Wird die Mittelschicht unfair behandelt?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

nein sehe ich anders 50%
teils ja teils nein 40%
Ja sehe ich auch so 10%

12 Antworten

nein sehe ich anders

Hallöchen,

Ich sehe das deutlich anders als viele andere hier in den Kommentaren.

Ersteinmal ist es selbstverständlich dass deine Freundin dieselben Voraussetzungen haben muss wie du, unabhängig davon ob ihre Eltern arm, Faul oder eingeschränkt sind und irgendjemand muss das natürlich zahlen, das ist ein Prinzip dem unsere Gesellschaft unterliegt. Wer jetzt die Steuern zahlen muss ist natürlich eine wichtige Frage und klar ist auch dass Reiche ihre Steuern angemessen zahlen müssen, aber mehr halt auch nicht. Wie kommst du denn darauf, dass ihr aufgrund eurer finanziellen Lage irgendwelche Förderungen beanspruchen sollen dürftet? Förderungen dienen denen die entweder ihr Potential zeigen oder denen die nicht die Möglichkeit haben es zu zeigen.

Man kann jetzt darüber streiten, ob reiche Menschen mehr Abgaben zahlen sollten oder nicht, aber glaub mir wenn du wirklich was verdienst wohnst du nicht mehr in Deutschland, weil man hier im Vergleich zu anderen als Gutverdiener enorm viele Abgaben hat, egal ob Angestellt, Selbstständig oder Unternehmer.

Bevor man sich in die Opferrolle stellt und denkt wenn ein paar Reiche mehr Steuern zahlen, dass das dann irgendwelche Probleme lösen würde, sollte man mal auf sich schauen, denn im Enddeffekt weis jeder auf was er sich einlässt und jeder kennt die Spielregeln, du wirst kein System erschaffen können wo du jede Gruppe zufriedenstellst. Das Gute ist aber dass du entscheiden kannst zu welcher Gruppe du gehörst, denn anschließend darüber zu meckern dass es doch so unfair ist, wie es ist, machen nur loser :)

Lisa20002 
Fragesteller
 11.11.2020, 19:46

"Ersteinmal ist es selbstverständlich dass deine Freundin dieselben Voraussetzungen haben muss wie du, unabhängig davon ob ihre Eltern arm, Faul oder eingeschränkt sind und irgendjemand muss das natürlich zahlen, das ist ein Prinzip dem unsere Gesellschaft unterliegt."

Die selben? Nein so ist es nicht, die 700€die sie monatlich vom Staat geschenkt kriegt die erarbeite ich mir selbst hart.

"Man kann jetzt darüber streiten, ob reiche Menschen mehr Abgaben zahlen sollten oder nicht, aber glaub mir wenn du wirklich was verdienst wohnst du nicht mehr in Deutschland, weil man hier im Vergleich zu anderen als Gutverdiener enorm viele Abgaben hat, egal ob Angestellt, Selbstständig oder Unternehmer."

Vollkommen richtig

"Bevor man sich in die Opferrolle stellt und denkt wenn ein paar Reiche mehr Steuern zahlen, dass das dann irgendwelche Probleme lösen würde, sollte man mal auf sich schauen, denn im Enddeffekt weis jeder auf was er sich einlässt und jeder kennt die Spielregeln, du wirst kein System erschaffen können wo du jede Gruppe zufriedenstellst."

Natürlich nicht, doch ist zu starke Umverteilung schlimmer als zu wenig Umverteilung.

In unserem System zB - auch da kenne ich viele, die ich wohlgemerkt auch gar nicht dafür verurteile - die keinen Job annehmen weil sie dann auch nicht mehr Geld kriegen würden als jetzt halt vom AMS....

"Wie kommst du denn darauf, dass ihr aufgrund eurer finanziellen Lage irgendwelche Förderungen beanspruchen sollen dürftet?"

Sagte ich das je? Ich denke nicht....

Ich denke ich sagte eher dass ich es unfair finde dass man mti diesem Einkommen schon so viel Abgaben zahlen muss.

"Das Gute ist aber dass du entscheiden kannst zu welcher Gruppe du gehörst, denn anschließend darüber zu meckern dass es doch so unfair ist, wie es ist, machen nur loser :)"

Auf diese Beileidugn werde ich jetzt nicht eingehen.

teils ja teils nein

Das mit den Einkommensgrenzen für Beihilfen ist auch in Deutschland mit dem Bafög schwierig. Da werden dann teils immobile Vermögenswerte angerechnet, was natürlich Quatsch ist, weil die nicht für den Barunterhalt der Kinder tatsächlich ausgegeben werden können.

