Welt ohne Newton’schen Gesetzen?

6 Antworten

die frage kommt von meinem Lehrer und ist eine Hausaufgabe aber dankeschön

Dann dazu noch eine weitere Antrwort, die sich ganz allgemein auf den Begriff "Naturgesetz" bezieht:

"Überheblich" halte ich für etwas übertrieben, aber so ganz unberechtigt ist deine Frage nicht. Wir als Menschen können nun mal nicht mehr tun, als uns die Welt aufgrund unserer bisherigen Beobachtungen und den daraus abgeleiteten Erkenntnissen zu erklären. Das beinhaltet nun mal auch die Möglichkeit, dazuzulernen und das Weltbild dadurch zu verändern und zu verbessern.

In der Antike und im Mittelalter war das Wissen um die Welt noch so gering, dass man alles, und das war ziemlich viel, das man sich nicht erklären konnte, als ein Eingreifen von Gott/Göttern oder deren mythologischen bzw. dämonischen Kräften erklärte.

Dieses mythologische Weltbild konnte durch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften überwunden werden. Es wurde letztlich durch das mechanistische Weltbild Descartes', dem Isaak Newton zum Durchbruch verholfen hat, abgelöst. In die Welt gesetzt hat den Irrtum, dass die Naturgesetze immer und überall im Universum gelten, Isaak Newton. Das ist aber ein reiner Glaubenssatz, für den es keinerlei Belege gibt. Es gibt lediglich Beobachtungen auch in weit entfernten Regionen des Universums, dass dort dieselben physikalischen Regeln gelten wie hier auf der Erde.

In diesem Weltbild läuft die Physik deterministisch ab und es gibt Naturgesetze. Das haben die Deterministen unter den Physikern behauptet, die die letzten gut 300 Jahre bis etwa 1980 die Meinungsführerschaft in der Physik hatten. Basierend darauf wurde auch behauptet, es gäbe eine Weltformel. Ältere Physiker behaupten das immer noch, weil sie es so gelernt haben. Bei den jüngeren ist es mal so, mal so.

1980 hat sich die Physik aber offiziell in Form des Präsidenten der Physikerunion, Sir James Lighthill, vom Determinismus verabschiedet und hat sich dafür entschuldigt, dass betreffs deterministischer Behauptungen das bildungsinteressierte Publikum in die Irre geleitet wurde. Diese Kehrtwende wurde vor allem durch den Mathematiker Lorenz sowie den Physikochemiker Ilya Prigogine ausgelöst.
Selbst der Oberdeterminist Stephen Hawking hat das inzwischen eingesehen und neben vielen seiner Theorien auch das gesamte Kapitel zur Weltformel in seinem Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" wegen Irrtum zurückgezogen.

Ilya Prigogine hat mit seiner Theorie Dissipativer Strukturen, für die er 1977 den Nobelpreis erhielt, ein Umdenken eingeleitet und damit die größte wissenschaftliche Revolution seit Isaac Newton ausgelöst. Er erklärt das deterministische Weltbild nur für wenige Sonderfälle als gültig und zeigt, dass die meisten Vorgänge im Universum, vor allem auch dann, wenn sie mit Leben oder anderen Formen der Selbstorganisation zu tun haben, indeterministisch ist.

Ein deutliches Indiz, dass es anders sein könnte, ist die berühmte Singularität des Urknalls. Diese Singularität ist kein physikalisches Phänomen, sondern ein mathematisches, das dadurch entsteht, dass die bekannten Formeln, die auf den Naturgesetzen beruhen, in der Nähe des Zeitpunktes Null in sich zusammenbrechen. Ab da haben die bekannten Naturgesetze keine Gültigkeit mehr und keiner weiß, was da passiert ist. Diese Unkenntnis und das zusammenbrechen der Naturgesetze wird dann als Singularität ("Einzelfall") bezeichnet, um nicht offen zugeben zu müssen, dass man keine Ahnung hat.

Über diese Frage wird zur Zeit intensiv in der High-end-Physik und in der Wissenschaftsphilosophie diskutiert. Tatsache ist, dass im Universum alles mit allem zusammenhängt. Die Diskussion geht bei den "modernen" Physikern in die Richtung:

Die bekannten Naturgesetze sind grundsätzlich einem Modell geschuldet, das isoliert von der Umwelt betrachtet wird. Und genau darin liegt der prinzipielle Fehler, denn in Wirklichkeit lässt sich nichts vom Rest des Universums isolieren.

