Sohn will studieren...was tun? Wie ausreden?

14 Antworten

Bist du betrunken?! eine gute ausbildung ist das aller wichtigste wenn er eine guten beruf finden möchte! an deine stelle würde ich mir sorgen machen wenn er nicht studieren will weil da hat man heutzutage fast keine chance was gecheites zu finden

Willst du wirklich deinen Wunsch durchboxen? Soll er eine Ausbildung machen, die er nicht will, und dann 40 Jahre einem Beruf nachgehen, auf den er nie Lust hatte? Sicherlich stehen die Zukunftsaussichten für Historiker oder Philosophen nicht so gut wie für andere Berufsgruppen, aber wenn es der richtige Studiengang für ihn ist, er damit glücklich ist und sich dafür begeistern kann, wird er auch einen Job finden.

Gar nicht - das muss er selbst durchmachen. Ich kann im übrigen nicht bestätigen, dass die Fächer "brotlose Kunst" wären. Meiner Erfahrung nach sagen das nur Menschen, die keine Ahnung vom modernen Arbeitsmarkt haben und meinen "ich versteh das nicht und da redet man - also ist das doof" - tut mir leid, wenn das beleidigend klingt, aber mit solchen Aussagen ihrerseits beleidigen sie genauso Generationen von Studenten und Absolventen.

Richtig ist, dass diese Studienfächer keine idealen Start ermöglichen, aber sie verdammen nicht zur Arbeitslosigkeit. Wenn man sich anpassen kann und willens ist in Dtl. (oder auch außerhalb) umherzuziehen, dann geht es auch damit. (Beides muss man bei den "anständigen Studiengängen" auch).

Nur so zur Relativierung: Psychologie ist ein vollkommen überlaufener Studiengang, der ebenso wenig eine sichere Stelle verspricht, gleiches gilt für Jura, Ingenieure werden heute immer öfter über Zeitarbeitsfirmen eingestellt, verdienen also auch nicht die Welt, und Mediziner haben erst einen langen Leidensweg (mit extrem schwierigen Arbeitszeiten) und dann verdienen sie auch nicht übermäßig viel, wenn sie nicht mindestens Oberarzt sind oder die Praxis sich in einem guten Viertel befindet. - All diese Studiengänge erfordern genauso viel Kraft und Anstrengung und sind keine Garanten mehr.

Das liebgewordene Klischee der arbeitslosen Historiker und Philosophen wird natürlich immer wieder gern bedient, damit man jemanden hat, auf den man herabschauen kann. Und leider helfen die stereotypen Studenten dieser Fachrichtungen mit ihren Aussagen und Spleens auch nicht dabei, sie abzubauen - aber es sind nicht alle Studenten dieser Fächer so, ebenso wenig, wie nicht alle Juristen Polohemden mit hochgestellten Krägen tragen.

Wenn ihr ihm das Studium nicht einfach verbieten wollt, dann solltet ihr zu ihm stehen und ihn nicht mit bösartigen Kommentaren verunsichern und auch vor neidischen oder kleingeistigen Verwandten/Bekannten verteidigen. ABER: mein Tipp ist, ihn auch während des Studiums dazu zu drängen, ein paar Praktika in verwandten Wirtschaftszweigen zu machen: Verlagswesen, Marketing, Vertrieb - ja, auch letzteres: denn das einheitliche BWL-Sprech kommt nicht bei allen Kunden gut an. Wer sich auch mal anders artikulieren kann oder ein erfrischendes Gespräch zu führen weiß, der kann den positiven Eindruck eines Treffen, was nie schlecht ist. Auch sollte man die Studieninhalte und den Aufbau nicht unterschätzen: kreatives Schreiben, genaue und überzeugende Argumentation und Recherche (praktisch der Hauptinhalt des Geschichtsstudium) helfen ungemein, wenn es um Tätigkeiten geht, die eigenes Denken und Eigeninitiative erfordern. Das Auswendiglernen von Modellen im BWL-Studium ist da nicht unbedingt besser geeignet.

Ein Wort zum Schluss: von den von ihnen genannten Fächern kommt Jura am nächsten an Philosophie/Geschichte ran. Also wenn sie sich mit ihrem Sohn einigen können, dann würde ich am ehesten noch dieses Fach empfehlen.

Meine Meinung - wenn einer studieren will (egal was) und gut ist in seinem Fach (mit Herzblut), dann wird er darin auch glücklich.

Lass Deinen Sohn ein/zwei Semester probieren, ob das Studium sein Ding ist. Persönliche Erfahrung ist wichtig. Wenn er merkt, das ist seine Welt, dann "Vollgas". Und wenn nicht, macht er dann eine sehr solide Ausbildung.
Er ist viel reifer dann.

Meine Frau hat 1 Semester BWL studiert, dies abgebrochen.
Dann ihr "Herzblut" Germanistik + Kommunikationswissenschaften studiert (alle haben geschrien: "Du bist später arbeitslos"). Sie wurde dann erfolgreiche Journalistin + arbeitet heute als Deutschlehrerin (Quereinstieg in den Lehrerberuf) und ist richtig gut darin.

Nach einem Philosophiestudium guckt man tatsächlich meist in die Röhre. Der Vater eines Kumpels hat auch Philosophie studiert. Seit seinem Studienabschluss ist er Radlverkäufer.

Eine brotlose Kunst ist Philosophie allerdings absolut nicht. Das ist nicht trivial...

Das liegt allerdings auch an 2 anderen Dinge: zum einen sind Meschen, die Philosophie verinnerlicht haben meist sehr genügsame Menschen, die sich an handwerklichen Tätigkeiten erfreuen, bei denen man direkt helfen kann und auch ein Ergebnis sieht - daher werden die wenigsten examinierten Philosophen nach dem Studium eine Stelle als Immobilienmakler oder Versicherungskaufmann/frau anstreben (weil es schlicht ihrem Ethos widerspricht).

Zum anderen aber sind viele Philosophen (meiner Erfahrung nach) in ihrer Stadt verwurzelt und erfreuen sich lieber des Lebens und ihrer Freunde, als wegzuziehen und sich durch Praktika zu quälen. - Wer das aber tut (und auch länger durchhält und nicht auf den Kopf gefallen ist), der sollte genauso wahrscheinlich was finden, wie jeder andere auch.

@Lockenzaehler

Tolle Bemerkung! So habe ich ihn auch kennen gelernt.