Arbeitszeugnis richtig interpretieren?

Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen

Verklausuliert 100%
Wohlwollend 0%

6 Antworten

Entschuldige, aber was soll das mit der Abstimmung? Wo ist da der Sinn? In so einem Forum antworten nämlich leider oft viel zu viele Leute, die keine Ahnung von der Zeugnissprache haben.

Um ein Arbeitszeugnis halbwegs seriös beurteilen zu können, muss man es vollständig lesen, also von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum. Denn überall können Informationen enthalten sein, die für die Einschätzung des Zeugnisses wichtig sind. Das gilt bspw. auch für die Aufgabenbeschreibung, Rechtschreibfehler oder das Ausstellungsdatum. Und je nach Kontext kann jeder Satz und jede Formulierung auch eine unterschiedliche Bedeutung haben.

Ein paar Anmerkungen zu ein paar dicken Patzern:

Maßvoll erweiterte er seine Kenntnisse durch die Teilnahme an relevanten Weiterbildungen.

Echt jetzt? "Maßvoll"? Man sagt dir also durch die Blume, dass man sich die Weiterbildungen hätte sparen können.

gut durchdacht

Und das gleich zweimal. Du denkst wohl zu langsam...

Er hat unsere Erwartungen erfüllt. Seine Leistungen waren voll zufriedenstellend.

Da widerspricht man sich. Der erste Satz entspricht einem "ausreichend", der zweite einem "befriedigend". Was denn nun eigentlich?

einwandfreies Verhalten

Dein Sozialverhalten ist auch gerade mal "befriedigend". "Ehrlich" hat im Sozialverhalten nichts verloren - prinzipiell gehört es auch nur dann ins Zeugnis, wenn der Mitarbeiter eine besondere Vertrauensstellung und/oder Umgang mit Bargeld hatte.

Das Arbeitsverhältnis endet zum tt.mm.jjjj.

Und warum? So liest man daraus, dass man dir gekündigt hat. Wenn das auch noch ein "krummes" Austrittsdatum (also nicht der 15. oder Letzte) ist, wurdest du wohl fristlos gefeuert.

Wir Bedauern seinen Weggang und Danken herrn xy für seine Mitarbeit. Auf seinem weiteren Weg wünschen wir ihm alles Gute und den verdienten Erfolg.

Das ist nochmal ein Tritt in den Popo. Das ist in anderen Worten: "Aus Höflichkeit danken wir für seine Mitarbeit. Bei uns hatte er keinen Erfolg, vielleicht hat er den ja im nächsten Job."

Wir können herrn xy sowohl fachlich als auch persönlich sehr empfehlen.

Ernsthaft? Das klingt nach dem miesen Zeugnis alles andere als glaubwürdig.

Da du einiges ausgelassen hast, kann man bei vielem nur spekulieren. Trotzdem kann man sagen, dass dieses Zeugnis absoluter Müll ist und dir in keiner Weise die Suche nach einer neuen Stelle erleichtern wird.

Ich empfehle, dich an einen Fachanwalt oder sonst einen Spezialisten zu wenden, um mit ihm das weitere Vorgehen zu besprechen.

Nebenbei: Stimmt das Ausstellungsdatum mit dem letzten Tag des Arbeitsverhältnisses überein? Das muss übereinstimmen, sofern du nicht erst nach dem Vertragsende dein Arbeitszeugnis angefordert hast.

Verklausuliert
Er hat unsere Erwartungen erfüllt. Seine Leistungen waren voll zufriedenstellend.

Er hat getan, was man ihm aufgetragen hat. Überarbeitet hat er sich aber nicht.

Interessant das dir genau das selbe ins Auge gesprungen ist und du den Satz genauso wie ich interpretierst.

Ein Arbeitszeugnis muss immer Wohlwollend ausfallen. Zumal handelt es sich eben wieder um einen Baukasten, in denen ein paar Worte ergänzt werden. Habe auch eines hier rumfahren, welches sich ziemlich ähnlich liest.

Ansonsten kann man hier viel interpretieren, ob es jetzt als "negativ" gewertet werden kann, wenn "nur" "gut" statt "sehr gut" verwendet wird.

Ebenso bei diesem Satz: "Er hat unsere Erwartungen erfüllt". Klingt halt irgendwie eher so naja, da hat zwar jemand seinen Job gemacht, aber das war es dann eben auch. Dies ist aber eben auch nur meine Sicht. Meiner Meinung nach hätte so etwas wie: Er hat unsere Erwartungen stets zu vollster Zufriedenheit erfüllt" wesentlich besser geklungen.

Dies ist aber eben auch nur meine Sicht.

Nee - meine auch :-)

Ein Arbeitszeugnis muss immer Wohlwollend ausfallen.

Kann es sein, dass du "wohlwollend formuliert" und "gut bewertet" verwechselst?

Wie schon von Anderen häufiger erwähnt, bringt es gar nichts einige Sätze des Zeugnisses abzuschreiben. Ein Arbeitszeugnis kann nur im Ganzen mit Originalansicht bewertet werden. Es gibt Hinweise die nichts mit Worten zu tun haben und trotzdem ein klares Statement sind. Sei es das Layout, Leerzeichen, Punkte an bestimmten Stellen etc.

genau, ich ergänze: Rechtschreibfehler, Auslassungen, Widersprüchlichkeiten etc...

Verklausuliert

Da sind schon einige Klauseln drin, die mich misstrauisch machen. Aber dafür gibts Verzeichnisse im Internet - das werd ich jetzt nicht alles runterleiern.

Was mir spontan aufgefallen ist:

  • "Maßvoll erweiterte er seine Kenntnisse durch die Teilnahme an relevanten Weiterbildungen." ... klingt sehr übel, und das gleich am Anfang. Es sagt so viel wie "der faule Hund hat sich kaum gekümmert ..."
  • "Besonders positiv zu würdigen ist seine große Aufgeschlossenheit neuen Theman gegenüber." ... auf gut deutsch: Man bescheinigt dir, dass du ständig durch Querschüsse und Besserwisserei aufgefallen bist.
  • "Er arbeitete umsichtig, gewissenhaft und genau." ... da bin ich mir nicht ganz sicher, aber es klingt nach "Bemühen, Fleiß, evtl. Pedanterie, aber nichts darüber hinaus".
  • "Seine Leistungen waren voll zufriedenstellend." Das entspricht der Note 3.

Es sind auch ein paar gute Stellen drin. Aber wie gesagt: Google hilft ;)

Aber dafür gibts Verzeichnisse im Internet

Und die sind nicht hilfreich! Diese Seiten beleuchten immer nur einzelne Formulierungen. Um ein Zeugnis beurteilen zu können, muss man es aber immer in Kontext sehen.

@DarthMario72

Die Frage war, ob es verklausuliert sei. Dies hab ich versucht zu beantworten. Dass eine Liste mit Einzelformulierungen noch nicht die Gesamtaussage eines konkreten Zeugnisses wiedergeben kann, ist richtig, doch an dieser Stelle unwichtig.