Beispiel:
Vor einiger Zeit hat ein Physiker mal folgenden Fall durchgerechnet. Er hat einen idealen Billiardtisch genommen und eine Kugel an eine genau definierte Ausgangsposition gelegt. Dann hat er (mathematisch) die Kugel angestoßen und hat unter ausschließlicher Anwendung der Newtonschen Gesetze die Kugel über den Billiardtisch laufen lassen.
Dann ist er hergegangen und hat den geringstmöglichen Einfluss auf die Versuchsanordnung gewählt, nämlich die Schwerkraft eines einzigen Elektrons in rund 13 Milliarden Lichtjahren Entfernung. Nach der klassischen Auffassung der Naturgesetze dürfte dies keinen Einfluss auf den Versuch haben. Hat er aber. Und das erstaunliche: schon nach der 31 Reflexion an einer Bande wich die Position der Kugel um mehr ab, als der Diagonalen des Tisches entsprach. Dieses einzelne, nahezu unendlich entfernte Elektron, führte zu einem völlig anderen Ergebnis.

Die bisherige Herleitung von Naturgesetzen berücksichtigt auch keine zeitliche Entwicklung wie beim Billiardtisch. Eigentlich gibt es in der deterministischen Physik keinen Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Und das ist der zweite Fehler.
Naturgesetze kommen nun dadurch zustande, dass man Messreihen innerhalb örtlich und zeitlich isolierter Systeme/Anordnungen vornimmt und dort nach Regelmäßigkeiten sucht. Hat man diese gefunden, werden sie in Formeln gefasst und als Naturgesetze ausgegeben, sofern innerhalb dieser und ähnlicher Anordnung nie eine Ausnahme beobachtet werden kann. Es ist aber den Einschränkungen geschuldet, dass nur innerhalb des vom Physiker gewählten Modells diese Gesetzmäßigkeiten gelten und auch da nur eine Näherungslösung gegenüber der Wirklichkeit darstellen. Neuerdings schließen sich auch immer mehr Physiker der Idee von Prigogine an, besser nicht mehr von Naturgesetzen sondern lieber von physikalischen Regeln zu sprechen.

Aus dieser Perspektive ist die veraltete Auffassung nicht mehr haltbar, die Naturgesetze seien von der Natur vorgegeben und wurden nur entdeckt. Aus dieser Perspektive ist es tatsächlich so, dass Naturgesetze menschliche Artefakte sind, die innerhalb der vom Modell vorgegebenen Grenzen eine sehr gute Annäherung an die Wirklichkeit ermöglichen. Diese Annäherung ist immerhin so gut, dass man damit erfolgreich Menschen zum Mond und auch wieder lebend zurückgebracht hat. Bei der Erklärung des Urknalls, von Schwarzen Löcher, bei der Entstehung des Lebens oder der Erklärung von Geist und Bewusstsein versagen sie aber völlig. Hier kommt man nur mit einem indeterministischen Ansatz weiter, bei dem es keine Naturgesetze mehr sondern nur noch physikalische Regeln gibt.

Die Newtonschen Gesetze beschreiben die Gravitation. Die Formulierung der Gesetze ist egal. Aber ohne Gravitation hätte es niemals Sterne und Planeten gegeben. Beim Urknall wären höchstens ein paar Wassertoff- und Heliumkerne entstanden (wenn überhaupt - Man kann nicht einfach eine der Grundkräfte wegdenken). Und das war es dann. Gleichverteiltes Gas im Universum.

Keine Spur anders, denn Naturgesetze sind nichts weiter als menschgemachte Regeln innerhalb eines bestimmten Modells, die einzelne Vorgänge innerhalb des Universums in guter Näherung beschreiben, sofern man alle anderen Einflüsse außer den beobachteten möglichst weit ausschließt.

Die Welt richtert sich nach keinen Gesetzen, ob wir Menschen nun welche erfinden oder auch nicht.

es wäre dieselbe Erde, er hat diese Beobachtungen/Erkenntnisse eben formuliert, das Phänomen aber war vorher schon da, und wäre auch ohne N. da

Wie im finsteren Mittelalter vor 500 Jahren: Für alles und jedes ist Gott verantwortlich, die Welt ist eine Scheibe und Kritiker enden auf dem Scheiterhaufen.