Warum gibt es im deutschen Strafverfahren kein System mit Geschworenen wie in den USA?
6 Antworten
Unser System ist deutlich besser, weil hier ein Richter darüber entscheidet ob jemand schuldig oder unschuldig ist. Dieser Richter macht das beruflich und sitzt jeden Tag im Gericht. Der kennt jeden Trick und lässt sich nicht von spitzfindigen Anwälten einwickeln. In den USA werden die Geschworenen oft manipuliert, da wird auf die Tränendrüse gedrückt und da wird bezeugt dass der Angeklagte ein gutes Mitglied der Kirche war und jeden Sonntag in den Gottesdienst gegangen ist. Der kann dann natürlich nicht schuldig sein! Anders herum, wenn der Typ schwarz ist, dann muss er ja schuldig sein! Deshalb kommt es dort zu so vielen Fehlurteilen. Es gibt auch hier Fehlurteile, aber es sind bei weitem nicht so viele wie dort.
Nein, das ist ja das Schlimme. Selbst wenn der Richter genau weiß, dass der Angeklagte nicht schuldig ist, so ist er doch verpflichtet ein Urteil über ihn zu sprechen. Weil es für viele Delikte ein Mindeststrafmaß gibt, muss er Unschuldige hinter Gitter schicken, ob er will oder nicht. Die Angeklagten können dann ihr Glück in der Berufung versuchen. Aber im ersten Prozess ist der Richter nur der "Moderator" der Verhandlung und am Ende muss er über das Strafmaß entscheiden. Aber über Schuldig oder Unschuldig entscheiden nur die Geschworenen.
Der Richter hat die Entscheidung der Geschworenen generell hinzumehmen; es sei denn, er befindet auf einen Verfahrensfehler.mDer Richter verhandelt nicht mit den Geschworenen. Es gibt viele US-Serie, die das darstellen. Das ist keine Fiktion. In den USA funktioniert das tatsächlich so.
Das angelsächsische Rechtssystem unterscheidet sich wesentlich vom hiesigen germanischen Rechtssystem. Wärend im einen System der Kläger nachweisen muss, dass der Beklagte schuldig ist, muss im anderen System der Beklagte nachweisen, dass er unschuldig ist. Ein Geschworenengericht macht vorallem dann Sinn, wenn der Kläger die Schuld des Beklagten nachweisen muss, denn es ist für einen Durchschnittsbürger einfacher zu beurteilen, weshalb jemand angeklagt wird und verurteilt wird, wie zu beurteilen, weshalb jemand nicht angeklagt und gerichtet werden soll.
Viele Rechtsordnungen in Europa sehen die Geschworenengerichtsbarkeit vor, darunter zB. Österreich, Norwegen, Russland, Spanien usw.
In Österreich besteht das Geschworenengericht aus 3 Berufsrichtern ("Schwurgerichtshof") und 8 Laienrichter ("Geschworenenbank"). Dabei entscheiden die Geschworenen allein über die Schuldfrage. Erst wenn die Geschworenen die Schuld bejaht haben entscheiden sie gemeinsam mit den Berufsrichtern über die Höhe der Strafe. Ganz interessant dabei, es ist keine Einstimmigkeit erforderlich, die einfache Mehrheit ist ausreichend.
Wie man sieht ist die Geschworenengerichtsbarkeit also kein "angloamerikanisches" Phänomen und nur in den USA oder Großbritannien zuhause.
In Deutschland wurde die Geschworenengerichtsbarkeit zur Zeit der Weimarer Republik abgeschafft. Die wirklichen Gründe dafür sind bis heute nicht restlos klar. Schade ist es schon, denn man sollte nicht vergessen, dass diese Art der Gerichtsbarkeit vor vielen Jahren in Revolutionen blutig erkämpft wurde.
Habe Suits gesehen und weiß auch irgendwie gar nicht was die Geschworenen machen? Wozu braucht man die denn?
Die Geschworenen nehmen teil an der Urteilsentscheidung anhand der Aussagen der Zeugen, Verurteilten und des anschließenden Plädoyers der Verteidiger beider Seiten.
ah ja stimmt.kann das nicht irgendwie jeder werden, wenn man bestimmte Kriterien erfüllt?
Ja kann und wird man. Als registrierter Staatsbürger kann man dazu berufen werden. (Hinzu kommen natürlich noch ein paar andere Kriterien. Nicht bereits verurteilt worden, keine laufende Ermittlung gegen einen laufen etc.)
Aus meiner Sicht eine sehr veraltete und dumme Idee.
Zu einer Zeit als Gesetze noch von der Allgemeinheit verstanden werden konnten war dies Sicherlich kein schlechtes System.
Betrachtet man aber die heutige Komplexität des Rechtssystems, dann kann man getrost davon ausgehen, dass vielleicht 1% der Geschworenen auch nur im Entferntesten mit den konkreten Gesetzen in einem Rechtsstreit vertraut ist.
Die Gerichtsverhandlung wird also zu einem "Buhlen um die Gunst der Geschworenen". Wer seinen Standpunkt besser und überzeugender darstellt gewinnt.
Wenn du gerne Suits schaust, wirst du genau diese Einschätzung auch von Harvey Specter gehört haben^^
aber letztendlich gilt es doch den Richter/Die Richterin zu überzeugen, oder?
Oder zählt die Mehrheit der Geschworenen genau so viel wie die Meinung des Richters?
Eben leider nicht^^
Wenn ein Prozess mit Jury stattfindet, dann entscheidet die Jury über Schuld und Unschuld. Soweit ich weiß muss diese Entscheidung zwar einstimmig sein, dennoch muss ein Haufen "Normalbürger" ohne jegliche juristische Ausbildung darüber entscheiden. Der Richter ist da nur als eine Art Wortführer/Schiedsrichter zuständig. Er sorgt dafür, dass der Prozess im rechtlichen Rahmen abläuft, dass z.B. keine zulässigen Beweise angeführt werden etc.
oh, komisch. naja, aber ich denke das soll dafür sorgen dass so ein Gerichtsverfahren einigermaßen human verläuft und nicht nur strikt nach Gesetz gehandelt wird
ich glaube schon, man sollte jedenfalls unbefangen sein.
Etwas Vergleichbares mit der Beteiligung der Bevölkerung an der Schuld-/oder Unschuldsfeststellung eines Angeklagten haben wir auch hier in D, das Schöffengericht.
Das stimmt, in den USA gibt es unfassbar viele ungerechte Urteile. Aber hat da nicht trotzdem der Richter die letzte Entscheidung und die Geschworenen reden mit diesem vorher noch drüber und „verhandeln“?