Bitte helft mir: Was bedeutet das Arbeitszeugnis im Klartext?

8 Antworten

Sinnvoller ist es, einen Arbeitsrechtler auf das ganze Zeugnis schauen zu lassen, wenn Du unsicher bist. - Bist Du in der Gewerkschaft? Die schauen sich Dein Zeugnis gern an - in der Rechtsabteilung würde ich fragen.

Andere Möglichkeit: Stell Deine Frage auf (google so) 123recht bzw. frag-einen-anwalt in der Sparte Arbeitsrecht. Du lobst ein kleines Honorar aus, und wenn einem Anwalt Deine Frage und Dein Honorar gefällt, bekommst Du eine sachkundige Antwort. (Noch besser ist es aber, wenn ein Arbeitsrechtler das vollständige Zeugnis ansieht.)

Es stehen sehr viele positive Sachen in Deinem Zeugnis: Großer Aufgabenbereich ist aufgeführt, setzt Dich sehr für die Arbeit ein, bist sehr fähig, fleißig, scheust keine Überstunden, kommst gut mit allen (!!) klar, man bedauert sehr Dein Gehen, das aus firmeninternen Gründen notwendig ist, und man hilft Dir, eine neue Anstellung zu finden (würde kein Chef machen, der unzufrieden mit seinem scheidenden Arbeitnehmer ist).

Da steht einmal zur vollen, nicht zur vollsten; ob das Wörtchen "befähigt" etwas negatives aussagen soll, weiß ich nicht, die Wörter davor sind jedoch super-positiv.

Wie gesagt, lass einen erfahrenen Arbeitsrechtler draufschauen. - Es kommt auch auf Kleinigkeiten an, wie zum Beispiel ein Datum geschrieben ist, ob doch mal ein Tippfehler drin ist (kann eine Botschaft sein).

Viel Erfolg bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle!


Vorweg muss ich erstmal los werden, dass es mich schon überrascht, das jemand mit einem Doktor Titel nicht in der Lage ist sein Arbeitszeugnis selbst zu interpretieren oder lesen zu können. Geschweige denn Google zu verwenden.

Ein paar klassische Floskeln kann man aber auch in diesem Zeugnis sehen.

Z.B. "sich stets voll mit seinen" diese wäre z.B. die Note Gut. Am besten wäre gewesen wie sowas "stehts zu unserer vollsten" hier wäre es dann die Note Sehr gut.

Im gesamten würde ich das Arbeitszeugnis als gut bezeichnen. Und genau das geben einem auch die Floskeln eigentlich wieder. Fast durchgehend die Note "gut".

Mehr dazu auch ein bisschen hier: http://arbeits-abc.de/formulierungen-im-arbeitszeugnis-und-ihre-bedeutung/

Vorweg muss ich erstmal los werden, dass es mich schon überrascht, das jemand mit einem Doktor Titel nicht in der Lage ist sein Arbeitszeugnis selbst zu interpretieren oder lesen zu können.

Ernsthaft? Als Biologe muss man Arbeitszeugnisse interpretieren können?

@DarthMario72

Ich hab deine Aussage bereits in einer anderen Antwort kommentiert. Aber ich sags gerne nochmal. Ja sowas sollte man können.

So eine dämliche Antwort. Weshalb muss ein Dr. ein Zeugnis schreiben oder interpretieren können? Hat "oft" neue Ideen ist z.B. schlecht. Wie oft? 1x die Woche, im Monat oder im Jahr?

Hallo  Kohlsuppentasse,

statt mich an der unsinnigen Diskussion zu beteiligen ob und warum ein Biowissenschaftler befähigt sein sollte ein Arbeitszeugnis eindeutig zu verstehen, an dieser Stelle lieber ein paar Worte zu dem von dir hier eingestellten Textfragment.  ;)

Den 1. Absatz, in welchem der Zeugnisempfänger benannt wird und ggf. der 2. Absatz, in welchem eine Beschreibung des Arbeitgebers stattfindet, hast du leider ausgelassen. Bereits hier finden jedoch erste wertende Aussagen statt.

