jura-studium-auswendiglernen?

5 Antworten

Ich hab ne Freundin die Jura studiert. Sie meint dass man generell schon sehr viel Auswendiglernen muss, dass der Stoff insgesamt aber einfach zu viel ist. Man kann garnicht alle Gesetze die es gibt auswendig lernen, allein mit dem BGB wäre man ja schon sein ganzes Studium beschäftigt. Man muss auch verstehen wie so ein Gesetzbuch aufgebaut ist, was allgemein drinsteht, wofür es gut ist, wo man nachschlagen muss wenn man etwas wissen will und vor allem welches Gesetz sich auf welchen Fall anwenden lässt.

Also erstmal stimmt es nicht, dass man Gesetze auswendig lernen muss. Gesetzestexte darfst du immer als Hilfsmittel mit in die Klausuren nehmen. Das wäre ja schlimm und würde überhaupt keinen Sinn machen. Was du auswendig lernen "kannst" sind Definitionen. Die gibt es zu Hauf. Allerdings würde ich auch hier vom sturen Auswendiglernen abraten. Durch ein bisschen Nachdenken, kannst du dir für so gut wie jedes Wort eine eigene gute Definition selbst überlegen. Das geht zwar nicht immer, aber ziemlich oft. Außerdem musst du diverse Meinungsstreits kennen. Aber auch hier gilt, dass du die Aussagen der verschiedenen Meinungen verstehen und dir durch eigenes Nachdenken selbst Meinungen bilden solltest. Dazu reicht ein auswendig gelerntes Wissen nicht. Vielmehr musst du die Gesetzessystematik kennen und mit ein bisschen Kreativität und einer kritischen Sichtweise die Problemstellungen, die sich ergeben, angehen. So kannst du eine gute Argumentation aufbauen. Und die Prüfer sehen es viel lieber, wenn du selbst überlegst und nicht stur auswendig Gelerntes aus irgendwelchen Büchern runterbetest.

Generell gilt: Es ist einiges an Auswendiglernen dabei. Das ist nicht abzustreiten. Aber wenn du richtig gut abschneiden willst, solltest du ein gewisses Potential an logischer Denkfähigkeit mitbringen und es auch verstehen komplizierte Probleme durch eigene Kreativität zu lösen. Es gibt nämlich nie ein Richtig oder Falsch. Alles ist eine Frage der guten oder schlechten Argumentation und Auslegung. Außerdem gibt es kaum identische Sachverhalte. Jeder ist anders und darauf solltest du dich auch einstellen können.

Solltest du dennoch darauf beharren unbedingt nur auswendig lernen zu wollen, besteht denke ich eine Chance, dass du das Studium an sich schaffen könntest. Das vielleicht aber nicht gerade sehr gut.

Hoffe ich konnte helfen. Liebe Grüße Ela

AICKMAN 
Fragesteller
 18.12.2011, 17:45

danke, eine sehr sehr gute Antwort, wohl eher die einzige die mir eine Antwort dargelegt hat. Danke

Nein, bei den Rechtswissenschaften reicht "Auswendiglernen" nicht aus, denn du musst das Recht auf Sachverhalte anwenden und die sind jedesmal in Nuancen anders - es gibt also nicht wie in der Mathematik "absolute Formeln" oder Vergleichbares.

Wenn du die Rechtsnormen und Abläufe nicht verstanden hast, kommst du alleine mit Auswendiglernen nicht weit...

So ein Jurastudium ist nicht nur auswendig lernen und wiederholen sondern man muss das Recht auf konstruierte Fälle anwenden. D.h. man muss schon verstanden haben was da drinsteht mit allen Ausnahmen etc. Diese Fälle können auch ziemlich kompliziert werden.

Du musst das auswendig gelernte Wissen ja auch auf andere Fälle anwenden können. Dazu müsste man es verstehen. Juristendeutsch ist noch mal eine ganz eigene Sprache. Meinst Du wirklich dass du das schaffen könntest?