Ich finde es schwer, da die Grenzen zu ziehen und weiß auch nicht, ob es ein wirklich faires Modell gibt. In Finnland gab es zu meiner Studienzeit ein elternunabhängiges Bafög - da bekam jeder die gleiche Summe, die aber definitiv nicht zum Leben ausreichte. Und auch da hattest Du ja dann wieder die Variante, dass die mit den vermögenden Eltern nicht arbeiten müssen, aber die von ärmeren trotzdem. Ist dann wirklich fairer?

Ich fände es ok, die Grenzen höher zu setzen - tatsächlich halte ich 2200 netto nicht für besonders hoch und wenn etwa noch ein Kredit z.B. für eine Wohnung oder ein Haus abzuzahlen sind, sind da ja keine großen Unterhaltsprünge drin.

Grundsätzlich finde ich den solidarischen Ansatz, dass, wer mehr verdient auch mehr abgibt und andere mit unterstützt, die es nicht so haben richtig. Es ist aber in der Tat so, dass auch in Deutschland die mittleren Einkommen überproportional belastet wurden in den letzten Jahren, nicht zuletzt aufgrund der explodierenden Mieten. Ich würde v.a. die kalte Progression bei der Steuer abschaffen und ähnlich wie bei der Höhe von Hartz Iv oder Bafög auch alle paar Jahre überprüfen, ob die Steuersätze den tatsächlichen Einkommensverhältnisse, insbesondere in Hinsicht auf die Reallohnentwicklung, noch gerecht werden.

Lisa20002 
Fragesteller
 11.11.2020, 19:42

Es ist selten der Fall aber dieses Mal muss ich dir tatsächlich zustimmen.

Du hast es ziemlich gut auf den Punkt gebracht, meine Eltern verdienen nicht so schlecht, zahlen aber auch noch den Hauskredit ab und könnten sich es gar nicht leisten mir im Monat 800€ zu schenken - was ich eh gar nicht will außerdem.

"In Finnland gab es zu meiner Studienzeit ein elternunabhängiges Bafög - da bekam jeder die gleiche Summe, die aber definitiv nicht zum Leben ausreichte. Und auch da hattest Du ja dann wieder die Variante, dass die mit den vermögenden Eltern nicht arbeiten müssen, aber die von ärmeren trotzdem. Ist dann wirklich fairer?"

Ja die Frage ist natürlich immer im Raum. Fakt ist nun mal dass ich sowohl wenn ich Studienbeihilfe kriegen würde als auch dann wenn meine Eltern weniger Abgaben zahlen müssten und mich dann mehr unterstützen könnten mehr Geld zur Verfügung hätte. Hier falle ich eben genau blöd rein.

Ganz allgemein kann man zum Sozialstaat stehen wie man will, doch im Zweifelsfall sollte dieser auf jeden Fall etwas zu wenig als etwas zu viel umverteilen.

So wie in deinem Beispiel wenn alle gleich viel kriegen würde das wäre noch fairer als jetzt. Wären es zB 200€im Monat würde mir das natürlich schon stark weiter helfen.

Ich kann dein Argument dass die Möglichkeit zu studieren bzw. die Notwendigkeit nebenbei zu arbeiten komplett vom Einkommen der Eltern unabhängig sein sollte schon verstehen. Es ist natürlich ganz allgemein beim Erben auch so. Der eine erbt nichts weil die Eltern ihr Leben lang eine Mietwohnung und keinen Besitz haben, und der andere ist Einzelkind und erbt ein großes Haus mit Garten und See. Nun ist halt der Sozialismus auch keine Lösung für diese Ungerechtigkeit.

Und bei starker finanzieller Umverteilung - die wir ja eindeutig haben - entstehen ja immer auch neue Ungerechtigkeiten.

teils ja teils nein

Es ist im deutschen Steuerwesen und Sozialsystem tatsächlich in einigen Bereichen ein Problem, dass Normalverdiener (so würde ich Deine Eltern sehen) aus den meisten staatlichen Förderungen rausfallen, aber trotzdem reicht das Geld "nur gerade so".

