Was bedeutet diese Sätze von Schiller aus "Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet"?

2 Antworten

Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gesetze sich endigt."
D.h.: dass die normalen Gerichte nicht alles regeln und in Ordnung bringen können, sondern dass es Bereiche gibt, in denen Das Theater leisten kann. Soweit ich mich erinnern kann, meint Schiller damit vor allem schlimme Menschen, die schon tot sind. Das Theater bestraft sie dann gewissermaßen noch im Bereich ihres Andenkens, auf der Bühne.

„Wenn die Gerechtigkeit für Gold verblindet und im Solde der Laster schwelgt, wenn die frevel der Mächtigen ihrer Ohnmacht spotten und Menschenfurcht den Arm der Obrigkeit bindet, übernimmt die Schaubühne Schwert und Waage und reißt die Laster vor einen schrecklichen Richterstuhl."
Hier werden einige Felder aufgezählt, in denen die normale Gerichtsbarkeit nicht funktioniert, zum Beispiel wenn sie bestochen wird, oder wenn sie Angst hat. Dann greift für Schiller das Theater ein.

„Das ganze Reich der Fantasie und Geschichte, Vergangenheit und Zukunft stehen ihrem Wink zu Gebot.“
Hier mein Schüler, dass die Literatur und in diesem Falle das Theater mehr Möglichkeiten hat, als ein Gericht, dass sich genau an die bekannten Fakten halten muss. Im Theater oder auch in einem auf Tatsachen beruhen Roman kann der Autor bestimmte Lücken auch in seinem Sinne füllen.

„Kühne Verbrecher, die längst schon im Staub vermodern, werden durch den Allmächtigen Ruf der Dichtkunst jetzt vorgeladen und wiederholen zum schauervollen Unterricht der Nachwelt ein schändliches Leben."
Das war der Punkt, der mir eben schon eingefallen war: Schiller ist eben der Meinung, dass man jemanden auch nach dem Tode bestrafen kann, indem man sein Ansehen hoffentlich zu Recht zerstört oder mindert.
Viele Diktatoren oder andere Verbrecher schaffen es ja, solange sie macht haben, alle zum Gehorsam zu zwingen. Sie müssen sie auch bejubeln. Das kann dann eben aufhören, wenn sie keine Macht mehr haben, also zum Beispiel tot sind.

spacegiiiirl 
Fragesteller
 20.02.2018, 20:10

vielen vielen Dank !!!!!

spacegiiiirl 
Fragesteller
 20.02.2018, 20:22

hast du noch gute Erklärungen dazu ? "Tausend Laster die jene ungestraft duldet, straft sie; tausend Tugenden, wovon jene schweigt, werden von der Bühne empfohlen." "Hier begleitet sie die Weisheit und die Religion. Aus dieser reinen quelle schöpft sie ihre Lehren und Muster und kleidet die strenge Pflicht ein reizendes lockendes Gewand. Mit welche herrlichen Empfindungen, Entschlüssen, Leidenschaften schwellt sie unsere Seele, welche göttliche Ideale stellt sie uns zur Nacheiferung aus!"

gutifragerno  20.02.2018, 20:37

hast du noch gute Erklärungen dazu ? "Tausend Laster die jene ungestraft duldet, straft sie; tausend Tugenden, wovon jene schweigt, werden von der Bühne empfohlen."
Damit meint Schiller, dass die Bühne eben im negativen und im positiven Sinne das leistet, was normale Gerichte nicht leisten können. Negatives kritisieren und gutes hervorheben.

„Hier begleitet sie die Weisheit und die Religion. Aus dieser reinen quelle schöpft sie ihre Lehren und Muster und kleidet die strenge Pflicht ein reizendes lockendes Gewand. Mit welche herrlichen Empfindungen, Entschlüssen, Leidenschaften schwellt sie unsere Seele, welche göttliche Ideale stellt sie uns zur Nacheiferung aus!"

Hier geht es darum, dass das Theater die Weisheit und die Religion ergänzt. Besonders wichtig ist ihm, dass Literatur oder hier eben das Theater immer auch das Strenge schön darstellt. Das ist eben Ästhetik oder Kunst, dass sie Freude machen kann, auch wenn eigentlich etwas unangenehmes präsentiert wird. Man sieht in einem Film das Ende einer Liebe und ist trotzdem irgendwie auch positiv gerührt da durch.
Die Stelle mit der Seele beschreibt die Wirkungen des Theater, am wichtigsten ist Schiller als einem Vertreter der Klassik, dass die Menschen im Theater sehen, welche Ideale sie auch übernehmen könnten.