Zwangseinweisung. Wie geht man vor?

11 Antworten

Du solltest Dich ans Amtsgericht wenden oder falls noch vorhanden die Bestellungsurkunde der Betreuung raussuchen. Wichtig ist, welche Bereiche der Betreuung abgedeckt sind, denn nicht immer wird jeder Bereich mit einbezogen, doch selbst wenn, dann muss ein Einwilligungsvorbehalt vorliegen, dem oft der Betreute selber zugestimmt hat. Wenn auch die Gesundheitsvorsorge und Aufenthalt bestimmt werden (bin mir nicht so sicher, ob man das wirklich so nennt), dann kann der Betreuer die Einweisung in ein Krankenhaus veranlassen. Es ist aber auch möglich in ganz akuten Fällen dieses im Eilverfahren zu händeln. Ich würde auch heute noch versuchen den Betreuer zu erreichen und ihn um Auskunft bitten und um Hilfe.

Aber mal ganz ernsthaft gefragt: "Warum ist Dein Bruder so alkoholkrank?" Meinst Du wirklich, dass er vom Suff wegkommt, wenn man ihn zu einer Entziehungskur zwingt? Ich glaube nicht. Macht er eigentlich sonst irgendeine Therapie? Macht Ihr ihm nur Vorwürfe und versucht ihn zu drängen? Das wäre nicht gut. Warum redet Ihr nicht als Angehörige mit einer Drogenberatungsstelle und lasst Euch Hilfe geben und sagen, was Ihr tun könnt und was sinnvoll ist.

Melman1991 
Fragesteller
 18.04.2015, 17:43

Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort. Ich werde mich Montag mit dem Betreuer in Verbindung setzen(er ist am Wochenende nicht erreichbar). Warum er das Problem hat? Tja das wissen wir nicht. Leider besteht das Problem seit über 12 Jahren. Wir haben eigentlich alles versucht was nur möglich ist. Entweder er wurde schon während der Therapie rückfällig oder kurz danach. Alle Therapien waren in offenen Anstalten und er ist immer abgehaun. Er trink so viel, dass er schon einige Male fast überfahren worden ist, weil er auf der Straße geschlafen hat. Also nein es gibt leider keine andere Möglichkeit mehr. Er geht regelmäßig zur Suchtberatung. Wir(meine Mutter und ich) sind immer für ihn da. Vorwürfe machen wir ihm nie. Meine Mutter hat keinen anderen Lebensinhalt mehr. So geht das nicht weiter. Entweder er wird gezwungen oder er wird sterben oder meine Mom bricht zusammen. Sie versucht bei mir Hilfe und Unterstützung zu finden. Für mich ist das aber auch nicht leicht. Ich führe Arztgespräche, Gespräche mit Betreuer und Sozialpädagogen. Ich besuche ihn in der Nervenklinik wenn er mal wieder einen Rückfall hatte oder in der Klinik. Wir tun alles was in unserer Möglichkeit steht. Irgendwann ist da aber auch mal Schluss. Anders geht es leider nicht mehr:( will meinen Bruder eben einfach nicht sterben sehen...

Welfenfee  19.04.2015, 04:08
@Melman1991

Es ist merkwürdig, aber es gibt Menschen, die sehr suchtanfällig sind und da reichen schon kleinere Mengen regelmäßig genossen und die aller größte Sucht ist da, gegen die man eigentlich kaum ankämpfen kann. Andere saufen über Jahre und viel und können problemlos aufhören. Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, dass es mittlerweile ein Medikament gibt, dass genau an den Suchtrezeptoren ansetzt. Vielleicht erkundigst Du Dich mal danach, dann wurde auch festgestellt, dass die Gabe von Neuroleptika sehr hilfreich sein können. Aber er muss wirklich in eine geschlossene Entgiftung, die ja meistens nach 2 Wochen abgeschlossen ist und dann in eine Langzeittherapie, doch ob es die überhaupt in geschlossener Form gibt, weiß ich gar nicht. Vielleicht sollte man mal anregen eine kleinere Insel z.B. eine Hallich oder für so ein Zentrum zur Verfügung zu stellen, da haben die ja keine Möglichkeit zu türmen und können sich frei bewegen. Ich muss grinsen, aber wäre ja wirklich das Beste. Für Euch, Dich, Deine Mutter und natürlich auch Deinen Bruder hoffe ich, dass er es schafft und erkennt, wie schön das Leben ohne Alkohol sein kann. Ich drücke ihm die Daumen!

