Extreme Gehaltsungleichheit als Rettungsschwimmerin?
Hallihallo,
ich bin mit meinen 26 Jahren seit 6 Jahren als Rettungsschwimmerin in einem privaten Bad beschäftigt. Mir selber macht diese Arbeit viel Spaß da es sehr viel Abwechslung gibt.
Allerdings ist mir in den letzten Monaten immer mehr bewusst geworden, wie ich eigentlich über den Tisch gezogen werde.
Ich bekomme 2055 Euro Brutto im Monat, keine richtige "Schichtzulage" allerdings 50% mehr Gehalt für Sonn- und Feiertage und 50% Nachtzuschlag.
Nun kommt der Clou;
Im öffentlichen Bad, wo nach TV-V bezahlt wird, würde ich mit meinen 6 Jahren Berufserfahrung ab 2022 rund 3022 Euro bekommen.
Im Vergleich Privat ~ Öffentlich
2055 Euro Brutto ~ 3022 Euro Brutto
Keine Zulage für Schichtarbeit ~ Zulagen für Schichtarbeit [wie hoch ist die Frage]
50% Feiertagszuschlag ~ 100% Feiertagszuschlag
50% Nachtarbeitszuschlag [ab 24 Uhr] ~ 25% Nachtarbeitszuschlag [ab 21 Uhr]
40 Stunden Woche ~ 37,5 bis 39 Stunden Woche
24 Urlaubstage ~ 30 Urlaubstage
Den Nachtzuschlag kann man aber bei uns getrost vergessen, da wir nur einmal im Monat bis 00:15 Uhr offen haben und das auch nur, wenn man an diesem Eventabend arbeitet. Da wir vier Teams sind also nur alle 4 Monate einmal.
Mir persönlich macht diese Arbeit sehr viel Freude und ich gehe gerne dort zur Arbeit aber, dass ich um ein so vielfaches weniger verdiene empfinde ich als dreist.
Dazu kommt, dass wir bei uns mehr Arbeit haben als in einem normalen Bad [haben bereits viele Fachangestellte und Rettungsschwimmer aus städtischen Betrieben, die bei uns gearbeitet haben, ebenfalls bestätigt].
Ich selber habe in den 6 Jahren zwei Lohnerhöhungen bekommen, angefangen bei 1790 Euro zu 1915 und jetzt 2055 Euro. Allerdings soll es ab jetzt keine weiteren Lohnerhöhungen mehr geben, da man wegen Corona zu viel Einbußen gemacht habe. Allerdings gehört unser Bad zu einer Bädergruppe und wir sind ohnehin ein Verlustbetrieb wodurch die Gewinne anderer Bäder unserer Gruppe weniger Steuer zahlen müssen.
Auf der anderen Seite konnte während der Pandemie unsere Saunen und Bäder für Zahlen im sechsstelligen Bereich [so zwischen 100.000 bis 300.000 Euro] neu renovieren [was eigentlich unnötig war]. Dazu bekommen wir noch für 7 Jahre circa 500.000 oder 600.000 Euro Zuschuss von der örtlichen Stadtverwaltung.
Abgerundet ist meine Frage, wie ich, neben Bewerbungen auf andere Stellen, in Gehaltsverhandlungen mit meinen jetzigen AG vorgehen soll. Ich finde für mich selbst, dass das kein haltbarer Zustand ist so wenig zu verdienen. Schließlich arbeiten ich und meine Kollegen sehr viel und wir riskieren unser Leben, wenn wir ins Wasser springen - und müssen die volle Verantwortung tragen, wenn etwas schief geht [ja, die Verantwortung ist hier sehr hoch auch wenn man das bei Klischeefilmen nicht glaubt], wenn man all das hochrechnet, erwartet mich beim Renteneintritt, sofern ich es schaffe solange zu arbeiten, eine miese Rente.
Ideen zu meiner Frage? Abgesehen von Umbewerben?
lg melina
10 Antworten
Ich würde mit meinem Arbeitgeber sprechen und eine Lohnerhöhung verlangen.
Dabei wäre es aber evtl. unpassend, von einem Tarif zu sprechen, wenn Du keinem Tarif unterliegst. Das bedeutet Dein AG unterliegt einem Tarif, und Du bist Gewerkschaftsmitglied. Dasscheint ja nicht so zu sein....
Alles in allem sehe ich aber in so einer Sache wenig Erfolgsaussichten wenn man völlig tariflos ist, daher wäre es eine Überlegung wert, den Betrieb zu wechseln.
Du kannst natürlich mit deinem AG in Verhandlung treten. Deine Argumentation ist absolut nachvollziehbar und kannst du auch so deinem AG gegenüber kund tun.
Die Frage ist ob es deinen AG interessiert. Versuchen sollte man es auf jeden Fall und ggf. bewerben. Eine kleine Rolle spielt auch, wie schwierig es ist, qualifiziertes Personal zu bekommen.
Wenn du leicht eine neue Stelle bekommen kannst, kannst du das auch als Druckmittel verwenden.
Du arbeitest also in einem Verlust Betrieb und möchtest ein besseres Gehalt. Viel Glück aber die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwer bald den Rotstift ansetzt und Leute entlassen werden ist da um einiges höher.
Dein Unternehmen spart zwar Steuer der anderen Bäder aufgrund der Verluste, allerdings trägt dein Unternehmen auch diese Verluste. Unterm Strich hat dein Unternehmen nichts davon.
Im Vergleich Privat ~ Öffentlich
Du arbeitest aber nicht bei einem öffentlichen Träger. Der Vergleich ist also nicht ganz passend. Öffentliche trage erhalten in Notlagen staatliche Stützen bzw. werden oft besser bezuschusst.
Auf der anderen Seite konnte während der Pandemie unsere Saunen und Bäder für Zahlen im sechsstelligen Bereich [so zwischen 100.000 bis 300.000 Euro] neu renovieren [was eigentlich unnötig war]. Dazu bekommen wir noch für 7 Jahre circa 500.000 oder 600.000 Euro Zuschuss von der örtlichen Stadtverwaltung.
Das klingt für dich nach viel Geld, aber aus Sicht eines Unternehmers mit 20-30 Angestellten sind das eher kleinere bis mittlere Beträge.
Das einzige was du machen kannst ist dich wegbewerben. Dem Chef bei einem schlecht laufenden Geschäft auf Gehaltserhöhungen anzusprechen, bringt dich eher in die Gefahr, dass du bei den nächsten Kürzungen weiter oben auf der Liste stehst.
Ok und wie leicht könnte man euch durch Aushilfen ersetzen?
Was hält dich den davon ab, dich bei einem öffentlichen Betreiber zu bewerben?
Dir wird niemand eine sofortige Gehaltserhöhung von knapp 1k € zusprechen, daher Umbewerben.
Was Du tun kannst, Deine Kollegen mit ins Boot holen. Eine Gruppe ist stärker als eine Einzelperson.
Bewerben tust du dich ja. Aber konfrontiere deinen AG, du verdienst 1000 Euro weniger brutto, das ist verdammt viel Geld, das zu schlechteren Konditionen. Er muss nicht sofort das selbe geben, aber eine Lohnerhöhung wäre in Anbetracht der Umstände zu erwarten. Andererseits fühlst du dich gezwungen zu gehen
Karten aufm Tisch.
Naja, wir sind auf den Schichten, selbst mit Aushilfen, 1 Person zu wenig [wir brauchen 5 Leute je Schicht, 4 ist ein absolutes Minimum und bei 3 dürfte man das Bad nicht betreiben]