Sind Waldorf-Kindergärten Sekten(ähnlich)?

6 Antworten

Wenn man sein Kind zur Waldorfschule, sollte man schon hinter dem Konzept stehen und ja es wird eine starke Elternbeteiligung gefordert , aber das ist nun mal Teil des Konzepts. Von einer Sekte zu sprechen finde ich aber schon arg übertrieben.

Ich würde nicht, aber das muss jeder für sein Kind entscheiden.

Nein, sektenähnlich sind sie auf gar keinen Fall!

Da aber die meisten Menschen nicht genau wissen, was Waldorfpädagogik ist, hört man immer wieder seltsame Dinge, die sich die Leute zusammengeichtet haben. Alles, was Menschen unbekannt ist, macht ihnen erst mal Angst.

Hinter der Waldorfpädagogok steht die Anthroposophische Lehre Rudolf Steiners aus den 1920ern. Einiges würden wir heute als esotherisch oder überholt betrachten. Aber das meiste ist auch heute noch wie genau dafür gemacht, dass der Mensch sich gut fühlen und sich altersgerecht entwickeln kann! Man muss auch nicht an alles glauben, und man wird auf keinen Fall dazu gezwungen oder überredet. Auch in einem Regelkindergarten ist man so manches Mal nicht mit den Erziehern einer Meinung. Ich finde es viel manipulativer, wenn Kinder in einem Kindergarten mit kirchlichem Träger gezwungen werden, vor dem Essen zu beten.

Ich habe im Rahmen meiner Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin ein 10-wöchiges Praktikum in einem Waldorfkindergarten gemacht. Das waren die schönsten 10 Wochen meines Lebens! Ich wäre als Kind auch gerne in einen Waldorfkindergarten gegangen. Das wichtigste zuerst: Ich bin ein sehr hektischer und leicht ablenkbarer Mensch. Die wunderbare wertschätzende Atmosphäre in diesem Kindergarten hat sich selbst auf mich so ausgewirkt, dass ich innerlich ganz ruhig wurde! Das hat noch keiner sonst geschafft.

Es ging dort ähnlich zu wie in anderen Kindergärten auch (vor den Kindern wird ja nicht das Konzept diskutiert). Aber mit einigen ganz entscheidenden Unterschieden! Jeder Tag, an sich und jeder bestimmte Wochentag folgt einem immer gleichen Rhytmus. Den kennen die Kinder schnell und wissen einfach, was kommt. So fühlt man sich sicher und ruhig, wie in einem Nest. Das ist gewollt.

In "meinem" KiGa war das so: Morgens wird erst mal jedes Kind perönlich mit Handschlag begrüßt. Dann Freispiel bis alle da sind sowie ein "Angebot" von der Erzieherin. Das heißt, sie setzt sich einfach hin und macht stillschweigend etwas (z.B. Blumen Basteln, etwas Filzen, weben usw.). Wenn ein Kind das interessant findet, darf es mitmachen. Wenn es lieber mit seinen Freunden spielt, darf es weitermachen. Jedes Kind macht "sein" individuelles Werk. In einem typischen Regelkindergarten habe ich schon beobachtet, dass alle Kinder aus dem Spiel gerissen und zusammengerufen wurden, um dann alle den gleichen Clown auszumalen.

Dann wird im Morgenkreis gesagt, welches Kind heute nicht mitspielt und warum (Urlaub, Krankheit). Jedes Kind ist so immer präsent. Es wird ein Lied gesungen , ein Fingerspiel gemacht. Dann wird eingeteilt, wer was aufräumt. Anschließend werden Hände gewaschen und es gibt ein gesundes, zweites Frühstück. Z.B. montags Knäckebrot mit Kräuterquak und kleinen Gemüsestückchen, Dienstags Obstsalat, Mittwochs Milchreis usw. Diese Abfolge ist immer gleich und hilft, sich in der Woche zu orientieren. Kinder und Erzieher sitzen gemeinsam an einem schönen Holztisch mit äthetischem Geschirr. Die Erzieherin fragt nach dem Hunger und füllt auf. Dann wird das Schälchen einmal um den ganzen Tisch bis zum letzten Kind weitergereicht. Alle lernen, geduldig zu warten und auch an den Nebenmann zu denken. Ein Kind hat immer die Aufgabe, um den Tisch zu gehen und den anderen etwas zum Trinken in den Becher zu gießen. Diese Aufgabe wird sehr ernsthaft ausgeführt und ohne Verschütten gemeistert. Es folgt ein Tischspruch, dann wird gegessen. In einem Regelkindergarten habe ich erlebt, wie die Kinder an den verstreut stehenden Basteltischen saßen, eine fleckige Bastelunterlage auf den Tischen. Jedes Kind hatte seine Platikdose vor sich. Die Erziehrinnen saßen abseits, tranken Kaffee und unterhielten sich über private Dinge. Die Kinder mussten aber leise sein, sonst wurde geschimpft. Einfach trostlos!

Nach dem zweiten Frühstück ziehen sich alle an, denn bei Waldorf´s geht man JEDEN Tag raus, egal , wie das Wetter ist. Natürlich wird auf warme Kleidung geachtet. Die Kinder werden von den Erzieherinnen beobachtet, oder diese werkeln im Garten herum, sägen Holz u.ä. Wieder dürfen sich die Kindr gerne anschließen. Im Regelkindergarten habe ich erlebt, dass die Kinder sich selbst überlassen werden. Die Erzieherinen stehen kaffeetrinkend auf der Terrasse und unterhalten sich privat.