Das einzige was du FÜR DICH tun kannst ist, zu einer Selbsthilfegemeinschaft für Menschen, die unter dem Saufen eines nahestehenden Menschen leiden, zu gehen.

Schau mal auf der Webseite Al-Anon.de oder im blog.Al-Anon. Dort liest du sicher vieles, was dir bekannt vorkommt. Du bist nicht der einzige, der denkt, dass man Alkoholiker doch irgendwie dazu zwingen kann, gesund zu werden. Ich bin vor vielen Jahren, als ich nicht mehr weiter wusste, zu Al-Anon gegangen. Dort habe ich erkannt, wie ich mit meiner vermeintlichen Hilfe verhindert habe, dass mein Mann erkennen konnte, dass er Alkoholiker ist. Ich habe mein Verhalten geändert und eines Tages hatte mein Mann selbst den Wunsch, mit dem Saufen aufzuhören, ist inzwischen über 20 Jahre trocken.

Melman1991 
Fragesteller
 18.04.2015, 17:47

Danke für deinen Vorschlag. Habe mich gerade nach einer Gruppe in meiner Nähe erkundigt. Bei nächsten Treffen werde ich mir dort etwas Hilfe und Rat holen.

Ey,

Zwangseinweisung, bei dem Wort rollen sich mir die Fussnägel nach hinten, meine Meinung ist, niemand sollte über einen anderen bestimmen dürfen da wir ja wissen was es mit gewissen Entmündigungen in der Vergangenheit auf sich hatte, man weiss von vielem Unguten! Anders, ein Süchtiger muss erst total am Boden sein ehe er es von selbst begreift!

Melman1991 
Fragesteller
 18.04.2015, 18:34

Falls dir eine andere Idee in den Sinn kommt die uns helfen könnte dann bitte. Ich finde es auch nicht schön jemanden zu zwingen aber manchmal muss man jemanden zwingen damit dieser nicht vor die Hunde geht. Ich bin offen für jegliche Vorschläge. Vielen Dank für deinen Kommentar

Eine Zwangseinweisung zieht den Menschen nur aus dem Verkehr. Das kann sinnvoll sein um eine akute Gefahr zu bannen, eine erfolgversprechende Therapie ist das aber noch lange nicht und schon gar keine Dauerlösung. Je nach Persönlichkeit kann das eine erfolgreiche Therapie sogar erschweren, da z.B. zur Sturheit neigende Menschen sich dann erst Recht mit aller Macht gegen die aufgezwungene Therapie stemmen.

Ich kann verstehen, dass es dich beunruhigt wenn der Arzt befürchtet dein Bruder würde nicht mehr lange leben wenn er so weitermacht. ''Leben'' kann man das was sich nach einer Zwangseinweisung einstellt aber auch allenfalls dann nennen, wenn man es von außen, als Angehöriger, betrachtet, für den Eingewiesenen sieht das oft anders aus. Du musst auch bedenken, dass Alkohol die Wahrnehmung verändert und zwar - bei exzessiven ''Genuss'' auch nachhaltig also nicht nur während er betrunken ist. Du kannst also nicht davon ausgehen, dass dein Bruder diese Zwangseinweisung auch nur annähernd so wahrnimmt wie ihr sie meint, auch nicht wenn er gerade mal nüchtern ist!

Die bessere Variante wäre es zu erreichen, dass dein Bruder selbst auch hinter der Therapie steht und vor allem die Therapeuten nicht als Feinde (und Kerkermeister) sieht. Das ist nicht einfach aber wenigstens verspricht die Therapie dann etwas mehr Aussicht auf Erfolg (eine Garantie ist das natürlich noch lange nicht).

Ich würde dir raten zunächst mal das Gespräch mit dem Betreuer zu suchen und auf jeden Fall auch die Hilfe von Beratungsangeboten für die Angehörigen Suchtkranker in Anspruch zu nehmen. Ihr seid mit dem Problem nicht allein, es gibt wirklich eine Vielzahl von Angeboten. Wenn du den Eindruck haben solltest, dass der Betreuer gar kein richtiges Interesse daran hat, dass dein Bruder trocken wird, dann würde ich hier ansetzen auch so etwas muss man nicht einfach hinnehmen.

Man kann niemanden zum Entzug zwingen. Dein Bruder muss von selbst drauf kommen, dass er dringend Hilfe braucht, ein anderer kann das nicht entscheiden, denn dann führt das auch zu nichts. Er muss mitarbeiten und muss es wollen, sonst wird er immer wieder rückfällig werden.