Offizielle Sichtweise ist wohl ungefähr so:

Wenn man vom Einkommen das offizielle Existenzminimum abzieht, muss alles, was darüber hinausgeht, z. B. für die Ausbildung der Kinder aufgewendet werden. Wenn sich jemand z. B. mit einer Immobilienfinanzierung so hohe regelmässige Kosten auflädt, dass ihm nicht genug frei verfügbares Geld übrig bleibt, ist das sein selbstgemachtes Problem.

Ich mag diese Sichtweise auch nicht, zumal es der Aufforderung zuwiederläuft, das man sich rechtzeitig um Altersvorsorge etc. kümmern soll. Aus diesem Grund bin ich z. B. auch für ein elternunabhängiges BaföG.

Lisa20002 
Fragesteller
 11.11.2020, 13:10

Ich verstehe was du meinst. In meinen Augen ist unser System halt viel zu leistungsfeindlich. Es ist so nach dem Motto dass sich Arbeit zu wenig auszahlt und der Vater Staat schon schaut dass jeder Geld kriegt. Das gar nicht gewollt ist dass man sich was aufbaut oder was erspart sondern man wenn man nicht mit Geld umgehen kann eh Geld der Allgemeinheit kriegen kann. Der mündige Bürger wird wie ein Kind behandelt.

Sozialstaat hin oder her, man kann auch ein Sozialsystem wo Kranke oder Behinderte oder Versehrten geholfen wird nicht mit einem Sozialstaat wo es großzügige Unterstützung für Menschen die fahrlässig ihren Job verloren gibt oder wo die Studienbeihilfe manchmal höher ausfällt als die Lehrlingsentschädigung...

und sie kriegen (das hat sie genau so gesagt) die Beihilfen nur so nachgeschmissen.

Nimm das bitte nicht so wörtlich! "Nachgeschmissen" ist ein sehr dummer Ausdruck! Niemand bekommt Geld "nachgeschmissen", der es nicht nötig hat.

Im Gegenteil: Beihilfen unterliegen gewissen gesetzlich vorgeschriebenen Prämissen. Wenn diese nicht erfüllt werden, gibt es auch keine Beihilfen. So einfach ist das. Manchmal werden Beihilfen sogar zu Unrecht verweigert und müssen erst durch Einlegung von Rechtsmitteln gegen die entsprechenden Ablehnungsbescheide erkämpft werden, manchmal sogar durch Gerichtsverfahren, in denen der Staat auf Zahlung der Beihilfen verklagt wird.

Nur wirklich Bedürftige erhalten Geld vom Staat und das ist auch richtig und gut so! Lasse dich nicht von so einem Dummgeschwätz deiner Freundin beeinflussen und irritieren! Es darf nicht sein, dass deine Zukunftsschancen besser sind, als diejenigen deiner Freundin, nur weil ihre Eltern weniger Geld haben als deine! Gleiches Recht für alle sollte nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis gelten.

Deine Eltern bezahlen Steuern nicht nur für die Ausbildung anderer, sondern auch für Zwecke, von denen die Allgemeinheit, also auch du und deine Familie, profitiert, wie zum Beispiel Straßenbau, Brücken usw, um nur 2 Beispiele zu nennen.

Lisa20002 
Fragesteller
 12.11.2020, 12:31

Die Geldumverteilung bei uns geht viel zu weit, es wird viel zu viel umverteilt und die Steuerverwendung geht sehr wei über die Aufgaben des Staates hinaus.

Mignon5  12.11.2020, 13:47
@Lisa20002

Aha! Und woher nimmst du das "Wissen"? Danke für den Lacher!

Lisa20002 
Fragesteller
 12.11.2020, 14:46
@Mignon5

Tja, setze dich mal mit dem Libertarismus auseinander, ich habe wichtigeres zu tun als dir die Welt zu erkären

Lisa20002 
Fragesteller
 12.11.2020, 14:47
@Mignon5

hihihi

Die Steuerlast ist in Deutschland ungleich verteilt.

Der Mittelstand zahlt am meisten, während das Prekariat logischerweise wenig bis gar nichts zahlt und auch die Reichen, relativ gesehen, zu billig davonkommen.

Lisa20002 
Fragesteller
 11.11.2020, 13:05

Sehr gut auf den Punkt gebracht.