Dann kommen alle wieder herein, Hände waschen, in den Stuhlkeis setzen, Nase putzen usw. Die Erzieherin liest eine Geschichte vor und zeigt die Bilder im Kreis herum. Die Kinder kommen so allmählich "runter" , werden wieder ruhig. Danach gibt es Mittagessen in der Art des zweiten Frühstückes. Es wird immer frisch zubereiet, meistens sogar Bio. Im RegelKiGa wurde Kantinenessen aus dem nache gelegenen Krankenhaus auf Plastiktellern serviert. Wieder an denselben schmutzigen, ungemütlichen Tischen. Und natürlich sich selbst überlassen.

Teil 2 folgt eine Antwort weiter, die Zeichen sind "alle"

Ach ja, die Vormittagsangebote waren: Montag in den nahen Wald gehen, Dienstag Brötchen backen (die wurden dann am nächsten Morgen gefrühstückt), Mittwoch Eurhythmie-Tanz, Donnerstag Basteln, Freitag Tuschen. Und zwar mit den guten Stockmar-Farben auf Aquarellpaier!

Siehst du, das weiß ich jetzt nach 15 Jahren noch...

Teil 2

Nachmittags war dann wieder Freispiel bis zum Abholen. Jedes Kind wurde wieder mit Handschlag verabschiedet.

Im Eingangsbereich hingen verschiedene Aushänge, auf denen sich die Eltern zur Elternarbeit eingetragen haben. Jeden Freitag war z.B. eine andere Mutter dran mit Putzen. Manchmal waren Gartenarbeit oder Reparaturen zu erledigen. Oder die Holzmöbel mal einzuölen. Auch hierfür haben sich die Eltern eingetragen. Einmal hieß es: am soundsovielten wollen wir neuen Sand für den KiGa abholen. Wer hilft mit? Wer macht was? Und es kamen tatsächlich alle! Es fanden sich 2 Väter, die den Sand mit ihren Anhängern abholten. Und alle anderen Mütter und Väter luden ab und verteilten den Sand im Gelände. Teilweise waren sogar die älteren Geschwister mitgekommen, um mit ihren Kinderspaten zu helfen. So eine Aktion erzeugt natürlich ein tolles Gemeinschftsgefühl! Konzept ist ja auch, die Kinder ans Leben heranzuführen und sie soweit wie möglich mit einzubeziehen. Das war ein gutes Beispiel dafür. Im Regel-KiGa hat du so was nicht. Jeder zieht nur rasch irgendwie sein Kind an und stürmt nach Hause.

Eine solche Elternarbeit ist natürlich nur möglich, wenn alle gleichermaßen mitmachen und nicht immer nur die drei selben. Wahrscheinlcih ist das gemeint, wenn einige Sachen sagen wie "die lassen ja nicht jeden rein!" Nein, natürlich nicht. Ich würde als Elternteil auch kein anderes neben mir heben wollen, das sich immer raushält, wenn es um Arbeitsverteilung geht! So was bekommt man ja im Elterngespräch zur Aufnahme auch mit und lehnt diese Eltern dann ab.

Im Waldorfkindergarten wird überwiegend mit natürlichen Materialien gespielt, also aus Holz, Wolle, Kastanien, Tannenzapfen, Baumwoll- und Seidentüchern usw. Viele der Spielzeuge sind selbstgemacht und haben so einen ganz eigenen Charakter. (Im RegelKiGa habe ich schmutziges Plastikspielzeug und schmuddelige Puppen mit nur noch einem Auge vorgefunden...) Waldorferzieherinnen bereiten eigentlich auch immer etwas kindgerechtes, magisches für ihre Schützlinge vor: Z.B. Nach Feierabend unter einem Busch ein "Zwergenhäuschen" aus Rinde und Moos bauen, das die Kinder am nächsten Tag im Garten finden können. Einmal wurden die alen Filzkissen für die Puppen ausgetauscht und neue genäht. Das wurde nicht einfach so hingelegt - nein: Die Kinder fanden am nächsten Moren beim Feispiel ein Paket im Regal, das an sie adressiert war. Absender: Die Zwergenschneiderei aus dem Buchenwald. Als sie das Paket gemeinsam mit großer Spannung öffneten, fanden sie die neuen Kissen vor. Ist DAS nicht liebevoll? Auf die Kinder im Regelkindergaren wird lange nicht so eingegangen!!!

Ja, ich würde mein Kind auf alle Fälle in einen Waldorfkindergarten gehen lassen.

Liebe Grüße, Sozialpädagogische Assistentinund Tagesmutter mit Waldorfspielzeug

Aus meiner Sicht ist es wichtig sich mit den nicht unproblematischen Konzepten und Inhalten der Waldorf Pädagogik auseinanderzuseten. Man kann meiner Meinung nach nämlich nicht Pädagogik und ideologische Grundlagen voneinander trennen.

Vielleicht hilft Dir der nachfolgende Artikel, Dir einen ersten Überblick zu verschaffen:

Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik http://www.sektenwatch.de/drupal/sites/default/files/files/anthroposohie_wurzelrassen.pdf

Mit der Frage Sekte oder nicht hat dies nichts zu tun.

Hierzu findest Du was unter ........./drupal/node/20