Was passiert mit den Windkraftanlagen, wenn der Wind nicht weht?
Was passiert mit den Windkraftanlagen, wenn der Wind nicht weht? Wird der Strom vorher irgendwie gespeichert oder stehen die Anlagen einfach still?
Kennt jemand gute Bücher über das Thema?
Danke :)
10 Antworten
Wenn gar kein Wind da ist, steht eine Anlage irgendwann still. So große Mengen an Strom kann man nicht vorher speichern, dass es ein Windrad für mehrere Stunden ersetzen könnte. Dafür gibt es zu viele Windräder.
Mein Bruder arbeitet bei Enercon. Er ist dort mit seinem Arbeitskollegen, wie einige andere Teams auch, für die Wartung und die Instandhaltung der Anlagen zuständig.
Ich habe ihm deine Frage mal zitiert gestellt (außer der Teil mit dem Buch).
Dialog:
"Die stehen still und ziehen Strom."
- Drehen die sich weiter?
"Kommt drauf an, wie windig es ist, warum?"
- Interesse.
"Ja, die drehen sich bei wenig Wind weiter und machen halt kein Strom. Gilt aber nur für Enercon. Sobald es im Grunde windstill ist, hören die auf sich zu drehen."
- Danke.
*Dialog Ende*
Konnte ich dir damit weiter helfen?
Gerne, ich hätte es auch gerne noch ausführlicher gemacht, jedoch ist mein Bruder kein Mann der vielen Worte :D
Wenn kein Wind weht, steht das Windkraftwerk, es speist vorübergehend keine Leistung in das öffentliche Netz ein. Strom ist nicht speicherbar. Da fällt Erzeugung und Verbrauch immer zeitlich voll zusammen. Elektrische Energie lässt sich aber wandeln und dann speichern auf vielerlei Art. Siehe Wiki "Energiespeicher".
Energiespeicher, v.a. Stauseen, sind über das gesamte europäische elektrische Verbundsystem verteilt. Die sind keinem Kraftwerk zuzuordnen. Mit diesen Speichern wird europaweit ständig mittels Ladung und Entladung Angebot und Nachfrage in Einklang gebracht.
Wenn also mangels Wind ein Windkraftwerk stehen bleibt, dann müssen in der Region die Energiespeicher je nach Lage ein kleines bisschen mehr geladen werden oder auch ein kleines bisschen weniger entladen werden. Oder es müssen ersatzweise andere Kraftwerke hochgefahren werden.
Bei Flaute stehen die Räder still und es wird kein Strom produziert. Speichern kann man nicht.
Das ist eines der Riesenprobleme der "Energiewende": Bei Dunkelflaute wie im Januar 2017, als drei Wochen lang kein Wind ging und die Sonne nicht schien, mussten die konventionellen KWs voll und ganz einspringen.
Das heißt: Wir müssen zusätzlich zu den Erneuerbaren die Konventionellen stets bereit haben, also sozusagen zweimal die Gesamtleistung vorhalten. Ne teure Angelegenheit. Würden wir die Konventionellen stilllegen, würde bei Dunkelflaute das Netz zusammenbrechen.
Die Anlagen stehen still. Viele Speichermöglichkeiten für so große Energiemengen gibt es noch nicht, Speicher-Wasserkraftwerke, Produktion von Wasserstoff (und mögliche Rückwandlung mit Brennstoffzellen), in letzter Zeit auch Batterien im MW-Bereich. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/strom-auch-bei-flaute-wie-kann-man-windenergie-speichern/20301966.html
Auch bei zu viel Wind werden die Rotoren gedrosselt oder sogar abgeschaltet, wenn das Netz den Strom nicht abnehmen kann.
Und bei noch mehr Wind können sämtliche Sicherungen reißen oder kaputt gehen und das Ding dreht sich unkontrolliert :)
Bei Versagen der Steuerungen, ja. Denk aber bitte daran, dass die Anlage über möglichst viele redundante Sicherheitseinrichtungen verfügen, ganz so einfach ist es mit "eine Sicherung reißt" nun doch nicht.
Ansonsten werden die Blätter (es sind ja verstellbare Flügel) in Segelstellung gefahren und die Stromerzeugung geht gegen 0.
Die letzten beiden Unglücke geschahen in S-H durch Abriss eines Flügels in einem halbwegs normalen Betriebszustand. Gegen Materialermüdung oder andere Fehler ist kein Sicherungskraut gewachsen.
-> http://www.lvz.de/Region/Doebeln/Durch-Unwucht-Defektes-Rotorblatt-reisst-Mast-um
Und auch vor einem Brand sind sie nicht verschont: http://www.ig-rossdorf.eu/windkraft/fakten-gefahren/ Viel Leistung auf kleinem Raum ...
True that. Ich rede aber von Windstärke Orkan oder Tornado. Da hält auch die Segel-Stellung nichts mehr.
Und (um das jetzt in einen Kommentar zu fassen) ich muss sagen, ich bin persönlich stark beeindruckt, wie viel Strom durch so eine Anlage fließen kann und was für eine Kraft das hat.
Ich habe Fotos gesehen, wie Groß die Sicherungen sind (vergleichbar mit einem Oberschenkelknochen, nur etwas breiter) und wie es aussieht, wenn mal ein Schaltschrank abfackelt wegen zu hoher Spannung. Das komplette Metall teilweise einfach geschmolzen bzw. angeschmort.
(Wie oben, in einer anderen Antwort, schon geschrieben...) Die Windkraftanlagen brauchen deutlich mehr Entwicklung. Allgemein erneuerbare Energien gegenüber bin ich eher aufgeschlossen. Jedoch brauchen die definitiv noch jahrelange Forschung, bis die uns rentabel und sicher mit Strom versorgen.
Viele Anlagen stehen offshore https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Offshore-Windparks, der Umgang mit viel Wind ist deren Hauptjob. Nordsee und Ärmelkanal ist nicht der Baggersee von nebenan.
Und bei Höchstleistung fällt so viel Strom an, das er nur gegen Zahlung hoher Summen abgenommen wird bzw. zu Schleuderpreisen ins Ausland verkauft wird. Wenn der Wind sehr gut weht, steigt also der Strompreis, Beispiel Oktober 2017.
Wenn er überhaupt transportiert werden kann, das ist ja ein aktuelles Problem.
Och wir haben gute Überseeleitungen nach Norwegen.
Norwegen verdient sich eine goldene Nase mit seinen Pumpspeicherkraftwerken, indem sie uns den Strom bei Überangebot teuer abkaufen und bei Knappheit wieder teuer verkaufen.
Dankeschön :)