Sein Aufgabenbereich umfasste

• Planung, Durchführung, Monitoring, Auswertung und Berichtung von Forschungsprojekten mit Konsortialpartnern aus Wissenschaft und Industrie • Projektakquisition, national und international • Nationale und internationale Präsentation der Firma auf Forschungskongressen und Businesszirkeln • Publikationstätigkeiten: Verfassen von Forschungsartikeln, Editorenschaft • Kommunikation zu wissenschaftlichen Kooperationspartnern • Betreuung von Masterarbeiten

Die darauffolgende Aufführung der Aufgaben wirkt recht knapp und wenig differenziert.

Herr Dr. XY verfügt über umfassende und vielseitige Fachkenntnisse, auch in Randbereichen und setzt sie stets sicher und zielgerichtet in der Praxis ein. Herr Dr. XY findet optimale Lösungen und hat oft neue Ideen. Er nutzt stets alle gebotenen Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung intensiv und sehr erfolgreich. Dank seiner sehr schnellen Auffassungsgabe überblickt Herr Dr. XY auch schwierige Situationen sofort und erkennt dabei das Wesentliche. Besonders hervorzuheben ist sein ausgeprägtes analytisches Denken, das Herr Dr. XY auch in schwierigen Lagen zu einem eigenständigen, abgewogenen und zutreffenden Urteil befähigt. Herr Dr. XY identifiziert sich stets voll mit seinen Aufgaben, setzt sich ohne zu zögern auch deutlich über die geregelte Arbeitszeit hinaus erfolgreich für unser Unternehmen ein und übernimmt bereitwillig zusätzliche Verantwortung. Auch unter schwierigsten Arbeitsbedingungen bewältigt er alle Aufgaben in hervorragender Weise. Jederzeit arbeitet Herr Dr. XY sehr umsichtig, gewissenhaft und genau. Auch für unvorhergesehene Probleme findet Herr Dr. XY wirksame Lösungsansätze, die er stets erfolgreich in die Praxis umsetzt. Wir sind mit den Leistungen stets voll zufrieden. Herr Dr. XY ist bei Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern wegen seines frischen, verbindlichen und kooperativen Auftretens ein allseits sehr geschätzter Ansprechpartner. Sein persönliches Verhalten war stets vorbildlich.

In der Folge haben wir eine banale Aneinanderreihung von Standardfloskeln, wie sie irgendwie auf jeden Arbeitnehmer, von der Großkeramikdesinfikteuse bis zum Buchhalter oder eben bei einem  Wissenschaftler irgenwie passen. Auf individuelle Aussagen zu dir, wie man sie nach einer zehnjährigen Zusammenarbeit auf entsprechendem Niveau tätigen kann und erwarten darf, wurde leider verzichtet. Die Vermutung liegt nahe dass hier ebenfalls ein Wissenschaftler am Werke war, der dir eigentlich gerne ein gutes Zeugnis ausgestellt hätte, dies aber nicht fachgerecht umzusetzen wusste. 

Aufgrund der Schließung eines Teils der Firma können wir alle betreffenden Mitarbeiter zu unserem großen Bedauern nicht weiter beschäftigen. Wir unterstützen Herrn Dr. XY in der Suche nach einer neuen Anstellung gerne, danken ihm für seine wertvolle Mitarbeit und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute und weiterhin Erfolg.

Offen bleibt wie diese Unterstützung aussieht, falls der Unterzeichner bereit ist dir als Referenz zur Verfügung zu stehen sollte das hier eindeutig kommuniziert werden. 

Schulnote (mindestens) ZWEI / GUT oder eher 1,5. Im Hintergrund kommt aber ein leiser Hinweis auf "Besserwissigkeit" (= ist oder tendiert zu: "Vorlaut").

Es finden sich ein paar ungewöhnliche Formulierungen, insgesamt aber ein gutes bis sehr gutes Zeugnis - auch wenn du es hier ja nicht vollständig wiedergegeben hast.