Eigentumswohnung in der DDR?

5 Antworten

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Zum Ende der DDR verteilte sich das private Wohneigentum zu etwa einem Drittel auf Mehrfamilienhäuser (Altbauten vor dem 2. WK) und zu zwei Dritteln auf zum größten Teil selbstgenutzte Ein- und Zweifamilienhäuser. Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern gab es so gut wie gar nicht und wenn, dann nur als Relikte aus Vor-DDR-Zeiten. Der Anteil solcher Wohnungen betrug 1990 nur 0,5 Prozent der privaten Wohneinheiten. Die Umwandlung von Mietwohnungen in privaten Mehrfamilienhäusern zu Eigentumswohnungen und deren Verkauf waren nicht gestattet und in volkseigenen oder genossenschaftlichen Häusern schon gar nicht.

http://www.raumplanung.tu-dortmund.de/fwr/fwrpage/downloads/Ref_WohneigentumDDR.pdf

Neu errichtete Mehrfamilienhäuser waren Volkseigentum oder im Eigentum von Genossenschaften. Der private Wohnungsbau in der DDR beschränkte sich auf privat genutzte Ein- und Zweifamilienhäuser. Das ist schon deshalb nachvollziehbar, weil Wohnraumvermietung in der DDR für den Vermieter kein Geschäft war.

beast 
Fragesteller
 15.06.2014, 14:25

Ja, wie es zum Ende der DDR hin aussah, das weiß ich. Mir geht es jetzt mehr um die Zeit in meiner Frage: 1974( da war ich gerade mal 5 Jahre alt ^^) Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, dass da jemand eine Wohnung kaufen konnte. Musste man Genossenschaftsanteile damals schon zahlen ? Kann sein, dass ich da was durcheinander gebracht habe

PeVau  15.06.2014, 15:26
@beast

Der Kauf einer Eigentumswohnung hat mit dem Erwerb von Genossenschaftsanteilen nichts zu tun.

Auch in der DDR gab es Wohnungsbaugenossenschaften in Form der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften (AWG). Um dort eine Wohnung bekommen zu können, musste man Mitglied in der Wohnungsbaugenossenschaft sein. Die dazu nötigen Anteile konnte man durch Arbeitsleistungen im Rahmen der Genossenschaft oder durch Geldzahlung erwerben.

Damit hatte man das Recht, eine Wohnung zu mieten, die im Mietpreis noch günstiger war, als vergleichbare Wohnungen bei staatlichen Wohnungsbauunternehmen.
Mit dem Erwerb von Genossenschaftsanteilen erwarb man kein Wohnungseigentum. Zog man wieder aus, so konnte man sich die Anteile auch auszahlen lassen.

beast 
Fragesteller
 15.06.2014, 16:48
@PeVau

Dankeschön für die umfassende Antwort :-)

PeVau  16.06.2014, 13:27
@beast

Danke für den Stern!

Grund und Boden waren in der DDR meines Wissens Volkseigentum, aber man hat in den 1970er vor allem Eltern mit drei und mehr Kindern Gelegenheit gegeben, sich ein Haus zu bauen. Die Bedingungen dafür kenne ich leider nicht in allen Einzelheiten. Ich weiss nur, dass ein Verwandter von mir auf dem Bau gearbeitet hat als Brigadeleiter oder sowas ähnliches. Als dann am Rande seiner Stadt für kinderreiche Familien mehrere Einfamilienhäuser errichtet werden sollten, brauchten sie einen Bauleiter. Obwohl der Verwandte nur 2 Kinder hatte, durfte er auch ein Haus bauen und eben die Siedlung mit den Baustellen von ca. 10 oder 15 Familien überwachen. Darüber war er nach der Wende sehr froh, weil seine Frau immer weniger laufen konnte. So konnte er alles passend umbauen. erzählt von Dorena

Es gab in der DDR gar kein Interesse an solchen Wohnungen, deshalb wurden sie auch weder gebaut noch genutzt. Im Westen sind das alles Steuersparmodelle. Wer will sich denn in einer Eigentümerversammlung mit anderen Miteigentümern dauernd streiten und Mißgunst und Häme ertragen. Häuslebauer in der DDR wollten mit dem Hausbau gleichzeitig ihre endgültige Ruhe haben vor dem Nachbarn. Nur naive Menschen gehen solche Verträge mit anderen Bewohnern ein, die die Lebensrealitäten entweder nicht kennen oder nicht wahrhaben wollen.

