Wie würdet ihr das Arbeitszeugnis beurteilen?

11 Antworten

Man kann ein Zeugnis nur dann vernünftig beurteilen, wenn man es im Zusammenhang liest, also vollständig von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum. Denn überall dort können Informationen enthalten sein, die für die Einschätzung des Zeugnisses wichtig sind. Jede Formulierung kann je nach Kontext eine unterschiedliche Bedeutung haben.

Der Verfasser des Zeugnisses hat sich leider nicht die geringste Mühe gegeben - entweder weil das die Wertschätzung dir gegenüber ausdrücken solle oder weil er schlichtweg nicht den Hauch einer Ahnung hat, wie ein ordentliches Zeugnis auszusehen hat. Ein paar Anmerkungen:

Seine Tätigkeiten umfassen überwiegend Aufgaben im Sanitärbereich des oben genannten Berufsbildes

Fein. Und welche sind das?

Die Bewertungen entsprechen einem "ausreichend". Als AN hast du aber mindestens Anspruch auf ein durchschnittliches (= befriedigendes) Zeugnis. Ist der AG der Meinung, dass du tatsächlich so eine Niete warst, ist er in der Beweispflicht.

Herr XY war ehrlich und aufrichtig

Aha. Das ist sicher nett gemeint, aber gehört nur bei AN ins Zeugnis, die Umgang mit Bargeld oder sonst eine besondere Vertrauensstellung haben.

Das Arbeitsverhältnis endet durch unsere fristgemäße Kündigung am…

Schön. Und warum? Betriebsbedingt? Dann muss das rein. Die Formulierung "durch unsere fristgemäße Kündigung" gehört nicht rein.

wir danken Herrn XY für seine Mitarbeiter und wünsche ihn auf seinen weiteren beruflichen und persönlichen Weg alles Gute.

Nochmal ein Axxxxtritt. Kein Bedauern über deinen Weggang, keine Erfolgswünsche und man bescheinigt dir auch keinen Erfolg.

Das Zeugnis muss m. E. komplett neu geschrieben werden, so kannst du nichts damit anfangen. Normalerweise rate ich davon ab, selbst sein Zeugnis zu schreiben, aber aufgrund der offensichtlichen Unfähigkeit des Zeugnisautors schlage ich vor, dass du selbst einen Entwurf schreibst und den Entwurf zur Bewertung hier einstellst. Frage deinen AG vorher, welche Benotung er dir geben wollte. Hier kannst du sehen, was alles in ein Zeugnis gehört: http://www.arbeitszeugnisgenerator.de/ Du solltest die Sätze aus dem Zeugnisgenerator aber nicht 1:1 übernehmen, sondern das ganze individuell anpassen, denn geübte Personaler erkennen ein selbstgeschriebenes Zeugnis.

Stimmt denn wenigstens das Ausstellungsdatum mit dem letzten Tag des Arbeitsverhältnisses überein?

Topgear84 
Fragesteller
 07.06.2016, 10:43

Die Daten stimmen und ich werde es  kopieren , dort Anmerkungen machen und noch einiges dazu schreiben (was rein und raus soll)

Aber schonmal vielen Dank 👍🏻

bahoma  07.06.2016, 10:49
@Topgear84

Ich gehe davon aus, dass der Schreiber des Zeugnisses einfach keine Ahnung hat. Der FE schrieb von Handwerk und da ist das mit den Personalern (es gibt keine :-D) so eine Sache. Daher sind hier andere Maßstäbe anzulegen. Der FE schreibt in einem Kommentar weiter unten, dass er gute Arbeit geleistet habe und jede Überstunde mitgenommen hat. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Meister / der Ersteller es einfach nicht besser weiß. Nur als Anmerkung :-)

DarthMario72  07.06.2016, 11:19
@bahoma

Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Meister / der Ersteller es einfach nicht besser weiß.

Das war auch mein erster Eindruck. :-) Aber da ich den Betrieb nicht kenne, hatte ich auch die zweite Alternative dazu geschrieben.

bahoma  07.06.2016, 12:26
@DarthMario72

Ganz genau. Genauso bin ich ja auch verfahren :-)

Wirklich kein gutes Arbeitszeugnis, wenn du meinst, dass diese schlechte Bewertung nicht angemessen ist würde ich auf jeden Fall bei deinem ehemaligen Arbeitgeber ein neues anfordern, im Notfall wenn das auch nicht fruchtet würde ich einen Anwalt einschalten. Ein schlechtes Arbeitszeugnis kann einem massive Probleme bei der Jobsuche bereiten.

Das ist eine 4!


Herr XY war ehrlich und aufrichtig, sein Verhältnis zu Betriebsleitung und zu seinen Arbeitskollegen war ordnungsgemäß.

Dieser Satz ist eine Katastrophe, dass Wort ordnungsgemäß im Zusammenhang mit dem Umgang der Vorgesetzten und Kollegen lässt darauf schließen, dass es mit Dir einige Diskussionen gegeben hat.

Der Abschlusssatz bedeutet, dass man Dir KEINE TRÄNE nachweinen wird.


Wie andere schon sagten, es ist "mittel". Was zu einem wirklich guten
Zeugnis fehlt ist z. B. "Wir bedauern sein Ausscheiden", ich weiß aber
nicht, ob das bei einer Kündigung durch den AG auch sein muß.
"Ehrlich und aufrichtig" betont man eigentlich nur, wenn es sonst
nichts gibt. "Ordnungsgemäß" ist nicht so gut wie "stets untadelig".

Und ich hoffe, daß sie dir für deine Mitarbeit danken und nicht
für deine "Mitarbeiter".

Beim nächsten AG wird die erste Frage sein, warum du gekündigt
wurdest, da solltest du eine Antwort parat haben.

Topgear84 
Fragesteller
 07.06.2016, 09:28

Ja Mitarbeit Autokorrektur .....

DarthMario72  07.06.2016, 10:13

"Mittel" ist noch sehr freundlich ausgedrückt


sein Verhältnis zu Betriebsleitung und zu seinen Arbeitskollegen war ordnungsgemäß

...diese Bewertung ist unterirdisch und liegt irgendwo zwischen Soziopath und immer eine Waffe griffbereit haben.


zu unserer Zufriedenheit abgearbeitet

....abgearbeitet ist eine ganz üble Floskel und bedeutet Dienst nach Vorschrift und lässt an eine Figur wie Matt Lucas in Little Britain denken.


Herr XY hat er sich bereit erklärt, im Wechsel mit anderen Kollegen Notdienst zu übernehmen.

....in etwa so selbstverständlich wie die Feststellung, dass der Beschäftigte einen Blutkreislauf hat. Bereitschaftdienste in Installationsbetrieben dürften die Regel sein. Die Formulierung kommt bei mir eher so an wie "Man kann sich die Leute nicht aussuchen, wir mussten ihn sogar im Notdienst einsetzen"

Da auch noch jedes Wort des Bedauern fehlt und die Eckpfeiler jedes Arbeitszeugnisses (Bereitschaft, Befähigung, Arbeitseinsatz, Erfolge, konkrete Beispiele etc.) absolut unzureichend beschrieben werden, halte ich dieses Zeugnis für unterirdisch schlecht und ich würde dagegen angehen..