Bundeswehr/Auslandseinsatz: freiwillig gemeldet, jetzt zurücktreten?

6 Antworten

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Wer will eigentlich zurücktreten: er oder hast du ihnm entsprechend die Hölle heißgemacht, dass er deswegen zurücktreten will?

luisarue1 
Fragesteller
 28.08.2017, 19:50

Nein, es ist seine eigene Entscheidung, klar bin ich nicht begeistert aber als er mich vor Monaten gefragt hat ob es ok ist wenn er dann und dann ins Ausland geht, war ich damit einverstanden.

Er sucht seit Wochen ein Gespräch mit seinem Spieß, jedoch hat dieser kaum Zeit oder mein Freund nicht die Chance, da er noch keinen Sperrzonenausweis hat.

Der Zusammenhang zwischen dem Wunsch, mit seinem KP- oder StffFw zu sprechen, und einem Sperrzonenausweis erschließt sich mir jetzt nicht.

Wenn ich in einer Personalangelegenheit einen Entscheidungsträger sprechen will, dann spreche ich mit ihm. Wenn das so schwierig ist, an den heranzukommen, dann mache ich das schriftlich, mit Eingangsstempel vom Geschäftszimmer, und dann kann man sehen, dass, bevor jemand eine Untätigkeit unterstellt wird, sehr schnell ein Gespräch zustande kommt. Allerdings glaube ich nicht, dass der "Spieß" dafür der Richtige wäre.



Falls es nichts wird: Jordanien ist verhältnismäßig ungefährlich und die Infrastruktur vor Ort wird auch so langsam besser. Macht Euch keine übermäßigen Sorgen.

Das ist eine schwierige Sache:

Zum einen will man im Einsatz keine unmotivierten, evtl. sogar moralisch angeschlagenen Soldaten haben, zum anderen erfolgte die Meldung freiwillig und es liegen keine schwerwiegenden Gründe vor, die gegen einen Einsatz sprechen: Dein Freund ist gesund, und es liegen - zumindest hast du nichts erwähnt - auch keine familiären oder sonstigen sozialen Probleme in seinem Umfeld vor.

Nur dass ihm "bange" geworden ist, ist kein Grund - so hart das klingt, aber dein Freund hat als Soldat die Grundpflicht der Tapferkeit zu erfüllen. Heißt: Er muss (nicht kann, er MUSS) auch Dinge tun, vor denen er persönlich Angst hat, sofern der Dienst es von ihm fordert. Hier muss man dann ganz einfach sagen - da hat sich jemand bei der Berufswahl vorher nicht genügend Gedanken gemacht, was der Beruf Soldat heutzutage bedeutet.

Ein Einsatz in Jordanien, der lediglich auf einem gesicherten Stützpunkt stattfinden wird (dein Freund ist sicher kein Pilot), ist zudem definitiv einer der weniger gefährlichen Sorte. Deutlich gefährlicher wäre z.B. Mali oder Afghanistan. Insofern muss man das auch im rechten Licht sehen.

Es soll seinen Spieß ruhig kontaktieren - vermutlich wird er aber aus der Sache nicht mehr herauskommen. Aus Sicht der Bundeswehr spricht nichts gegen seinen Einsatz. Eine gewisse Chance würde vielleicht (!) bestehen, wenn er einen Ersatzmann finden könnte, der für ihn einspringt - aber das liegt ganz in den Händen der Einsatzführung.

Und sorry, ich kann es mir nicht verkneifen - das Wort "kenzeln" gibt es nicht und verursacht mir gerade massiven Brechreiz... Wenn du schon unbedingt ein englisches Wort für absagen brauchst, dann schreib es doch bitte auch so, wie es sich für ein englisches Wort gehört: "canceln". Nichts für ungut ;-)

luisarue1 
Fragesteller
 28.08.2017, 19:19

Danke für deine Antwort, aber ich denke halt, wenn er nicht dazu aufgefordert wurde, sondern sich freiwillig gemeldet hat, dass es eine Chance gibt, den Einsatz doch nicht anzutreten.

Hamburger02  28.08.2017, 19:47
@luisarue1

Die Bundeswehr ist kein Wunschkonzert, wo mal alle naslang mal seine Meinung ändern kann, Zu den soldatischen Tugenden gehört es auch, zu seinem Wort zu stehen und nicht vor bange den Schwanz einzuziehen.

navynavy  28.08.2017, 20:24
@luisarue1

Gerade die freiwillige Meldung macht es eher schwieriger, nicht einfacher.

Er hat eine Entscheidung getroffen, und es wird vom ihm erwartet, dass er nun dazu steht und die Sache auch durchzieht und nicht ohne relevante Gründe wieder zurücktritt. Von einem Soldaten wird erwartet, dass er die Konsequenzen seiner Handlungen rechtzeitig durchdenkt - zu der freiwilligen Meldung hat ihn ja niemand gezwungen.

Eher nachvollziehbarer wäre ein Einspruch gegen einen befohlenen Einsatz gewesen - aber auch da gilt, was ich oben gesagt habe: Dein Freund hat seine Pflicht zu tun. Ganz einfach.

wiki01  28.08.2017, 20:10

Canceln lag mir auch auf der Zunge. Und mit dem Rest voll d'accord, wie der Lateiner so sagt☺☺

luisarue1 
Fragesteller
 05.09.2017, 22:37

Hallo Navynavy, ich habe gerade gelesen, dass du dich mit dem Themenfeld "Bundeswehr" wohl sehr gut auskennst. Daher wollte ich dich fragen, ob du weißt, wie es abläuft, wenn man sich versetzen lassen möchte. MUSS man unbedingt einen Tauschpartner finden? Oder ist dies auch ohne möglich? Wenn ja, welche Tauschbörsen gibt es denn noch? Es gibt eine App "BLexi" da ist es möglich und sonstige finden wir nicht. Die Seite Dipot.de lässt sich nicht öffnen und das Bundeswehrforum zeigt nur an, dass es momentan Probleme gibt (das aber schon seit längerem).

navynavy  06.09.2017, 22:00
@luisarue1

Für eine Versetzung auf eine andere Stelle müssen zunächst einmal folgende Bedingungen gegeben sein:

  • Es muss eine entsprechende Stelle überhaupt frei sein (heißt: passend für Dienstgrad/Ausbildung etc. des Betreffenden).
  • Der Versetzungswillige muss in seiner momentanen Stelle entbehrlich sein und sein Vorgesetzter muss einer Versetzung zustimmen (das ist mit der Hauptgrund, warum eine Versetzungsentscheidung in den Händen des Vorgesetzten liegt und eben auch abgelehnt werden kann).

Ein "Ersatzmann" für die eigene Stelle ist nicht zwingend notwendig, denn auch dieser müsste ja wiederum auf seinem aktuellen Posten entbehrlich sein.

Mit Tauschbörsen in diesem Bereich kenne ich mich leider nicht aus.

Fragen kann man alles. Davon ausgehen, dass ihm das erspart bleibt, sollte man jedoch eher nicht