TrueLoverBoy007  21.03.2019, 21:13

Und sagen wir die gesamten Wohnungen in einem Gebäudekomplex gehören dir ?

Aber ok wenn man es nicht hat dann ist es halt schlecht .

matzevalentin  22.03.2019, 07:46
@TrueLoverBoy007

Ich kann aber nicht in allen selber wohnen.Durch Gespräche als Makler mit Bauinteressenten begriff ich: Wichtiger ist: Wo geht die Spnne auf? Wo seitze ich dann am Samstag und Sonntag, wenn ich auf dem Balkon meinen Kaffe trinken will? Wer meckert, wenn ich meine Muasikanlage laut aufdrehe? Wer horcht an der Wand, wenn ich laut Sex habe? Welches Frauenzimmer spioniert mir nach, um meiner Frau zu erzählen, ich gehe fremd? Das ist wichtig, nichts anderes!

Nein, die gab es nicht. Wohnungen wurden zentral vermietet, selbst Hauseigentümer durften sich ihre Mieter nicht aussuchen. Es gab lediglich Genossenschaftswohnungen, für die man Arbeitsstunden leisten und Geld hinterlegen musste, aber selbst die wurden zugeteilt.

Lediglich Einfamilienhäuser konnte man sich bauen oder auch historische, vom Verfall bedrohte Gebäude billig kaufen und instandsetzen. Letzteres wurde in meiner Heimatstadt wohnungssuchenden jungen Familien angeboten, wobei auch einige zugriffen. Aber bevor man dort einziehen konnte, musste man viel Arbeit hineinstecken. Da sowohl Material als auch Handwerker Mangelware waren, musste man entweder sehr verzweifelt eine Wohnung suchen oder Handwerker in der Familie haben bzw. selbst handwerkliches Geschick mitbringen, um so ein Angebot anzunehmen.

Hallo,

der gewöhnliche DDR Bürger bekam solch eine Gelegenheit sicher nicht, aber manch ein Parteibonze wohl schon, nur offiziell war dass bestimmt nicht.

LG

beast 
Fragesteller
 14.06.2014, 10:57

Hmm, Parteibonzen hatten in der Regel aber eben ein sogenanntes Eigenheim - also ein Haus . Ich kanns mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die ne Eigentumswohnung zwischen gewöhnlichen Arbeitern hatten :-)

Atlantikwall  14.06.2014, 15:18
@beast
stimmt auch wieder, jedenfalls hatte ich im Bekanntenkreis nie davon gehört, von einer Bekannten aus Sachsen Anhalt weiss ich lediglich, dass deren Verwandte aus Sachsen neidisch waren als eben jene Bekannte 1984 eine Neubauwohnung in der Platte bezogen, nach dem Motto: wer sich dass leisten kann muss vermögend sein!
Huckebein  16.06.2014, 19:51
@beast

Ich kanns mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die ne Eigentumswohnung zwischen gewöhnlichen Arbeitern hatten :-)

Völlig falsch liebes beast. "Parteibonzen", wie du sie nennst, hatten ihre Wohnungen dort, wo auch "einfache Arbeiter" ihre Wohnungen hatten, denn in der DDR gab es keine Dünkel gegenüber einem arbeitenden Menschen, also auch keine Zuordnung zur hierzulande sogenannten Unterschicht. Leute unterschiedlichster Bildung und Parteizugehörigkeit haben Tür an Tür gewohnt, was nicht ausschließt, dass der eine oder andere sich ein Haus gebaut hat. Dabei spreche ich nicht nur von "Parteibonzen" und Angehörigen der Intelligenz, sondern von arbeitenden Menschen, die den Hausbau gewagt haben, ohne sich Gedanken darüber machen zu m üssen, ob sie morgen vielleicht ihre Arbeit verlieren.