich sowieso direkt an die Verleger/Inhaber der Werke wenden - vielleicht bekomme ich ja schon nur ein Okay, wenn ich damit ihre Bücher bewerbe :)

Gibt meines Wissens nur glaub ein paar Ausnahmen, wenn das Grundlagenwerk derart stark verändert wird, dass es als eigene "kreative Schöpfung" durchgeht...

Aber sicher ist sicher :D

cas65  29.05.2021, 08:30
@hereforhelp

Ich versuch halt bei solchen Fragen, mir vorzustellen, wie es für mich selbst wäre, wenn jemand einfach etwas benutzt, was ich selber geschrieben habe. Einerseits würde ich mich natürlich irgendwie auch freuen, wenn jemand sich mit meinem Stoff beschäftigt. Andererseits brauch ich für ein Buch halt im Schnitt ein Jahr, wenn nicht länger. Und da wäre es schon schön, wenn man zumindest gefragt wird und im Zweifelsfall ein Vetorecht hat. Sowas kann für beide Seiten super sein - aber eben auch desaströs enden.

hereforhelp 
Fragesteller
 29.05.2021, 08:44
@cas65

Da gebe ich dir natürlich Recht - obwohl es die Autor*innen unter der Erde wohl nicht mehr viel interessiert haha

Ist halt hauptsächlich (wie so oft) eine Frage des Geldes... Aber soweit ich mich eventuell auch vom Grundlagenwerk entferne, würde ich dieses jedenfalls erwähnen - vielleicht motiviert das ein paar junge Menschen, sich mit diesen Autor*innen auseinanderzusetzen :)

Würde ich das hingegen nicht machen, könnte ich 2-3 Videos ohnehin ohne Probleme veröffentlichen, da sie wahrscheinlich niemand mehr dem Grundlagenwerk zuordnen könnte - alleine aus Respekt würde ich das aber nicht wollen.

cas65  29.05.2021, 08:47
@hereforhelp

Die Urheber unter der Erde nicht; aber oft sind deren Erben wohl noch weitaus restriktiver und gieren nach Kohle... :/

Der Gedanke, dass sich durch so eine Umsetzung dann evtl. auch mehr für die Ursprungswerke dahinter interessieren könnten, wäre natürlich ein Pluspunkt für jeden Autor.

Nach welchen Kriterien wählst du denn die Werke aus, die du animierst? Und inwieweit veränderst du? Eher nur den Handlungsstrang - oder auch das "Ziel", die Kernaussage?

hereforhelp 
Fragesteller
 29.05.2021, 09:11
@cas65

Eben das liebe Geld...

Mal schauen, was daraus wird :)

Ich studiere Germanistik und bekomme alleine dadurch viel literarischen Input - die Auswahl fällt dann je nach Lust und Laune haha

Die Änderungen sind auch unterschiedlich stark - das Video, welches die Prof gesehen hat, war bspw für ein Gedankenexperiment, wie frühere Autor*innen ihre Werke in der Gegenwart verfassen könnten. Hier habe ich recht viel beibehalten und primär "nur" modernisiert. Bei anderen habe ich hingegen nur sehr wenig übernommen - die Kernaussage bleibt aber bestehen (die sind aber auch immer sehr allumfassend, darauf besteht also auch kein Urheberrecht).

cas65  29.05.2021, 09:14
@hereforhelp

Das ist putzig... Ich habe mal genau dasselbe gemacht. Wenn auch als Theaterstück. "Was würde Henry Dunant machen, wenn er heute leben würde"...

Mir als Autor wäre bei sowas wichtig, dass die Figuren die bleiben, die sie sind - und dass die Botschaft des Werks nicht verändert wird. Sonst könnte am Ende ja keiner, der dann das Ursprungswerk liest, das in der Umarbeitung wiedererkennen.

hereforhelp 
Fragesteller
 29.05.2021, 09:31
@cas65

Das klingt spannend und würde ich gerne sehen - war er in deiner Inszenierung nach wie vor Humanist und erhielt einen Friedensnobelpreis? :)

Genau da kommt es wohl zu Streitigkeiten im Urheberrecht - habe ich das Ursprungswerk nur als Inspiration für meine eigene "Schaffung" verwedent oder doch nur abgekupfert? In meinem Falle je nach Animation wohl beides zutreffend - deshalb eben der Gedanke, dass es im Urheberrecht dafür einige Ausnahmen gäbe... Aber ich warte jetzt mal auf die Rechtsmeinung des erwähnten "Kollegen" und werde mich dann bei Verlagen etc. schlau machen :)

cas65  29.05.2021, 09:44
@hereforhelp

Bis zum Friedensnobelpreis kam es nicht. Er - der Humanist aus der Vergangenheit - traf meine Protagonistin, die quasi aus dem Heute/aus einer Zukunft kommt. Und beide eint die Sorge um die Probleme der heutigen Zeit; und das sind Natur und Umwelt zu schützen. Beide sind sich darüber im Klaren, dass jeder Mensch Mitverantwortung trägt an allem, was hier so passiert; dass im mathematischen Prinzip "jeder Mensch die Welt verändert". Und dass er sie sogar besser machen kann, wenn er nur will uind diese seine Macht begriffen hat.

Natürlich habe ich da auch mit dieser historischen Hilfe die Themen aufgegriffen, deretwegen ich mal angefangen habe zu schreiben. Jeder Mensch ist mitverantwortlich - und wir brauchen Bilder. Konkrete, lebenswerte Bilder von einer Welt, die anders als unsere zumindest auf einem besseren Weg ist.