Hallo,
Finetrading geht vom Einkäufer aus. Dieser möchte durch Finetrading in der Regel die Wareneinkäufe vorfinanzieren, um kürzere Zahlungsziele beim Lieferanten zu erzielen und seine Liquidität zu steigern. Die Rückzahlung ist dabei sehr flexibel und die Zinssätze dementsprechend hoch. Warenvorfinanzierung über Finetrading wird bereits ab kleinen Auftragsvolumina von 5.000 € angeboten.
Das Reverse-Factoring hingegen ist eine starre Vereinbarung. Der Reverse Factor geht dabei eine dauerhafte Vereinbarung mit dem Lieferanten ein. Der Lieferant ist hierbei der Nutzer der Finanzierungsalternative. Der Reverse Factor vereinbart mit dem Kunden, die Forderungen seines Lieferanten zu bezahlen. Dabei erhält der Kunde einen Zahlungsfristaufschub. Reverse-Factoring kann mehrere Lieferanten des Reverse-Factoring-Nutzers umfassen, deren Forderungen der Factor ankauft. Die Lieferanten oder Produktbereiche in die der Factor bedient werden vorher vertraglich festgelegt. Die Umfassende Prüfung des Factoring Nutzers muss umfassend durchgeführt werden. Der Lieferant wird so eine Factoring-Nutzung seines Kunden gerne sehen, da so zuverlässige und pünktliche Zahlungseingänge zu erwarten sind. Dies trift zwar auch auf Lieferanten von Finetrading-Nutzern zu. Doch ist in der Regel nur ein Lieferant betroffen und nicht mehrere Lieferanten eines Kunden gleichzeitig und dauerhaft ohne weitere Überprüfungsprozesse.
Im Vergleich ist das Reverse Factoring ein umfassenderes Finanzinstrument, als das Finetrading. Finetrading bezeichnet nur die Warenvorfinanzierung. Factoring allgemein kann einen umfassenden Service des Factors gegenüber dem Factoring-Nehmer bedeuten. Beispielsweise kann das Mahnwesen, das Inkasso oder das Forderungsmanagement vom Unternehmer an den Factor ausgegliedert werden. Auch das Zahlungsausfallrisiko kann übernommen werden.
Auch die Eigentumsverhältnisse unterscheiden sich. Der Finetrader erhält als Sicherheit das Eigentum an der Ware, der Finetrading-Nutzer - der Unternehmer - arbeitet mit ihr. Beim (Reverse-)Factoring erwirbt der Factor das Eigentum an den Forderungen.
Der Risikoaufschlag ist in der Regel beim Finetrading höher als beim (Reverse-)Factoring. Der Prüfungsprozess ist jedoch beim Factoring wesentlich höher. Deshalb werden beim Factoring erst ab wesentlich höheren Forderungsvolumina die Geschäftsbeziehungen eingegangen, sodass es sich bei Reverse Factoring Nutzern in erster Linie um größere Unternehmen handelt.
Die Gemeinsamkeit ist, das durch beide Vorfinanzierungsformen, die Position gegenüber dem Lieferanten gestärkt wird, da dieser schneller an sein Geld kommt und somit Unsicherheiten eliminieren kann. Dies stärkt auch die Verhandlungsposition.