Zwei minijobs? Betrug?

Ich (20) möchte demnächst ein Studium anfangen und habe gelesen, dass zur Berechnung des bafögsatzes meine Eltern ihre Gehaltsabrechnungen der letzten 12 Monate schicken müssen.

Richtig.

Neulich habe ich erfahren, dass mein Vater zwei Minijobs hat.

Dann sind beides keine Minijobs mehr, wenn hier mehr als € 450.--/mtl. gezahlt werden.

Er ist Vollzeit angestellt als Schlosser bei einem Landwirt. Zusätzlich hat er sich einen 450 Minijob geholt (bei dem gleichen Landwirt, auf seinen Namen),

Soweit OK.

nach einiger Zeit hab ich gemerkt, dass mein Vater ebenfalls einen zweiten 450 minijob besorgte (bei dem gleichen Landwirt, ABER auf meinen Namen) es kommt mir sehr verkehrt vor, weil ich nie bei diesem Landwirt gearbeitet habe.

Dein Vater begeht Sozialbetrug. Dafür drohen ihm und seinem AG nicht nur die Nachzahlung der SV-Beiträge, die hier hinterzogen wurden (mind. 4 Jahre rückwirkend nach SGB), sondern auch eine Strafanzeige wegen Betrugs. Außerdem eine Steuersonderprüfung und ggfs. eine weiteres Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung.

Ich habe mir gedacht, dass er so Steuern sparen möchte.

Er und sein AG. Und genau deswegen drohen beiden Strafverfahren.

Ich bin komplett verzweifelt, wenn ich einen Bafög Antrag stelle

Es ist dein Leben. Rede mit deinem Vater, er soll umgehend einen StB aufsuchen und eine Selbstanzeige machen. Nicht du musst dir hier Vorhaltungen machen, sondern diese Suppe hat sich der Vater selbst eingebrockt.

Hast du vielleicht die Möglichkeit Elternunabhängiges Bafög zu beantragen?

Ansonsten solltest du mit jemandem reden, der sich damit auskennt und in dieser Bafög-Branche arbeitet.

Aufjedenfall kann es sein, dass du das Bafög nicht bekommst, da du einen 450.- -Job hast. So weit ich weiß, darf man nur bis unter 450€ Bafög beantragen. Da bin ich mir aber nicht zu 100% sicher

Dein Vater gibt Gehaltsabrechnungen vom Haupt- und Nebenjob ab. Soweit - so klar

Aber: Da du beim Bafög Antrag auch „eigenes“ Einkommen angeben musst, werden dir die Einnahmen, die dein Vater (scheinbar) auch deine „Rechnung“ erwirtschaftet hat, auch angerechnet.

Allerdings ist für mich das Szenario, welches du hier darstellst, schwer vorstellbar. Das dein Vater UND der Landwirt sich gemeinsam mit diesem Steuerbetrug strafbar machen? Hmm 🤔 Ob es das wert ist?

Das ist Steuerhinterziehung, Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen (bzw. Beihilfe hierzu) sowie Betrug, ja. Damit ist nicht zu spaßen. Jetzt nochmals falsche Angaben zu machen, wäre ein nochmaliger Betrug. Möglicherweise machst du dich hier aufgrund deiner nunmehrigen Kenntnis auch selbst strafbar, wenn man eine Aufklärungspflicht deinerseits annimmt. Deinem Vater kann nur geraten werden, sich selbst anzuzeigen. Das zieht die geringste Strafe nach sich. Wenn er es auf die Verjährung ankommen lassen will, dann sollte auf jeden Fall nicht der Antrag gestellt werden.

Letztlich kann immer nur zu rechtstreuem Verhalten geraten werden. Unter Berücksichtigung der Konsequenzen müsst ihr das Vorgehen aber unter euch ausmachen.

Erkläre Deinem Vater Deine Bedenken.

In der Hoffnung, dass Du "Deinen" 450 EUR- Job dort verlierst und sich für den anderen eine Lösung findet...